Der US-Traditionshersteller Harley-Davidson hat 2019 mit dem Motorrad LiveWire sein erstes Elektro-Modell eingeführt. Mehrere weitere E-Fahrzeuge, darunter auch E-Roller und E-Bikes, sollten folgen. Zuletzt schien das Unternehmen seine Elektrifizierung zu vernachlässigen, der seit letztem Jahr an der Spitze stehende ehemalige deutsche Puma-Manager Jochen Zeitz will das Stromer-Engagement nun wieder forcieren.
In Deutschland wurde die LiveWire zum Preis von 32.995 Euro eingeführt. Von 0 auf 100 km/h geht es auf der 78 kW (105 PS) starken E-Harley in um die drei Sekunden. Die Reichweite in der Stadt gibt der Hersteller mit 225 Kilometer pro Batterieladung an, die kombinierte Reichweite mit 142 Kilometer. Aufladen lässt sich die LiveWire in bis zu 60 Minuten an öffentlichen Schnellladesäulen mit CCS-Standard. Absatzzahlen wurden bisher nicht veröffentlicht, laut Händlern in den USA fiel die Nachfrage zunächst aber verhalten aus.
Harley-Davidson kündigte nun an, unter der Marke LiveWire eine eigene und unabhängige Sparte an den Start zu bringen. „Indem wir LiveWire als vollelektrische Marke einführen, ergreifen wir die Gelegenheit, den Markt für E-Fahrzeuge anzuführen und zu definieren“, erklärte Zeitz in einer Pressemitteilung. Am 8. Juli soll ein weiteres Fahrzeug der Marke LiveWire Premiere feiern. Danach soll das neue Modell auf der International Motorcycle Show gezeigt werden.
„LiveWire ist mehr als ein Motorrad. Der Plan mit LiveWire ist, Elektro neu zu definieren und das beste Erlebnis für urbane Fahrer zu bieten, mit Persönlichkeit und Seele. LiveWire schafft eine einzigartige Verbindung zwischen Fahrer und Fahrzeug“, so Harley-Davidson in seiner Mitteilung. Ab sofort beginne das nächste Kapitel von LiveWire. Das Ziel sei, die weltweit begehrenswerteste Marke für elektrische Motorräder zu sein.
In den letzten Jahren hatte Harley-Davidson mit einem angestaubten Image und einer älteren konservativen Stammkundschaft zu kämpfen. Mit E-Motorrädern und moderneren Produkten will der Konzern jüngere Käufergruppen ansprechen. Zuletzt liefen die Geschäfte wieder deutlich besser. Im ersten Quartal stieg der Gewinn gegenüber dem Vorjahr um über 270 Prozent auf 259 Millionen Dollar (213 Millionen Euro). Der Umsatz legte um 10 Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar zu.
Andreas meint
Die Harley-Davidson Marke wird mit der Kundschaft aussterben. Dies sind Kunden, die geprägt wurden von Easy Rider und klassischem Wildwest/Country-Themen. Diese Kunden werden jeden Grund suchen, um nicht zu wechseln. Die greift man durch teure Ersatzteile und notfalls Harley-Gehhilfen :-) ab.
LiveWire ist gar kein schlechter Brandname. Da besteht eher die Gefahr, dass junge Kundschaft von den alten Namen abgeschreckt werden. Daher macht die Trennung Sinn.
Mike meint
Das machen andere Hersteller auch so. Aber ist das wirklich so schlau, wenn vielleicht in der Zukunft immer mehr in Richtung Elektro geht und die Originalmarke immer mehr mit „altmodischer“ Technik assoziiert wird? Ich kann diesen Schritt nur so verstehen, dass diese Hersteller nicht an einen nachhaltigen Erfolg der Elektromobilität glauben, wo eine Submarke mal als Experiment ohne große Aussicht auf Erfolg benutzt wird ohne die Originalmarke zu beschädigen.
David meint
Ob das schlau ist, weiß ich gar nicht. Diese alten, alten Motorradfahrer, die jetzt im Wesentlichen ihr schütteres, weißes Haar auf einer Harley lüften, sind doch morgen im Altersheim. Wer soll denn dann die Karren noch kaufen? Da muss man eine junge Generation heranziehen, die vielleicht vom chinesischen 70 km/h Roller kommt. Aber wie will man sich unterscheiden und einen Mehrpreis für die eigenen Maschine erzielen, wenn man nicht auf ein etabliertes Markenimage aufbauen kann?
simon meint
Energica, Zero usw
Solche Motorräder müsste Harley mit ihrer neuen Marke bauen um neue jüngere Kunden zu generieren und für die klassischen Harley Fans noch elektrische Motorräder die wie Verbrenner Harleys aussehen. Dann würde man neue und alte Kunden für BEV Motorräder begeistern.
Releit meint
Harlyfahrer sind nach meiner Erfahrung oft eingefleischte Petrolheads. Die lieben den Lärm (Sound kling für mich anders) und die Vibrationen ihrer Motorräder. Ich denke da hätten die Japaner eher eine willige Kundschaft für E-Motorräder.