Volvo hat kürzlich sein erstes Elektroauto XC40 Recharge vorgestellt. Vor dem Kompakt-SUV bringt die künftig auf E-Mobilität spezialisierte Performance-Tochter Polestar einen reinen Stromer auf den Markt. In einem Interview hat sich der deutsche Polestar-Chef und Volvo-Design-Direktor Thomas Ingenlath zur Modellpolitik der Schweden geäußert.
Der erste Polestar, der Polestar 1, ist ein Hybridcoupé, die bis Mitte 2020 folgende zweite Baureihe Polestar 2 eine Limousine. Im Gespräch mit dem Handelsblatt-Ableger Edison darauf angesprochen, warum man keinen batteriebetriebenen Kombi anbietet, sagte Ingenlath: „Das ist eine sehr europäische Frage, noch genauer eine deutsche, eine niederländische, eine schwedische.“ Im Rest der Welt sei der Kombi „kein Thema mehr“.
Auch Limousinen seien kein Segment mit großen Zuwächsen, weltweit würden die Autokäufer vor allem SUV nachfragen. Dass der Polestar 2 dennoch nicht in SUV-Form kommt, begründete der Firmenchef mit der Konzernplanung. So habe man früh angekündigt, dass der für 2022 vorgesehene Polestar 3 ein SUV wird. Hinzu komme, dass Volvo mit dem XC40 Recharge in der Gruppe zuerst ein SUV anbietet, von dem man sich unterscheiden wolle. Polestar habe zudem „ein Fahrzeugkonzept entwickelt, das gegen das Model 3 von Tesla konkurriert“.
Teslas Mittelklasse-Limousine klettert nach anfänglichen Startschwierigkeiten seit Monaten weltweit in den Zulassungsstatistiken nach oben, viele Hersteller orientieren sich daher an der Strategie des E-Auto-Branchenprimus aus den USA. Trotz dem erklärten Fokus auf Teslas Volumenmodell besitze das Modell Polestar 2 „ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal“, merkte Ingenlath an. „Weil es eine coupéhafte Anmutung hat und gespannter, höher als eine klassische Limousine wirkt.“
Das Feedback zum Polestar 2 „ist toll“, erklärte Ingenlath. Das Interesse an Elektroautos sei allgemein „groß, ganz anders als noch vor vier, fünf Jahren“. Und das trotz des weiter bestehenden Erklärungsbedarfs des alternativen Antriebs, etwa mit Blick auf den Alltag beim Fahren mit Strom.
Zum aktuellen Stand der Vorbestellungen für den Polestar 2 wollte sich Ingenlath nicht äußern, verriet aber: Im Vergleich zum in Handarbeit gefertigten, nur in Kleinserie geplanten Polestar 1 sammele das Unternehmen für sein zweites Modell tausende statt hunderte Aufträge ein. Das Projekt sei im Zeitplan, im Februar 2020 starte die Produktion des Polestar 2 und im Juni die Auslieferung.
Anders als Volvo setzt Polestar beim Vertrieb nicht auf ein Händlernetz. Die angebotenen Autos können nur online bestellt werden. Wer sich die Fahrzeuge vorher ansehen will, kann dies in sogenannten Polestar Spaces tun. Die ersten entstehen noch in diesem Jahr, bis Ende 2020 sind weltweit 50 Standorte geplant. In Deutschland wird es laut Ingenlath „in den sieben größten Städten“ Polestar Spaces geben.
Rico meint
Vielleicht verkauft sich ein KOMBI ja besser wenn man ihn „SUV streamline“ nennt.
MiguelS NL meint
Ich finde das kann Tesla sehr wohl so stehen lassen. Reuters kennt sehr wohl die Antwort, möchte aber daraus eine Zeile machen. Tesla beliefert wie gesagt inzwischen viel mehr Märkte. Es ist von der Logistik und Vorzugsbehandlung (strategisch) abhängig, welche Märkte in einem bestimmten Zeitraum bedient werden.
Die Frage beantwortet Reuters sogar selbst:
“(Reuters) – Tesla Inc’s (TSLA.O) third-quarter revenue tumbled 39% in the United States, its first drop in more than two years, but sales in China and other regions surged”
Reuters möchte auf die Tweets von Elon mit surfen, und hoffen dass er darauf reagiert. Ich würde nicht darauf reagieren. Entweder Reuters macht bewusst Anspielungen oder der Analyst bei Reuters weisst nicht besser.
MiguelS NL meint
@Swissli
Swissli meint
Möchte Tesla nicht schlecht machen. Aber wenn ein börsenkotiertes Unternehmen im Heimmarkt 39% Umsatz verliert, muss das Unternehmen das den Investoren erklären. Ich bin mir sicher, dass der Grossteil davon plausibel erklärt werden kann (das Wachstum fand ja hauptsächlich beim Model 3 statt, also beim „günstigsten“ Modell, und der grösste Absatzrückgang war bei den „teuren“ Model S und X (dazu die massiven Preisreduzierungen). Wenn aber Tesla ein Absatzproblem oder Stagnation beim Model 3 in den USA haben sollte, darf man das nicht „verheimlichen“. So verspielt Elon Vertrauen bei Investoren, die er vielleicht heute nicht braucht, aber irgendwann dann doch.
