Der Volkswagen-Konzern hat für seine Elektroauto-Offensive mehrere Architekturen auf den Weg gebracht. Für besonders hochwertige und leistungsstarke Modelle entwickeln die Töchter Audi und Porsche die PPE-Plattform (Premium Plattform Electric). Volkswagen hat kürzlich mitgeteilt, mit der Scalable Systems Platform (SSP) eine konzernweite E-Plattform für Modelle aller Marken und Segmente zu planen – Porsche will diese aber nicht nutzen.
Manager des Zuffenhausener Sportwagenherstellers sagten im Gespräch mit Automotive News, dass künftige Elektroautos auf der PPE realisiert werden sollen. Die Plattform ist seit 2018 in Entwicklung und feiert im nächsten Jahr mit der neuen, nur elektrisch gebauten Generation des Kompakt-SUV Macan ihre Premiere. Anschließend sollen weitere Batterie-Wagen von Porsche sowie Audi auf der PPE folgen. Im Fokus stehen schnellere Beschleunigung, größere Reichweiten und kürzere Ladezeiten.
Die SSP soll bis Mitte des Jahrzehnts fertig sein, die Entwickler haben den Auftrag für die nächste Generation einer „rein-elektrischen, voll-digitalen und hochskalierbaren Fahrzeugplattform“ erhalten. Konkretes zu der Architektur ist noch nicht bekannt, sie dürfte aber neben Flexibilität vor allem noch mehr Leistungsfähigkeit und Effizienz des E-Antriebs bringen. Die SSP soll insbesondere den Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) ersetzen, der seit letztem Jahr konzernweit für Volumen-Elektroautos eingesetzt wird. Auch Audi bietet Elektroautos auf dem MEB an, als Erstes ab diesem Jahr das SUV Q4 e-tron sowie später eine Coupé-Version dieser Baureihe. Porsche sieht keine MEB-Stromer vor, die SSP ist der Marke ebenfalls zu sehr auf den Massenmarkt ausgerichtet.
Porsche-Vorstandsmitglied Albrecht Reimold, verantwortlich für Produktion und Logistik, sagte im März, dass die PPE für den Premium-Markt genutzt werde und die SSP für die von den Volkswagen-Marken bedienten Massenmarkt-Segmente. „Es wäre zu kostspielig, eine einzige Plattform zu entwickeln, die alle Marktsegmente inklusive derer mit sehr hohen technischen Anforderungen abdeckt“, so Reimold. Auch die Konzernschwester Bentley wird für ihre angekündigte Transformation zum reinen Elektroautobauer die PPE nutzen.
Porsche-Entwicklungsvorstand Michael Steiner zufolge wird die Marke einige funktionale und Software-Aspekte der SSP integrieren. Hier gebe es anders als bei der physischen Struktur der Architektur mehr Potenzial für geteilte Lösungen. Konzernchef Herbert Diess hat vor, Volkswagen auch bei Digitalthemen wie Konnektivität und Software zu einem führenden Unternehmen zu machen. Die Grundlagen dafür und möglichst viel Synergien soll die 2020 gegründete Car-Software-Org liefern. Der Anteil selbstentwickelter Software in Fahrzeugen soll von heute 10 auf 60 Prozent steigen.
Das Ende 2019 gestartete erste Elektroauto von Porsche, die Sportlimousine Taycan, nutzt als technische Basis die von Porsche entwickelte „Performance-Plattform“ für Elektroautos J1. Auch der kürzlich vorgestellte Taycan Cross Turismo sowie der Audi e-tron GT bauen darauf auf. Für die weiteren Porsche-Elektroautos ist nach den Worten von Reimold die PPE gesetzt, bei Audi zusätzlich der MEB sowie später voraussichtlich auch die SSP.
Jörg2 meint
In 2017 hatte ich den Eindruck, dass VW den MEB über alle Töchter ausschüttet und so eine hohe Teilegleichheit und Effizenz erreichen möchte. Aktuell gehts wohl eher in eine Aufgliederung in viele Lösungsvarianten.
Hier ein Ausschnitt aus einer Veröffentlichung von VW aus 2017:
„10. Was bedeutet die Einführung des MEB für die Marke Volkswagen?
Laut der Strategie „Transform2025+“ will Volkswagen 2025 eine Million e-Autos pro Jahr verkaufen, verteilt auf rund 30 verschiedene Modelle quer durch die Konzernmarken. Dieses Ziel hängt ursächlich mit dem MEB zusammen: Eine Großserienfertigung von e-Autos ist nur auf Basis des neuen Baukastens möglich. Es geht also um weit mehr als um ingenieurtechnische Details: Der Modulare Elektrifizierungsbaukasten ist eine Investition in die Zukunft der Mobilität. Ein Meilenstein für die Volkswagen Vision.“
150kW meint
Du hast geglaubt dass Porsche eine Mittelklasse Plattform wie den MEB einsetzen wird?
Jörg2 meint
@150kW
Ich hatte in 2017 den Eindruck, VW verfolgt das Ziel, den MEB quer durch den Konzern einzusetzen. Kaufmännisch kann ich einer solchen Idee einiges abgewinnen.
Sollte man Pressemitteilungen von VW nicht trauen können? ;-))
Realist meint
„10. Was bedeutet die Einführung des MEB für die Marke Volkswagen?
