Volvo-Chef Håkan Samuelsson kann sich vorstellen, dass die Marke in zehn Jahren nur noch Elektroautos verkauft. „Ich wäre überrascht, wenn wir ab 2030 nicht nur noch elektrische Autos liefern“, sagte er bei einer Branchenveranstaltung.
Der schwedische Autobauer hatte bereits 2017 verkündet, zugunsten teil- und vollelektrischer Modelle auf Dieselfahrzeuge zu verzichten. Das aktuelle Ziel ist, 2025 die Hälfte der weltweit verkauften Fahrzeuge mit reinem E-Antrieb abzusetzen. In diesem Jahr soll der Anteil an elektrifizierten Modellen, also Elektroautos und Hybriden, bei 20 Prozent liegen. Der Großteil davon werden Teilzeit-Stromer sein, da Volvo mit dem XC40 Recharge erst seit Oktober ein nur mit Batterie betriebenes Auto produziert.
Samuelsson glaubt, dass das in ersten Ländern festgelegte Aus von neuen Verbrenner-Fahrzeugen mehr für die Verbreitung der E-Mobilität tun wird als Kaufprämien. „Das weitere Vorgehen sollte sein, klare Regelungen für den Ausstieg aus Verbrennungsmotoren zu schaffen. Sobald feststeht, dass Benzin- und Dieselmotoren nicht mehr wirklich Teil der Zukunft sind, wird schnell klar, dass man sich schnell in die neue Welt bewegen muss.“
Weil Volvo sich schon mit der Transformation der Branche arrangiert habe, stehe das Management angekündigten Verbrenner-Verboten wie etwa ab 2030 in Großbritannien entspannter gegenüber, so Samuelsson. Da sich die Schweden früher als andere Autobauer der Elektromobilität zugewandt haben, übererfüllt das Unternehmen in der EU seine CO2-Ziele. Die dadurch zur Verfügung stehenden sogenannten Credits kann Volvo an Wettbewerber verkaufen, die bei den CO2-Emissionen weniger gut dastehen. Der erste Abnehmer von CO2-Credits ist Ford – den Erlös werde man für eine schnellere Elektrifizierung nutzen, erklärte der Volvo-Chef.
Samuelsson äußerte sich auch zu einer engeren Kooperation mit dem chinesischen Mutterkonzern Geely. Hierzu sollen Anfang nächsten Jahres weitere Gespräche stattfinden. Eine Fusion wird es wohl nicht geben: Beide Konzerne seien sehr stolz auf ihre Herkunft und Identität, betonte Samuelsson. Es seien verschiedene Konstellationen denkbar, am wahrscheinlichsten sei „eine Art Allianz“. Möglich ist etwa, dass Volvo und die auf sportliche Stromer spezialisierte Tochter Polestar mehr Technik mit Geely teilen, darunter die kürzlich vorgestellte neue E-Auto-Plattform SEA.
Andreas_Nün meint
2030 werden die BEVs über 90% der Neuzulassungen in Europa ausmachen, da gehe ich jede Wette ein.
atamani meint
Zitat:“Da sich die Schweden früher als andere Autobauer der Elektromobilität zugewandt haben, übererfüllt das Unternehmen in der EU seine CO2-Ziele“
Ist nicht zu schwer, da Volvo die Zweithöchsten erlaubten Emissionen haben darf. Nur Jaguar LR darf noch deutlich mehr ausstoßen. Selbst die Luxuswagen Hersteller wie BMW/Mercedes haben niedrigere Grenzwerte. Der VW Konzern, einschließlich Marken wie Porsche, Bentley, Audi etc. hat sogar 10% geringere Grenzwerte.
Da hatte man offensichtlich sehr gute Verbindungen nach Brüssel…
ShullBit meint
„Ich wäre überrascht, wenn wir ab 2030 nicht nur noch elektrische Autos liefern“
Damit liegt der Mann ganz sicher richtig. Das Kontrastprogramm: Mercedes will auch 2030 noch die Mehrheit seiner Autos mit Verbrennungsmotor ausliefern. Man faselt zwar pausenlos von der Elektrifizierung der Flotte, meint mit Elektrifizierung aber vor allem Hybride. Und wenn die neue Mercedes-Strategie vorsieht, dass 2030 etwas über die Hälfte der verkauften Fahrzeuge elektrifiziert sein sollen, dann heißt dass: Knapp die Hälfte sollen immer noch reine Verbrenner sein und der andere Teil sich auf Hybride und BEV verteilen.
