Dieter Zetsche gibt im Mai nach dreizehn Jahren an der Spitze seinen Posten als Daimler-Chef auf, nach einer Abkühlphase übernimmt er 2021 die Leitung des Aufsichtsrats. Kurz vor dem Abschied musste er einen großen Gewinneinbruch für das vergangene Geschäftsjahr bekanntgeben. Die Zukunft des süddeutschen Autokonzerns sieht er trotz schwerer Aufgaben wie etwa dem Wandel zur E-Mobilität optimistisch.
„Nach vorne blickend ist meine Stimmungslage sehr gut, das liegt auch daran, dass ich nach hinten blickend mit einigem Recht zufrieden bin“, sagte Zetsche im Gespräch mit Welt.de zu seiner persönlichen Bilanz. Die von ihm nach anfänglichem Zögern eingeleitete Elektromobilitäts-Offensive wird künftig sein Nachfolger Ola Källenius umsetzen, der bislang für Forschung und Entwicklung verantwortlich war.
Dass der Umsatz von Daimler 2018 gerade einmal um zwei Prozent stieg und der Gewinn um 29 Prozent zurückging, hat mehrere Gründe. Dazu gehören neben der Dieselkrise, dem Handelsstreit zwischen den USA und China sowie Zulassungsproblemen durch den Prüfzyklus WLTP auch Investitionen in neue Elektroautos und deren Technik.
Daimler setzt künftig verstärkt auf voll- und teilelektrische Stromer, ohne lassen sich die zunehmend strengeren EU-Vorgaben für den CO2-Ausstoß der Fahrzeugflotten nicht erfüllen. Hinzu kommt der Druck durch neue, erfolgreiche Wettbewerber wie Tesla und der Elektroauto-Fokus des Mega-Markts China. Anders als einige Kritiker sieht Zetsche Daimler bei E-Autos gut aufgestellt. Er räumte allerdings ein, nicht zu den Vorreitern bei der alternativen Antriebsart zu gehören.
Zetsche gab zu, dass er „nicht unglücklich“ wäre, wenn Daimler schon zehn Elektrofahrzeuge im Programm hätte. Mit dem Auslaufen der E-Variante der B-Klasse vor zwei Jahren verkauft derzeit nur die Tochter Smart Batterie-Pkw. Bei der Kernmarke Mercedes steht in diesem Jahr der Serienstart des neuen Stromer-Labels EQ an. „Ein Jahr hin oder her, ich glaube, wir haben alle Weichen auf volle Kraft voraus gestellt“, so Zetsche. „Ich glaube nicht, dass wir in großem Schnarchen in den letzten Jahren zu diesem Weg gefunden haben.“
Elektro-SUV EQC bereits ausverkauft
Der erste Mercedes EQ kommt in Form des SUV EQC auf den Markt. Vorgestellt wurde das Serienmodell im September 2018, die Produktion beginnt nach aktuellem Stand Mitte des Jahres. Laut Zetsche ist das Interesse an der neuen Baureihe bereits groß. „Wir sind sicher, dass wir die Nachfrage in 2019 nicht befriedigen können und vermutlich auch 2020 nicht“, sagte er. Zwar tue man alles, „um die maximale Kapazität zu erreichen“, der EQC sei vor dem Marktstart aber quasi ausverkauft – das gelte auch für den Elektro-Smart.
Daimler will seine wichtigsten Marken bis 2022 komplett elektrifizieren – „in jedem Segment vom Smart bis zum SUV“. Dazu kaufen die Schwaben bis ins Jahr 2030 Batteriezellen für mehr als 20 Milliarden Euro. Zur E-Mobilitäts-Strategie gehört, dass Smart ab 2020 in Deutschland und Westeuropa nur noch elektrische Autos verkauft – in den USA, Kanada und Norwegen ist dies bereits seit 2017 der Fall. Flankierend soll es diverse Nutzfahrzeuge auf Wunsch auch mit E-Motor geben.
