Die Bundesregierung veranstaltet heute einen weiteren „Autogipfel“ mit Vertretern der Branche, dabei stehen wie bei früheren Terminen insbesondere alternative Antriebe im Mittelpunkt. Eine zentrale Entscheidung soll bereits im Vorfeld der Gespräche gefallen sein: Die in diesem Jahr erhöhte Elektroauto-Kaufprämie „Umweltbonus“ soll länger als ursprünglich geplant gelten – allerdings mit Abstrichen.
Der gemeinsam von Bund und Industrie finanzierte Umweltbonus beträgt seit Juni bis zu 9000 Euro, da der Staat seinen Anteil im Rahmen des Coronavirus-Konjunkturpakets verdoppelt hat. Die sogenannte Innovationsprämie sollte eigentlich Ende 2021 auslaufen und Elektroautos dann wieder mit dem vorherigen Höchstbetrag von 6000 Euro bezuschusst werden. Die Aufstockung soll nun aber über 2021 hinaus bis 2025 greifen, sagten Regierungs- und Branchenvertreter am Montag der Nachrichtenagentur Reuters.
Die Pläne sehen laut Reuters vor, dass die zuletzt verdoppelte staatliche E-Auto-Prämie ab 2022 in zwei Stufen gekürzt wird. Bei Plug-in-Hybriden mit Elektro-Verbrenner-System und extern aufladbarer Batterie soll die Kürzung stärker ausfallen, auch ein kompletter Wegfall werde diskutiert. Das habe die Regierung Insidern zufolge schon im Vorfeld des Autogipfels mit der Branche und verschiedenen Fachministern unter Leitung von Kanzlerin Angela Merkel abgesprochen.
Mit der Verlängerung der Innovationsprämie soll der Verkauf von Elektroautos in Deutschland weiter angekurbelt werden. Die Fördermaßnahme habe sich „als erfolgreiches Instrument zur Förderung des Absatzes von Elektrofahrzeugen erwiesen“, zitiert das Manager Magazin aus einer Vorlage aus dem Kanzleramt für den heutigen Autogipfel. Für die Fortsetzung der Maßnahme werde zusätzlich eine Milliarde Euro veranschlagt.
9000 Euro Umweltbonus gibt es derzeit für reine Stromer zum Nettolistenpreis von unter 40.000 Euro, teurere Modelle bis 65.000 Euro werden mit 7500 Euro gefördert. Für Plug-in-Hybridfahrzeuge beträgt der Zuschuss maximal 6750 Euro. Die Hersteller gewähren ihren aktuellen Anteil am Umweltbonus von jeweils einem Drittel als Nettonachlass. Die Subvention wurde 2016 eingeführt, damals betrug sich noch höchstens 4000 Euro. Neben der Fördersumme wurde über die Jahre auch die Laufzeit verlängert, zuletzt bis 2025.
Heute um 19 Uhr schalten sich die Kanzlerin, die Vorstandschefs der großen Autokonzerne, der Branchenverband VDA, Minister, Länderchefs sowie Gewerkschafter zum jüngsten Autogipfel zusammen. Neben der Angleichung der Laufzeit der Innovationsprämie an die des Umweltbonus stehen bei der E-Mobilität auch Maßnahmen für den Aufbau einer Ladeinfrastruktur in Deutschland auf der Agenda.
Netlev meint
Hybride sollten nur gefördert werden, wenn beim Arbeitgeber und zu Hause eine Steckdose 230v/16A zu Verfügung steht!!!
Peter W meint
Oh, welch absurde Forderung! Soll das jetzt ein Witz sein?
Wasco meint
Ich bin auch für eine Streichung der Prämie für PHEV sowie Steuererleichterungen und Privilegien. Meistens wird mit denen nicht elektrisch gefahren, laut BDEW.
Der Fokus sollte bei der Förderung von BEV stehen! Dort würde ich aber ab 2022 auch die Prämie zurückfahren und 2025 ebenfalls streichen.
Laut BDEW reichen die gut 33.000 Ladesäulen in Deutschland auch für 550.000 BEV, bisher sind es ca. 250.000 BEV.
Andi EE meint
„Der Fokus sollte bei der Förderung von BEV stehen! Dort würde ich aber ab 2022 auch die Prämie zurückfahren und 2025 ebenfalls streichen.“
Elektromobilität muss günstiger als die Fossile sein. Wenn die BEVs nicht um mindestens diese Kaufprämie in diesem Zeitraum günstiger werden, wird die E-Mobilität ein Rohrkrepierer werden. Der überwiegenden Mehrzahl der Autofahrer, ist das Portemonnaie viel wichtiger als der Klima-/Umweltschutz. Die innere Ausrede ist immer die, was bedeutet schon mein klitzekleiner Anteil im Gesamten.
