Der Renault-Konzern treibt unter dem früheren Seat-Chef Luca de Meo eine Neuausrichtung voran. E-Mobilität spielt dabei eine zentrale Rolle, auch und insbesondere für die Sportwagen-Tochter Alpine: Für die Marke ist eine rein elektrische Zukunft geplant, drei entsprechende Modelle wurden Anfang des Jahres angeteasert. Alpine ist auch für Motorsport und damit Renaults Formel-1-Engagement verantwortlich, den geplanten Elektroautos soll die Teilnahme an der Verbrenner-Rennserie zugutekommen.
De Meo hat im Gespräch mit Welt.de erklärt, dass er als „Car Guy“ nicht derjenige sein wolle, der nach 44 Jahren die Formel-1-Geschichte von Renault beendet. „Wir werden auf ewig in der Formel 1 bleiben“, sagte er. Im Vordergrund wird künftig allerdings der Name Alpine stehen, der 1955 gegründete französische Traditionshersteller wird dazu intern mit dem Formel-1-Team und den Entwicklern von Renault Sport fusioniert. Das zukünftige Elektroauto-Angebot soll das technologisch sowie beim Marketing voranbringen. Die 400 Ingenieure der Sportabteilung seien alles Top-Leute, die Alpine-Fertigung in Dieppe eine Manufaktur und keine Fabrik, so De Meo. Hinzu komme die Marketingpower durch den Auftritt in der Formel 1, die jede Woche von 500 Millionen Leute gesehen werde.
Derzeit hat Alpine nur den benzinbetriebenen Mittelmotor-Sportwagen A110 im Angebot (Titelbild), eine Retro-Variante der A110 Berlinette aus den frühen 60er-Jahren. Das angekündigte rein elektrische Programm sieht ein Kompaktmodell im B-Segment auf Basis der CMF-B-EV-Plattform von Renault-Nissan-Mitsubishi vor. Außerdem einen „Sports Cross-Over“ im C-Segment auf der neuen Allianz-Plattform CMF-EV sowie einen strombetriebenen Nachfolger der A110. Letzteres Modell wird zusammen mit der ebenfalls auf Stromer umschwenkenden britischen Sportwagen-Manufaktur Lotus entwickelt.
Alpine soll künftig die technologische Speerspitze der Renault-Gruppe bilden. Die neuen Modelle sollen „eine Art Mischung aus einem Mini-Ferrari und einem Mini-Tesla“ werden, sagte De Meo. Im Sportbereich ziele die Marke auf „Early Adopter“, also Autofahrer, die zum frühzeitigen Umstieg auf neue Technologien bereit sind. Mithilfe der Aufmerksamkeit aus der Formel 1 soll sich das E-Auto-Angebot von Alpine so schnell durchsetzen, dass die Marke 2025 in die schwarzen Zahlen kommt.
In der Formel 1 wird seit einiger Zeit mit Hybridautos gefahren, Elektroautos sind der Schwester-Serie Formel E vorbehalten. Von den Erkenntnissen mit hochgezüchteter, leicht elektrifizierter Verbrenner-Technik soll aber auch das rein elektrische Angebot von Alpine profitieren. „Aus der Formel 1 werden Innovationen in der Aerodynamik und bei der Gewichtsreduktion auf den Markt kommen“, erklärte Markenchef Laurent Rossi. Bei E-Autos seien diese Faktoren wichtig, um die Reichweite und Energieeffizienz zu verbessern.
Yoyo meint
„Die neuen Modelle sollen „eine Art Mischung aus einem Mini-Ferrari und einem Mini-Tesla“ werden, sagte De Meo. “
Alpine ist allen Freunden französicher Automobilkunst ein Begriff. Da muss man keine Vergleiche mit Tesla oder Ferrari hervorzaubern.
Kleine aber feine Autos, die für ein besonderes Klientel gebaut werden.
Einen Porsche fährt doch fast jeder Immobilien-Heini und Ferrari wird gerne von überbezahlten Kickern geordert als Potenz-Futteral.
Mit Alpine fällt man auf, aber die Marke ist nicht negativ besetzt.
Pour les Connaisseurs!
EVrules meint
C’est très correct!
Alpine ist für mich auch eine ursprüngliche Sportwagenmarke, die sich über Design und die Essenz des Sportwagen definiert, also durch Leichtbau es möglich ist, mit einer (relativ) kleinen Motorleistung, sehr fähige und fahraktive Autos zu bauen.
Ich hoffe sehr darauf, dass diese Grundzüge im Rahmen des Möglichen auch für die BEV Adaptionen zutreffen werden.