Die Investitionen in die Elektrifizierung des Konzerns und die durch die teurere Technik erwarteten Gewinneinbußen dürften Zetsche-Nachfolger Ola Källenius vor Herausforderungen stellen. Im laufenden Jahr werde dies laut Finanzchef Bodo Uebber aber kein großes Problem – dafür sei die Zahl der Elektroautos im Verhältnis zu den insgesamt 2,3 Millionen verkauften Fahrzeugen noch nicht groß genug.
Jürgen Baumann meint
26. Juli 2024
Gerade habe ich mein neues Elektrofahrzeug bekommen, gefertigt in China.
1200 km Reichweite, genügend Platz für die ganze Familie, es fährt auch alleine, wenn eich will. Meistens will ich.
Als ich bei den ehemaligen Mercedes Werken bei Sindelfingen vorbeifuhr, staunte ich, wie schnell das verlassene Werk zerfallen war. Die Natur holt sich die ausgedehnten Flächen zurück. Kaum zu glauben, dass hier tatsächlich mal ein weltweiter Konzern seine Fertigung hatte.
ThomasPfau meint
So wie es Ranult machen will
https://ecomento.de/2019/02/11/neuer-renault-zoe-soll-400-wltp-kilometer-schaffen-ccs/
währe es die richtige Richtung
Stocki meint
Irgendwie schafft es Mercedes immer wieder, ihre Autos so altmodisch aussehen zu lassen wie möglich. Verwunderlich ist es nicht, denn die werden ja auch überwiegend von älteren Menschen gefahren (das meine ich jetzt nicht abwertend). Es ist aber auch so, dass die ältere Generation überwiegend beim altbewährten bleiben will, dem Verbrenner. Neues wird äußerst kritisch beäugt. Deshalb werden Innovationen in eher homöopathischen Dosen verabreicht. Jetzt kommt da so ein Startup aus Übersee im Gewande eines David und lehrt den Goliaths dieser Welt das fürchten. Das da Daimler auch dazu gehört sieht man am Aktienkurs, der sich seit geraumer Zeit im Sinkflug befindet. Ich wünsche niemandem was schlechtes, aber der schlafende Goliath sollte langsam echt aufwachen, sonst wird’s Genauso enden wie damals bei Agfa oder Nokia.
Midget meint
Solange in ein kommendes BEV veraltete Technik z.B. 1Phasen-Lader verbaut wird glaube ich nicht, dass es Mercedes ernst meint und den Wandel anstrebt
Simon meint
2 Phasen Lader
Jörg2 meint
Was sitzen da für „Germanisten“ in der Marketingabteilung?
Wie stellt man „Weichen“ auf „volle Kraft voraus“?
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Das habe ich mir auch gedacht. Keine Ahnung von E-Autos, aber auch keine Ahnung von Gleisen und Weichen. Tolle Mitarbeiter im Technikkonzern. Aber natürlich sind wir vorn.
Jörg2 meint
Vielleicht haben die da einen Troll sitzen, der weiß, dass sein Chef jeden Mist in die Mikrofone bläst, es muss sich nur irgendwie gewaltig anhören.
Und im Stillen laufen Wetten, ob er den Spruch bringt oder merkt, dass das nur Geblubber ist…
Frank meint
Bin immer wieder erstaunt, wie altmodisch das EQC-Design ist.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Passt irgendwie in die katastrophale Design-Geschichte von Mercedes in den letzten 25 Jahren.
Elektroantrieb als neue Chance für ein disruptives Design im Fahrzeugbau zu sehen, das hat noch kein Gestalter aus dem VDA-Club verstanden. Sehr schade; am Ende müssen alle wieder Tesla kopieren.
150kW meint
Die Produktion ist lange im voraus ausverkauft und deshalb müssen sie Tesla kopieren? :)
Düsentrieb meint
,…durch die teurere Technik erwarteten Gewinneinbußen…,
Hab ich was verpasst? Die Technik von E-Autos ist deutlich einfacher und günstiger. Und die Akkus wollen sie ja einkaufen…
Autofan meint
Echt? Und warum baut Tesla nicht seinen 35k zzgl. Steuern Modell 3?
Ist ja alles easy…
teslatom meint
nicht ernst gemeint, der Kommentar, oder?
