Der Stromanbieter LichtBlick bemängelt, dass Konzerne und Stadtwerke ihre regionale Monopolstellung auf dem Ladesäulenmarkt weiter ausbauen. Durch fehlende Konkurrenz würden sie Tarife und Ladebedingungen weitgehend frei von Wettbewerb festlegen. In vielen Regionen Deutschlands dominierten weiterhin große Anbieter den Ladesäulenmarkt. Das zeige eine von LichtBlick beim Datendienstleister Statista beauftragte Auswertung des Ladesäulenregisters der Bundesnetzagentur.
„Meistens sind es die regionalen Stromversorger, die sich das Monopol der Ladeinfrastruktur sichern“, sagt Markus Adam von LichtBlick. „Die Marktanteile liegen dabei regelmäßig über 60 %, in sehr vielen Fällen über 70 % und mehr. Sie profitieren dabei von den Synergieeffekten aus der Zusammenarbeit mit den Stromnetzbetreibern – in der Regel Tochter- oder Schwesterunternehmen im gleichen Konzern.“
LichtBlick hatte bereits 2019 eine erste Monopol-Analyse vorgelegt. Die jüngste Analyse zeige in ganz Deutschland „ein ernüchterndes Bild“: Ob Hannover (95 %, enercity), München (88 %, Stadtwerke München) oder Kiel (84 %, Stadtwerke Kiel) – nahezu überall würden einige wenige Monopolisten den regionalen Ladesäulenmarkt und seine Ladebedingungen kontrollieren. „Die Synergieeffekte werden schnell deutlich: In Bremen stellt die EWE 71 % aller Ladesäulen, weitere 13 % entfallen auf die swb – die allerdings ebenfalls im Eigentum der EWE ist. In Dortmund werden 84 % aller Ladesäulen von innogy betrieben, die wiederum knapp die Hälfte am städtischen Versorger und damit am örtlichen Netzbetreiber halten.“
Die Folge sei, dass Tarife und Ladebedingungen weitgehend frei von Wettbewerb festgelegt werden. Das führe schon heute häufig zu überhöhten Preisen für Ladestrom deutlich oberhalb des Haushaltsstrompreises. LichtBlick berichtet zudem aus eigener Erfahrung als Fahrstrom-Anbieter von Preisdiskriminierungen. „Diese Entwicklung ist seit mehreren Jahren sichtbar. Die lokalen Monopolisten verteuern den Ladestrom für Drittanbieter, die meist von Kund*innen von außerhalb genutzt werden, und quersubventionieren mit diesen Erlösen die eigenen Tarife“, erläutert Adam. „Teilweise zahlen wir für die Ladevorgänge unserer Kund*innen mehr als doppelt so viel an die Ladesäulenbetreiber, als diese von ihren eigenen Kund*innen verlangen. Das ist weit entfernt von fairem Wettbewerb und eine klare Preisdiskriminierung.“
Auch Ausschreibungen der öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur änderten nicht automatisch etwas an der Dominanz. „Städte wie Essen und Hannover schreiben schon seit einiger Zeit Flächen für die Errichtung von öffentlichen Ladesäulen aus. An der Dominanz der lokalen Betreiber hat dies nicht viel geändert“, sagt Adam. Diese könnten aufgrund der Synergieeffekte mit dem lokalen Stromnetz das beste wirtschaftliche Angebot unterbreiten. Die Abstimmung bei Errichtung und Betrieb der Ladesäulen funktioniere konzernintern deutlich schneller. Wichtige Kostenpunkte wie Personal oder IT-Infrastruktur könnten mit dem Stromnetz geteilt werden. „Player von außerhalb sind gegenüber Schwesterunternehmen der Netzbetreiber klar im Nachteil“, so Adam.
