Volkswagen hat untersucht, in welchem Umfang die Verbreitung von Elektroautos in zehn Ländern durch die Politik vorangetrieben wird. Die Ansätze unterscheiden sich stark von Markt zu Markt: Es gibt regulatorische, steuerliche und finanzielle Anreize – oder Kombinationen aus allen dreien. Die Förderprogramme richten sich sowohl an Privatkunden wie Fahrer von Firmenfahrzeugen.
China
Der weltweit größte Markt für Elektroautos ist China, der dortige Absatz wächst weiter stark: allein im ersten Quartal 2019 um 117 Prozent. Dieses Wachstum basiert auf niedrigen Preisen und einer breiten Auswahl von E-Modellen, vor allem aber auf regulatorischen Anreizen. Elektro-Fahrzeuge unterliegen in der Volksrepublik weder Zulassungsbeschränkungen noch Fahrverboten, wie sie an manchen Tagen in chinesischen Metropolen für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor gelten.
Auch Kaufanreize tragen zu der großen Nachfrage in China bei, werden in diesem Jahr aber gekürzt: Für Elektroautos mit einer Reichweite von über 400 Kilometer reduzieren sie sich von 7300 Euro (55.000 Yuan) auf 3300 Euro (25.000) Yuan. Fahrzeuge mit Reichweiten von 250 bis 400 Kilometer werden künftig mit 2400 Euro (18.000 Yuan) gefördert. Fahrzeuge mit Reichweiten unter 250 Kilometer erhalten ab 2020 keine Kaufanreize mehr.
Trotz der Reduzierung der Subventionen wird erwartet, dass die Nachfrage der chinesischen Kunden nach Elektroautos hoch bleibt. Ein weiterer Grund dafür: Die Hersteller forcieren ihr Angebot, da lokal emissionsfreie Fahrzeuge entscheidend dazu beitragen, die durchschnittlichen Verbrauchsgrenzen der Flotte einzuhalten. Im nächsten Jahr liegt diese Grenze bereits bei 5 Liter auf 100 Kilometer.
USA
In den USA entfallen beim Kauf von Elektroautos alle Bundessteuern, die abhängig vom Kraftstoffverbrauch sind. Käufer von Elektroautos haben auch Anspruch auf eine Bundessteuergutschrift von bis zu 6700 Euro (7500 US-Dollar). Sobald der Absatz von Elektroautos eines Herstellers jedoch 200.000 Stück erreicht hat, läuft die Förderung für Modelle dieses Herstellers aus. Bisher haben nur zwei Unternehmen diese Grenze erreicht – eines davon ist Elektroautobauer Tesla.
Norwegen
Norwegen ist seit einigen Jahren Vorreiter in Sachen Elektroautos, was auch mit der Führungsposition beim Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Strommix zu tun hat. Fast jedes dritte 2018 in Norwegen verkaufte Fahrzeug fuhr elektrisch. Im ersten Quartal 2019 war sogar fast jedes zweite neue Fahrzeug auf Norwegens Straßen ein E-Auto.
In Norwegen gibt es keine Einfuhrsteuer auf Elektrofahrzeuge. Zudem entfällt bei Elektroautos die 25-prozentige Mehrwertsteuer, die sonst zum Wert des Fahrzeugs nach Zoll- und Einfuhrsteuern noch hinzukommt. Dank dieses Steuervorteils ist Norwegen einer der wenigen Märkte weltweit, auf dem der Preis eines Elektroautos auf dem gleichen Niveau wie der eines ähnlich großen Verbrenners liegt. Weitere Vorteile sind die begrenzte Nutzung von Busspuren in ausgewählten Gebieten sowie Einsparungen bei Gebühren für Fähren, Straßennutzung und Parkplätze.
Deutschland
Seit Mitte 2016 bietet die Bundesregierung einen „Umweltbonus“ von 2000 Euro beim Kauf eines neuen Elektroautos. Dieser Betrag wird vom Hersteller um die gleiche Summe auf insgesamt 4000 Euro aufgestockt. Die Kaufprämie ist auf Elektroautos bis zu einem Nettowert von 60.000 Euro begrenzt.
