Audi hat im Juni ein Pilotprojekt für ein eigenes Ladenetz angekündigt und einen ersten Ausblick auf das Vorhaben gegeben. Nun konkretisierte die Ingolstädter Volkswagen-Tochter das weitere Vorgehen.
Die erste Strom-Tankstelle mit dem neuen Konzept der Premium-Marke werde in Nürnberg eröffnet, berichtet die Automobilwoche. Die Stadt habe kürzlich den Zuschlag für das Pilotprojekt des „Audi Charging Hub“ erhalten. Losgehen soll es im Herbst.
Mit dem Audi Charging Hub will der Autobauer erstmals testen, wie sich ein unternehmenseigenes Schnellladenetz für die vermehrt angebotenen Elektroautos der Marke aufbauen lässt. Den Standort für den Test verkündete Vorstandschef Markus Duesmann: „Im Herbst starten wir in Nürnberg ein Pilotprojekt“, sagte er vor wenigen Tagen auf der Klimakonferenz der Stiftung Klimaneutralität in Berlin.
Zum Einsatz kommen sollen in Nürnberg gebrauchte Lithium-Ionen-Batterien aus Entwicklungsfahrzeugen, die dort als Pufferspeicher dienen. Hinzu kommen Solarzellen auf dem Dach, die Strom liefern. Audi will seinen Elektroauto-Kunden Schnellladen mit bis zu 300 Kilowatt ermöglichen, ohne dass aufwendig neue Stromleitungen verlegt werden müssen. „Mit dem Konzept können wir auch dort eine Ladeinfrastruktur ermöglichen, wo es bisher undenkbar war, weil es die Netzinfrastruktur einfach nicht hergegeben hat“, erklärte Ewald Kreml, der für die Strategie des Audi Charging Hub verantwortlich ist, der Automobilwoche.
Als Basis für den Audi Charging Hub dienen sogenannte Cubes: Die flexiblen Container-Würfel erfüllen verschiedene technische Anforderungen und beherbergen neben Ladesäulen auch gebrauchte Lithium-Ionen-Batterien als Stromspeicher. Durch den Einsatz von Modulen, die aus zerlegten Entwicklungsfahrzeugen stammen, werden die Batteriezellen einer nachhaltigen Zweitverwendung zugeführt. Ein großer Vorteil liege vor allem in ihrer Eigenschaft als Pufferspeicher für Gleichstrom – eine aufwendige Infrastruktur mit Hochspannungszuleitung und teuren Transformatoren werde damit überflüssig, so Audi.
Während der Pilotphase stehen Audis eigene Schnellladestationen auch Fahrern von Elektroautos anderer Marken zur Verfügung. Audi-Fahrer genießen allerdings eine Vorzugsbehandlung, da sie via App einen Ladepunkt reservieren können. Sie haben zudem Zugang zu einer Lounge im Obergeschoss. In Nürnberg soll das Konzept mehrere Monate lang getestet werden. Anschließend will Audi entscheiden, ob und wie man es europaweit ausrollen wird.
Sven WITTERSTEIN meint
Mit 11kW kann man heute sagen wir 50km pro Stunde laden (Stichwort typische Pendelstrecke) , mit 50kW also 250 (wochennedatf) . Mit 300 kW dann 1500, wenn die Batterien schon so gross wären und keine ladekurve hatten. Verbringen Audi-Kunden also 10h am Tag mit 150kmh Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Autobahn,? Dann wäre es im Interesse der Sicherheit der nicht-Audi-Fahrenden die Lounge als 11kW Motel zu gestalten, damit nach der täglichen Fahrt quer durch Deutschlands unbegrenzte Autobahnen auch der Fahrer ‚laden‘ kann…. Von daher Unfug, für zukünftige 15min am schnellader braucht man bisschen Komfort aber bestimmt keine exklusive ladelounge..
Sebastian meint
Stell dir mal Tankstellen vor, an denen pro Stunde nur 5 Liter Diesel raus kommen – typische Pendlerstrecke…
Mahi meint
Das ist definitiv die richtige Strategie.
Man will beim Laden auch mal auf die Toilette gehen, oder etwas essen. Wahrscheinlich wird das „charging hub“ in Zukunft auch Möglichkeiten bieten Getränke oder Essen zu kaufen. Und das ist mir definitiv lieber, wie Essen an der Tankstelle kaufen.
PK meint
Hurra – wir bekommen eine Mehr-Klassen-Ladegesellschaft…
Für mich sind die Bestrebungen von Porsche und Audi so zu verstehen, daß sich die Fahrer dieser Marken beim Laden nicht eine halbe Stunde mit Krethi und Plethi gemein machen wollen und vielleicht noch den guten Zwirn mit dem Fett eines Raststätten-Burgers beflecken wollen.
Sind wir auf dem Weg zu sozialer Apartheid?
Egon Meier meint
ähm … haben sie das bei den exclusiven Tesla-Ladepömpeln auch bemängelt?.. da sind Tesla-Hansels völlig unter sich und müssen sich mit keinem ordinären id.3-Fahrzeug samt Fahrer-Prekariat in Sichtweite die Stimmung verderben lassen.
