Prof. Matthias Klingner leitet das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI. Um der E-Mobilität zum Durchbruch zu verhelfen, sind seiner Überzeugung nach keine scharfen Grenzwerte und Verbrenner-Verbote nötig. „Insgesamt braucht es für die vollelektrische oder hybride Antriebstechnologie eine gute Ladeinfrastruktur“, sagte Klingner im Gespräch mit Produktion.de. Dies gelte für das Laden von Flotten über Nacht wie auch Ladesysteme für das Stromzapfen unterwegs.
Die größten Herausforderungen sieht Klingner bei der E-Mobilität derzeit noch im Pkw-Bereich. Dort gebe es „nach wie vor enge Restriktionen, die eine schnelle Migration zur Elektromobilität erschweren“. Dazu gehörten neben der mangelhaften Infrastruktur und den oft noch geringen Reichweiten von Elektroautos die Kosten für Batterien und deren Lebensdauer.
„Wenn wir uns vorstellen, 50 Prozent der Fahrzeuge wären vollelektrisch – wo soll denn die ganze Ladeinfrastruktur verfügbar sein, um die Fahrzeuge über Nacht oder auch über den Tag zu laden?“, fragte Klingner. Dazu bräuchte es einen Netzausbau in den urbanen Zentren, „der wahnsinnig viel Geld kostet, sodass sich das auch auf die Energiepreise für jedermann umschlagen würde“.
Angesichts der Probleme von batteriebetriebenen Pkw sehe Klingner „keine Chance, in absehbarer Zeit auf konventionelle Antriebe verzichten zu können“. Dieselfahrverbote seien „definitiv kein Entwicklungsbeschleuniger!“ Klingner sei ein vehementer Gegner solcher Maßnahmen und „der völlig überzogenen Politik“ bei diesem Thema. Er bemängelte, „dass wir uns immer wieder von Hype zu Hype hecheln“. Früher sei dies die Wasserstoff-Technologie gewesen, heute die E-Mobilität und das Autonome Fahren. Wichtig sei, die entsprechenden Technologien in Ruhe zu entwickeln.
Mit Blick auf große Fahrzeuge wie Busse oder die Bahn sieht Klingner die Elektrifizierung deutlich optimistischer – die technischen Probleme seien hier weitgehend gelöst. Man könne zwar darauf spekulieren, dass irgendwann bessere Batteriesysteme zur Verfügung stehen, die Rahmenbedingungen für das Öffnen von Fördertöpfen für elektrifizierte ÖPNV-Fahrzeuge seien aber bereits heute „nicht schlecht“.
Im ÖPVN-Bereich sei die Elektrifizierung „der nächste, wichtigste Migrationsschritt, um Elektromobilität wirklich in den Verkehr zu bringen“, so Klingner. Im Linienverkehr wisse man, welche Energieverbräuche eine Batterie abdecken muss und könne die Ladeinfrastruktur entsprechend anpassen. Hinzu komme, dass die Fahrzeuge ausreichend Platz für die erforderlichen Energiespeicher bieten. Dies sei „ein völlig anderes Szenario als im Pkw-Bereich“.
Sven Bucher meint
Ich sehe auch die Notwendigkeit in der Planung und im Ausbau der Infrastruktur. Ich denke, dass die flächendeckende E-Mobilität definitiv kommen wird, es ist nur nötig, dass die erforderlichen Mittel durch die Politik zur Verfügung gestellt werden. Ansonsten wird es schwierig für Deutschland als Automobil-Nation seinen Eckpfeiler der Wirtschaft in der globalen Konkurrenz zu halten.
Frank Fox meint
Von Mitarbeitern des Fraunhofer Institutes sollte man eigentlich vorwärts gewandtes Denken erwarten können. Vielleicht sollte er mal mit den Kollegen von der Klimaforschung sprechen, vielleicht fällt ihm ja dann der Groschen warum warten nicht die Lösung und Investition in Ladeinfrastruktur und erneuerbare Energie vermutlich der billigste Weg in die Zukunft ist.
MiguelS NL meint
Herr Prof. Matthias Klingner sind sie zufällig mit Herrn Sinn befreundet, spielen gemeinsam Golf?
Da sie ja nicht dumm sind, gehe ich davon aus dass Ihre falsche Behauptungen vorsätzlich machen, sie hantieren nur billige populistische Argumente die weder Hand und noch Fuß haben.
Grünen Strom kann es im Überfluss geben und die gesamte Lösung kostet nicht mehr sondern viel weniger als unsere Verbrenner (Fossiele) Lösung.
1. Damit Hybride sich ökologisch rechnen müssen sie möglichst nur Kurzstrecken eingesetzt werden, Sinn der Sache ist doch die Mobilität nachhaltiger wird und mehr Lebensqualität. Produkte sollte By Design nachhaltiger sein, nicht durch Verzicht. Hybride sind im Vergleich zum BEV unnötig schwer, komplex, bedeutend weniger Leistungsfähig, teurer, zeigen kaum Entwicklungsfortschritt…Hybride sorgen ganz sicher nicht für „eine schnelle Migration zur Elektromobilität“
2. In Deutschland haben wir einen deutlichen Produktionsüberschuss da wir die Kohlekraftwerke in den Zeitpunkten wo weniger Strom brauchen, nicht runterfahren können und der grüne Strom wird nicht abgespeichert. Zur Folge dass ein erheblicher Teil des Stroms für die Katz produziert wird oder sehr günstig ins Ausland verschwindet. 100% grünen Strom wäre in den nächsten 10 Jahren locker realisierbar und es würde keinen Cent mehr kosten. Nach 10 Jahre höchstens eine Flatrate.