Tesla expandiert, in den letzten 7 Jahren um Faktor 29!
Manchmal ist es wirklich sinnvoll, vor dem reflexartigen Posten sich kurz zu informieren und …
Ok, in Kurz: Tesla expandiert, Daimler schrumpft ????
Autofan meint
Klar. Tesla expandiert aus einer Nische und Daimler ist ein riesiger Konzern.
Oder unterstellst du etwa das Tesla ewig wächst?
Stocki meint
@Autofan Beachte: an Wert hat Tesla Daimler schon fast erreicht. Und wenn sich irgendetwas nicht mehr verkauft, kann es sehr schnell gehen, was ich Daimler natürlich nicht wünsche. Man nennt das ja auch den Nokia-Effekt.
Stocki meint
@Autofan Ich muss mich korrigieren, Tesla hat nach BMW nun auch Daimler überholt (siehe elektrivenet)
MiguelS NL meint
Auf der Börse sind nur Toyota #1 un Volkswagen #2 mehr Wert als Tesla
Alex meint
Weil es (noch) nicht notwendig ist, wenn man sich so anschaut, was die anderen in den letzten Jahren alles (nicht) auf den Markt gebracht haben….
Robert meint
Das bauen sie schneller als den deutschen Herstellern es lieb ist. Im zweiten Halbjahr kommt es. Aber auch schon ein fast 450PS starkes Allrad M3 wird sich in Europa blendend verkaufen, da es mit ca. 56000€ für Austattung und Leistung sehr günstig ist
i_Peter meint
Eben: die Batterien müssen sie teuer einkaufen. Und sie erwartet harter Wettbewerb auf dem E-Auto Markt. Das senkt die Margen: weniger Gewinn.
Peter W meint
Da darf man gespannt sein, was nach Zetsche kommt. Wenn sich dann so viel verändert wie bei VW könnte auch Daimler noch die Kurve kriegen. Nach der Meldung von gestern, dass Daimler mehr chinesische Zulieferer beauftragen will, ist der Untergang aber kaum aufzuhalten. Made in China ist dann ohne Mercedesstern mit Sicherheit günstiger zu haben.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Da bin ich ja echt froh, dass Mann + Hummel jetzt rießige Luftfiltertürme für Innenstädte (insbes. für Stuttgart für die Meßstation am Neckartor) entwickelt hat. Dann kann der Umsatzeinbruch bei den Ölfiltern vielleicht doch noch kompensiert werden.
Bis dann leider aufgrund des Wegfalls von Verbrennern und der damit natürlich reinen Luft die Filter obsolet werden. Naja, Untergang der Firma um 10 Jahre nach hinten verschoben.
Andi-nün meint
Die Nachfrage ist ohne Zweifel gigantisch.
Karl meint
Stimmt, erinnert mich daran, daß ich mich noch für die EQ Ready App bedanken muß. Das im Hintergrund aufgezeichnete Fahrprofil hilft bei der Entscheidung für ein BEV.
Sie hat mich in den letzten anderthalb Jahren darin bestätigt, daß mein Tesla Modell 3 (in Realität die gleiche Reichweite wie der ECQ auf dem Papier) ohne Probleme meine Anforderungen an ein BEV erfüllt.
Kann man nur sagen: Möge den deutschen Herstellern der Erfolg zukommen, der Ihnen gebührt!
Ich hole lieber in 3 Wochen mein Modell 3 ab.
Tim Leiser meint
„Ich hole lieber in 3 Wochen mein Modell 3 ab.“
Glückwunsch!!! Bin auf Berichte gespannt :-)
MiguelS NL meint
Karl, dein Model 3 fährt sogar im Winter weiter als der EQC auf Papier.
Glückwunsch ????
MiguelS NL meint
“dafür sei die Zahl der Elektroautos im Verhältnis zu den insgesamt 2,3 Millionen verkauften Fahrzeugen noch nicht groß genug.‘
Damit es klar, ich hoffe Sie denken nicht weiter nach und akzeptieren es. Natürlich können wir nicht sagen wie klein, ich meine wie gross, das Volumen für 2019 ist.