Die Telekom baut seit 2018 einige ihrer bestehenden Schaltverteiler zu Elektroauto-Ladepunkten um. Die in Aussicht gestellte große Zahl an Lademöglichkeiten an den Multifunktionsgehäusen wurde bisher nicht realisiert. Das Konzept wird laut aktuellen Äußerungen weiter verfolgt, hat aber mit Herausforderungen zu kämpfen. Bei einem anderen Telekommunikationsunternehmen hält man das Ganze technisch für nicht zielführend.
„Ladestationen in die Festnetz-Infrastruktur, also die Verteilerkästen in der Stadt, werden wir nicht einbauen. Das hat in Versuchen nicht funktioniert“, sagte der Deutschland-Chef des spanischen Telefónica-Konzerns Markus Haas im Interview mit der Welt. Die Leistung reiche nicht, und die Standorte müssten näher an der Straße liegen. Hierzulande ist Telefónica insbesondere mit der Marke O2 vertreten, über eigene Festnetzinfrastruktur verfügt der Mobilfunkbetreiber nicht.
Auf Nachfrage des Portals Golem.de teilte ein Telefónica-Sprecher mit, dass sich Haas auf bisherige Branchenerkenntnisse zum Thema bezogen habe. Was genau bei dem Projekt der Telekom schieflaufen soll, sagte er nicht. Für die Realisierung seines Endkundenangebotes im Festnetzbereich greife Telefónica auf bestehende Festnetzinfrastrukturen von Kooperationspartnern wie der Telekom zurück.
Aus dem Bestand kämen rund 12.000 Verteiler für die Nutzung als Strom-Tankstelle infrage, hatte die Telekom vor zweieinhalb Jahren erklärt. Später hieß es dann, dass ein bundesweites Netz mit bis zu 12.000 öffentlichen Ladestellen für Elektroautos entstehen könnte. Die Lademöglichkeiten sollen an den für Internet und Festnetz benötigten Kabelverzweigern des Bonner Unternehmens entstehen. Die grauen Kästen werden zu diesem Zweck mit einer eigenen Stromversorgung und digitalen Messstelle ausgestattet. Pro Standort sollen zwei Fahrzeuge mit jeweils 11 kW versorgt werden können.
Auf Anfrage von Golem.de wollte die Telekom keine Angaben dazu machen, wie viele Kabelverzweiger inzwischen umgerüstet wurden. Firmensprecherin Nicole Schmidt räumte ein: „Beim Schritt von der Theorie in die Praxis haben wir vielerorts feststellen müssen, dass die kommunalen Genehmigungsverfahren für die entsprechenden Umrüstungen beziehungsweise Sondernutzungen sehr langwierig sind.“
Auch sei das Geschäftsmodell für den Aufbau von Wechselstrom-Lademöglichkeiten im öffentlichen Raum noch nicht attraktiv genug, wenn die Investitionen und die Betriebskosten allein finanziert werden müssen. Grundsätzlich funktioniere es technisch aber. Die Telekom-Tochter Comfort Charge habe mittlerweile an mehreren Standorten umgerüstete Multifunktionsgehäuse in Betrieb genommen, so Schmidt.
Sebastian meint
zwei Denkfehler sind in diesem System:
1. stehen diese wunderschönen grauen Kisten immer gegenüber den Parkplätzen
2. was hat die Telekom mit Fahrstrom zu tun?
Bernd Grabitz meint
Unkonventionelle Ideen scheitern an bürokratischen Hürden und der Realität. Traurig.
Die Ladesäule muss ja an der Bordsteinkante stehen, also braucht es Genehmigungen ohne Ende. Auch die Beschilderung und Straßenmarkierung mach ja nicht der Betreiber, sondern das Amt.
Jede Gemeine hat hier ein eigenes Amt und wahrscheinlich auch eine eigene Meinung usw. d.h. hier ist unglaublich viel Geduld und Kleinarbeit zu leisten.
Bei jeden einzelnen Standort mit der jeweiligen Gemeinde von neuen.
Am Ende hat man eine Ladesäule die dann vielleicht mal in 10 Jahren (?) einen kleinen Profit abwirft, oder eben in zwei Wochen von irgend einem Idioten kaputtgemacht wird.
