Anton Piëch, Sohn des ehemaligen Vorstands- und Aufsichtsratschefs von Volkswagen Ferdinand Piëch, hat 2019 den Prototyp eines Elektro-Sportwagens vorgestellt. Die neue Firma Piëch Automotive will diesen und weitere hochwertige Pkw in Serie produzieren. Dabei setzt das Startup auf mehrere alternative Antriebsarten. Anton Piëch wird bei seinem Vorhaben seit Kurzem vom Ex-Volkswagen-Boss Matthias Müller unterstützt. Den Vorstand führt Andreas Henke, zuletzt Chef des Audio-Spezialisten Burmester. In einem Interview mit Welt.de haben sie über ihre Pläne gesprochen.
Anton Piëch bekräftigte, es ernst mit der Realisierung seiner Idee des Aufbaus eines erfolgreichen Autounternehmens zu meinen. Das Team dazu sei zwar noch klein, bestehe aber aus bekannten und erfahrenen Automanagern wie Matthias Müller. Zudem liege der Fokus auf der Zusammenarbeit mit externen Entwicklern, auch über einen langen Zeitraum. Insgesamt seien bis zu 150 Leute an dem Projekt beteiligt.
Neben dem zweisitzigen Sportwagen Piëch Mark Zero will die Marke später einen Viersitzer und ein SUV anbieten, jedes Modell zu Preisen von mindestens 150.000 Euro, erklärte Henke. Die erste Baureihe wurde als Elektroauto vorgestellt, es sind aber weitere Technologien vorgesehen. „Wir unterscheiden uns auch durch unseren Fokus auf nachhaltige Mobilität, weil wir planen, die Batterieelektromotoren eines Tages durch Wasserstoffantriebe oder Verbrennungsmotoren zu ersetzen, die mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden“, sagte Henke. So wolle das Unternehmen die drei- bis vierfache Laufleistung erreichen, was den CO2-Fußabdruck „dramatisch“ reduziere.

Piëch Automotive sieht sich als „Kleinstserienhersteller“. Laut Müller könnte das Startup „vielleicht einmal 10.000 Autos im Jahr“ herstellen. Die Grundlage der Produktpalette soll eine eigene modulare Architektur stellen – „die Piëch-IP“. Das wird ohne eigene Forschung und Entwicklung vorangetrieben, stattdessen will man neue Technologie von den jeweils besten Zulieferern in die angebotenen Fahrzeuge integrieren. Auch die Produktion wird ausgelagert. „Unsere Leistung liegt in der Integration: von Technik und Seele“, so Henke.
Namen der Partner verriet Henke noch nicht, bei den meisten handele es sich aber um die üblichen Verdächtigen aus der Branche. Bei der Software und Batterie kämen auch neue Firmen hinzu. Die neuartigen Akkus für alltagstaugliche Reichweite und besonders schnelles Laden soll ein aufstrebender Lieferant aus Asien liefern. Dass man vor den etablierten Autobauern Zugriff auf eine Batterie-Innovation erhält, erklärt das Startup mit der Herausforderung, eine neue Technologie bei goßen Herstellen zu platzieren. „Wir haben mit ihm einen Vertrag als Erstanwender, wollen der Technologie aber helfen, in die Masse zu kommen“, so Anton Piëch. „Es ist ja nicht so, dass eine Batterie, selbst wenn sie überlegen ist, morgen in alle Autos eingebaut wird.“
Anton Piëch verglich die Ausrichtung seines Autounternehmens mit der von Apple: Der US-Technologieriese lebe von der Integration der Hard- und Softwarekomponenten in seine Produkte. Als Kleinserien-Spezialist falle jedoch die Herausforderung weg, einen Volumensprung zu leisten wie etwa Tesla von dem Premium-Elektroauto Model S zum Mittelklassewagen Model 3. Die ersten Serienfahrzeuge sollen „Ende 2022/Anfang 2023“ auf die Straßen kommen. Wann genau, hänge vor allem von der Qualität ab, betonte Müller. Man wolle den Kunden ein ausgereiftes Produkt bieten.
Dass Piëch Automotive sich nicht klar zum E-Antrieb bekennt, findet Anklang bei Müller. Der Abschied der Branche vom Verbrennungsmotor falle ihm schwer, „weil er so radikal stattfinden soll“. Moderne Diesel seien „das sauberste Antriebskonzept und auch der Elektromobilität überlegen“. Die Politik sollte weniger rigide sein, denn derzeit sei eigentlich Technologieoffenheit gefordert, meint der ehemalige Volkswagen-Chef. Anton Piëch merkte an, dass der Verbrenner nicht nur für CO2, sondern für „die Faszination Automobil, diese brachiale Beziehung zwischen Mensch und Maschine“ stehe. Davon verabschiede man sich gerade, weil das Auto zum Handy werde. Piëch Automotive wolle eine Brücke schlagen und „einige Tugenden der Verbrenner-Ära“ am Leben erhalten.
