Die Stadt München hat im Mai ihren ersten Elektro-Touristenbus in Betrieb genommen. Die bayerische Hauptstadt reiht sich damit in die Riege europäischer Metropolen wie Paris und London ein, in denen bereits seit längerem elektrisch angetriebene Doppeldecker für Stadtrundfahrten eingesetzt werden.
Betrieben wird der neue E-Sightseeing-Bus von den Münchner Stadtrundfahrten, einer Tochtergesellschaft des regionalen Busunternehmens Autobus Oberbayern. Die für den Antrieb erforderliche Energie liefern drei 635-Volt-Lithium-Ionen-Batterien. Da es auf dem Markt zurzeit keine vergleichbaren Neufahrzeuge gibt, hat Autobus Oberbayern einen alten Dieselbus umgerüstet. An den Kosten von rund 320.000 Euro beteiligte sich das Umweltreferat mit einer Förderung von 200.000 Euro.
Die Elektrifizierung einer Busflotte ist nicht einfach, erklärte der Geschäftsführer von Autobus Oberbayern Nico Schoenecker im Gespräch mit Süddeutsche.de. Die Reichweite des neuen Busses sei mit rund 180 Kilometer für Rundfahrten ausreichend. Die Anschaffung mehrerer solcher Fahrzeuge rechne sich aufgrund der hohen Kosten derzeit aber noch nicht. An dem elektrischen Doppeldecker mussten laut Schoenecker zudem noch Kinderkrankheiten beseitigt werden. So habe etwa ein Problem mit der Batterie das Fahrzeug einmal mitten im Betrieb lahmgelegt.
„Mit dem neuen Elektro-Doppeldecker setzt die Stadt München ein weiteres starkes Zeichen, wie wichtig ihr die Elektromobilität ist. Sightseeing auf vorausschauende Art – so geht Zukunft“, sagte Bürgermeister Manuel Pretzl. Die Münchner Verkehrsgesellschaft hat derzeit zwei Elektrobusse in Betrieb. Die geplante komplette Umstellung auf E-Mobilität sei derzeit noch nicht möglich, da es an für den Linienbetrieb geeigneten Modellen fehle.
Jensen meint
„Die bayerische Hauptstadt reiht sich damit in die Riege europäischer Metropolen wie Paris und London ein, in denen bereits seit längerem elektrisch angetriebene Doppeldecker für Stadtrundfahrten eingesetzt werden.“
Tja, mit ein wenig Recherche auf Bürgermeisterebene hätte man sicher herausfinden können, seit wann Paris und London diese Busse einsetzen, wer der jeweilige Hersteller ist und wie die Kosten aussehen. 320.000 Euro für einen „Umbau“ sind schon ein Batzen Geld.
„An dem elektrischen Doppeldecker mussten laut Schoenecker zudem noch Kinderkrankheiten beseitigt werden. So habe etwa ein Problem mit der Batterie das Fahrzeug einmal mitten im Betrieb lahmgelegt.“
Nun, jeder Ausfall eines Fahrzeugs im Betrieb (Unfälle bei Seite gelassen) ist immer für alle Beteiligten unangenehm. Als Nutzer auch des Bus-ÖPNV in München kann ich aber aus eigener Erfahrung sagen, dass auch Verbrenner-Busse im normalen Betrieb immer wieder ausfallen und Fahrgäste aus- und umsteigen müssen. Diese technischen Kinderkrankheiten gibt es seit Jahrzehnten und gehören auch dazu.
Ein einziger E-Bus im Bestand, wenn er denn ausfällt, macht dann leider nun mal 100% Ausfall und findet besondere Erwähnung.
„Die geplante komplette Umstellung auf E-Mobilität sei derzeit noch nicht möglich, da es an für den Linienbetrieb geeigneten Modellen fehle.“
Natürlich ist die komplette Umstellung auf reine E-Busse „von heute auf morgen“ nicht möglich, weil es eben an der entsprechenden Mengenverfügbarkeit von diesen Bussen fehlt. Modelle, die sich für den Linienbetrieb eignen sind aber sehr wohl auf dem Weltmarkt verfügbar. Und auch ja bereits seit einiger Zeit in diversen Städten der Welt im Einsatz.
Christian meint
Die MVG stehen auf dem Standpunkt, dass die Linienbusse komplette Schichten ohne Zwischenladung schaffen müssen. Das Argument ist die angeblich teure Ladeinfrastruktur. In deren Logik ist es günstiger EINEN Bus mit 400kWh+ an Batterie vollzustopfen (wiegt ca. 3Tonnen) als kleinere Kapazitäten zu verbauen und an geeigneten Stellen nachzuladen.
Hypercharger kosten keine 50K € mehr und stehen allen Fahrzeugen der Flotte zur Verfügung. Für etwas mehr als den Preis eines „Super-Reichweiten-Busses“ bekommt man 2-3 Bestandsbusse durch Retrofit elektrifiziert und dazu noch ein paar Hypercharger (150-350kW) zum Nachladen. Die MVG legt die Latte für E-Busse sehr hoch und befindet dann, dass es keine Produkte gibt und man weiter mit dem Diesel die Stadt verpesten muss. Ein lösungsorientierter Ansatz, der das derzeit Machbare fokussiert, wäre erfolgsversprechender, würde E-Busse für die Bürger er „fahr“ bar machen und die MVG könnte wertvolle Erfahrungen machen, indem man mit 20 Bussen anfängt und nicht mit zwei. Die Lernkurve ist das Entscheidende damit E-Busse erfolgreich in Verkehrsbetriebe integriert werden können.
Die 320K € für den Doppeldeckerbus können in einer Serienfertigung auf 220-230K € sinken. Die ersten Busse sind logischerweise wg. Entwicklungskosten etwas teurer.
Priusfahrer meint
Stellt nicht BYD schon solche Busse her?
Stefan S meint
Und auch andere Unternehmen aus dem Ausland. Das es keine Busse gibt ist doch nur eine Ausrede. Aber einen Alibi Bus beweihräuchern.
Typisch deutsche Politik.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Ja, die produzieren so viele, dass sie die sogar verkaufen müssen ;-).
In Shenzen fahren schließlich keine 14.000 Prototypen durch die Gegend sondern Serienfahrzeuge.
Ich glaube, eine Berliner Firma importiert diese Busse in europäischer Ausführung.
Alea meint
Super Idee! Wir haben im letzten Jahr in Dresden mit solch einem „Cabrio-Bus“ eine Stadtrundfahrt unternommen. Es stank fürchterlich nach Abgasen in dem Dieselbus und außerdem hat man die Eläuterungen zur Stadt kaum verstanden, wegen des lauten Diesels. Damals ist mir wieder einmal bewusst geworden, dass Verbrenner Technik von gestern sind!
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Und für dieses tolle Erlebnis auch noch 10 Tage des Lebens geopfert; keine gute Bilanz :-(.
Remo meint
Das muss so ein Bus für 320.000€ umgerüstet werden?
Tja, liebe Autoundustrie die Kohle hätte euch gehören können…