Immer mehr Handwerksbetriebe setzen elektrische Transporter in ihrem Arbeitsalltag ein. Einen Boom vergleichbar mit dem bei Elektroautos gibt es allerdings noch nicht. Das liegt laut Carsten Benke vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) an den speziellen Anforderungen der Branche, denen das Angebot bisher in vielen Fällen nicht gerecht wurde.
Der Einsatz von E-Transportern habe sich im Handwerk erst graduell entwickelt, weil die Anforderungen an die Fahrzeugtechnik dort spezieller seien als im Pkw-Bereich, sagte Benke dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Im vergangenen Jahr sei es aber zu einem Durchbruch gekommen. Inzwischen stehe eine größere Auswahl an geeigneten Modellen zur Verfügung, zumindest in der Gewichtsklasse bis zu 2,8 Tonnen und vermehrt auch in Richtung 3,5 Tonnen.
2019 seien einer Umfrage zufolge erst vier Prozent der Fahrzeuge im Handwerk mit alternativem Antrieb ausgestattet gewesen, so Benke. Aktuelle Zahlen lägen nicht vor, jedoch zeichne sich ein Aufwärtstrend ab. Auch deutsche Hersteller rücken in der Produktion nach: Lag der Elektroanteil bei den leichten Nutzfahrzeugen bis 3,5 Tonnen 2015 noch bei 0,4 Prozent, erreichte er im ersten Quartal 2021 nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) 3,9 Prozent.
Handwerksbetriebe, die schon E-Transporter einsetzen, haben laut Benke positive Erfahrungen gemacht. Umfragen zeigten, dass Betriebe mit E-Transportern sehr zufrieden sind. Häufig werde ein gutes Fahrverhalten und eine gute Beschleunigung gelobt. Die Gewerke profitierten dabei vor allem auch vom positiven Umweltimage der alternativen Antriebsart. Auch die geringe Geräuschentwicklung beim Fahren könne ein wichtiger Faktor sein, insbesondere für die morgendliche Anlieferung.
Mehr Reichweite & Transportvolumen nötig
In welchem Ausmaß elektrische Transporter zum Einsatz kommen, hänge noch stark vom Standort und Einsatzgebiet der Firmen ab. Die vergleichsweise geringe Reichweite von etwa 150 bis 200 Kilometern könne vor allem für kleinere handwerkliche Betriebe in ländlichen Regionen zum Problem werden. Diese seien mitunter Hunderte Kilometer am Tag unterwegs und hätten oft nicht die nötige Ladeinfrastruktur zur Verfügung. Weniger problematisch sei die Nutzung in der Stadt. „Bei serviceorientierten Kleinbetrieben im Handwerk sowie bei Handwerksbetrieben in städtischen Räumen werden sich E-Transporter in den kommenden Jahren schneller durchsetzen können“, glaubt Benke. Denn in der Stadt müsse ein Elektro-Transporter meist nur kürzere Strecken zurücklegen, es gebe zudem genügend Lademöglichkeiten.
Für Branchen wie Straßenbauer, Zimmerer und Dachdecker fehle unabhängig vom Standort noch das passende Angebot an E-Transportern. Diese Bereiche benötigten besonders viel Transportvolumen, was bei E-Transportern aufgrund der schweren Batterie viel geringer als bei Dieseltransportern ausfalle, so Denke.
Ein weiteres Hemmnis für die Verbreitung der E-Mobilität gerade bei kleinen Betrieben seien die weiter hohen Kosten von E-Transportern. Die Anschaffungskosten seien noch deutlich höher als bei Diesel- und Benzintransportern, sagte Benke. Bei den Betriebskosten sei ein E-Modell jedoch günstiger als ein herkömmlicher Transporter. Im Handwerksbereich würden Fahrzeuge lange eingesetzt, nach 12 bis 15 Jahren könnten die geringeren Betriebskosten einen echten Mehrwert darstellen. Der E-Mobilitäts-Experte des ZDH hofft auf weitere Unterstützung, gerade für kleine und mittelgroße Betriebe. Die bisherigen Förderprogramme seien teils sehr kurzfristig angelegt gewesen.
Moser EU meint
Na ja so wirklich hat von euch wohl keiner einen Betrieb – sind eine Installationsfirma und fahren seit Jänner 21 die Peugeot E-Traveller mit 75kwh Batterie: 300km ist definitiv realistisch 350 sogar im städtischen Bereich, 1000kg Nutzlast. Hatte in meinen 21 Jahren der Selbständigkeit noch NIE Baustellen die einfache Strecke 150 km weg sind.
Wer das als Installateur machen muss macht was falsch… oder zu oft falsch.
Da wir in Österreich keinen Sinn für Verhätnissmässigkeit kennen gibt es für genau diesen Fahrzeugtyp 19.500.- Förderung was heißt dass diese Fahrzeuge uns keine 18.000.- Stk. gekostet haben.
