Peter Carlsson war früher Einkaufsmanager bei E-Auto-Pionier Tesla, heute baut er das Batteriezellen-Startup Northvolt auf. In einem Interview sprach er über den aktuellen Stand des Projekts, das im großen Stil von Volkswagen unterstützt wird. Auch mit BMW gibt es eine Kooperation. Die geplante Fertigung in zunächst zwei Fabriken soll die Kosten von Batteriezellen für die deutschen und weitere Kunden deutlich senken.
Das von ihm mitgegründete Unternehmen werde zusammen mit Volkswagen Batterien für „weit weniger als 100 Dollar die Kilowattstunde“ herstellen, sagte Carlsson im Gespräch mit dem Handelsblatt. Dieser Preis ist laut Experten eine wichtige Schwelle, um Elektroautos wettbewerbsfähig mit Verbrenner-Fahrzeugen zu machen.
Als Vorreiter bei Akkus gilt derzeit Tesla, das seit Jahren Technologien und Fertigungsprozesse mit seinem Partner Panasonic vorantreibt. In Zukunft will der US-Hersteller auch eigene Batteriezellen komplett selbstständig fertigen, um die Kosten durch Verbesserungen und Fortschritte weiter zu reduzieren. Tesla-Chef Elon Musk hat im November erklärt, in Brandenburg die weltgrößte Batterie-Fabrik bauen zu wollen. Carlsson zeigte sich „erfreut“ über Teslas Plan, da Northvolt allein Deutschland nicht zu einem Zentrum für Kompetenz und Lieferanten für E-Auto-Batterien machen könne.
Zu welchen Kosten Tesla aktuell E-Auto-Akkus produziert, ist nicht bekannt. Schätzungen gehen von um die 120 Dollar pro Kilowattstunde aus, dahinter sollen Volkswagen und General Motors mit ungefähr 140 Dollar pro Kilowattstunde (kWh) auf Platz zwei liegen. Das angestrebte Ziel von Northvolt von weniger als 100 Dollar pro kWh will das Startup ähnlich wie Tesla erreichen: durch die niedrigeren Stückkosten einer großen Produktion und laufende Verbesserungen. „Die Kombination von kleinen Dingen zählt, eine holistische Sicht des Gesamtprozesses von der Chemie über das Zellendesign bis zur Integration der Batterie ins Fahrzeug“, erklärte Carlsson.
Ab 2024 Produktion in Salzgitter
Northvolt hat zusammen mit Volkswagen ein Joint Venture gegründet, das in Salzgitter eine Großserienfertigung von Batteriezellen hochzieht. Anfang 2024 soll es losgehen, das Ziel ist eine der größten Akku-Fabriken Europas. Zunächst soll eine jährliche Kapazität von 16 Gigawattstunden (GWh) entstehen, später könnten es 24 GWh werden. Der weltweite Bedarf von Volkswagen ist wesentlich größer, der Konzern wird daher weiter von den den Markt dominierenden Zulieferern aus Asien Akkus beziehen.
Den anvisierten niedrigen Preis pro kWh für E-Auto-Akkus werde Northvolt „nicht sofort“ realisieren können, zuvor sei eine Anlaufphase nötig, sagte Carlsson. „Aber sobald wir hohe Stückzahlen produzieren, werden wir sehr konkurrenzfähig sein.“ Das Vorhaben in Salzgitter komme gut voran, der Genehmigungsprozess gestalte sich in Deutschland allerdings etwas schwieriger als für die erste, eigene Fabrik in Schweden. Die geplante Produktion sei in Europa bisher einmalig und erfordere viel Flexibilität, Northvolt würde zugleich „bauen und entwickeln“ – das sei mit den staatlichen Vorgaben in Schweden leichter. Die detaillierteren Vorgaben in Deutschland kämen jedoch der Sicherheit und Robustheit des Projekts zugute.
Mit Blick auf den aktuellen Vorsprung von Tesla auf die etablierten Autohersteller meinte Carlosson, dass die deutschen Unternehmen bei der Zellenfertigung „klar aufgeholt“ hätten, bei der Integration und Optimierung der Batterie mit dem Fahrzeug hapere es aber noch. Tesla liege mit seinem Batteriesystem deutlich vorn. Es sei „sehr gut darin, das Zellendesign, das Batteriepack und das Fahrzeug zu optimieren“. Allerdings habe Tesla auch den großen Vorteil, neu anzufangen und „keine 50 Jahre mechanischer Entwicklung hinter sich“.
