Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer will mehr Lademöglichkeiten für Elektroautos. Das bestehende Netz an Ladepunkten soll deutlich ausgebaut werden – dafür brauche es „sofort eine Milliarde Euro“ zusätzlich aus dem Bundeshaushalt.
„Wir brauchen Lademöglichkeiten zu Hause, am Arbeitsplatz und am Supermarkt“, sagte der CSU-Politiker der Bild am Sonntag. Nach Daten des Verkehrsministeriums füllen die Besitzer von Elektroautos ihre Fahrzeuge „zwischen 75 und 85 Prozent“ zuhause oder am Arbeitsplatz. Deshalb sei der Ausbau privater und gewerblicher Ladestationen wichtig.
Scheuer sprach sich dafür aus, dass der Staat bis zu 50 Prozent der Kosten für neue Ladepunkte übernimmt. Eine Normal-Ladestation mit Einbau und Netzanschluss würde dann mit bis zu 3000 Euro gefördert. Für eine Schnellladestation gäbe es bis zu 30.000 Euro dazu. Der Verkehrsminister will das neue Förderprogramm bis Juli zur Realität werden lassen.
Grüne fordern weniger Bürokratie
Die Grünen und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) begrüßten Scheuers Vorstoß, verlangten aber weitere Maßnahmen. Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer sagte: „Noch wichtiger als eine Förderung wäre, wenn die Bundesregierung endlich bürokratische Hemmnisse für Ladesäulen in Tiefgaragen und Parkplätzen beseitigt.“ Die Regierung sei bis heute nicht in der Lage, EU-Vorgaben für Mindestzahlen an Ladesäulen auf Parkplätzen umzusetzen.
Der Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Stefan Kapferer, meinte: „Damit die in Aussicht gestellten Fördergelder auch wirklich fließen können, muss sichergestellt werden, dass jeder Mieter und Wohnungseigentümer eine Ladesäule einbauen kann, wenn er es möchte und die Finanzierung sicherstellt.“ Die zuständige Bundesjustizministerin Katarina Barley müsse hier endlich tätig werden und das Miet- und Wohnungseigentumsrecht anpassen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Ja, der Scheuer gefällt mir: Steht morgens auf, denkt sich, was kann ich denn heute so machen? Haben wir doch nicht gerade den Bundeshaushalt und die Budgets der einzelnen Ministerien besprochen? Naja, dann fordere ich jetzt einfach mal eine Millarde – also 1.000 Millionen Euros für Ladeinfrastruktur; mal schaun was mit meiner tollen Idee so alles passiert.
Da wundert sich doch hoffentlich wirklich keiner, dass sogar Schüler auf die Straße gehen; diese Qualität von Politikern ist nicht zum Aushalten.
Christian meint
Dieses zusätzliche Geld ändert nix am Ladekartenchaos (zu wenig bürokratische Vorgaben) und dem elenden Eichgesetz (bestehende Gesetze werden in D gerne zu bürokratischen Kraken ausgebaut und damit investitionsabwürgende Monster).
@Andi: Einfach mal beide Augen zudrücken beim Eichgesetz wie bei den NO2 Grenzwerten dann wird es vielleicht noch was. Ansonsten ist das Geld wirkungslos bis uneffektiv eingesetzt.
@Andi2: Wann kommt endlich die PKW-Maut? Wie werden BEVs eigentlich „entlastet“. Antwort an Aprilscherz-der-Jahre-2014-2019@Kaschperl-fährt-E-Roller-Ministerium.de
Jeru meint
Auch wenn ich nicht viel von diesem Vergleich halte aber nur noch einmal zu Erinnerung.
1 Mrd. Euro wäre genug um mehr als 1000 Wasserstofftankstellen zu bauen. Noch eine weitere Milliarde und das Netz wäre schon sehr gut ausgebaut.
Ab jetzt verweise ich gern auf diese News, wenn es darum geht das 1 Mrd. Euro so verdammt viel sind.
„Scheuer sprach sich dafür aus, dass der Staat bis zu 50 Prozent der Kosten für neue Ladepunkte übernimmt.“
Und alle meckern hier über die übertriebenen Subventionen für FCEV und das die Politik das BEV klein halten will.