Deshalb wäre es gut, wenn man endlich ehrlich wäre und den Spritpreis signifikant erhöht. So entsteht das Delta auch und vor allem am richtigen Ort. Das Problem ist ja nicht dass man ein Verbrennerauto hat, nein das Problem ist, dass man viel fährt. Der Verbrauch muss besteuert werden. Erst wenn es beim Zahlen schmerzt, werden die Leute einsichtig. Wenn der Problemverursacher „fossiler Brennstoff“ nichts kostet, dann wird weiter verschwendet, weiter grosse SUVs gekauft, weiter mit 180km/h+?gefahren. Es ist den allermeisten egal, sonst würden sie nicht so kaufen. Man könnte mit der Spritpreiserhöhung auch die PHEV-Fahrer an die Steckdose zwingen. Wenn beide Energien nix kosten, dann setzt sich die Bequemlichkeit durch.
Wasco meint
Ja. Man könnte z. B. die Subventionen für Diesel (ca. 8 Mrd. € im Jahr) streichen und dann wäre er so teuer wie Benzin.
Andi EE meint
Das wäre das Mindeste was man tun müsste. Es ist nicht zu fassen, dass das was das Problem verursacht, am günstigsten ist. Das ist abartig dämlich.
Hinter alledem steckt die immergleiche Motivation, Schutz der eigenen Wirtschaft gegenüber dem Ausland. Nicht nur in Deutschland, dieser Grundgedanke die eigene Wirtschaft zu schützen, führt auch in anderen Ländern und Sektoren dazu, völlige unsinnige Dinge im Markt zu bevorzugen.
Gestern im Hart aber Fair kam Brinkhaus (Regierung) diesbezüglich auch ins Stolpern, hat sich dann rausgeschwafelt. Wenn schon die Basics falsch sind, wird die Umstellung sich elend lang hinziehen.
Mir Wurscht meint
„Elektromobilität muss günstiger als die Fossile sein. Wenn die BEVs nicht um mindestens diese Kaufprämie in diesem Zeitraum günstiger werden, wird die E-Mobilität ein Rohrkrepierer werden. “
Also ist deiner Meinung nach ein E-Auto nicht besser? Geht es nur um billig billig billig? Eigentlich sollte es um „Umweltfreundlicher“ gehen. Deshalb die Mobilitätswende.
Andi EE meint
Für mich natürlich schon, mein nächstes Fahrzeug wird auch ein E-Mobil auch wenn es 25% teurer ist. Aber ich bin auch nicht der Durchschnitt, wir diskutieren immer über den Schnitt. Persönliches, Bekannte … spielen keine Rolle, wenn man den Zustand und Ausblick beurteilen muss.
Wir sehen ja dass wir alle Umweltschützer sind, das Pariser Klimaabkommen toll finden und trotzdem steigt die SUV-Quote dauernd an. Das ist nur ein Beispiel, wo man sehen kann, das was geredet und dann tatsächlich umgesetzt wird, zwei völlig verschiedene Dinge sind. Wenn wir in der Schweiz über 10 Rappen (9 Cent) Treibstoffzollerhöhung abstimmen, wird das verworfen. So ehrlich ist der Mensch im Schnitt (Portemonaie vs Klima/Umwelt).
alpha meint
Mir wäre es lieber die Förderung für Elektroautos runterzusetzen.
BEV bis zu 40.000,– EUR netto nur noch max. 3000,– EUR Zuschuss
PHEV keinen Zuschuss
dafür die zusätzlich eine Milliarde EUR in die öffentliche Ladeinfrastruktur investieren
Ernesto 2 meint
Warum nicht die Förderung vom Kaufpreis (Netto) abhängig machen?
6000,– nur für Fahrzeuge netto unter 20.000,–; Endpreis: 14.000,– bezahlbar für den kleinen Mann.
5000 für Netto unter 24.000,–
4000 für Netto unter 28.000,–
3000 für Netto unter 32.000,–
2000 für Netto unter 36.000,–
1000 für Netto unter 40.000,–
NULL für Netto über 40.000,–
Erst damit entsteht eine Lenkungswirkung zu kleineren Verbrauchsärmeren Fahrzeugen führt und die Industrie nicht immer noch größere noch schneller noch teureren Fahrzeugen anfeuert!