Bernie Ess meint
„dass die deutschen Unternehmen bei der Zellenfertigung „klar aufgeholt“ hätten“
– das scheint mir eher Wunschdenken als Fakt. Wie Elon Musk am Battery day neben einer recht genauer Erklärung seiner neuen Batteriezellen erklärte, liegt die große Schwierigkeit darin, „the machine that builds the machine“ zu bauen, sowie die Fertigung auf (schnelle) Massenfertigung hochzufahren. Das Macht Tesla seit Monaten mit ihrer Pilotanlage, und wenn die Produktion in Salzgitter richtig startet, könnte Tesla seine neuen Zellen bereits mit den angekündigten Kosteneinsparungen produzieren. Ich denke, der Wert Teslas liegt in dem Potenzial für die zukünftige Massenfertigung. Die sind da in punkto Fertigungstechnik hoch- innovativ. Nicht dass ich es deutschen Herstellern nicht wünschen würde, aber denen hängt die Verbrenner- Sparte wie der Mühlstein um den Hals, und Leute wie Diess, die wollen, werden am Ärmel festgehalten.
Mar(tin)cuse Gohlke meint
Wenn hier über den „Wert“ diskutiert und gestritten wird, empfehle ich die Ausarbeitungen der Wertkritik, nachlesbar u.a. auf Wikipedia. Der „“Wert“ ist einer der zentralen Begriffe der „Kritik der politischen Ökonomie“ – der großen Gegenspielerin der an den Universitäten vorherrschenden Volkswirtschaftslehre (bis weit ins 19. Jh. hinein sprach man von der klassischen Ökonomie oder politischen Ökonomie; deswegen heißt es dann bei einem Menschen namens Karl Marx „Kritik der politischen Ökonomie“ – heute würde er es also „Kritik der Volkswirtschaftslehre“. Man kriegt die Definition des Begriffs „Wert“ aber nicht im Vorübergehen, das hat schon was von Geistesanstrengung. „Wert“ kollidiert mit Preis, gesellschaftlich durchschnittlich notwendige Arbeitszeit zur Herstellung eines Produkts und vieles mehr.
Mich hat das immer genervt, dass man mit Marx nur irgendwelche revolutionären Sprechblasen verbindet, aber nie damit, wo er als Wissenschaftler unterwegs war.
Rene meint
Mich persönlich würde eher interessieren, mit welchem Strommix die Batterien hergestellt werden – in Schweden wird’s wahrscheinlich viel Kernkraft sein, in DE derzeit noch 50% nicht erneuerbar. Und in China?
Reiner meint
Mich würde auch interessieren aus welchem “Oel Mix‘ Benzin hergestellt wir, vor allem das Recycling der Abgase. Komisch da fahren welche seit 50 Jahren Autos u. seit dem E Auto machen die sich auf einmal Gedanken. Wo gibts denn sowas.
Rene meint
Sie missverstehen: habe privat und in der Firma fast nur noch E-Autos im Einsatz – diese Frage ist mir trotzdem ein Anliegen
Peter W meint
Irgendwie wird bei uns nur in homöopatischen Dosierungen gerechnet und geplant. Während der noch relativ kleine Hersteller Tesla in Berlin von einer 100 bis 250 Gigawattstunden Zellproduktion redet, plant der größte Autohersteller der Welt mit 16 bis 24 GWh.
Irgendwas passt da doch nicht oder?
Torsten meint
Das ist ja nicht die einzige Fabrik, die Northvolt und VW bauen.
CaptainPicard meint
„der noch relativ kleine Hersteller Tesla“
Mit „relativ klein“ meinst du den mit riesigem Abstand wertvollsten Autohersteller der Welt mit einem Börsenwert der größer ist als alle deutschen Hersteller zusammen?
Data meint
Captain, ihre Ansicht beruht auf einem Fehlschluss. Der Börsenwert eines Unternehmens korreliert nicht mit dem tatsächlichen Wert seiner Produktionsmittel.
Gemessen an der Anzahl der Standorte und der Menge an produzierten Autos ist Tesla nach wie vor relativ klein, wenngleich ein starkes Wachstum vorliegt.
