Audi hat kürzlich verlauten lassen, Pläne für ein eigenes Ladenetz voranzutreiben. Konkrete Ausblicke soll ein Pilotprojekt in der zweiten Jahreshälfte geben und im Praxistest einen möglichen Serieneinsatz erproben. Im Vorfeld wurden ein erster Ausblick und Details zu dem Vorhaben veröffentlicht.
Mit der wachsenden Zahl elektrischer Modelle bei Audi und anderen Herstellern steigen die Anforderungen an die Ladeinfrastruktur. Eine Antwort auf künftige Spitzenbedarfe könnte laut der Ingolstädter Volkswagen-Tochter der „Audi charging hub“ sein. Das Konzept sieht reservierbare HPC-Ladepunkte (High Power Charging) vor, ein direkt angeschlossener Loungebereich steht als komfortabler Verweilort zur Verfügung.
Als Basis für den Audi charging hub dienen sogenannte Cubes: Die flexiblen Container-Würfel erfüllen verschiedene technische Anforderungen und beherbergen neben Ladesäulen auch gebrauchte Lithium-Ionen-Batterien als Stromspeicher. Durch den Einsatz von „Second-Life“-Modulen, die aus zerlegten Entwicklungsfahrzeugen stammen, werden die Batteriezellen einer nachhaltigen Zweitverwendung zugeführt. Ein großer Vorteil liege vor allem in ihrer Eigenschaft als Pufferspeicher für Gleichstrom, eine aufwendige Infrastruktur mit Hochspannungszuleitung und teuren Transformatoren werde damit überflüssig, erklärt Audi.
Dank eines solchen Zwischenspeichers benötigen die insgesamt sechs Ladepunkte, an denen mit bis zu 300 kW Leistung geladen werden kann, nur einen gängigen 400-Volt-Starkstromanschluss. Eine Leistung ab 11 kW pro Cube reicht, um die drei Speicher-Module mit einer Gesamtkapazität von 2,45 MWh kontinuierlich füllen und über Nacht aufladen zu können. Photovoltaik-Module auf dem Dach liefern zusätzliche grüne Energie. Im Gesamtverbund erleichtere das nicht nur die Auswahl möglicher Standorte, sondern reduziere auch die zeitlichen Planungsvorläufe und spare Kosten sowie Ressourcen, so Audi. Darüber hinaus ermögliche das modulare Konzept eine hohe Flexibilität und Skalierbarkeit. Der Hub könne in kurzer Zeit transportiert, installiert und auf die jeweiligen Anforderungen vor Ort angepasst werden, und zwar weitestgehend unabhängig von den lokalen Netzkapazitäten.
„Der Audi charging hub zeigt unseren Anspruch für das elektrische Zeitalter und unterstreicht, wie Audi Vorsprung durch Technik denkt. Ein solch flexibler, hochperformanter HPC-Ladepark stellt nur geringe Anforderungen an das lokale Stromnetz und nutzt ein nachhaltiges Batteriekonzept. Unsere Kund_innen profitieren gleich mehrfach: mit einer exklusiven Reservierungsmöglichkeit, einem Loungebereich und einer kurzen Standzeit dank hoher Ladeperformance. Das ist konsequent premium gedacht“, sagt Audis Vorstand für Technische Entwicklung Oliver Hoffmann.
Audi legt seine Elektroautos auf möglichst schnelles Strom zapfen aus. Der neue e-tron GT beispielsweise erreicht in der Spitze bis zu 270 kW Ladeleistung. Damit kann er in gut fünf Minuten Energie für bis zu 100 Kilometer Strecke nachladen. Eine Ladung von 5 auf 80 Prozent dauert unter idealen Bedingungen rund 23 Minuten.
Um den Aufenthalt währen dem Ladestopp „als echtes Premium-Erlebnis“ zu gestalten, ist für die Kunden im Audi charging hub eine Lounge vorgesehen. Dazu heißt es in einer Mitteilung: „Der im Obergeschoss angesiedelte Loungebereich schafft eine dem Zeitgeist sowie Premiumanspruch gerechte Verweilmöglichkeit, die Raum und Ambiente für eine Pause mit Mehrwert bietet. Verschiedene Annehmlichkeiten, ein Angebot an Snacks, Getränken sowie Non-Food-Artikeln machen die Ladedauer damit zu einer willkommenen Auszeit.“
Derzeit laufen die Suche nach einem Standort in Deutschland für das Pilotprojekt des Audi charging hub sowie Gespräche mit möglichen Partnern. Die Inbetriebnahme ist für die zweite Jahreshälfte geplant. Die gewonnenen Erkenntnisse für den Alltagsbetrieb und die Kundenakzeptanz sollen über eine weitere Umsetzung des Konzepts entscheiden. „Wir testen sehr praxisnah, was die optimale technische Lösung ist. Dabei stehen die Anforderungen unserer Kund_innen stets im Fokus“, so Hoffmann. Für die Pilotphase sei geplant, dass auch Fahrer anderer Marken freie und nicht reservierte Ladepunkte sowie Teile der Lounge nutzen können.
nilsbär meint
Die Idee mit den gebrauchten Batterien als Pufferspeicher finde ich gut. Lounge braucht niemand, die Leute warten im Auto und spielen mit dem Handy, wie in Zug, U-Bahn und im Wartezimmer beim Arzt. Eventuell wird noch das bordeigene Infotainment angeschaltet.