Werner Mauss meint
Gibts den Jemand bei dem was von der Telekom jemals auf Anhieb geklappt hat?Mich wundert wie sich eine solche Chaostruppe überhaupt halten kann. Bin froh um jeden Tag seit 20 Jahren daß ich mit einer solchen Firma nie wieder was zu tun haben werde.
Lotex59 meint
Ja, bei mir. Kann über die Telekom nix schlechtes sagen. Perfekte Terminabsprachen. Sehr gute, qualifizierte Techniker. Probleme bestenfalls – wie bei allen – in den Callcentern. Diese pauschalen Urteile sind halt immer nur subjektiv geprägt.
eok meint
Gibt es schon Bilder von solchen umgebauten Verteiler in freier Wildbahn?
Ich habe noch keine einzige gesehen.
Laut dem Bericht „Die Telekom baut seit 2018 einige ihrer bestehenden Schaltverteiler zu Elektroauto-Ladepunkten um.“ klingt es so, als wenn es hier schon einige geben müsste…
Robert meint
Schaut im GoingElectric Verzeichnis in Königswinter nach. Dort gibt es 4 Ladepunkte in der Nähe von Multifunktionalegehäuse. Dort gibt es eine Kooperation mit der Kommune.
Michael meint
Ich hab mein Auto auch schon zum laden an mein Festnetz angeschlossen. Ging aber nicht.
EV1 meint
@Michael: Dir fehlt eindeutig der TAE Ladeadapter von Laudeley. (@YT)
Frank meint
Das oben gezeigte Bild zeigt das Problem:
Ohne schwenkbaren Galgen hätte man eine Stolperfalle für die Fußgänger. Das gleiche Problem gilt für viele der Straßenlaternen.
alupo meint
Als das erstmalig mit diesen Ladesäulen verkündet wurde habe ich mich zu großem Optimismus hinreißen lassen, wohl wissentlich, dass das temporäre Legen von Kabeln über öffentlichem Grund verboten ist. Dennoch hoffte ich auf eine Lösung in naher Zukunft …
Leider zeigt sich heute, ca 3 Jahre später, dass nichts daraus wurde (ich habe noch nie eine solche Lademöglichkeit gesehen). Schade, denn Ankündigungsweltmeiser haben wir in Deutschland auch ohne dieses Projekt schon mehr als uns lieb sein kann.
Und denjenigen Unternehmen, die auf ihre Ankündigungen auch Taten folgen lassen, werden Steine in den Weg gelegt um ihre Projekte zu verzögern und deren Kosten zu erhöhen. Auch dann, wenn sie etwas zum Besseren bewirken wollen.
Aber das wundert im Motzer- & Maulerland Deutschland mMn nur naive Leute.
Echt schade aber finde ich, dass dadurch vermutlich in der kommenden Legislaturperiode das Verbandsklagerecht eingeschränkt oder gar ganz abgeschafft werden wird. Da haben NABU und Grüne Liga ganze Arbeit geleistet, letztendlich auch gegen sich selbst. Aber ich werde keinen Finger mehr rühren bzw. gegen diese Einschränkung demonstrieren. Finanzielle Zuwendungen gibt es sowieso keine mehr, nie mehr. Für das Geld sollte man sich lieber Aktien von Unternehmen kaufen die etwas gegen die schlimmsten Probleme auf unserem Planeten unternehmen. Das ist dann wenigstens eine win-win Situation.
Sebastian meint
so viele börsennotierte Förstereien gibt es nun auch wieder nicht…
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Als hier bei ecomento von der „genialen“ Idee der Telekom vor einigen Jahren berichtet wurde, habe ich gleich kommentiert, dass die T. erstmal ihr Kerngeschäft richtig machen soll, z. B. den Ausbau des Glasfasernetzes, damit wir in diesem Bereich endlich mal den Status einer Bananenrepublik hinter uns lassen können. Aber Gier frißt Hirn.
Und die Kästen der Telekom stehen meist an Zufahrtsstraßen von Wohngebieten, wo oft gar keine Fläche für Park/Ladeplätze vorhanden ist.