LichtBlick schlägt als Lösung die Einführung eines Durchleitungsmodells vor. Dieses ist auch bei anderen kapitalintensiven Netzwerken wie dem Strom- und Gasnetz oder auch dem Telekommunikationsnetz etabliert. Damit könnten Kunden überall den Stromtarif ihres frei gewählten Anbieters laden – zum transparenten und festen Preis. Ein solches Modell sei seit dem 1. Juni 2021 auch umsetzbar, allerdings nur auf freiwilliger Basis. Fraglich bleibe, wie viele Ladesäulenbetreiber sich von dieser freiwilligen Lösung überzeugen lassen. „Die Durchleitung muss zum verpflichtenden Standardmodell an allen öffentlichen Ladesäulen werden“, fordert Adam. „Am Ende zahlen sonst die Kund*innen drauf und der Elektromobilität wird ein Bärendienst erwiesen.“
Derzeit beschäftigt sich auch eine Sektoruntersuchung des Bundeskartellamts mit der Marktsituation, Erkenntnisse und Schlussfolgerungen werden gegen Ende des Jahres erwartet.
Driver meint
Wie viele Ladepunkte hat Lichtblick eigentlich aufgebaut? Ich denke die verlassen sich nur auf andere und investieren selbst keinen Cent in Ladetechnik.
Sebastian meint
Verstehe das Problem nicht… Die Stadtwerke stellen doch den Strom her, sorgen für Durchleitung und für Wartung. Was eben aufhören muss, ist der Käse mit Ladekarten und undurchschaubare Tarife. Die Technik muss ins Roaming zu kundenfreundlichen Preise, fertig. Hat beim Handy telefonieren ja auch geklappt. Eigentlich gehört seitens der EU einfach eine Hiebstock auf die Finger der Stadtwerke und fertig.
Alupo meint
Ja, das hat beim Handy geklappt. Aber europaweit eben auch erst nach dem Eingriff des Gesetzgeber durch Vorgabe von der EU.
Ohne die EU hätten wir heute noch die Abzockroaminggebühren wie im letzten Jahrtausend. Einige werden sich an Überraschungsrechnungen von 1000 DM und mehr nach ihrem Mallorcaurlaub erinnern.
Insofern finde ich auch hier das Festlegen von Roaminggebühren bzw eines Pflicht-Roamings als eine sinnvolle und den Wettbewerb steigernde (weil Monopole verhinderne) Vorgehensweise.
Nur die wenigsten BEV Fahrer wollen landesweite Oligopole oder regionale Monopole.
Ich bin davon bis auf weiteres aufgrund der 0€/kWh an allen Supercharger zwar nicht betroffen und auch diejenigen die dort einen Preis bezahlen müssen können über die Höhe nicht klagen (im Vergleich was sonst so abgezockt wird), aber wenn ich mal ein neues BEV brauchen sollte mit FSD, dann wird es diese kostenlose Flatrate vermutlich nicht mehr geben. Insofern, Monopole waren niemals gut für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes sondern nur für die jeweiligen Unternehmen bzw seinen Eigentümern und damit meist den Aktionären.
PS: kürzlich hatte ich jemandem AC Ladekartenhilfe gegeben. Das inzwischen von Shell aufgekauft Unternehmen kassierte 0,52€/kWh, AC versteht sich. Eine Unverschämtheit für billigen AC Strom wie ich finde.
McGybrush meint
Wobei Hamburg von 27Cent auf 29.5Cent erhöht hat und diese bei AC und DC nimmt. Monopol ja. Preise aber mehr als Fair.
Frank meint
Das Durchleitungsmodell halte ich auch für die einzige Lösung, die adhoc für attraktive Preise sorgen kann. Ohne Vorteil bei den Betriebskosten wird es schwer werden, die gewünschten Steigerungsraten beim Verkauf von Elektrofahrzeugen zu erreichen.
Geringverdiener meint
Nun ja, bei durchweg über 50 Cent pro kWh ist das Laden finanziell sehr uninteressant, überteuert und auch teurer als Benzin, oder Diesel.
Von daher muss die Bundesnetz Agentur nun Nägel mit Köpfen machen und dem Treiben wie im Artikel auch beschrieben ein Ende setzen.
Die meisten? Alle? Ladesäulen werden doch vom Bund und vom Land gefördert.Oder?
Wie kann man dann mit den Fördergeldern eine Monopol ähnliche Stellung sich selbst damit ausbauen?
Unverschämt!!!!
