Hyundai und der US-Spezialist für autonomes Fahren Motional haben eine Robotaxi-Ausführung des Elektro-Crossovers Ioniq 5 vorgestellt. Es handelt sich um ein autonomes Fahrzeug auf SAE-Level 4, das sicher ohne Fahrer betrieben werden kann. „Es fährt lokal emissionsfrei und steht für das Zusammenwachsen der beiden Technologien, die die individuelle Mobilität am stärksten verändern: Elektrifizierung und Autonomisierung. Die Fusion beider Technologien resultiert in intelligenterer, sichererer und nachhaltigerer Mobilität“, so Hyundai.
„Mit seinem technologiegetriebenen Design unterstreicht das Ioniq 5 Robotaxi die Innovationen, die hinter dessen autonomen Betrieb stehen“, heißt es weiter. Das Sensorpaket sei nicht versteckt untergebracht, sondern deutlich sichtbar übers Exterieur verteilt, damit sich das Robotaxi ohne Weiteres von herkömmlichen Fahrzeugen mit Fahrern unterscheiden lässt. Der automatisierte Ioniq 5 verfüge über mehr als 30 Sensoren – Kameras, Radar und Lidar – , die eine zuverlässige 360-Grad-Erkennung der Umgebung sicherstellen, hochauflösende Bilder liefern und auch Objekte in sehr großer Entfernung erkennen. Dies gewährleiste einen störungsfreien autonomen Betrieb in verschiedenen Umgebungen.
Zu Motionals fahrerloser Technologie zählen auch maschinelle Lernsysteme. Sie sind nach Angaben des Unternehmens mit Daten aus dem realen Straßenverkehr mehrerer Jahrzehnte angelernt worden und ermöglichen dem Fahrzeug, auch komplexe Situationen zu meistern. Das Ioniq 5 Robotaxi ist Motionals erstes kommerzielles Fahrzeug. Mit ihm sollen 2023 im Zuge einer Partnerschaft mit dem Ride-Hailing-Dienst Lyft Fahrgäste befördert werden.
Das Ioniq 5 Robotaxi basiert wie das Serienfahrzeug auf Hyundais Elektroauto-Plattform E-GMP, die einen besonders geräumigen Innenraum erlaubt. Das Robotaxi verfügt laut den Entwicklern über eine Reihe von Schnittstellen, mithilfe derer die Passagiere intuitiv mit dem Auto interagieren können, etwa, um es zu einem Extra-Stopp zu bewegen. „Das Erlebnis im Ioniq 5 Robotaxi setzt neue Standards für das sogenannte fahrerlose Ride-Hailing, dem bedarfsgesteuerten Anfordern individueller Fahrten unabhängig vom Fahrplan“, verspricht Hyundai.
„Hyundai Motor hat seinen Ioniq 5, ein batterieelektrisches Fahrzeug auf einer genau dafür vorgesehenen Plattform, weiterentwickelt zu einem vollautonomen Fahrzeug“, so Woongjun Jang, der das Autonomous Driving Center von Hyundai leitet. „Dem Ioniq 5 Robotaxi haben wir verschiedene redundante Systeme hinzugefügt, zusätzlich zu einem Paket essenzieller Technologien, die die Sicherheit und die Bequemlichkeit der Insassen gewährleisten. Nachdem wir erfolgreich die autonomen Technologien von Motional in das Ioniq 5 Robotaxi integriert haben, sind wir stolz darauf anzukündigen, dass wir auf dem Weg zur Vermarktung unseres Robotaxis einen weiteren wichtigen Meilenstein erreicht haben.“
Hyundai und Motional werden das Ioniq 5 Robotaxi im September bei der IAA Mobility in München offiziell der Öffentlichkeit präsentieren. Während der Messe sollen weitere Informationen dazu veröffentlicht werden.
alupo meint
Und leider wieder keine links auf Videos im Netz wo man das Produkt endlich einmal bewundern könnte sondern nur Marketingtexte.
