Wenn es um E-Mobilität in Deutschland geht, kommen immer wieder die Fuhrparks der Bundesregierung zur Sprache. Die Verantwortlichen werden bereits seit längerem dazu angehalten, mit gutem Beispiel voranzugehen. Für die Anschaffung umweltfreundlicher Fahrzeuge sind insgesamt fast 100 Millionen Euro im Haushalt vorgesehen – die Stromer-Quote der meisten Flotten ist aber noch gering.
Die Mitarbeiter der Ministerien greifen nach Informationen des Spiegel weiter lieber auf Modelle mit Verbrennungsmotor zurück. Gerade einmal 73 der fast 8400 Fahrzeuge, die von der Regierung im letzten Jahr für Ministerien und Behörden angeschafft wurden, fahren demnach rein elektrisch – ein Anteil von nicht einmal einem Prozent.
Das zuständige Innenministerium habe die Liste aller Fahrzeuge erst auf eine konkrete Nachfrage der Grünen-Bundestagsfraktion vorgelegt. Auf eine erste Anfrage der Grünen Ende 2018 hätten die Beamten noch von 251 Autos gesprochen, darin waren allerdings auch Hybride enthalten. Stichtag der Abfrage war der 30. November.
„Wie soll das mit der Elektromobilität je etwas werden, wenn nicht einmal die Bundesregierung E-Autos anschafft“, sagte Oliver Krischer, Verkehrsexperte der Grünenfraktion, im Gespräch mit dem Spiegel. Die „markigen Ziele“ von Ex-Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) würden sich angesichts der Zahlen als „heiße Luft“ entpuppen.
Sebastian meint
Abgesehen davon, dass der Fuhrpark oft aus Limousinen besteht und es keine deutsche langstreckentaugliche Elektrolimo gibt, gibt’s noch ein weiteres Problem: das Geld. Viele staatliche Fahrzeuge sind nicht mehr gekauft sondern geleast. Unsere bayrische Behörde z. B. fährt überwiegend geleaste BMW und die bekommen wir zu einem Preis, der lächerlich ist. Aber halt nicht alle Fahrzeuge. X-Modelle müssen schon wieder gekauft werden, was unterm Strich teurer kommt. Aber SUVs verkaufen sich ja eh recht gut. Also warum günstig zum Leasing anbieten. Elektromodelle gibt’s sicherlich auch nicht günstig. Es sind zwar ganz wenige beschafft worden aber das ist reine Prestigearbeit. Fazit: es bestimmen (mal wieder) unsere Hersteller was der Staat fährt. Einfach über den Preis.
An dieser Preispolitik sieht man schön, dass es dem Hersteller nicht darum geht den großen Reibach mit dem Verkauf zu machen. Hauptsache die Fahrzeuge sind bei irgendjemanden in Besitz und der rennt schön regelmäßig in die Werkstatt und lässt Ölwechsel machen und Teile tauschen. Der fette Gewinn wartet im Aftersalesgeschäft.
Das ist auch der Grund warum BEVs so verhasst sind in dieser Industrie. Neben der Tatsache, dass sich die Machtverhältnisse bei den Zulieferern verschieben, passen die tendenziell wartungs- und verschleißfreien E-Antriebe überhaupt nicht zum Geschäftsmodell und zu den Strukturen der Alten. Nicht mal mehr groß Bremsbeläge brauchen diese Fahrzeuge. Das wirft ein bisher sehr lukratives und gut laufendes Geschäftsmodell völlig über den Haufen.
DI Dr Paul Dietl meint
Geld ist bei uns in der Firma natürlich auch immer „knapp“ und es wird sparsam damit umgegangen. Trotzdem ist zumindest bei uns im Management die „Parität“ von E-Antrieben vs. Verbrenner-Antrieben bei Dienstfahrzeugen fast schon hergestellt. Und nächstes Jahr gibt es dann mehr E-Autos als Verbrenner! Auch deswegen, weil die Leasingraten zum Teil günstiger sind!
Übrigens: selber habe ichz meiner Famile jetzt einen Renault Zoe mit 41kWh Batterie um unter 20.000 Euro gekauft. Nicht wirklich teuer, und viel Platz und Reichweite. Ich denke, viele (öffentliche Stellen) sind nur zu bequem und/oder im Anbetracht des galoppierenden Klimawandels allzu ignorant!