Jeru meint
Mit Ladeinfrastruktur lässt trotz „hoher Preise“ aktuell kein Geld verdienen. Die Stadtwerke und andere Akteure sind in Vorleistung gegangen und haben es einfach gemacht.
Ohne diese Aktivitäten gäbe es aktuell einfach gar kein Netz. Wenn dieses „Monopol“ so attraktiv ist, wo sind denn die anderen Akteure?
Eugen P. meint
Der Staat sollte mittels der Stadtwerke für eine flächendeckende Ladeinfrastruktur sorgen und den Strom zum Selbstkostenpreis abgeben.
McGybrush meint
Wenn der Staat das macht wird es definitiv nicht günstig. Denn dann spielt Geld gar keine Rolle. Und bezahlt wird es vom Steuerzahler oder dem Ladepreis. Der Staat sollte nur Roaming Obergrenzen festlegen und Grundlagen was erlaubt ist. Den Rest regelt der Markt.
Ein Beamter hat leider kein Persönliches Kapital im Spiel und würde dadurch nie effizienter, billiger und schneller Dinge umsetzen als Firmen mit Gewinnabsichten.
Nur der Preis. Der sollte max 25% über den Hausstrom liegen dürfen.
Eugen P. meint
Was wenn für private Anbieter aber Ladepreise nur ab meinetwegen 60 Cent wirtschaftlich sind? – muss ja niemand dort laden. Wenn schon Planwirtschaft, warum dann nicht konsequent? Die komplette E-Mobilität ist nicht markt-getrieben sondern staatlich erzwungen, in China ebenso wie in der EU, dann sollte man das auch konsequent zu Ende führen, der Steuerzahler bezahlt es am Ende sowieso.
Peter meint
Dass der Markt alles optimal regelt, ist ein realitätsfernes Märchen. Marktteilnehmer sind Renditeorientiert und tun dafür alles, was sie können: Lobbyismus, Steuerflucht, Lohndumping, Monopolbildung, Preisabsprachen.
MichaelEV meint
Man muss den richtigen Rahmen/Spielregeln stecken. Aber ansonsten ist Marktwirtschaft alternativlos.
McGybrush meint
Heisst sie könnten nach Deiner Logik dann 10Eur pro kWh verlangen und steinreich damit werden. Auber aus irgendeinen Grund passiert es nicht das der kWh Preis bei 10Eur ist ohne das es dafür eine Spielregel gibt die das verbieten würde.
Es muss nur sehr viele Anbieter geben damit Konkurrenz entsteht. Plugsurfing hat doch schon etwas mit den Preisen zurück gerudert.
MichaelEV meint
Das Konkurrenz den Preis minimiert ist Teil der Marktwirtschaft.
Es gibt einen Akteur, der seine Ladeinfrastruktur rein marktwirtschaftlich, ohne Subventionen betreibt und zeitgleich die besten Preise anbietet.
Wenn die Zahlen von Sebastian stimmen, stellt dieser Anbieter für unter 20k Ladepunkte hin, womit die fixen Kosten zu einer Randnotiz verkommen. Da nur dieser eine Akteur wirklich marktwirtschaftlich arbeitet, ist der Abstand zur Konkurrenz riesengroß und kaum mehr einholbar. Das passiert, wenn alles der Staat regeln soll!
Peter W meint
Das war abzusehen. Auch wenn einige die EnBW beklatschen weil sie so aktiv ist, die tun das nicht weil sie BEV-Fahrer-Freunde sind.
Wie immer hat unsere Regierung geschlafen und alles dem Markt überlassen. Ein klares Regelwerk, das zum Beispiel die Ladesäulenbetreiber verpflichtet die Säulen für alle Stromanbieter frei zu geben wie unsere Stromzähler, hätte von Anfang an geschaffen werden müssen. Ein einheitlicher Tarif für uns Kunden an allen Säulen wäre wünschnswert. Am besten einfach an den Hausstromvertrag gekoppelt und jeder könnte sich wie beim Haushaltsstrom einen Vertrag auswählen. Aber es hat ja schon mal Jahre gedauert um überhaupt mal die geladenen Strommenge richtig zu berechnen. Das Versagen der Politik kennt keine Grenzen.
