Edag Engineering will mit „BatteRANGE“ zeigen, wie das Nutzfahrzeug-Chassis von morgen aussehen könnte. In dem von dem Sindelfinger Entwicklungsdienstleister konzipierten Baukastensystem für Fahrgestelle von schweren Nutzfahrzeugen können verschiedene Antriebsstränge eingesetzt werden. Im Fokus steht dabei die mögliche Nutzlast, die Gewichtszunahme durch Energiespeicher soll daher weitestgehend kompensiert werden.
„Der Leiterrahmen hat sich seit Anfang des Nutzfahrzeugbaus aufgrund seiner günstigen mechanischen Eigenschaften bewährt. Neue Antriebsstränge durch alternative Antriebe mit Energieträgern wie elektrische Akkus, Flüssigdgas oder Wasserstoff (Brennstoffzelle) werden die Anforderungen an die Tragstruktur eines Lkw-Chassis aber zukünftig verändern“, sagt Martin Hillebrecht von Edag Engineering.
BatteRANGE ist darauf ausgelegt, die Antriebe plus Energiespeicher möglichst optimal in die Rahmenstruktur zu integrieren und den Seitenaufprallschutz für sensible Komponenten sicherzustellen. Das größte Augenmerk liegt laut den Entwicklern aber auf der Nutzlast. „Eine Gewichtszunahme durch zusätzliche Energiespeicher und deren nachträgliche Anbindung an existierende Rahmenkonzepte können wir mit BatteRANGE zugunsten der Nutzlast sehr klein halten beziehungsweise weitestgehend vermeiden“, so Hillebrecht. Möglich mache das der Aufbau des Chassis, den man sich wie eine Art Baukasten für den Rahmen vorstellen könne.
„Das bionisch optimierte Leichtbautragwerk des Vorderwagens setzt sich zum Beispiel aus Großgussknoten zusammen“, erklärt Jochen Seifert aus der Nutzfahrzeug-Chassis-Entwicklung von Edag Engineering. Das crashoptimierte, durch Blechpressteile kostengünstig herstellbare Mittelteil beherberge die Antriebsstrangkomponenten und könne je nach Einsatzfall unterschiedliche Energiespeicher aufnehmen. Zudem ließen sich durch Vormontage Kosten senken. „Das Heckmodul ermöglicht die notwendige Variabilität hinsichtlich verschiedener Achsformeln und Radstände und bildet die Schnittstelle zu weiteren Rahmenbauteilen. Eine Nachlaufachse, eine Tiefkupplung oder eine Ladebordwand lassen sich problemlos integrieren“, so Seifert weiter.
Im nächsten Schritt will Edag Engineering BatteRANGE mit interessierten Partnern weiterentwickeln und auf die Straße bringen. Die Entwickler haben dabei zunächst insbesondere gewichtssensible Anwendungsfälle in Kleinserie im Blick.
Nostradamus meint
Der Einsatz von Hr. Dr. Hillebrecht ist bemerkenswert: Biodesign in Fahrerhausstruktur, Chassis als Gitterkonstruktion – bekannte Sache aber hier ganz neu verwendet. Sehr mutig von ihm gegen alle Konventionen die in LKW-Branche herrschen zu gehen! Alle Ehre! Alles zusammen zeigt, dass es in LKW-Entwicklung noch viel Potenzial für die Gewichtreduzierung, passive Sicherheit und Steigerung allgemeiner Transporteffizienz gibt. Ein gewaltiges Potential gibt es aber in Übertragung der Güterverkehr auf Schiene! Warum? Weil Eisenbahn schon elektrifiziert ist und seine Effizienz in Energieverbrauch pro eine Tonne Gewicht und pro Kilometer ist absolut unschlagbar. Eine effiziente Verbindung zwischen LKW- und Eisenbahntransport wartet schon lange entwickelt zu werden! In solchen System LKW-Transport soll nur noch für die letzte 100 km genützt werden. Dadurch entfallen riesige, schwere und teure Batterien und Dieselmotoren werden überflüssig. Das wäre der richtigen Entwicklungsrichtung für die nachhaltige Umweltschutz!
Peter W meint
Man sieht daran, dass auch im LKW-Bereich noch viel Potential steckt. Bisher wurde nur der Dieselmotor plus Getriebe durch einen E-Motor ersetzt und die Akkus wurden drum herum plaziert. Das sind halt nur Vrebrennerumbauten mit all ihren Nachteilen. Hier wird jetzt alles überarbeitet. Mehr Platz für Akkus, Motoren und Achse bilden eine Einheit.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Ja, wenn man die Aufgabenstellung richtig angeht, können auch im Rahmenbereich von NFZ so revolutionäre Konzepte wie die in den 1950er Jahren bei dem Bushersteller Kässbohrer entwickelte selbstragende Karosserie (Marke SETRA) entstehen und zunächst vorhandene Nachteile einer großen Antriebsbatterie in konstruktive Vorteile verwandeln.