Das US-Startup Lucid Motors will mit seinem Erstlingswerk Air eines der fortschrittlichsten Elektroautos anbieten. Aktuellen Tests nach sollen 517 Meilen gemäß der US-Norm EPA möglich sein (832 km) – Branchenprimus Tesla bietet aktuell maximal 402 Meilen (647 km), deutsche Hersteller deutlich weniger. In einem Interview verriet Lucid-Motors-Chef Peter Rawlinson Pläne für weitere Modelle.
Rawlinson war von 2009 bis 2012 bei Tesla Chefingenieur für die Limousine Model S, 2013 übernahm er dann die technische Leitung bei Lucid Motors. Zwischen 2017 und 2019 war nicht klar, ob das nötige Geld für die Markteinführung des Air zusammenkommt. Während der Suche nach neuen Geldgebern haben Rawlinson und sein Team die Technik des Elektroautos grundlegend optimiert. Dabei standen neben einem 900-Volt-System vor allem die Effizienz des Antriebs und die Aerodynamik im Fokus. Die ursprünglich für den Air anvisierte Reichweite wuchs durch die Verbesserungen von 400 auf über 500 Meilen mit einer Ladung.
Die Produktion des Air soll Ende dieses Jahres in einer neuen Fabrik im US-Bundesstaat Arizona starten. Das Geld dafür stammt insbesondere vom saudiarabischen Staatsfonds PIF, der Ende 2018 über eine Milliarde US-Dollar investierte. Der Air soll zum Start mit hoher Reichweite, zwei Motoren für 1000 PS Leistung und luxuriös-moderner Innenausstattung über 100.000 Dollar kosten. An Kunden auf dem Heimatmarkt will Lucid Motors ab 2021 Fahrzeuge übergeben, anschließend soll nach Europa und China expandiert werden – später auch mit einem oder mehreren weiteren Modellen.
“Ich kann bestätigen, dass wir auf der Plattform des Air ein SUV realisieren“, verriet Rawlinson kürzlich im Gespräch mit Green Car Reports. Von der zweiten Baureihe gebe es bereits einen fahrtüchtigen Prototyp. Die Produktion des Serienfahrzeugs sei für Anfang 2023 vorgesehen. „Das ist die Vision“, so Rawlinson. „Und das ist wirklich, wirklich wichtig, weil wir Skaleneffekte brauchen, um das Geschäft wachsen lassen zu können.“
Das SUV werde ähnlich lang und „so großartig wie der Air“, sagte Rawlinson. Es sei dafür ausgelegt, zusammen mit der Limousine auf einer Linie gefertigt zu werden. Dazu plane man einen Ausbau der Lucid-Fabrik in Arizona. Auf das SUV könnten weitere Modelle folgen, die Fertigungsanlagen würden das bereits heute unterstützen. „Wir haben eine ganze Reihe an Produkten besprochen, die wir gerne umsetzen würden“, so Rawlinson. Dazu könnte auch ein Pickup-Truck gehören.
Was der Lucid-Motors-Chef ausschließt, ist die Produktion von Fahrzeugen für andere Hersteller. Er glaubt, dass die Auftragsfertigung von Elektroautos am Markt nicht gefragt ist und daher eine „absurde“ Idee sei. „Ich weiß, dass Lucid die beste Technologie hat“, unterstrich Rawlinson. „Warum sollte ich für jemand anderen ein Fahrzeug bauen?“
Alupo meint
Ich finde es gut dass Lucid so eine hohe Reichweite hinbekommt. Das schafft Wettbewerb und das ist gut für die Käufer und die Preise (auch wenn es sicher nie ein Auto für den Massenmarkt sein wird, es hat Strahlkraft)
Noch ist er nicht auf dem Markt, genauso wenig wie der CT, der Roadster oder die anderen Tesla Modelle nach dem 22.09.2020. Zum Battery Day erwarte ich auch von Tesla eine deutliche Reichweitenerhöhung aller verfügbaren Modelle.