Andreas meint
„Davon verabschiede man sich gerade, weil das Auto zum Handy werde“
Die haben es noch immer nicht Kapiert.
Ich würde eher sagen das Handy ist das neue Statussymbol.
EMfan meint
Bei 3,5 Milliarden Smartphones weltweit kann man wohl kaum von einem “ Statussymbol“ sprechen.
alupo meint
„Unsere Leistung liegt in der Integration: von Technik und Seele“, so Henke.
Tja, wenn die Seele integriert wird kann ja nichts mehr schiefgehen mit dem Auto und der Firma.
Mich persönlich würden aber mehr Details zu zu dieser Integration interessieren, zumal Ärzte schon seit Jahrtausenden die im menschlichen Körper integrierte Seele bisher vergeblich suchen.
Naja, vielleicht hat man das Problem mit Hilfe eines langfristigen Beratervertrages oder gar mittels Beteiligung des Vatikans an der Produktion gelöst. Damit wäre der Kleinstaat endlich auch aus der Nische „ohne eigene Automobilproduktion dazustehen“, herausgekommen. Heutzutage ein wichtiger Schritt.
Obwohl ich glaube, ein Beratervertrag mit der höchsten Leitungsebene, also dem Papst höchstpersönlich, sollte völlig ausreichen um um eine Seele mit einem Auto dauerhaft zu vereinen.
Was das technisch bringt ist mir augenblicklich noch etwas unklar. Vielleicht ewige Unfallfreiheit?
Eine dann vermutlich deutlich billigere Implementation im Vergleich zu Teslas Autopilot oder gar des noch viel mehr Hardware benötigenden Waymosystems?
Es bleibt spannend, denn es wird ja auch eine neue Wunderbatterie versprochen. Im Kühlkreislauf zirkuliert dann vermutlich bestes Weihwasser und damit kann man auf teures Glysantin zum Frostschutz verzichten, zumal das Produkt ein erdölderivat ist mit Ethylen aus einem Steamcracker plus Sauerstoff aus einer Lufttrennanlage hergestellt, plus Wasser.
Könnte etwas Ironie enthalten. Aber der Teil mit der dann nicht mehr benötigten MEG-Herstellung basiert auf wissenschaftlichen Fakten und wird deshalb seit Jahrzehnten genau so hergestellt. Und gerade dieser Teil wird dann nicht mehr benötigt.
Jensen meint
„Wir unterscheiden uns auch durch unseren Fokus auf nachhaltige Mobilität, weil wir planen, die Batterieelektromotoren eines Tages durch Wasserstoffantriebe oder Verbrennungsmotoren zu ersetzen, die mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden“, sagte Henke.
Einen speziellen Humor kann man den Herren jedenfalls nicht absprechen …
Rechtzeitig zum Fest!
newchie meint
„weil wir planen, die Batterieelektromotoren eines Tages durch Wasserstoffantriebe oder Verbrennungsmotoren zu ersetzen, die mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden“
Nix kapiert, setzen 6.
Matthias meint
Was für eine Realsatire über und von geistig unbeweglichen Manager-Karikaturen: Moderne Diesel seien „das sauberste Antriebskonzept und auch der Elektromobilität überlegen“.
Man wundert sich dass sie nicht auch noch „planen“ Dampfmaschinen auszumotten oder Ochsen vorzuspannen, nur um diese vermaledeiten Batterieelektromotoren los zu werden. Totaler Tesla-Triumph.
EMfan meint
Dann bitte auch die Emissionen eines Kohle oder Gaskraftwerks, bzw. den radioaktiven Abfall vom AKW in den Innenraum eurer BEV leiten, wegen mir auch in 50 prozentiger Verdünnung wegen dem Ököanteil :-)
nilsbär meint
Auszug aus einem ecomento-Artikel vom 22.5.2019:
„Piëch – sein Vater ist an dem Projekt ausdrücklich nicht beteiligt – sagte, dass sich die Batterie des Mark Zero in unter fünf Minuten zu 80 Prozent aufladen lässt. Das soll nicht nur an speziellen öffentlichen Schnellladestationen möglich sein, sondern mit entsprechendem Zubehör auch zuhause.“
Von dieser Wunderbatterie ist jetzt keine Rede mehr. War wohl wieder eines der vielen leeren Versprechen der deutschen E-Auto-Startups.
Piech und Müller – die Zukunft der deutschen Autoindustrie? Eigentlich zum Lachen, wenn die Realität nicht so traurig wäre.
Franz mueller meint
Wenn Leute mit zuviel Geld ein Start Up gründen bekommen sie kein ehrliches Feedback. Man möchte die Kuh ja melken, egal wie dumm sie sich anstellt. Keine Chance auf Erfolg.
EVrules meint
Das Auto schein ein sehr schöner Sportwagen zu werden und reiht sich gut unter die Rimacs und Co. der „neuen Welt“ ein.