Was gebraucht wird, sind günstige Ladetarife, Toiletten, Überdachung, Licht, Luftpumpen, Shop – die übliche Tankstellen-Infrastruktur eben.
Dagobert meint
Gute Idee, an besten bitte mit einem guten Restaurant. Meine Erzwungene Mittagspause bei Tank&Rast oder im Industriegebiet verbringen zu müssen ist wenig attraktiv.
Kona64 meint
Echt innovativ. Die Ladesäulen und Kabel hat man gleich weg gelassen.
Starkerhans meint
Ich bin seit 53 Jahren männlicher Audifahrer. Aber wenn Audi nur seine Kundinnen anspricht bin ich nicht gemeint.
Swissli meint
Einfach Lounge und Premium weglassen. Dann ist es eine gute Lösung ohne grossen Netzausbau und mit bezahlbaren Ladetarifen.
Nils P. meint
Bekommen die Premium Kunden von Audi, Mercedes, BMW, Lexus, Infinity, Cadillac … alle eine eigene Sitzecke damit sie sich nicht vermischen?
David meint
Berechtigte Frage. Zumal in Europa deutlich infrage steht, ob Lexus, Infinity und Cadillac überhaupt Premium Marken sind. Wichtig wäre mir auch, dass jenseits des Premium-Segments die Tesla Fahrer beim laden weiterhin unter freiem Himmel campieren müssen.
Tesla-Fan meint
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N Block meint
Reality Check:
Tesla baut einen 100-fach Lader in Kalifornien fuer ca 15.000$ Stueck (Angaben Projektkosten insideevs oder electrek.com) und baut mit Skaleneffekten und integrierter Infrastruktur eine Lösung.
In D kostet das gleiche um Faktor 5-10? mal mehr, dann noch solche Projekte? Hoffentlich ein Leutturmprojekt ohne Wiederholung.
Bitte schon mal fuer den Sommer 21 oder 22 vorsorgen, da gibt es Herausforderungen Richtung F, Spanien, Nord- und Ostseekueste und weitere….
ID.alist meint
„Media reports that the expected cost of the project is $1.3 million, which seems low – $16,250 per stall on average – so we will leave a question mark.“
Irgendwie ist Insideevs.com nicht deiner Meinung.
AMG Power meint
Nicht vergessen, in den USA wird gerne Atomstrom geladen, Kohle auch und vom Rest ein wenig. Alles nur Show das ganze! Wenn die Zertifikate nicht wären, würde der Tesla mit seiner tollen Flotte immer noch ganz übel aussehen.
Chipwomen meint
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Steven B. meint
So ein Quatsch. Sorry, aber so kann das sicher nicht an jedem Lade-Hub an der Autobahn entstehen! das ist nicht im kleinsten finanzierbar, vom Unterhalt ganz zu schweigen. Da haben sie ihren Hausarchitekten mal eine Machbarkeitsstudie durchführen lassen und er hat einen Händlerpoint mit Lademöglichkeit entworfen… Voll am Ziel vorbei und jetzt will er das dem Ottonormalverbraucher verkaufen, oder besser blenden, damit er sich dort gut aufgehoben fühlt, oder was? Das können im Prinzip nur Ergänzungen sein, welche das Händelnetz künftig ausdünnen werden, um den mögl. (NEU)Kunden direkter anzusprechen.
150kW meint
Die Dinger sollen gerade NICHT an der Autobahn stehen.
E.OFF meint
macht sinn, schnell mal nach den Kinder zur Kita bringen im Lade Hub sich mit anderen Muttis über den Verbrauch auf der 10km Stadtrundfahrt austauschen…
andi_nün meint
Falls man nicht nur an Renderings interessiert wird, in UK gibts eine Firma, die einige hundert von solchen Ladestationen aufbauen möchte.
https://www.youtube.com/watch?v=FoN4WCpuxHY&t
Inkl.PV auf dem Dach, PV Farm daneben und Batterie im MWh Bereich.
Ohne jegliche Markenbevorzugung.
ID.alist meint
Nur Gridserve verkauft keine Autos
Kasch meint
Jo, wer ausreichend preisgünstigste Zellen liefern kann, wird künftig ökologische Energiewirtschaft samt Fahrzeugbau, etc. weltweit dominieren – ganz langsam fällt der Groschen.