Ich kann nur sagen dass der E-Traveller ein noch von Verbrenner Ingenieuren geplantes und deshalb kein ausgefuchstes E Fahrzeug wie ein Tesla ist, aber in meinem Fall 100% die vorhergehenden VW Transporter ersetzt ohne die kleinste Einschränkung.
Die Monteure sind begeistert und die Firma spart sich 570.- per Monat an Kosten die das E Fahrzeug einfach nicht hat.
Richtig unglaublich ist jedoch das Feedback der Kunden: ich kann locker beim Verkauf zB einer PV Anlage um 10% teurer sein als einer der mit einem T5 oder Diesel Vito daherkommt. Die Kunden nehmen das als richtig authentisch war…ganz nebenbei: einer der eine PV Anlage verkaufen will und mit einem Verbrenner aufkreuzt gehört sowieso ans Kreuz genagelt bzw. dem ist nicht zu helfen…
Olli meint
Danke für den tollen Bericht.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Endlich mal wieder ein praxisbasierter Bericht; danke.
Sebastian meint
Moser
ähnlich kann ich berichten. Wir haben 2015 in den Zoes einfach die Rücksitze raus gerissen um das nötigste Handwerkszeug zu verstauen. Große Bauteile sind logisch nicht machbar, aber in ca. 75% der Fälle sind solche Fahrzeuge ausreichend. Die Erfahrungen beim Kunden sind die selben wie bei Euch. Für grobe Einsätze inkl. Anhänger ist man dennoch eingeschränkt, da muss man zwangsläufig zum Verbrenner greifen oder liefern lassen.
Eure Förderungen in Österreich sind ja noch verrückter als bei uns in Deutschland. Fast 20T Euro gibt es? Wahnsinn.
Gunnar meint
„Hatte in meinen 21 Jahren der Selbständigkeit noch NIE Baustellen die einfache Strecke 150 km weg sind.“
Wer das als Installateur machen muss macht was falsch… oder zu oft falsch.“
Danke für diese tolle Pauschalisierung und dieses Urteil über alle Handwerker, die auch mal mehr als 150 km einfache Strecke fahren. Du scheinst ein ganz großer Menschen- und Geografiekenner zu sein. Klar kannst du deine Situation in Österreich mal so mirnixdirnix auf andere Situation und Orte übertragen und die Menschen dort abstrafen und belächeln, wenn sie sich nicht so wie du verhalten.
Aber zurück zur Sache: Trotzdem schön, dass du mit deinem Betrieb auf BEVs umgestiegen bist.
Egon Meier meint
Mal sehen, wie sich der Markt der handwerker-Kastenwagen neu ordnet wenn Vw mit dem BUZZ in Gewerbeausführung auf den Markt kommt. Da kann sich der handwerker die Akku passend zu seinem Einsatzszenario aussuchen.
Gunnar meint
Wird sich nicht großartig ändern.
Erstens: die Karre wird ziemlich teuer und daher für die meisten Betriebe unwirtschaftlich.
Zweitens: der Buzz ist im Vergleich zum T6 nicht so geräumig. Den direkten Vergleich bei den Dingen, die für Handwerker wichtig sind, verliert der Buzz leider.
Mäx meint
Jop das glaube ich auch.
Nach dem was man anhand Bildern so sieht, bleibt ein T6 gemessen an der Innenraumgröße das bessere Fahrzeug für Leute die viel transportieren müssen.
Deswegen kann es aber dennoch Einsatzzwecke geben, in denen ein Buzz ausreicht.
Preis muss man einfach mal abwarten, gerade in der Gewerbeausführung.
Da wird ja einiges eingespart, was beim Multivan dann richtig Asche kostet.
Gunnar meint
Natürlich wird es Einsatzzwecke geben, wo der ID Buzz super gut geeignet ist.
Ich meinte nur, das Modell alleine wird den Markt für Handwerker-Autos nicht neu ordnen. Es gibt einen neuen Impuls, mehr aber auch nicht.
Das sollte sich auch VW-Fanboy Egon eingestehen.
Freddy K meint
Ja Die Stromkosten sind günstiger Aber für nen Handwerker zählen eben die Gesamtkosten pro km. Und diese gibt man an den Kunden weiter. Noch ist ein E-Transporter teurer.. .Und Beschleunigung ist irrelevant. Was alle immer mit der Beschleunigung haben. Ist das etwa das neue Manna das man braucht. Von 0 auf 50 in der Stadt in einer Sekunde…Am besten mit nem vollbeladenen Transporter…
Sebastian meint
Beschleunigung, 0 auf 100 und ganz wichtig: Dragster Viertel Meile..
janzt wichtig.
Wer braucht da schon Platz im Armaturenbrett fürs Handy, Stifte oder das gute alte Klemmbrett.. hey, heute ist alles in der cloud *g
ich warte auf den Ford F-150 Lightning.. der hat sogar eine Ablage in der Heckklappe, fürs Handy geneigt, Stifthalter oder sogar ein vorgezeichneten Meterstab.