Andi EE meint
Wobei kleiner leider nicht verbrauchsärmer bei Elektrofahrzeugen ist. Bessere Aerodynamik erzeugt bessere Verbrauchswerte. Dank der Rekuperation ist das Gewicht nicht mehr so entscheidend wie beim Verbrenner.
Damit man substanziell was gewinnen kann, muss man von einem Model 3 auf ein Microcar wechseln. Oder gegensätzlich vom Referenzwert Model 3 eines aerdynamisch guten Fahrzeugs auf die SUV-Form die wieder happig mehr Energie frisst. Leider reicht die Verkleinerung von Model 3 auf eine Zoe nicht, um sich zu verbessern.
Für mich bisher die grosse Enttäuschung, dass man das mit kleineren Fahrzeugen nicht besser hinkriegt. Ich hoffe Tesla wird das besser hinkriegen mit dem Model2?
Mir Wurscht meint
Warum definiert ihr ein E-Auto immer nur mit Verbrauchswerten?
„Hey meiner Verbraucht nur ….“ oder „Heute war ich wieder billig Strom schnorren bei ….“
Hat euch vorher als Auto 1.0 Fahrer doch auch nicht interessiert.
Peter meint
Man könnte auch den Flächenbedarf eines Fahrzeugs definieren und als Grundlage heranziehen.
Peter W meint
Lieber nicht, sonst werden die Kisten noch höher …
Murat Özden meint
Wenn das so ist, dann sollte jemand das Personal bei der Bafa aufstocken. Die Wartezeiten bis ein Antrag geprüft und bewilligt grenzt an Schikane.
Ines meint
Würde man aufhören PHEV als Elektrofahrzeuge zu bezeichnen, müsste man sie auch nicht weiter fördern um ebenso willkürliche wie wohlklingende „Ziele“ zu erreichen, sondern könnte sich auf die BEV als „echte“ Elektrofahrzeuge konzentrieren. Dann käme man mit den Milliarden auch weiter. Erreicht man seine Ziele aber nicht mal mit Einrechnung der Verbrenner mit Zusatzbatterie die optional genutzt werden kann, sind solche Forderungen völlig utopisch.
De Mischa meint
Vollkommen falscher Weg. Fahrzeuge gehören nicht gefördert. Es liegt an den Herstellern die passenden Fahrzeuge für den Markt anzubieten.
Die Regierung sollte das Geld lieber in den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur investieren, sowie den ÖPNV weiter ausbauen
falscheBlickrichtung meint
Der Ausbau des ÖPNV ist zu klimaschädlich. ÖPNV „lohnt“ sich nur in Ballungsräumen, ausserhalb ist die Auslastung zu gering. Bei mir im Ort sitzen gerne mal 2 Fahrgäste in 30 Tonnen Citaro.
LMausB meint
ÖPNV geht auch mit 4-7,5 to Fahrzeugen. Z.B. wenn Größe nach angemeldeten Bedarfen + x% Adhoc-Nutzern via APP. Man (Kommune) muss nur wollen und sich trauen ….
bensch meint
Selten so einen Käse gelesen. Weil auf deinem Kaff die Busse nicht voll sind ist ÖPNV also klimaschädlicher als Individualmobilität?
r2d2 meint
Die Aufstockung von 3.000,- € auf 6000,- € BAFA soll also über 2021 weitere vier Jahre ermöglicht werden. „Für die Fortsetzung der Maßnahme werde zusätzlich eine Milliarde Euro veranschlagt.“ Wow, messerscharf kalkuliert! Reicht umgerechnet für 333.333 reine E-Autos (bei unter 40.000 €) bzw. bei weiter steigender Nachfrage ungefähr 12 Monate!
wiesmaim meint
Wenn pro Tag 1000 neue Anträge gestellt werden, reicht die zusätzliche Milliarde für ein halbes Jahr länger. Zumindest bis Ende 2021 müsste der Fördertopf dann reichen.
Freeman meint
„Das habe die Regierung Insidern zufolge schon im Vorfeld des Autogipfels mit der Branche und verschiedenen Fachministern unter Leitung von Kanzlerin Angela Merkel abgesprochen.“
Das sagt doch wieder alles, die Branche (Industrie) zeigt wo es langgehen soll.
Teilweise entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
150kW meint
Ich dachte dass wäre die Wunschvorstellung so vieler hier das PHEV weniger bis gar nicht gefördert werden? Jetzt ist das böse weil das abgesprochen wurde?