Thomas meint
Sie wollen also den ökologischen Fußabdruck reduzieren, indem sie auf Technologien setzen wollen, die einen mindestens 3- bis 5fachen Fahrenergiebedarf haben. Total einleuchtend.
ShullBit meint
«Moderne Diesel seien „das sauberste Antriebskonzept und auch der Elektromobilität überlegen“.»
Ja, das ist genau so valide wie „Die Erde ist eine Scheibe“. Das alles verwundert aber nicht. Müller hat schon in seiner Zeit bei Porsche und VW Elektroautos verpönt. Tesla tat er als „Ankündigungsweltmeister“ ab. Autonomes Fahren hält er für einen „durch nichts zu rechtfertigenden Hype“. Dabei hat das ohne jede Übertreibung ein Billionenpotential. Einfach mal überschlägig durchrechnen, wie viele Kraftfahrer, Busfahrer, Taxifahrer usw. sich dadurch weltweit perspektivisch ersetzen lassen.
Wenn man konsequent an allen Zukunftstrends vorbei entwickeln will, dann ist Müller der beste Mann. Glückwunsch an Piech Automobile!
LiPo meint
MM wohnt immer noch in Stuttgart in meinem Viertel. Ich sehe ihn manchmal beim Joggen und bei Edeka. Er ist (inzwischen) ein ganz normaler Typ.
Geht euch nichts an meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Andi EE meint
Meiner Meinung nach war das Entfernen von Müller eher Glückssache, als eine visionäre Entscheidung, denn entlassen wurde er ja nicht wegen seinen „Visionen“, sondern weil er sich bezüglich angerichtetem Dieselskandal, wie der Elefant im Porzellanladen aufgeführt hat und gefühlt in jeden Fettnapf getrampt ist.
Teilweise entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Klaus Schürmann meint
Wenn ich mich richtig an den Herrn Müller erinnere, war dieser nach einer Jahreshauptversammlung (2017 ? ?)der Boss mit der kürzesten Amtszeit ever. Er hatte ungefähr Folgendes gesagt : „Ich kann keine unternehmerische Fehlleistung darin erkennen, dass VW in den USA 25 Milliarden Strafe ( für den CLEAN DIESEL BETRUG ) gezahlt hat und schon im folgenden Jahr wieder einen Gewinn von 10 Milliarden erwirtschaften konnte“. Kurz danach wurde er in die bestens finanziell versorgte RENTE geschickt. Zu den Plänen saubere Verbrenner durch Synfuels auf die Straße zu bringen kann ich nur sagen : Leitet doch die sauberen Abgase dieser Verbrenner direkt vom Auspuff in den Innenraum, dann habt ihr technologieoffenen Hersteller sofort den nachhaltigen Beweis für eure sogenannte Nachhaltigkeit …..
Andi EE meint
Stimmt, das eine Interview in den USA war natürlich die Krönung seines Schaffens. Aber schon vorher hat er solche Dinge rausgehauen (u.A. als er noch bei Porsche war), hatte aber viel die geringere mediale Reichweite. Dass man ihn dann entlassen hat, war ja eine Folge der medialen Entrüstung und des zusätzlich entstandenen Imageschadens. Wäre das in den Medien nicht so abgegangen, wäre der doch nicht entlassen worden. Die die den Müller auf den Thron gehoben haben, haben ihn ja dann auch wieder gefällt. Da war ja jetzt nicht mehr Kompetenz im Entscheidungsgremium bezüglich CEO-Wahl / Ausrichtung des VW-Konzerns vorhanden.
Aber gut, ich kann mich auch täuschen.
andi_nün meint
Müller wurde von VW gütlichst entschädigt, er durfte sich als CEO noch die ganzen Dieselskandalwatschen holen und mit Diess startete dann mit einem relativ neuen Gesicht. Wird öfters so gemacht.
Andi EE meint
Aber dass man überhaupt so einen Nobrainer auf den Thron gesetzt hat, ist doch ungeheuerlich für so ein Unternehmen. Der ist doch mit einer Arroganz und einer Ahnungslosigkeit gegenüber der zukünftigen Technologie aufgetreten, unfassbar.
Ein CEO muss doch den Zukunftsmarkt richtig einschätzen und dann die Gelder in die richtigen Kanäle leiten. Das Geld ist ja nicht im Überfluss vorhanden, investiere ich falsch, ist es ja nicht nur verloren, sondern fehlt auch am Ort wo man es hätte investieren müssen. Der Schaden dementsprechend doppelt so gross.
Dass der Müller den ganzen Quatsch von damals immer noch vertritt, lässt tief blicken. Solche Leute die ihre eigene Position nicht hinterfragen können, sind hochgefährlich für ein Unternehmen. Es gilt doch wie im Sport der Grundsatz, auch wenn du vorne bist, kannst du jederzeit von einem anderen überholt werden. Nichts ist ein Selbstläufer, respektiere deine Konkurrenz und versuche dich stetig zu verbessern.