Elektroautos sind in Deutschland bis zu zehn Jahre von der Kfz-Steuer ausgenommen. Seit Januar 2019 zahlen die Nutzer von Elektro-Firmenwagen, die auch privat genutzt werden, monatlich einen reduzierten Betrag von 0,5 Prozent der so genannten Sachbezugssteuer auf den Kaufpreis ihres Fahrzeugs. Für andere Fahrzeuge ist es 1 Prozent.
Abhängig von der Größe der Fahrzeugbatterie ist ein besonderer Steuerbonus möglich: Der Listenpreiswert des Fahrzeugs wird um 200 Euro pro Kilowattstunde Batteriekapazität reduziert – bis maximal 10.000 Euro im Jahr 2019. Mit dem reduzierten Listenpreis des Fahrzeugs fällt auch der einkommensteuerpflichtige Betrag. Dieser Betrag wird jährlich um 50 Euro reduziert und soll bis 2022 laufen.
Frankreich
Frankreich verfügt über ein Bonus-Malus-System (Anreiz/Steuer), bei dem Fahrzeuge mit den höchsten CO2-Emissionen einen Zuschlag bezahlen müssen – mehr als 10.000 Euro für die Fahrzeuge mit dem meisten Ausstoß. Für Elektrofahrzeuge ergibt sich daraus wiederum ein Kaufanreiz: Für den Erwerb eines E-Autos kann ein Ökobonus von 6000 Euro beansprucht werden, der jedoch nicht höher als 27 Prozent des Fahrzeugwertes liegen darf. Hinzu kommt eine Abwrackprämie für ältere Benzin- oder Dieselmodelle von bis zu 2500 Euro. Insgesamt stehen privaten Käufern von Elektroautos 8500 Euro an Ökoboni zur Verfügung.
Niederlande
In den Niederlanden fallen für Elektroautos keine Zulassungssteuern an. Die Zulassungssteuer richtet sich nach den CO2-Emissionen eines Fahrzeugs. Zum Vergleich: Ein benzinbetriebenes Fahrzeug mit CO2-Emissionen von 100g/km wird mit 2355 Euro allein für diese Zulassungssteuer belastet. Zudem sind Elektrofahrzeuge bis 2020 von der Kfz-Steuer befreit. Für Firmenwagenfahrer, die die Fahrzeuge auch privat nutzen, werden nur 4 Prozent des Verkaufswertes (maximal 50.000 Euro) eines Elektroautos als Teil der Einkommensteuer des Fahrers angesehen. Bei herkömmlichen Fahrzeugen sind es 22 Prozent.
England
In Großbritannien können Elektroauto-Käufer mit maximal 4000 Euro (3500 britische Pfund) Unterstützung rechnen. Die private Nutzung von Firmenwagen unterliegt auch einem niedrigeren Sachleistungssatz von 13 Prozent im Jahr 2018/19 – etwa der Hälfte des Satzes eines gleichwertigen Benzin- oder Dieselmodells.
Ein weiterer Vorteil für Autofahrer speziell in London: Bis Dezember 2025 dürfen emissionsfreie Fahrzeuge in die Londoner Mautzone fahren, ohne den üblichen Tagespreis von 13 Euro (11,50 Pfund) zahlen zu müssen. Gleichzeitig entfällt die zusätzliche Tagesgebühr von etwa 14 Euro (12,50 Pfund) für den Zugang zur kürzlich eingeführten Niedrigemissionszone (ULEZ).
Schweden
Im vergangenen Sommer hat Schweden ein Bonus-Malus-System eingeführt, um den Kauf von emissionsfreien Autos, Kleinlastern und Bussen zu fördern. Diese Elektrofahrzeuge erhalten einen Kaufanreizbonus von 5700 Euro (60.000 schwedische Kronen). Der Klimabonus darf jedoch 25 Prozent des Fahrzeugwertes nicht überschreiten. Bei Unternehmen, die ein E-Fahrzeug kaufen, darf der Bonus 35 Prozent der Differenz zwischen Neuwagenpreis und dem Preis eines vergleichbaren Benzin- oder Dieselfahrzeugs nicht übersteigen. Der Bonus wird sechs Monate nach der Zulassung des Fahrzeugs direkt an den Eigentümer ausgezahlt, so dass der Verkauf des Fahrzeugs innerhalb dieses Zeitraums verhindert wird. Für jedes Gramm CO2 über Null und bis zu 60 g/km wird der Bonus um 833 Kronen pro g/km CO2 reduziert.