Flo meint
…und was macht Herr Scheuer? Nix, lediglich Tesla anbetteln.
Christian meint
ist auch besser wenn er nie wieder etwas macht, jedenfalls bis zur Wahl.
David meint
Niemand braucht diese zusätzlichen 45 Standorte von Tesla, zumal sie technisch abgehängt sind und für zeitgenössische 800V-Systeme keine gescheite Ladegeschwindigkeit bieten.
Die seit über einem Jahr dauernde Diskussion um die Freigabe des Superchargernetzes ist ein perfides Spiel des Meisters, um gußeiserne Fans langsam auf die Öffnung vorzubereiten. Er braucht Geld für seine Raketen. Für die Autos hat er kaum noch was über.
Etwas Zeit braucht Tesla eh noch, weil dazu die Fahrzeuge Autocharge beherrschen müssen, was bisher nur Porsche, Audi und der Mercedes können.
Frank meint
finde ich auch, die Zeitgenössischen sollen doch mal sehen, wo sie was finden. Augen auf beim Autokauf.
Johann meint
Das wäre mir NEU… Als ich vergangenen Sonntag nach Wien (540km einfach) zu Rock den Ring gefahren bin, hab ich insgesamt 2x an einem V3 SUC mit bis zu 251KW geladen. Auf dem Typenschild steht 1000V und 425A. Lass mich kurz überlegen…. Ich jedenfalls versuche eigentlich die V3 mit aktuell freigeschalteten 250KW anzufahren und die 125KW und 150KW SUC zu meiden. PS: In D wird aktuell über den flächendeckenden Ausbau von 150KW Säulen nachgedacht… finde den Fehler… Euch allen allzeit gute Fahrt und genügend Elektronen im Akku ;-)
MichaelEV meint
„Niemand braucht…“
Was andere brauchen darf jeder für sich selbst bestimmen. Abgesehen von ein paar Spezialisten hier sehen die Meinungen sehr konträr zu ihrer aus.
Und ein gesunder Verstand sagt: Wenn wirklich von allen Herstellern die Mengen an Autos in den nächsten Monaten auf den Markt kommen SOLLTEN, ist die Ladeinfrastruktur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Und schlechte Software ist die Kirsche auf der Torte, um die Kundenerfahrung vollends vor die Wand zu fahren.
DerÄlbler meint
Scheuer hat nicht gebettelt, sondern die Öffnung des SuC Netzwerks befürwortet, wie von Elon letzten Dezember versprochen. In Norwegen startet 2022 ein Probebetrieb, wenn der positiv ausfällt werden sämtliche SuC für Fremdfabrikate frei zur Verfügung stehen.
Egon Meier meint
soll sie mal.
Ich finde das SuC-Netz extrem unattraktiv. Alle Strecken die ich kenne sind mit Ionity, EnbW, Aral, Fastnet … mit kurzen Abständenvollgenagelt aber tesla-lader gibt es fast keine.
Das Netz ist eben kein Netz und den Komfort? ja .. wenn man zu faul ist, zum Laden ein karte zu ziehen und vor die Säule zu halten .. dann muss man eben Tesla.
MichaelEV meint
SuC ist Schnellladeinfrastruktur für lange Strecken. Und die ist die einzige, die aktuell wirklich zählt.
UND: Ein Tesla kann jeden anderen Ladepunkte genau so nutzen.
Sebastian meint
Egon, kann es sein das Sie in einer anderen Welt leben?
https://supercharge.info/map
https://www.tesla.com/de_DE/findus?v=2&search=Germany&bounds=51.62405833660099%2C21.744033581823924%2C45.4375293410649%2C2.5678980716177024&zoom=7&filters=supercharger
ich mecker ja auch gerne wegen Tesla… aber eher wegen der überschaubaren Auswahl an Autos und Ausstattung. Dank dem lieben Gott kann man bei Tesla wenigstens ne Farbe am Auto auswählen *gg
Aber wegen Ladesäulen meckern ist schon arg schräg.. oder?!