Ford gilt bei der Elektromobilität als Nachzügler. Die mittlerweile von dem US-Hersteller eingeläutete E-Offensive besteht derzeit noch aus der Einführung von Plug-in-Hybridversionen bestehender Baureihen. Im nächsten Jahr kommt eines von mehreren geplanten neuen Elektroautos der Marke nach Europa. Der für die Region zuständige Manager Stuart Rowley hat sich im Gespräch mit dem Handelsblatt selbstbewusst zu der Stromer-Strategie geäußert.
In Deutschland boomen Elektroautos trotz Coronavirus, Benziner und Diesel waren in den letzten Monaten dagegen deutlich weniger als im Vorjahreszeitraum gefragt. Fords Europachef glaubt, dass E-Modelle hier insgesamt auf dem Vormarsch sind. „Die Signale sind ziemlich eindeutig: E-Autos legen kräftig zu, und das nicht nur wegen staatlicher Subventionen“, sagte Rowley der Wirtschaftszeitung.
Das erste Elektroauto von Ford mit moderner, alltagstauglicher Technik wird der Mustang Mach-E. Rowley erwartet, dass es das SUV mit dem vergleichbaren Model Y von E-Auto-Branchenführer Tesla aufnehmen kann. „Ich glaube, dass das Auto besser ist als der Tesla Y, definitiv“, sagte er. „Es wird viele neue Elektroautos im nächsten Jahr geben. Aber wir haben einen Mustang und werden uns damit abheben können.“ Ein Argument für den Mustang Mach-E ist dessen Reichweite von bis zu 600 Kilometer gemäß WLTP-Norm, Tesla bietet das Model Y hier bisher mit maximal 505 E-Kilometern an.
Bisher hießen bei Ford nur Verbrenner-Sportwagen Mustang, mit dem Mach-E will das Unternehmen die Submarke in die Zukunft bringen. Das neue Elektro-SUV ist dabei mit Preisen ab 46.900 Euro für den Volumenmarkt konzipiert, am oberen Ende wird es aber auch besonders gut ausgestattete und sportliche Varianten geben. Welchen Absatz Ford mit dem Mustang Mach-E anpeilt, wollte Rowley nicht verraten. Er bestätigte lediglich, dass Europa eine wichtige Rolle spielt – für diesen Markt sei „ein guter Prozentanteil“ des in Mexiko produzierten Batterie-SUV vorgesehen.
Nach dem Mustang Mach-E will Ford hierzulande weitere Elektroautos einführen, als Nächstes 2023 einen Pkw auf Basis des Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) von Volkswagen. Es werde „ein kleineres Auto“ von Ford Europe, erklärte Rowley. Das Fahrzeug werde auf den europäischen Markt zugeschnitten und befinde sich aktuell in der letzten Designphase. Ford und VW haben in einem ersten Schritt die Lieferung von über 600.000 MEB-Plattformen ausgehandelt.
Die Vereinbarung mit Volkswagen lässt ein weiteres Elektroauto auf MEB-Basis zu. Der Ford-Europachef hält einen dritten Voll-Stromer für sinnvoll: „Gerade auch aus produktionstechnischer Sicht, um eine Fabrik ausreichend auslasten zu können“, sagte Rowley. Der Marktstart eines solchen Modells würde wahrscheinlich 2024 erfolgen. Anschließend könnten weitere E-Pkw in das Programm aufgenommen werden – ob Elektroautos oder Plug-in-Hybride, werde derzeit diskutiert. Ein wesentlicher Faktor für die weitere Strategie sei die Ladeinfrastruktur: Mit zunehmender Dichte an Strom-Tankstellen steige auch die Wahrscheinlichkeit, dass reine E-Fahrzeuge hinzukommen.
Franz Mueller meint
Ford spielt im Preis- und Qualitätsgefüge von Opel und Renault. Mustang ist in Deutschland ja eher negativ mit dem Hillbilly-Klische besetzt.
Wird eher geringe Stückzahlen verkaufen, ähnlich dem iPace
Eugen meint
Für das angebliche schlechte Image sieht man etliche Mustangs in den Sommermonaten, jedenfalls deutlich mehr als z.B. Audi TT oder andere Coupes. Ähnlich wie bei Tesla kriegt man da eben deutlich mehr Pferdchen fürs Geld als bei den deutschen Autobauern, auch Challenger und Camaros sieht man immer öfter.
Stefan R. meint
Ich hatte den Ford Mustang Mach E „blind“ reserviert. Nachdem ich das Fahrzeug vor Ort live anschauen konnte, habe ich es am nächsten Tag wieder storniert.
Die Verarbeitungsqualität, Anmutung, Haptik / Touchscreen / Menü etc. ist viel zu schlecht.
Das Fahrzeug sieht auf den Fotos etc. deutlich besser aus als es in Wirklichkeit ist. Da werden einige enttäuscht sein, wenn sie das erste Mal in der Kiste sitzen werden. Der Polestar 2 ist deutlich besser von der Verarbeitung und Anmutung, kein Vergleich.