3. Die mangelhafte Infrastruktur ist ein kein technisch bedingtes Problem, die mangelhafte Leistung ist entstanden aus mangelnden Vision bzw. Umsetzung der involvierten Parteien. Wir konnten in fast alle Hinsichten nur mangelnden Ladepunkte bzw. Infrastruktur entwickeln und hinstellen aber bei den Autos wollen wir der Welt demnächst (2022-2025) zeigen wehr hier führend ist.
4. „Wenn wir uns vorstellen, 50 Prozent der Fahrzeuge wären vollelektrisch – wo soll denn die ganze Ladeinfrastruktur verfügbar sein, um die Fahrzeuge über Nacht oder auch über den Tag zu laden?“
In jeder Ecke liegen Stromleitungen die abgezapft werden können. Haben sie überhaupt etwas durchgerechnet? Ich glaub nicht.
5. „der wahnsinnig viel Geld kostet, sodass sich das auch auf die Energiepreise für jedermann umschlagen würde“.
Die Ladepunkte kosten gar nichts. Haben wir uns jemals beklagt über den Preis einer Steckdose. Bei der Abschaffung der Dieselsubvention von 9,5 Mrd jährlich könnten wir alle Autos umsonst mit grünen Strom fahren lassen. Die Ersparnissen an Spritkosten wären 39 Mrd pro Jahr, bereits von einem Jahr könnte man 20 Mln öffentliche Ladepunkte installieren. Da wir aber in 10 Jahren 5 bis 10 mal weniger Autos haben, müssen wir uns schon fast abfragen ob das nicht zu viel wäre. D.h. die jährliche Ersparnisse könnten für noch viel fortschrittliche Lösungen sorgen.
Und wir sprechen wir noch nicht mal von einer Massenproduktion mit niedrigen Stückpreisen.
6. „keine Chance, in absehbarer Zeit auf konventionelle Antriebe verzichten zu können“
Im Gegenteil konventionelle Antriebe haben Mittelfristig keine wirtschaftliche Chance mehr. Von den Folgekosten (true costprice) haben die es eh nie gehabt. Ab einen bestimmten Punkt (turnpoint) wird die Wirtschaftlichkeit vom Abgrund fallen wie ein Stein aus dem Himmel.
7. Dieselfahrverbote seien „definitiv kein Entwicklungsbeschleuniger!“
Im Gegenteil deshalb auch Ihre Empfehlung die entsprechenden Technik (für weitere Jahrzehnte) in Ruhe zu entwickeln
8. „Mit Blick auf große Fahrzeuge wie Busse oder die Bahn sieht Klingner die Elektrifizierung deutlich optimistischer – die technischen Probleme seien hier weitgehend gelöst.“
Ach ja, wir haben so viele technischen Probleme mit den Elektroautos. Wenigstens erfreulich dass Busse, die Bahn usw. eine viel bessere Elektrifizierungstechnick haben.
9. „Man könne zwar darauf spekulieren, dass irgendwann bessere Batteriesysteme zur Verfügung stehen,“
Ernsthaft? Stehen Sie auch kurz vor der Rente? Spielen Sie demnächst auch mit Herrn Lutz eine Runde?
10. „Im ÖPVN-Bereich sei die Elektrifizierung „der nächste, wichtigste Migrationsschritt, um Elektromobilität wirklich in den Verkehr zu bringen“…
Ganz sicher nicht bei unseren Autos , ich weiß…
Daniel S meint
1+
EV1 meint
„Wichtig sei, die entsprechenden Technologien in Ruhe zu entwickeln.“
Vieviel Ruhe braucht der gute Mann denn noch? Ist es nicht diese Ruhe, die unsere Autobauer nun in Panik verfallen lassen?
Wie sagte Musk so schon: „Wir bauen das Model S nun seit sieben Jahren und noch immer hat es Niemand geschafft ein besseres E-Auto zu bauen“
Es gibt keine Testla Killer sondern nur Mitstreiter im Kampf gegen die ICEs.
Porsche 911 meint
Eigentlich traurig, aber wahr. Nur, was man eventuell bedenken muss, wollte man lange Zeit auch keins bauen.
Der Taycan wirds schon richten, aber eben auch nur im Luxussegment.
ossi meint
ganz einfach. Wo kein Wille ist ist auch kein Weg
Frank meint
Vielleicht mal zur Weiterbildung nach Norwegen? Oder Grundkurs positives Denken?
Was wirklich fehlt ist Produktion in großen Stückzahlen, damit es endlich zur Preisparität mit Verbrennern kommt. Infrastruktur wird sich parallel mitentwickeln, da es dann gute Renditeerwartungen gibt.
Reiter meint
Das 40% Ziel bis 2030 löst Herr Klingner wie nochmal?
JürgenV meint
Setzen, 6.
Jeru meint
Das runde muss ins Eckige.