Italien
Italien ist der jüngste Markt, der einen erheblichen Anreiz zum Kauf von Elektroautos bietet. Ein neuer Öko-Bonus wurde im März 2019 eingeführt und läuft bis Ende 2021. Es wird eine staatliche Maximalförderung von 6000 Euro angeboten. Der Betrag setzt sich zusammen wie folgt: Eine Inzahlungnahmeprämie von 2000 Euro für ein Euro-1- bis Euro-4-Fahrzeug plus 4000 Euro für Fahrzeuge mit einem CO2-Ausstoß von weniger als 20 g/km.
Rumänien
Rumänien ist einer der führenden Märkte, wenn es um staatliche Subventionen für Elektroautos geht: mit einem direkten staatlichen Kaufanreiz von 10.000 Euro und zusätzlichen 1500 Euro für die Verschrottung eines Fahrzeugs, das älter als acht Jahre ist.
Priusfahrer meint
@ ecomento
Die Statistik-Grafik unter dem Artikel der Niederlande ist gut aber nicht leicht
zu finden.
Priusfahrer meint
Bei mir kam die Statistik erst beim Neuladen der Seite. Mein Fehler.
Swissli meint
10’000 € – in Rumänien scheint der Wohlstand ausgebrochen zu sein?!
Kann doch nicht sein, oder? Vielleicht sind es 10’000 rumänische Leu (=2’100 €) und nicht €???
Christian meint
Warum nicht. Die regierende Oberschicht subventioniert sich gerne selbst.
Swissli meint
Der Gedanke von Korruption ist mir auch eingefallen.
Aber scheint wirklich 10’000 € zu sein. Anscheinend aber auf 1000 Autos pro Jahr beschränkt. Dieses Kontingent sollte für die korrupte Oberschicht reichen…
Think -> Leaf -> Tesla Driver meint
Ziemlich negativ, Ihre Kommentare an die Adresse von Rumänien!
Wieso nur für die („korrupte“) Oberschicht?!?
Falls es mit den 1’000 Fz p.a. stimmen sollte, wäre doch auch denkbar, dass – im für (fast) jedermann verständlichen Fall der Schweiz, sich hierzulande halt ein paar mehr Leute ein E-Auto leisten können . . .
Die Schweiz – wo die Dichte an E-Autos proportional überdurchschnittlich hoch ist – wurde wohl nicht untersucht, weil der Wirrwarr punkto Förderung ein jämmerliches Desaster ist: 26 verschiedene Lösungen auf 41’000 km2!!
Allein der Kanton Luzern – wo der Finanzdirektor letzten Monat sein Departement wider Willen abgeben musste – hat unter dessen Leitung die anfängliche Förderung von E-Autos von einem Tag auf den andern gestrichen. Ein wahrlich kleingeistiger Versuch, das kantonale Finanzloch dürftig zu stopfen . . .
Christian meint
Gute Zusammenfassung, guter Artikel.
Der größte Einzelmarkt in Europa mit den meisten Herstellern und den höchsten Verbrennerpreisen hat die geringsten Förderquoten. Ganz stark vereinfacht. Warum klappt das so gut mit der E-Mobilität in D?
Priusfahrer meint
Wenn man der Statistik von VW glauben darf, ist mit Zulassungen von
E-Fzgen. D an vierter Stelle nach N.
China hat 2018 788.000 Elektro-Kfz. auf die Straße gebracht. – unglaubliche Zahl
Is nu so ~ meint
Der MitnahmEffekt ist also in Deutschland – wie die Geschenke zu Pfingsten – am geringsten!