Christian meint
Der war gut! „Mit gutem Beispiel voran!“
Weiter als 3 Jahre denkt doch keiner – dann fängt wieder der Wahlkampf und die eigene Position zu halten ist wichtiger als alles andere. Das sollen unsere Vorbilder sein? Atomausstieg ja – nein – ja? CO2 Ziele? Kohleausstieg? Erneuerbare Energien Gesetz? Förderung der Ladestationen? Wo man hinschaut nicht zu Ende gedachte Flickschusterei – Vorbilder.
nilsbär meint
Die letzte Wahlkampftour der Grünen Österreichs wurde nicht mit der Bahn bestritten, auch nicht mit einem E-Auto, sondern mit einem Dieselbus. Wenn nicht mal den Grünen E-Autos zugemutet werden können, warum dann den deutschen autolobbyhörigen Politikern? Und Tesla scheidet als ausländisches Produkt natürlich aus, genauso wie die E-Busse von BYD im Nahverkehr. Auf der anderen Seite erwarten wir als Exportnation, dass andere Länder unsere Produkte kaufen, wenn sie besser sind. Eh klar.
Konni 55 meint
Nils – immer wieder treffend, gehe 100% mit Dir !!!
Duesendaniel meint
Sie predigen Wein und trinken Wasser. Das Schlimme daran ist, dass sie es gar nicht wissen, oder sie werden dafür belohnt sich so dumm zu stellen.
Matthias meint
Wasser trinken wäre eh o.k.
Daniel S meint
Über 8000 Fahrzeuge für Ministerien und Behörden – also meist nicht für vielfahrende Politiker, sondern ganz normale Arbeitsfahrzeuge.
Da soll z.B. ein e-Golf nicht genügen? Die leben ja im totalen Luxus oder in der Vergangenheit. Wahrscheinlich beides.
Peter W meint
Wie hier schon richtig angemerkt wurde gibt es keine einzige deutsche elektrische (Luxus) Limousine, die einem deutschen Politiker genügt. Die wenigen PHEVs die gekauft wurden haben sich längst als Mogelpackung herausgestellt. Befragte Chauffeure haben bestätigt, dass da kein Liter Sprit gespart werden kann. Die PHEV-Benziner saufen auf der Autobahn mehr als jeder Diesel.
Hätte die Regierung den deutschen Herstellern mal richtig Dampf gemacht, und tausend Teslas bestellt, wäre denen ein Licht aufgegangen. Aber das hätte sehr große Diskussionen und böses Blut gegeben.
Gabor Reiter meint
„Hätte die Regierung den deutschen Herstellern mal richtig Dampf gemacht…“
Haha. Der war gut. ????
Ducktales meint
Nun ja, was soll man sagen bzw. schreiben ?!
Denken Sie bitte an Kommentare in diesem Forum zum Thema deutsche Politiker sollen auch deutsche Fahrzeuge fahren bzw. sich in Ihnen fahren lassen, sonst… (schwarze Gedanken)
IMHO: Bis in dieses Jahr 2019 heinein gab es für für deutsche Politiker, die auf deutschen Straßen aller Art unterwegs sein wollten, offenbar kein adäquates deutsches Elektro-Fahrzeug (PHEV, BEV, H-EV) eines deutschen Automobilherstellers, der dieses im deutschen Deutschland fertigt und das diesen deutschen Wünschen und deutschen Anforderungen der deutschen Politiker gerecht wird.
e-Golfs, e-Ups, GTEs (PHEV von VW) standen wohl nicht auf der Liste adäquater Fahrzeuge und Hersteller aus anderen Ländern und Kontinenten sind ja nicht deutsch genug, selbst wenn die verbauten Teile von deutschen Zulieferern kommen. Ironischerweise kommen viele Teile der deutschen elektrifizierten Fahrzeuge aus anderen Ländern, aber das Logo vorn drauf (made in China?) zeigt dass es (das BEV/PHEV, H-EV) von einem deutschen Hersteller ist.
Nun gibt es ja endlich Audi und Daimler, die mit e-Tron (amerikenischer Name?) und EQC (englische Abkürzung?) ein Angebot an die Politiker machen können, oder die Elektrovorzeigefahrzeuge wie im Falle Kretschmann einfach „zur Verfügung“ stellen.
Dann mal los ihr Entscheider in den Politischen Gremien:
kaufen, leasen und ab geht die wilde und freie Fahrt für freie Politiker in einem freien Land (Meinungsfreiheit inklusive) – ohne Tempolimit!
Mir fällt noch auf, das gleiche spielt sich offenbar gerade bei Elektrobussen ab?!
Massiver Widerstand der LKW-Lobby, Selbstlob der Politiker auf allen Ebenen zum Thema CO2 Grenzwerte. Aber das ist wohl nur subjektive Wahrnehmung.
mal sehen, was die Politik nun macht
wir dürfen gespannt sein
ich weiß jedenfalls, was ich nicht mehr mache(n) werde
EdgarW meint
Bei Dir klemmt die eine oder andere Taste.
Zum Thema:
Was vor allem kontraproduktiv daran ist: Wenn kein politischer Entscheider elektrisch fährt, begreift er/sie auch nicht, wo die Probleme tatsächlich liegen.