Im Rahmen seiner Elektroauto-Offensive treibt der Volkswagen-Konzern auch Stromer bei Edel-Marken wie Porsche oder Bentley voran. Während der deutsche Sportwagenbauer bereits ein rein elektrisches Modell ausliefert, hat der britische Premium-Anbieter bisher nur einen Plug-in-Hybriden im Programm. Das erste Elektroauto kommt in knapp sechs Jahren auf den Markt, teilte Bentley jetzt mit. Dafür treibe man neueste Technik voran.
Bentley gab bekannt, zusammen mit Partnern in dem auf drei Jahre angelegten Forschungsprojekt „Octopus“ (Optimised Components, Test and simulatiOn, toolkits for Powertrains which integrate Ultra high-speed motor Solutions) an einer „voll integrierten E-Achse“ zu arbeiten. Die Technik sei für den Einsatz in Elektroauto-Architekturen geeignet und komme ohne seltene Erden aus. „Das bekräftigt unsere Ambition, bei nachhaltiger Luxus-Mobilität voranzugehen und 2026 unseren ersten vollelektrischen Bentley einzuführen“, heißt es in einer Mitteilung.
Octopus ist laut Bentley eine 18-monatige Sondierung vorausgegangen, in dieser Zeit sei ein „technologischer Durchbruch“ mit elektrischen Antriebssystemen für Hochleistungsfahrzeuge gelungen. Der nun geplante Elektroantrieb sei leistungsstärker als die neuesten dauermagneterregten Motoren, benötige keine seltenen Erden und Kupfer-Wicklung und sei kosteneffizient sowie recycelbar.
Im Projekt Octopus soll das aus E-Motor, Leistungselektronik und Getriebe bestehende Antriebsdesign mit Materialien, Fertigungsprozessen, Simulations- und Prüfzyklen „der nächsten Generation“ zu einem vollwertigen E-Achsen-Antrieb mit „bahnbrechenden Leistungsmerkmalen“ werden. Die Initiative wird von der britischen Regierung und mehreren lokalen Unternehmen unterstützt. Bentley übernimmt dabei die Abstimmung der Technik sowie die Planung für die Integration in Fahrzeuge und Tests.
Der für Antriebe verantwortliche Manager Stefan Fischer erklärte, dass Bentley bis 2023 jedes Modell auch in einer Hybrid-Variante anbieten werde. Das nächste Ziel sei ein exklusiv mit Batterie betriebener Wagen für das Jahr 2026. Dass es so lange dauert, begründete Fischer mit den derzeitigen „Herausforderungen und Limitierungen“ bei der Funktionalität und Flexibilität von Antrieben für reine Elektroauto-Architekturen. Mit Projekten wie Octopus müssten zunächst neue Technologien für die nächste Generation von Mobilitätslösungen realisiert werden.
Futureman meint
Noch 6 Jahre??
Zum Glück hat ein Bentley relativ wenig Kilometerleistung und macht Co2-mäßig nicht soviel aus…
JürgenSchremps meint
Ferromagnetische Antriebe sind sicher nicht die Zukunft. Viel zu geringe Leistungsdichte, der erzeugte Fluß ist viel geringer als bei permanetmagnetischen Rotoren mit Neodym. Es gibt zwar Anwendungen bei denen die Ständerwicklung in der Lage ist den Ferromagnet im Betrieb auf- bzw. abzumagnetisieren. Damit kann man den Fluß dem Arbeitspunkt anpassen. Das bringt aber nur etwas bei kleinster Leistung.
Bentley hat eh keine Wahl und wird den PPE Baukasten verwenden müssen. Also ob es VW einer Kleinstmarke erlauben würde eigene Antrieb zu entwickeln.
ID.alist meint
Aus der originale Pressemeldung von Bentley:
„OCTOPUS is an OLEV funded project delivered in partnership with Innovate UK ….“
OLEV= Office for Low Emission Vehicles
Volkswagen hat kein Problem UK-Steurgelder in einen Forschungsvorhaben auszugeben.
8 Unternehmen und 2 Unis haben sich zusammengetan um vielleicht was besseres als der aktuelle „State of the Art“ zu entwickeln.
Bentley wird vielleicht die PPE-Platform nutzen, aber wenn daraus eine bessere Motortechnologie entsteht, Audi, Porsche, Bugatti und Lamborghini werden nichts dagegen haben, mMn.
Raphael R meint
Die Synchron-Elektromotoren ohne seltene Erden werden nicht entwickelt, weil sie besser sein sollen als solche mit, sondern weil die verfügbaren Ressourcen der Metalle Neodym und vor allem Dysprosium nicht genügen, um Millionen von elektrisch oder teilelektrisch angetriebenen Fahrzeugen auszurüsten. Firmen wie TDK arbeiten schon seit längerem an solchen Magneten mit sehr hohen Flussdichten.
BMW geht den gleichen Weg. Tesla hat anfangs ausgegeben, aus diesen Gründen Asynchronmotoren zu verwenden, ist dann aber später davon abgekommen.
Letzthin habe ich gerade gelesen, dass Magneteisen häufig im Stahlrecycling landet und so Neodym etc. nun auch in Baustählen etc. in Spuren vorkommt. Da hapert es also noch ganz gewaltig.