Die Verkäufe von Elektrofahrzeugen in den USA, China und Europa werden laut einer neuen Analyse der Unternehmensberatung Ernst & Young alle anderen Antriebe fünf Jahre früher als bisher erwartet überholen.
Nach der Prognose wird der Absatz von Elektrofahrzeugen in Europa bis 2028 die Verkäufe anderer Antriebsarten übertreffen. Bis 2033 soll sich dieser Trend in China und bis 2036 in den USA wiederholen. Der Anteil der Nicht-Elektrofahrzeug-Verkäufe wird der Analyse zufolge bis 2045 auf weniger als ein Prozent des Gesamtumsatzes schrumpfen. Es wird erwartet, dass Europa bei den E-Fahrzeug-Verkaufszahlen bis 2031 führend sein wird, von 2032 bis 2050 übernimmt dann China die Führung.
„Eine Mischung aus sich ändernden Verbrauchereinstellungen, ehrgeizigen, auf das Klima fokussierten Vorschriften und technologischer Entwicklung ist dabei, die Landschaft des Fahrzeugkaufs für immer zu verändern“, so Randall Miller, von Ernst & Young. „Während die Automobilindustrie begonnen hat, sich stärker dem Wandel zur Elektrifizierung zu widmen, kommen die Auswirkungen dieser seismischen Veränderung früher als viele erwartet haben.“ Die neuen Aussichten hätten auch Auswirkungen auf die Regierungen und die Energiewirtschaft in Bezug auf die Infrastruktur und die Stromerzeugung und -speicherung.
Während sich die globale Autoindustrie von den durch den Coronavirus ausgelösten Problemen erholt, trifft sie laut Ernst & Young auf eine neue Gruppe von Autokäufern. Viele Menschen, die den Besitz eines Autos zugunsten von Ridesharing und öffentlichen Verkehrsmitteln abgelehnt hatten, hätten angesichts der Pandemie umgedacht. Ein bereits Ende 2020 veröffentlichtes Umfrageergebnis habe gezeigt, dass fast ein Drittel der Nicht-Autobesitzer plant, in den nächsten sechs Monaten ein Auto zu kaufen – 19 Prozent einen Neu-, 12 Prozent einen Gebrauchtwagen – und etwa die Hälfte davon seien Millennials. Sowohl unter den derzeitigen Autobesitzern als auch unter den Nicht-Autobesitzern gaben bei der Befragung 30 Prozent an, dass sie bei ihrem nächsten Kauf ein Fahrzeug ohne Verbrennungsmotor bevorzugen würden.
Ernst & Young weist auf die Ankündigung der neuen US-Regierung hin, die Kaufanreize für E-Fahrzeuge fortzusetzen und die Ladeinfrastruktur auszubauen. In Europa seien Anreize zum Kauf von E-Fahrzeugen Teil der Coronavirus-bezogenen Entlastungsmaßnahmen in Frankreich, Deutschland, Spanien, Italien und Österreich. Großbritannien habe angekündigt, den Verkauf von Verbrenner-Fahrzeugen ab 2030 zu verbieten. Auch China setze die Unterstützung von E-Fahrzeugen durch regulatorische Maßnahmen, eine breite Produktpalette und steigende Kundennachfrage fort. Aus der Angebotsperspektive hätten Automobilhersteller weltweit begonnen, ihre eigenen Auslauftermine für benzin- und dieselbetriebene Fahrzeuge zugunsten von E-Modellen festzulegen.
MiguelS NL meint
Ernst & Young lag bisher (wie auch andere Industrie- und Regierungsberatern) weit daneben.
Alupo meint
Aber jetzt haben sie sich meiner Meinung stark angenähert.
Es könnte diesmal also etwas besser klappen mit ihrer Schätzgenauigkeit. Nur noch ein weiterer mutiger Schritt.. ;-).
andi_nün meint
Bruhahahaha, E&Y lag jahrelang völlig falsch im E-Mobilitätsbereich. Jetzt nähern Sie sich der Realität, liegen mit einigen Annahmen immernoch komplett falsch. Naja, darf man Ihnen auch nicht übel nehmen E&Y ist eine übergroße Buchhaltungsagentur für Jahresabschlüsse, das wars dann auch schon.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Und auch die gern suggerierte Kernkompetenz Buchhaltung klappt nur zufallsgetrieben (wirecard). Jetzt leidet die gesamte Branche + Industrieunternehmen unter neuen, teuren Auflagen, damit auch Dilettanten in die Spur gezwungen werden.
Thomas meint
BEVs haben in China und Europa jetzt bereits ca. 10% Anteil. Bei angenommenen Steigerungsraten von 50% pro Jahr haben EVs bereits in 2025 mehr als 50% Marktanteil – in beiden Regionen. Die EY-Studie geht also nur von 30-40% Steigrungsrate in Europa aus (was dem bisherigen Trend klar widerspricht) und lediglich 15% (!) in China.