Der Wunschwert am Fantasiemarkt kann noch so hoch sein, wenn die Kapazität nicht vorhanden ist kann weder produziert noch verkauft werden.
Egon Meier meint
Du solltest dich mal mit dem Begriff ‚wertvoll‘ beschäftigen.
Der Börsenwert ist rein hypothetisch, denn wenn die Aktien verkauft würden wäre Tesla nichts mehr wert.
Was war Wircard vor dem Crash wert? bzw was meinte man, was es wert wäre?
Was ist nu?
Also schmeiße mal lieber nicht ‚wertvollster Autohersteller‘ und Börsenwert durcheinander.
Was ist dein Menschenleben wert? Nichts. Du wirst an der Börse nicht gehandelt. Du bist wertlos.
Denk mal einen kleinen Augenblick darüber nach.
Jörg2 meint
@Egon Meier
Das ist nicht Dein Ernst, oder? Wenn 100% der Aktien eines Unternehmens den Eigentümer wechseln fällt der Unternehmenswert auf Null?
(Der Wert des Geldes ansich ist hypothetisch. Da brauchts keinen Ausflug an die Börse um über hypothetische Werte zu spekulieren.)
Chris meint
Du solltest nochmal nachsehen, was Aktien sind und wie sich deren Wert bestimmt.
Das ist ja abenteuerlich.
Peter W meint
CaptainPicard
Ich habe mal einen Notar gefragt, ob er meint, dass das Objekt den Preis wert ist. Seine Antwort: Der Wert ist das, was jemand bereit ist dafür zu bezahlen. Niemand wird dazu in der Lage sein, Tesla für 500 Milliarden zu kaufen, also ist Tesla auch keine 500 Milliarden wert. Die Börse hat ihre eigenen Regeln: Heute Top morgen Flop.
Relativ klein ist Tesla was die Produktionszahlen betrifft, da gibt es nunmal mehrere deutlich leistungsfähigere Hersteller. Das ist nicht negativ gemeint, denn Tesla wird weiter wachsen.
Andi EE meint
@Peter W
„Der Wert ist das, was jemand bereit ist dafür zu bezahlen. Niemand wird dazu in der Lage sein, Tesla für 500 Milliarden zu kaufen, also ist Tesla auch keine 500 Milliarden wert. Die Börse hat ihre eigenen Regeln: Heute Top morgen Flop.“
Das ist genau das Gleiche, nur sind es bei der Börse für das grosse Objekt (Firma Tesla) halt jede Menge Käufer. Selbstverständlich ist die Firma das wert was dort bezahlt wird, genau in diesem Moment. Und ja, die Zukunft ist mit eingepreist, weil der Aktionär ja in Zukunft bei steigendem Kurs was verdienen möchte.
Tesla ist deshalb so viel Wert, weil sie die Technik bereits haben, die die anderen erst noch herstellen müssen. Und selbstverständlich sieht man schon 1:1 , wie schnell sie hochskalieren können (Gigafactories). Das Zeug was die arrivierten Hersteller jetzt noch haben, ist doch kaum mehr was Wert. Das Allermeiste braucht man nicht mehr. Deshalb sind die im Vergleich zu Tesla auch nichts mehr wert, da nützen auch die momentan hohen Stückzahlen nicht viel. Was man auch sehen muss, dass bei Tesla in House viel mehr Wertschöpfung geschieht. Wenn Tesla eine halbe Million Autos baut, ist das heute schon das Äquivalent von ca. 1,5 Millionen VW-Pkws, weil viel mehr selber produziert, programmiert und im Durchschnitt auch deutlich wertigere Autos produziert werden. Der Rückstand an produzierten Werten kann sich in Zukunft sehr schnell angleichen, da braucht man kein Prophet sein.
hu.ms meint
Die zellen weden von tesla produziert, wenn sie auch die BEV-stückzahlen hier in europa absetzten können.
Und das ist bei der im nächsten jahr heftig aufkommenden BEV-konkurrenz hier nicht sicher. HabenSie aber schon selbst erkannt und werden zunächst nur mit einer wochenrate von 3.000 beginnen.
Zur orientierung: 3000 wöchentlich baut VW aktuell MEB in Zwickau. Bis mai dann das doppelte. 6 verschiedene modelle…