Die Region-Umsatz Grafik Q3 ist schon heftig, oder eben zumindest erklärungsbedürftig:
https://www.bloomberg.com/news/articles/2019-10-29/tesla-s-u-s-sales-fell-39-in-third-quarter-new-filing-reveals
hu.ms meint
Scheint sich zu bestätigen, was ich vor monaten hier schon geschrieben habe: wenn die einzelnen märkte gesättigt sind gehen die umsätze zurück. Das müsste dann in ca. 6 monaten auch in europa zu beobachten sein. Wir weden sehen…
elbflorenz meint
immer wieder erstaunlich: vor meinem kommentar waren es 11. davon 4 über polstar, also über den artikel, und die restlichen sieben über tesla …
MiguelS NL meint
Tesla wird im Artikel 3 genannt. Tesla hat ist für vielen nun mal die Referenz, deshalb möchten viele Hersteller darauf hinweisen dass deren BEV Augenhöhe sind.
Kommentatoren ziehen selber Vergleiche weil Tesla eben grosses Interesse weckt. Von daher nicht verwunderlich, verwunderlich ist nur dass Tesla es so schnell so weit geschafft hat.
bensch meint
Für mich klingen Ingenlaths Worte PR optimiert – ich wünsche dem Polestar 2 Erfolg, hab ihn mir live angesehen, ist schon ganz schick. Aber es wird schwierig gegen das M3. Schlechterer CW Wert, höheres Gewicht, schlechtere Effizienz.
Bernhard meint
„Schlechterer CW Wert, höheres Gewicht, schlechtere Effizienz.“
Steile Behauptung. Durch nichts belegt. Und wie wir alle wissen, spielt das Gewicht beim BEV keine so grosse Rolle.
Entscheidender Vorteil für das Auto ist erstens die Heckklappe und zweitens, daß Volvo mit im Boot ist. Da kommt zum gleichen Preis wohl ein besser verarbeitetes Auto auf den Markt. Und den Service übernehmen ausgesuchte Volvo-Händler, die sich dafür bewerben können. Und diese Behauptung beruht auf einem Telefongespräch, das ich mit einem Mitarbeiter der PR-Abteilung geführt habe, nachdem ich ernsthaftes Interesse am Polestar 2 bekundet habe.
Stefan meint
Elektro-Kombis gibt es aktuell u.a. bei Mercedes und Audi (e-tron)
Wambo13 meint
Was gibt’s bei Mercedes?
Und der etron ist auch kein wirklicher kombi
Stefan meint
Audi e-tron: Kofferraumvolumen 660 bis 1725 Liter,
Mercedes EQC: 500 Liter – von manchen eher als SUV angesehen.
Wer mehr Kofferraum braucht, sollte sich einen Transporter oder Kastenwagen anschauen.
Peter W meint
Das Argument zeigt, dass Kundenwünsche keine Relevanz haben. Man produziert nur noch für den globalen Massenmarkt, obwohl man nur kleine Stückzahlen ausliefern kann. Ein Polstar Kombi mit einem Preis von 40.000 bis 50.000 Euro und 400 km Reichweite würde in Europa weg gehen wie warme Semmeln. Das wäre derzeit ein Alleinstellungsmerkmal mit großer Sogwirkung. Anstatt endlich mal diesen Markt zu bedienen, versucht man Tesla Konkurenz zu machen. Ich frage mich wie man so verdreht denken kann.
wambo13 meint
Gelesen hast du den Bericht nicht oder?
Warum sollte man ein Auto für 3 Märkte bauen?
Und dann auch nur für ein kleinen Teil, da der Großteil dieser Märkte auch SUV kauft.
Und warum es kein SUV geworden ist hat er auch gesagt.
Peter W meint
Ich hab kein Wort über SUVs geschrieben. Ich sage nur, dass die ohnehin recht kleinen Stückzahlen eines Newcomers, und das ist Polestar, besser in einem Markt untergebracht werden in dem es keine Konkurenz gibt. Gegen das M3 anzutreten ist albern, wenn es noch unbesetzte Märkte gibt. Derzeit sind Kombis und Familienvans noch frei für BEVs. Im übrigen ist es auch einfacher und billiger einen begrenzten Markt zu beliefern bis dieser gesättigt ist. Eine Produktion für den Weltmarkt mit allen dahinter stehenden Hürden ist eine Mamutaufgabe und teuer.
Ich frage mich ernsthaft, warum sich nun alle auf das M3 stürzen, obwohl es nur ein kleines Marktsegment bedient. Limousinen mit kleinem Kofferraumdeckel unbequemen Sitzen und wenig Kopffreiheit auf der hinteren Sitzreihe braucht kaum jemand.
Wambo13 meint
Gerade bei Kleinserien muss man zusehen das man alle zeitnah los wird.