Marco1 meint
„„Aus der Formel 1 werden Innovationen in der Aerodynamik und bei der Gewichtsreduktion auf den Markt kommen“, erklärte Markenchef Laurent Rossi. Bei E-Autos seien diese Faktoren wichtig, um die Reichweite und Energieeffizienz zu verbessern.“
Völlig richtig. Und bessere Energieeffizienz bedeutet weniger Verbrauch. Und jede KWh die weniger erzeugt werden muss bedeutet unterm Strich weniger Umweltzerstörung und Ressourcenverbrauch (mal völlig unabhängig davon, ob der Strom aus fossilen Brennstoffen oder erneuerbar hergestellt wurde). Ich habe nur irgendwie das ungute Gefühl, dass sich durch die aktuelle Bepreisung von E-Autos als 0-Gramm-CO2-Autos sich in den Köpfen von vielen Menschen festsetzt, dass der Verbrauch von E-Autos in Bezug auf negative Umweltauswirkungen nicht relevant ist. Und wenn dann durch eine wahrscheinliche Umlegung der EEG-Umlage auf den Steuerzahler (Ökobonds) künftig der Strom auch noch billiger werden sollte, dann fällt ein weiterer Anreiz zum Kauf sparsamerer (aerodynamischerer, kleinerer und leichterer) E-Autos weg. Dann werden weiterhin in großen Mengen SUV mit einem CW-Wert wie ein Scheunentor nachgefragt und gebaut. Und ich hatte immer gehofft, dass dieser unsägliche Trend zu immer größeren und klobigeren Autos sich mit dem Umstieg auf die E-Mobilität sich vielleicht mal umkehrt. Das wird wohl leider nichts… :-(
Tom 1 meint
Da hast du recht.
Flo meint
Das Phänomen ist nicht neu und heißt Rebound-Effekt
https://de.wikipedia.org/wiki/Rebound-Effekt_(%C3%96konomie)
Mipi meint
Was soll denn da noch an Gewichtserleichterung kommen? Am Chassis, Fenstern und Fahrwerk wird sich nicht mehr viel ändern lassen. Der Rest ist e-Motor und Batterie…
Ich halte „2025“ und „schwarze Zahlen“ für externen BullshitBingo.
Thomas meint
Meine letzte Hoffnung diesbezüglich ist die „Autobahn-Reichweite“. Diese ist ein für den Käufer relevantes Kriterium. Und Schrankwände sind hier naturgemäß im Nachteil. Ich würde mich also freuen, wenn zusätzlich zur WLTP-Angabe verpflichtend eine Reichweitenangabe bei 120 km/h eingeführt würde.
Ansonsten bleibt nur die Hoffnung, dass die Menschen und damit die von ihnen gewählten Politiker irgendwann begreifen, dass Ressourcenverschwendung und Umweltverschmutzung nicht zwingend notwendig sind, um Wachstum und Wohlstand zu schaffen.
ID.alist meint
Das bietet WLTP jetzt schon an. Die Hersteller sollten die 4 WLTP Reichweiten zusätzlich zur kombinierte Reichweite Anzeigen. Die Reichweitenangabe „WLTP Extra High“ passt schon ziemlich gut zu Autobahnfahrt bei 120 kmh.
Leider fühlen sich die OEM’s nicht dazu verpflichtet die einzelne WLTP-Werte zu publizieren.
Mäx meint
Das klingt so, als wüsstest du, wo man die einzelnen Werte für einzelne Autos nachschlagen kann. Ist das freu zugänglich?
Marco1 meint
@Mäx
Eigentlich ist das die Aufgabe von DAT. Aber die Umstellung von NEFZ auf WLTP (obwohl für die Besteuerung schon seit 09.2018 umgesetzt) wird seit 3 Jahren durch den Gesetzgeber hinausgezögert (siehe Hinweis auf Seite 3 im aktuell gültigen Leitfaden 2020), soll aber Mitte 2021 mit dem neuen CO2-Leitfaden kommen:
file:///C:/Users/HP/Downloads/LeitfadenCO2%20(8).pdf
EVrules meint
Volle Zustimmung!
Jeru meint
Ich habe es schon einmal geschrieben und denke, dass ich nur zustimmen würde, wenn die Reichweite kein Thema wäre.
In der Realität steigt die Anzahl der Ladestops bei hohem Verbrauch eben noch weiter und man kann gar nicht so viele Kaffee trinken, wie Pausen notwendig wären.
Jetzt könnte man wieder mit dem Tempolimit um die Ecke kommen und betonen, „dass sich das dann erübrigt“.
Anstelle von 130 km/h und vielen SUV´s hätte ich lieber 180 km/h und Kombis.