Da geht es um die MARKE VW. Wenn du das nicht verstehst, was du selbst schreibst liegt das Problem wohl eher bei dir.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
@Realist: Da steht aber auch: „…verteilt auf rund 30 verschiedene Modelle quer durch die Konzernmarken.“
Betonung liegt auf quer durch die Konzernmarken. Wobei bei 30 Modellen auch klar sein dürfte, dass nicht jede Marke alles mit MEB umsetzt.
Jörg2 meint
@Realist
Ich fände es schön, wenn Man(n) seine, für persönliche Angriffe auf andere, genutzte Energie in besseres Leseverständnis investieren würde. Ersatzweise um eine höfliche Nachfrage/Bemerkung/Gegenargument zu formulieren.
StugiLife meint
Hallo Jörg, du darfst Porsche nicht mit VW verwechseln. Porsche hat seine Eigenständigkeit vertraglich von der Porsche SE festlegen lassen, unter anderem auch die Entwicklungshoheit aller Sportwagen im Konzern. Der MEB war nie für Porsche vorgesehen und ist dafür auch nicht geeignet. Der Taycan zb. Ist in Zusammenarbeit mit Magneti Marelli entstanden, Porsche nutzte dafür familiäre Kontakte zur Agneli Familie. Das nur als Beispiel.
Herbert Diess hat seinen Vertrag auch nicht bei VW, sondern bei der Porsche SE. Porsche ist im Konzern ein ganz spezieller Fall, da hat VW keinen großen Einfluss.
Jörg2 meint
@Stugi
Da hast Du sicherlich Recht.
2017 waren für VW auch noch sehr frühe Jahre beim Thems „BEV“.
Wie „speziell“ das Beziehungsgeflecht VW/PORSCHE ist, konnte man ja vor Jahren (Übernahmeversuche) gut beobachten. Aktuell an der Diskussion, ob denn nun PORSCHE an die Börse geht, oder nicht.
Aber, wie geschrieben, mein Eindruck damals war, man will über die Marken eine kaufmânnisch sinnvolle Teilegleicheit unf gern diese Lösung zum Branchenstandard für Lizenznehmer machen.
Nun druselt sich das in viele Einzellösungen auf. Vielleicht nun auch aus gutem Grund.
Gunnar meint
Das ist eigentlich nicht der Rede wert.
Porsche hat ja auch nie den MQB genutzt und wird auch nicht den MEB nutzen.
Die SSP ist ja nur der Nachfolger vom MEB, warum soll es da auf einmal anders sein?
Andi EE meint
Das war abzusehen, dass der MEB für viele Fahrzeuge im Konzern nicht die Grundlage bieten kann. Aber aus dem Text liest man schon nicht viele Gemeinsamkeiten raus. Porsche will sich partout bei VW nicht bedienen, so mein Eindruck. Bei der Software müsste man zwingend vereinheitlichen, aber wenn bei VW erst 10% eigene Programmierung vorhanden ist, hat weder Porsche noch Audi Bock auf das System und verwendet wahrscheinlich lieber die eigenen Dinge / Zulieferer.
Das ist schon schwierig, nach Synergie sieht es noch nicht aus. Wenn ich die Autonomie bezogen auf die Mutter VW bewerten müsste (bezüglich Kosten natürlich negativ zu bewerten):
Porsche 95%
Audi 70%
Skoda 10%
Seat weiss man noch nicht.
Jörg2 meint
@Andi EE
Ich vermute, PORSCHE möchte im gesamten Antriebsstrang (Lader, Batterie, Motor) etwas (nach Außen sichtbar) eigenständiges erhalten.
Wenn da das gleiche drin wäre wie in den Töchtern SEAT, SKODA …. wäre das für die Marke PORSCHE vielleicht nicht so gut.
In dem Sinne ist es aus PR-Sichtr dann sinnvoll, diese Abgrenzung auch deutlich in die Öffentlichkeit zu geben (egal, wie deutliche diese Abgrenzung dann tatsächlich auf technischer Ebene ist).
Andi EE meint
Ja, werbetechnisch ist das für Porsche nix, wenn man viele VW-Komponenten verwendet, keine Frage. Bei der Software kann man das aber gut kaschieren. Die Funktionalität kann ident sein, aber das UI ziemlich stark differieren, so dass jede Marke eigenständig rüberkommen könnte.
elektromotoringenieur meint
Das passiert ja schon heute. Die Infotainment-Baukästen des VW-Konzerns reichen schon jetzt von einem Touareg über einen Audi bis in den 911er rein.
Tesla-Fan meint
Die sind viel schlauer als bei Volkswagen. Die fahren zum OTA auch in die Werkstatt.
ID.alist meint
Selbst wenn Porsche die SSP Plattform nutzen würde, würde diese High-End SSP sich stark unterscheiden von eine SSP im B-Segment. Am Ende könnte sein, dass nur die Software-Basis und die Zell-Form gemeinsam bleiben, denn selbst die Zell-Chemie wird es unterschiedlich sein, je nach Anwendung.
Mäx meint
Also werden Porsche und Bentley dann vermutlich auf PPE setzen.
Ist denn da schon ein Nachfolger im Gespräch?
VW, Seat/Cupra, Skoda und vermutlich auch Audi zum größten Teil werden dann SSP einsetzen.
Bugatti wird vermutlich was eigenständiges machen mit Rimac zusammen.
Ich bin auf jeden Fall aus SSP und PPE gespannt.