MiguelS NL meint
Was Tesla angeht, könnte ich mir vorstellen: 5-10% mehr Kapazität, 10-25% mehr Reichweite und allgemein günstigere Preise.
Ab Ende 2021 mehr deutlich mehr Kapazität (Semi, R, CT, Powerwall 3…)
Wichtig als Katalysator : Rewrite (Smackdown) AP/FSD, SuC 3, Tesla Network und günstigere Preise
Tim Schnabel meint
Man stelle sich vor lucid darf am supercharger netzladen ;) da gibt es Gerüchte
andi_nün meint
Hmm, ja, könnte gerade für die USA schon extrem ziehen.
MiguelS NL meint
Das wäre cool. Ich denke aber ich frühestens in 2-3 Jahren, wenn Tesla günstige Batterien an x zuliefert
150kW meint
Lucid hat doch schon einen Deal mit Electrify America verkündet. Warum sollten sie dann noch einen zweiten Stecker für SuC anbauen? Zudem haben sie ein 900V System.
Freddy K meint
Wie? 400V auf 900V Adapter?
Die SuC haben nur 400V.
Andreas_Nün meint
Bei Lucid kommen immer viele Tesla Vergleiche.
Man muss aber auch Bedenken, dass bei Tesla in vielen Bereichen zum einen das nötige Glück und auch das passenden Timing da war (die Finanzierungskrise während der Finanzkrise mal ausgenommen).
Das Model S war praktisch konkurrenzlos und konnte so auch einen extrem hohen Preis verlangen. Würde Tesla erst 2020 mit dem Model S starten, wäre so ein Erfolg gar nicht mehr möglich.
Das Model S mit 100kwh Pack ist in Deutschland ohne Förderung um 80.000€ zu bekommen.
JürgenSchremps meint
Seh ich genauso. Lucid Air hat weder besondere Eigenschaften noch besondere Markenbindung noch besondere Kostenvorteile. Im Grunde eins der vielen Start Ups, die die Luxusklasse bedienen wollen und scheitern werden.
andi_nün meint
Ich wünsche Lucid dennoch viel Glück, aber in den Automarkt richtig reinzukommen ist extrem hart und sehr kapitalintensiv.
Andi meint
– Den geringsten Luftwiderstand ist kein Detail, das lässt sich in reale
Reichweite umwandeln.
– 1 Millarde $ aus SA Staatsfonds ist zudem nicht das schlechtest finanzierte StartUp der E-Mobilität.
– Das Design find ich sowohl aussen als auch innen (einziger gebogener Schirm) wirklich gelungen. Modern, ohne Schnörkel, nicht so überladen wie viele Designs heute sind.
Aber ja stimmt, die meisten StartUps werden nicht überleben. Ich tippe auf Rivian, die überleben und eine grosse Zukunft haben werden (Markentreue bei Lieferwagen eher niedrig). Das hier wird es sicher schwer haben, die Konkurrenz ist hier deutlich stärker und als Marke etabliert. Aber grad im Luxuslimousinen-Segment gibt es keinen Hersteller, der im Moment nicht in grössen Schwierigkeiten steckt. Tesla sehe ich nicht in diesem Segment. ich sehe es eher so wie bei BMW und Mercedes = nicht die gleiche Zielgruppe.
Daniel S meint
Richtiges Timing ist eben kein Glück sondern visionäres Handeln. Es hätten ja auch VW, Mercedes oder BMW so handeln können – wollen hätte ich schon mögen, aber tun habe ich mich nicht getraut… Im Rückblick ist alles so einfach.
Peter W meint
Das Zitat ist etwas aus den Fugen geraten:
Mögen täten wir schon wollen, aber dürfen haben wir uns nicht getraut.
Peter W meint
„Warum sollte ich für jemand anderen ein Fahrzeug bauen?“
Vielleicht weil man damit Geld verdienen kann? Warum bauen „Andere“ Smartphones für Apple? Bestimmt nicht weil sie diese Smartphones selbst entwickeln könnten.