Und das im steilsten Bereich der zu erwartenden S-förmigen Entwicklung.
Kann sich ja jeder selbst überlegen wie realistisch das ist :-)
MiguelS NL meint
China :
BEV-Anteil Mai 2020 : 3,3%
BEV-Anteil Mai 2021 : 9,4% ( +185% )
E&Y geht also von minimal 75% Wachstumsrückgang aus.
Ich vermute Europa aktuell ein Wachstum von minimal 100% pro Jahr, West-Europa in die 200%.
AK swiss meint
Ich dachte, Tesla überrollt seinen Heimmarkt. Jetzt liegen die lt. Studie plötzlich 8 Jahre hinter Europa.
Andi EE meint
Das ist das Mass an Förderungen (Subvention) die in Europa ausgeschüttet werden, die die Sache beschleunigt. Für die Sache gut, für das Produkt selber oft ein Eigentor, weil die Hersteller weniger gezwungen werden, die Produktionskosten zu senken.
Als Beispiel die Solarsubventionen damals in Deutschland, viele Firmen entstehen, die mit viel Steuergeld schön leben konnten. Aber in diesem Schlaraffenland entwickelt sich keine kompetitive Industrie. Der Wettbewerb muss hart sein, dass am Schluss Topprodukte mit hervorragendem P/L daraus entstehen. War natürlich nicht der Fall, mit dem Wegfall der Subventionen fiel das Kartenhaus zusammen.
Bei den Pkws hier gibt es Parallelen, hiesige Hersteller glänzen nicht eben mit gutem P/L bei ihren E-Mobilen, weil sich das hinter der Monstersubvention verstecken lässt. Dann kommt noch Markentreue hinzu und so ergibt sich ein einfacher Markt, wo man sich um Produktionskostenreduktion nicht allzu viel Sorgen im Heimmarkt machen muss.
Falscher_Hase meint
@Andi EE
Auch das ist falsch was du über die deutsche Solarindustrie erzählst. Die Asiatischen Hersteller haben durch weit höhere Subventionen bis 75% und extreme Dumpinglöhne den PV Markt übernommen. Im Bereich Solar Thermie sind deutsche Firmen aber noch wie vor führend.
Andi EE meint
So so, wenn über 95% der Betriebe innert kürzester Zeit sterben, ist alles zum Besten gestanden du Ökonomie-Papst.
Marco1 meint
Der Niedergang der deutschen Solarindustrie hatte wie so oft nicht nur einen Grund, sondern viele. Zum einen führen natürlich Subventionen (wie die durch die EEG-garantierten Strom-Abnahme-Preis) dazu, dass die Firmen wahrscheinlich nicht ihr ganzes Entwicklungspotenzial nutzen, da ein bisschen der Druck des Marktes fehlt. Zum anderen haben die damaligen Kürzungen der EEG-Subventionen durch die deutsche Regierung die deutschen Hersteller recht kurzfristig unter Druck gesetzt, da auch die EEG-Ausbauziele für Solar reduziert wurden und private Investoren ihre Bereitschaft zum Kauf einer PV-Anlage zurück gefahren haben. Und zum anderen (und vermutlich entscheidenden Teil) haben die Deutschen in erster Linie den Kauf von PV-Anlagen (über EEG) subventioniert und die Chinesen die Herstellung von PV über direkte Subventionen für die Hersteller. Daher waren sie klar im Vorteil gegenüber den deutschen Produzenten:
https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2013/heft/8/beitrag/solarstreit-kompromiss-eu-und-china.html
Kasch meint
China verkauft längst die meisten E-Fahrzeuge und das wird sich auch nicht ändern. Soviel zum Unsinn, der fast täglich verbreitet wird.
andi_nün meint
„China verkauft längst die meisten E-Fahrzeuge und das wird sich auch nicht ändern. Soviel zum Unsinn, der fast täglich verbreitet wird.“
Völlig richtig, E&Y ist einfach nichts zu peinlich.
Kasch meint
Wenn man sich auf einwohnerbezogene Käufe von BEVs in Deutschland bezieht, wirken die Zahlen vielleicht realistisch. Die Gesamtabsatzzahlen von China ist ganz was anderes und wird nie ein anderer Kontinent toppen, und zum Chinaabsatz muss natürlich auch Tesla-China gezählt werden. Also schlicht Quatsch von Anfang bis Ende der Studie, wie derzeit üblich.
ID.alist meint
USA hat Momentan eine 2,3% BEV Anteil an Neuwagen, das ist nicht gerade viel. Kann sein dass in manchen Bundesstaaten (California) oder gar in Regionen (Bay-Area) die EV-Dichte größer ist, aber in groß und ganzen sind die EV-Verkaufszahlen nicht besonders beeindruckend.
peak oil meint
Liebe ecomento Leser.
Googelt mal mit dem Suchbegriff “ peak oil“ . Ich glaube die Jungs könnten diesmal ansatzweise Recht haben.