Ich selbst fahre einen Tesla X und schaue mir regelmässig die Mitbewerbefahrzeuge an. Ausser dem Porsche Taycan konnte kein anderer überzeugen.
NiLa meint
Ich durfte mal einen in freier Wildbahn auf der Autobahn nahe Köln „bestaunen“ (war wohl ein Test-/Promofahrzeug). Von außen fand ich ihn ganz ok, das scheußliche Interieur war schon von den ersten Fotos her ein No-Go.
Citaron meint
Der Polestar 2 kommt ja auch von einem Premiumhersteller. Da gehört sich auch ein Premium-Interieur. Dafür kann der Polestar bei Reichweite, Leistung und Fahrerassistenz nicht mithalten (der MachE ist schon für Level3 vorbereitet, Software kommt nächsten Herbst).
Und über die Verarbeitung kann man noch gar nicht schwadronieren, wenn die ersten Serienfahrzeuge erst nächste Woche vom Band fallen. Das Prototypen oftmals stümperhaft zusammengedengelt sind, ist ja auch nichts Neues.
Michael meint
Was 19 Tage ausmachen! Am 1.10.20 stand hier: „Bei Ford glaubt man nach den Worten des Deutschland-Chefs nicht daran, dass sich mit Elektroautos vergleichbare Verkaufszahlen wie mit herkömmlichen Wagen erzielen lassen.“
Heute meldet der Europachef steigende Zahlen.
Na, dann warten wir mal auf morgen, da heißt es dann: „Ausverkauft, die große Nachfrage war nicht vorhersehbar.“
NiLa meint
Europachef =/= Deutschlandchef.
steigende (Verkaufs-)Zahlen =/= vergleichbare Verkaufszahlen.
Aber wenigstens mit Ihrem letzten Satz könnten Sie Recht behalten.
alupo meint
Da wird wieder einmal ein eAuto so frühzeitig angekündigt, dass noch nicht einmal die kleinsten Daten veröffentlicht werden (können).
Naja, das dauert wohl alles noch sehr lange und man muss ja auch etwas tun um wenigstens auf das Podium „Ankündigungsweltmeister“ zu kommen.
Einige Zahlen und einen Termin „2021“ hätte mir gefallen, aber so :-(… Das fällt bei mir unter Trittbrettfahrertum.
Citaron meint
Der Mustang Mach E wurde doch schon vor fast einem Jahr angekündigt, und Produktionsstart ist noch diesen Monat. Preise sind bekannt, Ausstattungen sind bekannt, aktuell tourt die Karre sogar durch ganz Deutschland, damit sich die Kunden und Interessenten ein Bild machen können. Der „Ankündigungsweltmeister“ braucht immer noch ungefähr 2 Jahre, bis der ebenfalls im November 2019 vorgestellte Cybertruck auf die Straßen rollt.
Und das andere Auto wurde mitnichten vorgestellt. Der MEB-Ford ist halt schon bekannt, ebenso wie klar ist, dass es irgendwann einen neuen Kuga, Golf oder Polo geben wird. Wann, wie und wo erfährst du dann in den nächsten X Jahren.
Meine Güte, Autos werden seit mehr als 100 Jahren gebaut und Markteinführungen sind bei etablierten Herstellern auch immer gleich, warum also jetzt die Aufregung?
Eugen meint
Der Mach-E ist eines der attraktivsten E-Autos am Markt, aber er hätte optisch noch mehr Mustang sein können, dafür dass Ford hier so rückschrittlich sein soll ein großer Wurf, ist die Frage ob das Auto für Ford rentabel ist. Vom Ford auf MEB Bassis braucht man sich nicht mehr als die immer gleichen Kompakt SUVs erwarten, aber ich bin gespannt, wie Ford den Innenraum umsetzt, der gefällt mir weder bei den ID.s noch beim Mach-E.
Yoshi84 meint
Entschuldige bitte, dass ich das so deutlich sage, aber der Mach-e ist nicht „am Markt“. Er ist in Planung und könnte ab dem ersten Quartal 2021 in sehr sehr geringen Mengen zu den Händlern Rollen. Eine Probefahrt zu bekommen dürfte bei einem kleinen, lokalen Normalo-Händler ein Ding der Unmöglichkeit werden. Natürlich werden wir auch die bekannten PR-Abteilungssprüche a la „von der Nachfrage total überrascht“ hören. Alles nichts neues, daher finde ich den Wagen höchst langweilig.
LG
Modulor meint
Wie alle „Mustang“ wird auch der Mach-E nur in den sog. „Ford Stores“ erhältlich sein, das dürften in Deutschland 30-40 sein. Sicherlich wird nicht jeder einen Mach-E zum Probefahren auf dem Hof haben, aber 10-15 Destinationen in den größeren Städten wird es mit Sicherheit geben. Er wird auf jeden Fall das Straßenbild bereichern. Im ersten Jahr gehen 60% der Produktion nach Europa, das entspricht 30-40 tausend. Auf jeden Fall wird er das Straßenbild positiv bereichern.