Richard meint
Sehe ich auch so
Sebastian meint
………….
Die vergleichsweise geringe Reichweite von etwa 150 bis 200 Kilometern könne vor allem für kleinere handwerkliche Betriebe in ländlichen Regionen zum Problem werden. Diese seien mitunter Hunderte Kilometer am Tag unterwegs und hätten oft nicht die nötige Ladeinfrastruktur zur Verfügung.
……….
sorry, aber das sind KEINE Handwerker, sondern Taxi Fahrer. ;-)
Bautrupps fahren schon mal hunderte KM quer durchs Land, aber nicht am Tag und auch nicht täglich. Handwerker verdienen kein Geld wenn sie im Auto sitzen. Auch der kleinste Handwerkerlein wird mit so einem Mercedes Vito der nur 130 KM kommt, keine Freude haben. Baut man die üblichen Regale ein und die Mindestausstattung an Werkzeug und Handwerkszeug sind min. schon 450 KG Zuladung drin. Viel Spaß damit. Von einem Anhänger sprechen wir lieber erst gar nicht.
Gerade bei Kastenwagen etc. müssen die Reichweiten nach oben.
Und dann stellt sich besonders für diese Fahrzeuge die Frage wo man die Kisten unterwegs oder auch mal so laden kann… sicher nicht am Aldi HPC, denn man unsinnigerweise direkt am Eingang gebaut hat.
Kevin Volker meint
Wer mit seinem Betrieb auf Montage spezialisiert ist, fährt durchaus Sonntagabend oder Montagfrüh das Team 500, 600.. km oder mehr in einem Rutsch zum Einsatzort und Freitagnachmittag alles retour.
Denen sollte man nicht mit Thema Ladepausen kommen ;(
Ist zwar irgendwie nicht gut, das alles so, aber dafür Realität. Häufig auch Firmen aus Mitteldeutschland oder Polen gar noch weiter zu Baustellen in Süddeutschland oder Südwest unterwegs.
Sebastian meint
Noch einer… genau DAS sagte ich doch.
Es gibt aber auch Handwerker die sich nicht zum Wanderarbeiter Sklaven machen, sondern abends im heimischen Bett, mit der eigenen Frau liegen
Kris Musse meint
Spektrum ist breit, klar.
Wobei es auch eine Frage der Branche und vor allem der Region ist. Wenn’s die Region x auftragsmäßig und/oder vom erzielbaren Preis nicht hergibt, dann kommen eben chefverordnet die Tausenden von Diesel-Sprinterfahrten u. ä. zustande in die weit entfernten Regionen y und z an jedem Wochenanfang und -ende.
Oder weit umzuziehen mit Familie, was auch manche tun und andere eben nicht.
Philipp Ziegler meint
Hab das selbst über 20 Jahre hinweg allwöchentlich mitgemacht. Chef ist auf uns angewiesen und der kommt uns für solche Strecken nicht mit Elektro, Laden, Pausen oder er tut‘s nur einmal.
Gunnar meint
Sorry, aber so wie du über Handwerker und deren Alltag urteilst…eieiei. Das gilt vielleicht für deine kleine Ecke da unten bei Stuttgart. Da ist nix ländlich, wenn man mal den Vergleich zu den neuen Bundesländern zieht. Halb Baden Württemberg ist quasi Städtisch.
Meine Wenigkeit wohnt circa 180 km entfernt von Berlin in einer Ländlichen Gegend. Hier ist es Normal, dass die Handwerksbetriebe auch bis nach Berlin reinfahren. Vielleicht nicht täglich. Aber mehrmals die Woche. Und das quer durch alle Gewerke: Rohbau, Dachdecker, Sani, Elektriker, Tischler, Trockenbau etc…
Sebastian meint
Ich sagte doch Bautrupps… einmal zur Baustelle fahren, dann vor Ort eine Woche.
Wer täglich one way 180 km fährt muss schon sehr verzweifelt sein. Berlin eben..
Gunnar meint
Ok, die meinst Kollegen, die auf Montage sind, richtig. Die habe ich vernachlässigt. Tja, keine Ahnung, warum es in Berlin keine gescheiten Handwerker im Hausbau gibt. Da fahren echt viele aus meiner Umgebung hin. Hab letztens mit dem Chef eines Sani-Betriebs gesprochen. Die holen sich jetzt mal einen neuen Opel BEV, so einen Kastenwagen. Auch damit werden die nach Berlin fahren. Er meinte, gibt genug Möglichkeiten, vor Ort tagsüber zu laden, damit die Rücktour auch funktioniert. Weiß jetzt nicht, ob er damit Ladesäulen meinte oder die Baustromverteiler an der Baustelle…Wo ein Wille, da ein Weg.
Frieder Zirkel meint
Ich kenne ganz normale Arbeitnehmer, die täglich 150+ Kilometer aus dem Schwarzwald in die Mittlere-Neckar-Region oder aus Mittelhessen ins Rhein-Main-Gebiet pendeln. Alles andere als selten.