Ich persönlich wäre überrascht, wenn nicht schon nach 2025 mindestens 90% aller verkauften Fahrzeuge E-Autos sind. Warum? Auto sind relativ langlebige Investitionsgüter. Die durchschnittliche Nutzungsdauer eines PKW liegt mittlerweile in Deutschland bei 20 Jahren. Spätestens in 5 Jahren wird auch den größten E-Auto-Skeptikern langsam dämmern, dass es pure Geldverschwendung ist, noch mal auf einen Verbrennungs-Dinosaurier zu setzen. Die Gebrauchtwagenwerte für Verbrenner dürften rapide fallen und wer nach 2025 noch mal in die alte Verbrennertechnik investiert, droht gravierende finanzielle Verluste zu erleiden.
Sollte das so kommen und wir nach 2025 fast nur noch BEV verkaufen, müssen wir trotzdem keine Panik bezüglich des Ladenetzes schieben. Selbst dann dürften wir 2025 erst bei einem Anteil von um die 15% BEV am PKW-Gesamtbestand liegen und der steigt dann jedes Jahr um ca. 4-5 weitere Prozentpunkte. Selbst in diesem optimistischen Szenario wären Verbrenner erst um 2045 weitgehend von der Straße verschwunden und erst bis dahin müssen wir sukzessive die Infrastruktur für 100% Elektroautos geschaffen haben.
Rund die Hälfte des PKW-Bestandes parkt heute vor Einfamilien- Reihen- und Doppelhäusern. Die haben schon heute kein Problem, ein Kabel ans Auto zu legen. Die könnten wir theoretisch morgen umstellen. Auch im Stromnetz haben wir schon heute kein Problem, die Hälfte des Fahrzeugbestandes mit Strom zu versorgen. Jede Nacht dümpelt das Stromnetz für 5-6 Stunden bei 20-25% der Spitzenlast herum. Passenderweise stehen da auch 99,x% der Autos herum und können geladen werden. Da haben wir genügend Übertragungskapazität, um schon heute die Hälfte des Fahrzeugbestandes zu versorgen. Wenn die Eigenheimbesitzer mit Fahrzeug aber zumindest Mathe bis zur 2. Klasse absolviert haben, werden sie mitbekommen, dass sie sich mit der PV-Anlage auf dem Dach die nötige Energie für 12-15 Cent/kWh organisieren können – inkl. Akkupufferung (Ohne Pufferung 7-10 Cent/KWh). 10 KWp PV auf dem Dach (ca. 50qm) generieren selbst im Winter noch genug Strom für die durchschnittlichen 38km Fahrleistung am Tag.
JürgenSchremps meint
Die EU7 Gesetzgebung führt eh dazu, das Verbrenner 2030 nicht mehr gewinnbringend verkauft werden können. Wer bis dahin nicht mehrheitlich BEVs verkauft, geht Insolvent. Die Politik hat sich für diesen Weg entschieden und muss so keine Verbrenner-Verkaufsverbote verkünden.
Alle Hersteller wissen das und fahren ihre Investitionen in BEVs hoch. Alternative Wege wie eFuels werden auch nicht mehr verfolgt, die Abgabsnachbehandlungskosten sind dabei genauso hoch wie bei Fossilen Brennstoffen.
Sehr lobenswert, wie die EU das Problem des zu hohen Co², Nox und Feinstaubemission hier löst – ohne Verbote, nur über den Geldbeutel der Kunden.
Peter W meint
Eigentlich stehe ich diesem CO2-Handel bei der Autoindustrie sehr skeptisch gegenüber, denn das erlaubt den Herstellern weiterhin mehr Verbrenner zu bauen.
Andererseits ist es aber auch ein Vorteil, wenn die Hersteller, die genügend E-Autos bauen, das zusätzliche Geld in dessen Entwicklung stecken. Vielleicht erreicht man damit auch, dass die ewig gestrigen Abgasbetrüger aufgeben, und bessere, zukunftsorientierte Hersteller die Oberhand gewinnen.
MacGyver meint
Bonus Malus ist hier sowieso am besten. Die ewig gestrigen dürfen einfach weiter machen wie immer und fördern (oft unbewusst) trotzdem den Wandel.