Volvo-Chef Håkan Samuelsson hat den schwedischen Premium-Anbieter früher als andere etablierte Marken auf Kurs in Richtung Elektromobilität gebracht. Er kann sich vorstellen, in zehn Jahren nur noch Elektroautos zu verkaufen. Schon zuvor will Volvo exklusiv elektrifizierte Pkw anbieten, also voll- oder teilelektrische Stromer. Als große Herausforderung im Markt sieht Samuelsson die mangelhafte Ladeinfrastruktur – hier sei die Politik gefragt, aber auch etwa Ölkonzerne sollten in Ladestationen investieren.
2025 soll die Hälfte der weltweit von Volvo verkauften Fahrzeuge mit reinem E-Antrieb fahren. In diesem Jahr soll der Anteil an elektrifizierten Modellen bei 20 Prozent liegen – die meisten davon werden teilelektrische Pkw sein, da es mit dem XC40 Recharge erst seit Oktober 2020 ein nur mit Strom betriebenes Auto der Marke gibt. In den kommenden Jahren sind diverse weitere Elektroautos geplant – allerdings müssten diese von den Kunden auch entsprechend nachgefragt werden, so Samuelsson.
„In dem Plan für unseren Produktzyklus sind Modelle, mit denen wir unsere Verkäufe zur Hälfte mit Elektroautos bestreiten können. Das treiben wir voran“, sagte der Volvo-Boss im Gespräch mit Autocar. „Schwieriger vorherzusagen ist, ob die Kunden sich für diese Autos entscheiden werden, oder ob sie bei Plug-in-Hybriden und konventionellen Fahrzeugen bleiben.“
Samuelsson merkte an, dass ihn der aktuell beschleunigte Wandel hin zu Elektroautos zuversichtlich stimme. Was er nicht beeinflussen könne sei die für weiteres Wachstum erforderliche Ladeinfrastruktur, hier müsse die Politik aktiv werden und investieren. Elektroautos bräuchten Schnelllademöglichkeiten entlang viel befahrener Straßen. Dort seien bis Mitte des Jahrzehnts Lösungen nötig, damit Volvo zu diesem Zeitpunkt wie vorgesehen 50 Prozent seiner Verkäufe mit E-Autos realisieren kann. Der Volvo-Chef glaubt, dass der steigende Bedarf an modernen Ladestationen ein interessantes neues Geschäftsfeld ist: „Die großen Ölkonzerne sollten daran interessiert sein, die Nummer eins beim Laden zu werden, da das zukünftig die neue Art des Tankens sein wird.“
Ebenfalls wichtig für den Durchbruch von Elektroautos ist laut dem schwedischen Automanager, dass die Politik Strom nicht zu stark besteuert. Die Energiekosten seien „wirklich wichtig“, um die Elektrifizierung von Autos voranzubringen. Niedrige Stromkosten sind nach Ansicht von Samuelsson ein wesentlicher Treiber der Elektromobilität: „Wenn die Regierungen die Elektrifizierung wirklich vorantreiben wollen, dann halte ich sie dazu an, der Versuchung von höheren Steuern für Strom zu widerstehen.“
Kasch meint
Staatliche Vorschriften werden umgangen, Fördergelder und Subventionen prinzipiell veruntreut und richten langfrist marktwirtschaftlich mehr Schaden als Nutzen an. Elektromobilität wird weltweit massiv weiterwachsen – dank staatlich gelenkter, radikaler „Energiewende“ wird Deutschland aber langfristig das Schlusslicht bilden. Noch schlimmer, energieintensive Industriezweige sind in Deutschland künftig nicht mehr haltbar. Dank Globalisierung kann man sich zwar alles kaufen, die Frage wird aber sein, was kann man sich noch leisten, wenn hier zu Landewertschöperische Tätigkeiten weiter von verwaltungstechnischen Tätigkeiten abgelöst werden. Zentralbanken züchten inzwischen mit Aufkaufaktionen in Billionenhöhe unseriöse Unternehmen, per ungedektem Geld versteht sich – wird sich viel ändern in weit kürzerer Zeit als uns das lieb ist. Die freie Marktwirtschaft schafft langfristig schon Lademöglichkeiten, wo sie benötigt werden, da sehe ich nur temporäre, vergleichsweise vernachlässigbare Probleme.
Kasch meint
Zusammengefasst: es stellt sich künftig nicht die Frage, wo ich tanken oder laden kann, sondern vielmehr die Frage, ob ich mir den Volvo, VW, BMW, … aus rein chinesischer Produktion überhaupt noch leisten kann.
Holger BSB meint
Wird Diesel eigentlich noch subventioniert?
Kasch meint
Selbstverständlich ! Neue Richlininen, Subventionen oder Strafen sind leicht einzuführen (egal wie unsinnig sie gestaltet werden) – „Alte“ sind schwierig zu entsorgen. Ist wie mit einem Kartenhaus: einfach nach oben weiterbasteln, wenn einem das oberste Stockwerk nicht mehr gefällt – ausreichende, teure Stützprogramme darf man natürlich nicht vergessen, wenn das Ganze nicht einfallen soll.
Daniel S meint
Volvo könnte sich an einem Ladestationsambieter beteiligen…
Andreas_Nün meint
Wenn das ehemalige StartUp Tesla schuldenfinanziert ein Ladenetz aufbauen konnte, dann könnt ihr das auch. Mit dem Finger auf andere zeigen bringt irgendwie nichts vorwärts.
Man kann ja Ionity kritisieren, aber es ist dennoch eine tolle Sache, dass sich hier ein paar Hersteller zusammengeschlossen haben für ein Unternehmen welches ein Ladenetz aufbaut. Nur so kann es gehen.
Zudem gibt es in Europa noch einige andere Player, die sehr großes Potential in den Ladenetzen sehen und diese ausbauen. Von heute auf morgen geht nichts, aber keiner kann sagen, es würde sich in Europa beim Ladenetzausbau nichts tun.
Alter_Schwede meint
So einfach wird es aber nicht sein – Volvo ist eine öffentliche Firma, wie soll der Håkan das an der Hauptversammlung verkünden?
„Wir wollen uns hoch Verschulden um Ladezäulen aufzustellen“ – das wird leider nicht gut ankommen.
Andreas_Nün meint
Hä? Was meinst du mit „Volvo ist eine öffentliche Firma“? Volvo Cars gehört zu Geely.
Also in den USA ist man eine „public Company“ meistens, wenn man an der Börse ist. Tesla ist an der Börse und konnte es auch tun. Ionity ist einen anderen Weg gegangen, funktioniert auch.
Alter_Schwede meint
Sorry falsch von mir, Volvo Group ist öffentlich, Volvo cars ist ne private Aktiengesellschaft, wo Geely Majorität hat und sonst zB nen grosen Rentenfonds und ne Versicherungsfirma.. Die Aussage gilt aber noch, wenn die Eigentümer mitgehen, könnte es passieren, aber ich sehe das als sehr unwahrscheinlich.