Thomas Schäfer ist seit August der Chef von Škoda. Er verantwortet damit auch die Umsetzung der von der Konzernmutter Volkswagen bei ihren Marken vorangetriebenen E-Mobilitäts-Offensive. Im Interview mit dem Magazin Electrified sprach Schäfer über die weiteren Schritte.
Gerüchten zufolge will Volkswagen-Chef Herbert Diess Škoda zu einer Billigmarke machen, das ist laut Schäfer aber nicht der Fall. Der Fokus liege weiter auf Autos „mit einem tollen Preis-Leistungsverhältnis“, dazu setze man auf eine „außerordentlich hohe Kosten-Disziplin“. Das gilt auch für Elektroautos: Der erste, Ende 2019 eingeführte Voll-Stromer der Marke CitigoE iV auf Basis des VW-Kleinstwagens e-up! wurde für rund 21.000 Euro angeboten – und nach weniger als einem Jahr wieder aus dem Online-Konfigurator entfernt.
Darauf angesprochen, ob der CitigoE iV später wieder bestellt werden kann, gab der Škoda-Chef keine eindeutige Antwort. Er deutete allerdings an, dass das Modell dauerhaft aus dem Programm genommen werden könnte: Zwar brauche Škoda „perspektivisch“ ein kleineres Elektrofahrzeug und der CitigoE iV sei zweifellos ein guter Wagen, wirtschaftlich sei er jedoch „langfristig nicht sinnvoll“. Dass das Modell schon nach so kurzer Zeit nicht mehr verfügbar ist, liege aber an fehlenden Kapazitäten in der Batteriefertigung.
Als nächstes Elektroauto bringt Škoda 2021 zu Preisen ab rund 39.000 Euro den Enyaq iV (abgebildet) auf den Markt, der auf VWs E-Auto-Baukasten MEB basiert. Bestellt werden kann das neue E-SUV schon, das Interesse ist laut Schäfer „sehr hoch – und zwar in allen europäischen Märkten“. Mit dem Enyaq iV geht Škoda neue Wege, auch über den Verkauf von Autos hinaus. „Das Gesamtpaket muss stimmen. Deshalb führen wir mit dem Enyaq iV unser Škoda iV Ökosystem ein“, erklärte Schäfer. Dazu zählten Services wie der „myŠkoda Powerpass“, mit dem Kunden den Enyaq iV unterwegs schnell und komfortabel aufladen können.
Mit dem Enyaq iV hat Škoda ehrgeizige Ziele: Man wolle „noch einen Tick“ mehr als die zuvor genannten 70.000 bis 80.000 Einheiten pro Jahr produzieren, sagte Schäfer. Die Reaktionen nach der Premiere des Modells hätten gezeigt, dass das Unternehmen durchaus noch optimistischer sein könne. Dazu müssten allerdings logistische Herausforderungen im Stammwerk im tschechischen Mladá Boleslav bewältigt werden. So hätten Elektroautos ein höheres Gewicht, was einen massiven Ausbau der Lackiererei und auch von Teilen der Fertigungslinie erforderlich mache.
E-Mobilität „simply clever“
Schäfer glaubt nicht, dass die traditionellen Autobauer zu spät in die Elektromobilität einsteigen. Man könne das Geschäftsmodell nicht von jetzt auf gleich vollständig transformieren. Er sei überzeugt, dass der Volkswagen-Konzern bei der alternativen Antriebsart auf dem richtigen Weg ist. Bei Škoda stehe im Fokus, E-Mobilität anzubieten, „die wirklich ’simply clever‘ ist – mit kurzen Ladezeiten, langen Reichweiten und zu erschwinglichen Preisen“.
Die Marke werde Schritt für Schritt ihre gesamte Modellpalette elektrifizieren, vorerst würden aber auch weiter Verbrenner eine Rolle spielen, so Schäfer weiter. Der von einigen geforderte Zulassungsstopp für Verbrenner mit fossilen Antrieben sei schlicht nicht möglich, allein schon wegen dem drohenden Abbau von Tausenden Arbeitsplätzen.
Auf dem Weg zur elektrischen Mobilität setzt Škoda auch auf Plug-in-Hybride. Die so angetriebenen Varianten der Baureihen Superb und Octavia seien sehr wichtig für das Unternehmen, erklärte der Firmenchef. Mit Blick auf die zunehmende Kritik an Teilzeit-Stromern sagte Schäfer, dass diese Technik keinesfalls wie von einigen kritisiert eine „Mogelpackung“ und vor allem bei größeren Fahrzeugen nötig sei. Der tatsächliche Verbrauch hänge vom jeweiligen Fahrverhalten und dem regelmäßigen Aufladen durch die Kunden ab. Škoda unterstütze, dass die Förderung von Plug-in-Hybriden an deren rein elektrischer Nutzung festgemacht wird. Denn im Fokus sollte der umweltschonendere Betrieb stehen, nicht die reine höhere Systemleistung.
Andreas Grüner meint
Könnte mir mal jmd ganz einfach erklären warum laut Aussage auch in diesem Artikel der VW Konzern die Brennstoffzellentechnik angeblich verwirft obwohl die Bundesregierung ein Budget für die Entwicklung erst kürzlich verabschiedet hat? Da wird doch geblufft oder bewusst mit verdeckten Karten gespielt. Alle wissen doch das für die Produktion von Batterien Rohstoffe benötigt werden deren Abbau in anderen Teilen der Welt zu massiven Umwelt Problemen führt.
hu.ms meint
Und alle wissen doch, dass für 100 km mit dem brennstoffzellen-pkw 2,8 mal soviel eletrische energie wie für ein BEV notwendig ist.
Das ist in beiden fällen zusätzlicher energiebedarf, der nur aus neuen kapazitäten an erneuerbaren akzeptabel ist.
Anti-Brumm meint
„So hätten Elektroautos ein höheres Gewicht, was einen massiven Ausbau der Lackiererei und auch von Teilen der Fertigungslinie erforderlich mache.“
Werden die Fahrzeuge mit eingebauter Batterie lackiert oder wie soll ich das verstehen? Oder ist die Karosserie bereits ohne Batterie so viel schwerer als sonst üblich?
Wie auch immer, als nächstes Modell bitte eine Nummer kleiner: Größenordnung Fabia Combi/Scala/Karoq :-)
D. Petri meint
JA, ID.2 Combi bitte
Skodafahrer meint
Die Verbrennerkleinwagen des VW Konzerns setzen nicht auf dem MQB auf, da die meisten Teile zu schwer und zu teuer sind.
Ähnliches wird auch bei den Elektroautos kommen.
Das im ID.3 verbaute Batteriegehäuse ist für Kleinwagen zu lang und muß verkleinert werden. Diese verkleinerte Plattform braucht auch nicht für Allrad ausgelegt zu sein.
Daher muß wesentlich mehr neu entwicklelt werden, wie bei einer reinen Produktanpassung der Plattform für VW ID.3 oder Skoda Enyaq.
Möglicherweise kommt der Kleinwagen schon mit der nächsten Batteriegeneration.
Ein Skoda Kompaktwagen würde auf dem normalen MEB aufbauen.