Und ob man 40,000?(keine Ahnung wieviel Polstar 2 gebaut werden sollen) Kombis in Deutschland, Niederlande und Schweden los wird ist doch schon fraglich. Dann lieber eine Limo die du weltweit halbwegs los wirst.
Bei Vans mag das evtl gehen, aber da ist die Prestige wahrscheinlich nicht groß genug
Swissli meint
Wie man aktuell liest, hat Tesla im Markt USA im 3. Quartal einen Umsatzrückgang von 40% erlitten (gegenüber Q3 2018). Dass Model S und X sich nicht mehr so gut verkaufen war bekannt. Aber anscheinend hat es das Model 3 auch hart erwischt, bzw. ist eine Marktsättigung früher eingetreten als gedacht. Mal schauen ob der Polestar 2 als „Sedan“ wie Model 3 sich wirklich gut verkauft…
MiguelS NL meint
Momentaufnahme, Tesla beliefert inzwischen Weltweit.
“For the first nine months of 2019, Tesla’s U.S.sales stand at 135,725, which is still up 19% compared to the corresponding period of 2018.”
Gunnar meint
Ist das wirklich so? Liegt es nur an der angeblichen Marktsättigung?
Oder liegt es daran, dass Teslas Produktion aktuell am Limit läuft und im Q3 die verfügbaren Fahrzeuge anders verteilt wurden –> mehr in den Export und weniger für den US-amerikanischen Heimatmarkt.
Hermann meint
Der Rückgang von 40 % betrifft den Umsatz. Der Absatz wird weniger stark betroffen sein.
Davon abgesehen hatte Tesla vergangenes Quartal noch Kapazät von mindestens 13. 000 Fahrzeuge frei.
Swissli meint
Der Umatzrückgang hat sicher 3 Komponenten: Preissenkungen, Rückgang Anzahl Model S und X, sowie Model 3. Zusammen 40%. Ich spekuliere mal, dass 15-20% Umsatzrückgang auf das Konto des Model 3 gegangen sind (weniger Autos verkauft, sowie günstigere Modelle (Standard+). Bestenfalls Stagnation bei Anzahl Model 3, oder Rückgang?
Also ganz gut dazu passen würde der angekündigte frühere Produktionsbeginn des Model Y. Und auch der Entscheid, für Model Y kein neues Werk (in den USA) zu bauen, sondern in den vorhandenen zu produzieren. D.h. frei gewordene Kapazitäten bei Model S und X nutzen, und evtl. auch beim Model 3.
Musk hat auch erwähnt, dass Model S und X „unbedeutend“ für Tesla werden.
Wie auch immer: 40% Umsatzrückgang ist heftig. Model Y wird da fast schon zum Hoffnungsträger.
MiguelS NL meint
Wie kommt Ihr auf -40% Umsatz, der Umsatz von Q3 entsprach den Erwartungen -8% YoY
Tesla wird in 2019 insgesamt deutlich mehr umsätzen als in 2018.
Elon Musk zu S und X: Die Mengen des S und X werden unbedeutend, was den Einfluss auf gesamten Umsatz angeht.
Der Absatz wird dieses Jahr sehr wahrscheinlich 47-50% steigen, nächstes Jahr wieder 47-50%. Tesla ist zuversichtlicher den Ziel von 360k übertreffen zu können.
Es könnte Sogar sein dass bereits nächstes Jahr sich kein anderes Premium Modell besser verkaufen wird als der Model 3.
Swissli meint
@Miguels: die 39% beziehen sich auf Umsatz USA, dem Heimmarkt von Tesla.
Elon muss da sicher noch Erklärungen/Details nachliefern (auf Reuters Tweet hat er vorerst aber nicht reagiert). Das kann man nicht einfach so stehen lassen.
Hermann meint
@swissli
Ich stimme ihnen zu.
Der Vertrieb des Model 3 in Europa läuft dem in den USA etwa 6 Monate hinterher. Daher könnte hier im Ersten Halbjahr 2020 eine ähnliche Entwicklung eintreten. Der Absatz in Norwegen schwächelt bereits. Niederlande wird wohl ab Neujahr sehr schwach werden .
Der Id.3 wird auch dem Model 3 Käufer wegnehmen. Insbesondere in Norwegen werden die Kunden wohl den Id.3 bevorzugen. Laut VW -Norwegen haben die Norweger die Hälfte der ersten 30 k Id.3 reserviert.
Immerhin hat Tesla mit der KP China einen starken Partner gewonnen ;).
hu.ms meint
Weil ihr gerade schon wieder bei tesla seid:
Tesla habe die garantie-rückstellungen pro auto in höhe von 185 dollar gesenkt, was alleine 55 millionen dollar einmal-effekt auf den gewinn des Q3 gehabt hat.
Das ist genau das, was ich in dem anderen thema als „verschiebung“ beschrieben haben. Vielleicht finden die analysten noch mehr solche dinge…
hu.ms meint
Auch gerade noch gesehen:
Im letzten monat starker zulassungsrückgang M3 in Norwegen.