Daimler und BMW kombinieren ihre Carsharing-Töchter Car2go und DriveNow zu dem neuen Anbieter ShareNow. Der aktuelle Car2go- und zukünftige ShareNow-Geschäftsführer Olivier Reppert hat in einem Interview mit der WirtschaftsWoche Details zu den Plänen für das Gemeinschaftsunternehmen verraten.
Bisher hat sich für Kunden der beiden Carsharer kaum etwas geändert, sie sehen lediglich das ShareNow-Logo in der jeweiligen App und auf immer mehr Fahrzeugen. Im Hintergrund werde derzeit an einem gemeinsamen Produkt gearbeitet, erklärte Reppert. „Das wird eine gemeinsame Carsharing-App sein.“
Wann genau aus Car2Go und DriveNow endgültig ShareNow wird, ist noch offen. „Carsharing ist wahnsinnig komplex“, betonte Reppert. Das Verschmelzen von zwei bisher komplett unabhängig voneinander agierenden Unternehmen erhöhe die Komplexität nochmals. „Deshalb braucht es einfach seine Zeit, bis wir ein für unsere vier Millionen Kunden simples und fehlerfreies Carsharing-Angebot aufgebaut haben.“
Bisher seien Car2Go und DriveNow „erbitterte Konkurrenten“ gewesen, nun werde man ein gemeinsames Ziel verfolgen: „die Mobilität in den Städten verändern“, so Reppert. Man spreche dabei bewusst nicht von einer Fusion, sondern einer „Hochzeit“. Im Fokus des Angebots sollen künftig neben Autos auch die öffentlichen Verkehrsmittel, Bike-, Roller- oder auch Scooter-Verleiher stehen. ShareNow wolle dabei „nicht alles selber machen“, man sei offen für Kooperation mit anderen Wettbewerbern.
Mit Blick auf Elektroautos, die sowohl bei Car2Go wie DriveNow bereits zum Einsatz kommen, bekräftigte Reppert in der Vergangenheit geäußerte Pläne für einen Ausbau der E-Flotte. „Tatsächlich wollen wir bis Ende des Jahres 20 Prozent Elektroautos in unserer Flotte anbieten“, sagte er. Mit derzeit 16 Prozent sei man hier schon heute verglichen mit den privaten Pkw sehr gut aufgestellt. Zudem gebe es mit Stuttgart, Paris, Amsterdam und Madrid schon vier vollelektrische Städte.
Volkswagen bietet ab diesem Jahr rein elektrisches Carsharing in Deutschland an. Los geht es in Berlin, weitere in- und ausländische Standorte sollen folgen. ShareNow werde sein Elektro-Pläne deshalb nicht deutlich beschleunigen. Es sei „schwierig, ein Ziel auszusprechen, da wir sehr stark von der Entwicklung der Städte und deren Infrastruktur abhängig sind“, so Reppert. Man verfüge zwar nun über das Know-how für den Betrieb einer erfolgreichen Stromer-Flotte, „doch wenn wir schneller sein wollen, müssen die Städte das auch sein“.
Carsharing Wien meint
Ich denke die Schlicht größte Herausforderung ist die technische. Es müssen Kundendatenbanken zusammengeführt werden. Eine der Carsharing Apps muss eingestampft werden und die Fahrzeuge technisch auf die andere Software angepasst werden, und das alles mit möglichst keiner Unterbrechung. Für die Kunden stellt sich die Frage ob mit weniger Konkurrenz, dann auch die Preise steigen. Die Gefahr besteht definitiv.
NL meint
Was genau soll denn an Carsharing so dolle komplex sein? Ist der Mann ggf. der falsche für seinen Job?
Free-Floating CarSharing hat im übrigen keinen entlastenden Effekt, ist nicht nachhaltig und induziert Mehrverkehr. Nur stationsbasiertes Carsharing hilft Zweit- oder sogar Erst-Autos abzuschaffen und (ruhenden) Verkehr zu reduzieren.
Stefan meint
Im Kern gebe ich Ihnen Recht, möchte aber anmerken stationsbasiertes CS kaum angenommen wird; Beispiel Salzburg: Emil Carsharing mit BEV; über 20.000 registrierte Kunden, im Monat durchschnittlich eingeeorfen wurden nur ~200 Fahrten; Ergebnis: eingestellt
Ich war selbst regelmäßiger Nutzer, weil ich die Bereitschaft zur Selbstkasteiung hatte (mit Öffis hinfahren, Erledigung, abstellen, mit Öffi wieder zurück
Das begeistert nur wenige, was das Modell unrentabel macht
Jörg2 meint
Als Konkurrenten habe ich beide bisher nicht wahrnehmen können. Nicht aus Nutzersicht.
Man kann beide Apps nutzen (keine Ausschließlichkeit).
Das Auto, welches näher steht (und meine Bedürfnisse erfüllt) nehme ich.
Die „Neuerung“ ist nun für mich: Ich finde alle Autos in einer App. Am Standort des Autos und am Auto selbst, ändert sich nichts.
Ich vermute: beide wollten zu schnell in die schwarzen Zahlen, haben das in ihrer Zeitplanvorstellung nicht geschafft und nun finden sich zwei Einbeinige zum gemeinsamen Gehversuch zusammen. Diese Idee geht aber nur auf, wenn dem einen das linke, dem anderen das rechte Bein fehlt und sie sich richtig zusammenstellen. Mit den unterschiedlich fehlenden Beinen, das glaub ich nicht so recht…
Die Not, unverkäufliche eAutos (Qualität und/oder Menge) zuzulassen haben beide. Ich halte CarSharingflotten da für eine Überdruckventil.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Sehr schön formuliert.
Andreas meint
Die Frage sehe ich weniger darin, wieviel E-Autos sie anbieten, sondern wie groß der Anteil an Kilometern der angebotenen E-Autos ist.