Tim meint
Na da bin ich mal gespannt. Fahre auf jeden Fall mal hin und mach mir ein Bild…
Sebastian meint
kann ich da mit meiner Zoe bei 50% Akku mit 35 kW auch laden?
*gg
Ambiboss meint
Wenn das ein (Pilot)Projekt ist, mit dem ein Vorstandschef auf Promo Tour gehen muss, dann ist nicht mehr viel übrig von „Vorsprung durch Technik“.
Es gibt, auch in Deutschland, Unternehmen die bauen ein solches Projekt aus dem eigenen Lagerbestand in einer Woche und haben dafür noch das eigene Know-How und eigene Patente genutzt.
Anti-Brumm meint
Kosten, Materialaufwand und Platzbedarf eines Einfamilienhauses für 4 Stellplätze. Zumindest in diesem gezeigten Entwurf.
Der Umstieg auf Elektromobilität ist keine Ausrede, weiterhin mit gigantischem Materialverbrauch alles zuzubauen.
Solardach, Kaffee/Snackautomat, WLAN-Hotspot, und gut ists. Die Premium-Lounge gibts ohnehin im eigenen Auto.
Tommi meint
Ich frage mich, was das soll. Herstellerspezifische Ladestationen machen keinen Sinn. Eine Ladesäule kostet sehr viel Geld und es sollte im Interesse des Betreibers sein, die Auslastung so hoch wie möglich zu machen, da jeder Ladevorgang einen Deckungsbeitrag leistet. Das geht am besten, wenn alle zu einem angemessenen Preis laden können. So zahlen Audi-Fahrer drauf, da sie alleine die Ladesäulen finanzieren müssen.
Bei Tesla war es was anderes. Tesla musste, da es keine Ladeinfrastruktur gab. Und auch heute noch hapert es ausserhalb der Supercharger noch an Zuverlässigkeit und Einfachheit.
Thrawn meint
Solange die nicht vom Steuerzahler, also der Allgemeinheit, mit subventioniert sind, kann von mir aus jeder Hersteller zu einer eigenes Ladesystem entwickeln und verbreiten.
Das wird zwar insgesamt nicht der E Mobilität förderlich sein, aber das gute Recht jeden Herstellers.
Swissli meint
Vermutlich kommt das nicht über das Pilotprojekt hinaus.
1. Die Ladezeiten werden immer kürzer, sodass eine Lounge kaum genutzt wird, bzw. niemand mit teuren Ladetarifen indirekt dafür bezahlen will.
2. Ladestationen nur für „eigene“ Marke setzt sich nicht durch, zu wenig Auslastung.
3. Premium beim E-Auto funktioniert, beim Laden nicht (ebenso wie bei Premium Tankstellen mit „Premium“ Benzin nicht funktionieren). Strom ist Strom. Und grüner Strom bei Ladestationen ist bereits Standard.
Hingegen find ich gut, dass weitere Feldtests für Pufferbatterien (2nd Life) stattfinden, oder Ladereservierungen.
ID.alist meint
Wieso glaubst Du, das Audi genau das gesagt hat: „Während der Pilotphase stehen Audis eigene Schnellladestationen auch Fahrern von Elektroautos anderer Marken zur Verfügung. …“
Die werden Strom für jedermann Anbieten, der Preis ist unbekannt, aber nach diese Pilotphase wird Audi genügen Daten um entscheiden zu können ob einen exklusiven Ladenetz sich lohnt oder nicht.
Ich denke Porsche wird demnächst so was ähnliches machen, eine Ankündigung gab es schon, und am Ende wird die VAG genügend Infos haben darüber ob Porsche/Audi/Bentley Fahrer solche Services extra bezahlen wollen.
Jeru meint
Ich versuche ihren Beitrag einmal zusammen zu fassen:
„Eine proprietäre Ladeinfrastruktur ist schädlich, da die Auslastung geringer und Kosten höher sind. Das gilt nur Aktivitäten der deutschen OEM´s. Ladeinfrastruktur außerhabl des Tesla-Netzes ist nicht zu gebrauchen.“
Aha.
Tommi meint
Schlecht zusammen gefasst. Proprietäre Ladeinfrastruktur war früher notwendig. Jetzt macht sie keinen Sinn mehr. Selbst Tesla macht sich Gedanken um eine Öffnung. Dadurch könnten sie die hohen Fixkosten auf mehr Nutzer verteilen.
Ich bin sehr dafür, die öffentliche Ladeinfrastruktur zu verbessern. Das funktioniert aber nicht, wenn jeder Hersteller sein eigenes Süppchen kocht.
„Ladeinfrastruktur außerhabl des Tesla-Netzes ist nicht zu gebrauchen“ ist nich wahr. Sie ist verbesserungswürdig. Aber zu gebrauchen allemal.
Zur Info: ich bin kein Tesla Fanboy. Ich habe mich bewusst gegen Tesla entschieden. Fahre Polestar 2, da die öffentliche Ladeinfrastruktur gut genug ist.
LMausB meint
Artikel: „Während der Pilotphase stehen Audis eigene Schnellladestationen auch Fahrern von Elektroautos anderer Marken zur Verfügung. „