„Für eine Schnellladestation gäbe es bis zu 30.000 Euro dazu.“
Schnellladesäulen (50 kW) kosten also 60.000,- Euro und mehr. Für eine Wasserstofftankstelle (ohne Kostenreduktion durch Großserien) bekommt man also 16x 50 kW Ladesäulen. Eine 100 kWh Batterie muss deutlich länger als 2h an einer Schnellladesäule (50 kW) geladen werden, um voll zu sein.
Das bedeutet, dass eine H2 Tankstelle in 7,5 Minuten Fahrzeuge anfertigen muss, um genauso schnell zu „laden“ wie 16x 50 kW Ladesäulen. Dazu kommt, dass die Ladezeit länger als 2h sein wird und Ladesäulen mit mehr Leistung im Verhältnis noch teurer sind.
Ladeinfrastruktur für BEV wird für die Gesellschaft teurer werden als die für FCEV. Mir ist das eigentlich egal, weil ich der Meinung bin, dass wir beide Technologien brauchen. Wenn es um die Kosten geht und die sich ständig wiederholenden „Argumente“ gegen FCEV sind diese Zahlen jedoch trotzdem interessant.
Sebastian meint
Naja, erstens scheinen sich 150 kW als Schnellladung durchzusetzen und da steht man eher nur ne halbe Stunde und zweitens sind damit die ganzen anderen Nachteile der Brennstoffzelle nicht beseitigt. Und zu den Wasserstofftankstellen muss ich ja noch die Stromerzeugung deutlich ausbauen. Sinnigerweise mit Erneuerbaren Energien. Mit Dampfreformation und/oder Kohlekraftwerken macht das alles keinen Sinn. Ob das dann unterm Strich billiger wird, wage ich sehr stark zu bezweifeln.
Peter W meint
Der Traum vom billigen und umweltfreundlichen Qasserstoff stirbt auch zuletzt, aber auch er stirbt. Billigen UND umweltfreunlichen Wasserstoff wird es innerhalb der nächsten 20 Jahre nicht geben. Wir sollten also für die nächsten 20 Jahre auf das BEV setzen, denn das funktioniert, hat einen hohen Wirkungsgrad und den Strom haben wir auch.
Das war kein Aprilscherz!
MiguelS NL meint
„Schnellladesäulen (50 kW) kosten also 60.000,- Euro und mehr…“
Die wollen für Langstrecke 50 kW Ladesäulen hinstellen? für 60.000,- Euro? Und der Kunde muss angst haben dass ggf. der Ladepunkt Parkplatz belegt ist, außer Betrieb ist, noch weniger lädt, er die falsche Karte hat oder nicht funktioniert. Selbst bei gratis Strom fährt da keiner hin. Bis das Geld fließt, rollt Tesla wahrscheinlich schon die Version 3 raus die bis zu 250 kW lädt, in einem viel viel größeren Netz.
Ein EV auf Langstrecke auf 100% kommt in der Regel nicht und mach keinen Sinn.
Letztens hat ein Model 3 (youtube) im bestehenden Tesla Netz mit 147 kW geladen, bei 60% noch mit ca. 116 kW, von 10 auf 90 % in 35 Min, 400 Praxis km (d.h. nicht NEFZ) in 35 Min. bedeutet er hat unterm Strich geladen mit 685 km/h. Laden bis 90% kommt aber auch wenig vor, das erkläre ich später.
Ich denke für eine 1 Milliarde Euro, baut Tesla gerne 25.000 Supercharger Ladepunkte, d.h. 12.500 Stationen mit je 20 Punkte. Dazu kommt noch dass BMW, VW usw. zusammen einen solchen Betrag mehr als gut selbst finanzieren könnten.
MiguelS NL meint
Ein EV auf Langstrecke auf 100% LADEN kommt in der Regel SO GUT WIE nicht VOR und macht keinen Sinn.
MiguelS NL meint
Sorry, ich meinte 1.250 Stationen. Ggf. setzt man das Ziel auf 10 Punkte je Station, und dafür ein noch dichteres Netz mit 2.500 Stationen. Gibt es überhaupt so viel Tankstellen entlang der Autobahn?
Jörg2 meint
Fein, dass Diess sich die Zeit genommen hat, die To-do-Liste des Herrn Scheuer zu aktualisieren.
Eine gesetzliche Änderung im WEG-Recht würde kein Bürgergeld (Steuergeld) kosten. O.k. vielleicht irgendwelche Sitzungspauschalen und Druckkosten …. aber keine Mrd.
Hat Herr Scheuer nicht ein eigenes Budget? Er braucht doch nur etwas umbuchen. Z.B. von irgendwelchen unterirdischen Bahnhofsbauten oder Großparkplätzen mit Ladebahn oder H2-Tankstellen….
JürgenV meint
Was hat denn der Herr Diess damit zu tun? Die Forderung zum Ausbau der privaten und betrieblichen Lademöglichkeit ist dann doch schon älter als die Anregung durch Diess.
Der Scheuer Andy sollte mal lieber in seinem Resort zu Gunsten der Ladeinfrastruktur umschichten. Da würden soviel Mittel frei, das er an jeder Laterne einen Ladepunkt anbauen könnte
Sebastian meint
Weil der Scheuer, mMn sehr offensichtlich, nur die Marionette der Autoindustrie ist und macht was die sagen. Bisher hat er E-Mobilität eher aktiv verhindert und jetzt will er gleich mal ne Milliarde locker machen. Finde ich gut, aber das hat mMn nichts mit einem Sinneswandel zu tun sondern damit, dass VW jetzt offensichtlich loslegen will, was eine Meldungen der letzten Wochen vermuten lassen.
Jörg2 meint
@JürgenV
Ja, war ein bischen überspitzt…
Mir ist Herr Scheuer aber bisher noch nicht als sooo initiativreich aufgefallen. Irgendwie dreht sich dessen Politikfahne immer mit dem Wind. Die Gebläse scheinen oft VW&Co zu sein.
Das das den Altmaier nicht wurmt, dass da die Verkehrsminister Wirtschaftspolitik machen ….
(Herr Scheuer hätte beim Thema „Bahn“ doch genug zu tun ((Mrd.-Loch Stuttgart 21, Flächenabdeckung durch die Bahn, Entwirrung der Bahn-Struktur…)). Da würde er aber auf Herrn Pofalla treffen. Was aus solchen Gesprächen erwachsen soll, ist mir dann schleierhaft…)
Remo meint
Ja, das ist ein wichtiger Punkt, aber man sollte auch an all die denken, die keinen festen Parkplatz haben. Die Öffentlichen ladesäulen, und wenn es nur 11kw sind, müssen endlich wie Pilze aus dem Boden sprießen…
Peter meint
42% der deutschen Haushakte werden 2018 von Eigentümern bewohnt. Quelle: statista
Das ist eine bessere Zielgruppe für den Anfang (!).
Jörg2 meint
@Peter
Die Eigentumswohnungs-Selbstbewohner haben es in der Großstadt aber auch schwer. Die könnten in den 42% mit drin sein (?).
futureman meint
Datum beachten?
Der Verkehrsminister will E-Mobilität fördern. Dachte erst, er meint es ernst, dann fiel mir das Datum der Nachricht auf :-)
Peter W meint
Das Datum; ja das ist bedenklich. Der Staat könnte auch 50% einer privaten Sun-Fuel-Produktion fördern, dann wäre die Autoindustrie zufrieden.
wambo13 meint
Nur doof das es schon seit gestern (oder vorgestern) durch Netzt geistert.
Peter W meint
Ein bischen Spaß muss aber auch sein!
BR meint
Da bin ich mal gespannt wie schnell die an sich gute Idee wieder in der deutschen Bürokratie versumpft.
Funktionieren wird es eh nur, wenn auch das WEG-Gesetz endlich angepasst wird.
Ich hätte schon längst ein E-Fahrzeug wenn ich nicht 180 Miteigentümer meiner Garagenanlage fragen müsste und auch nur ein Nein-Sager den Anschluß verhindern kann. Das ist mir dann doch zu mühsam und wenig erfolgversprechend.
A124 meint
Genau. Das ist das Problem. Als Miteigentümer kann man das aktuell vergessen. Egal ob bei Garagen oder Mehrfamilienhäusern mit Parkplatz / TG.
Warum sollen nur die Eigentümer von EFH, Supermarktparkplätzen und Gewerbeflächen gefördert werden. Die Emissionsreduzierung soll ja vor allem in Ballungsräumen/Städten erfolgen. Insofern sehe ich es als enorm wichtig an, die Infrastruktur in Wohngebieten zu verbessern, z.B: Laden an Laternen. Da gibt es auch ein Pilotprojekt in Berlin. Das muss unterstützt werden, nicht die Eigenheime am Stadtrand oder auf dem Land.
Peter meint
Eine endlich stattfindende Novelle des WEG würde dazu gut passen.