Mal sehen, ob man irgendwann wieder davon hört…
Shullbit meint
«Das Sensorpaket sei nicht versteckt untergebracht, sondern deutlich sichtbar übers Exterieur verteilt, damit sich das Robotaxi ohne Weiteres von herkömmlichen Fahrzeugen mit Fahrern unterscheiden lässt. »
Was für ein – Entschuldigung – Bullshit. Wann hören die Marketingsabteilungen endlich auf, ihre Adressaten für völlig bescheuert zu halten? Man hat im Nachhinein einfach Technologie beim Ioniq 5 nutzen wollen, die für das Modell nicht vorgesehen war. Deswegen ist die Technologie nicht ins Fahrzeug integriert sondern als (unschöne) Auf- und Anbauten ausgeführt. Und nur weil an dem Auto ein paar komische Kästen dran kleben, kommuniziert das Auto nicht, dass es ein „Robotaxi“ ist. Aufgrund des (vermeintlichen) Blaulichts auf dem Dach, werden andere Verkehrsteilnehmer das eher mit einem Polizeiauto assoziieren. Es werden auch zukünftig Robotaxis nicht wie aus „Herberts Bastelbude“ aussehen, nur damit man erkennt, dass sie autonom fahren. Eine Erkennbarkeit als Robotaxi könnte man besser über große Aufkleber „Robotaxi“ erreichen und ggf. dadurch unterstützen, dass die immer eine bestimmte Signalfarbe haben (so wie Taxis beige/gelb sind).
Noch als Ergänzung, weil das im Artikel nicht deutlich wird: Die Technologie von Motional ist nicht extern zugekauft, sondern Motional ist ein Joint Venture, dass Hyundai gemeinsam mit dem US-Autozulieferer Aptiv aufgezogen hat (welcher früher unter dem Namen Delphi besser bekannt war). Es ist also quasi Hyundai-eigene Technologie. Spannend ist natürlich, wie gut und ausgereift die denn schon ist und das insbesondere im Vergleich zu Tesla.
Duesendaniel meint
Ich habe viele Jahre mit Argo AI in Kalifornien an der Kommunikation von autonomen Fahrzeugen zur Umgebung gearbeitet und auch dort wurden genau solche Kästen auf dem Dach und Kameras überall am Auto verbaut ohne Rücksicht auf schönes Aussehen.
In diesem Stadium spielt die Integration erst einmal noch keine Rolle, das ist alles noch rein funktionsgetrieben. Die Aufgabe ist es, die verschiedenen Sensorsysteme zu gewichten und aufeinander abzustimmen, aber es soll auch nach aussen signalisiert werden, dass es sich um ein autonom fahrendes Auto handelt. Ob mit Aufkleber oder durch nicht versteckte Technik spielt da derzeit für die Ingenieure noch keine Rolle.
Irgendwann muss dann die Technik natürlich mit den hübschen Entwürfen der Designer zusammen wachsen, aber da sind wir noch nicht. Tesla hat es anders herum gemacht und versucht es im schönen Gewand über die Bananenentwicklung – reift beim Kunden. Auch deshalb sind sie in meinen Augen auch nicht mehr führend bei der Entwicklung autonomer Fahr-Systeme, aber auch, weil sie mit rein kamerabasierten Systemen voll auf Risioko fahren. Tesla halt.
Shullbit meint
Ja natürlich spielt Integration aktuell keine Rolle. Nur suggeriert hier das Marketing, dass das Aussehen so gewollt ist und impliziert, dass auch spätere Fahrzeuge so aussehen, weil das als Feature ja so gewollt ist. Das ist einfach Unsinn. Uber, Waymo, Argo u.a. haben ihre Technik als Aufbauten nachträglich an Serienfahrzeuge von Ford, Volvo, GM etc. geflanscht. Serienfahrzeuge werden später aber nicht solche Furunkel, Beulen und Abzesse haben. Dabei geht es nicht nur um gutes Design, sondern auch um Verbrauch, Fußgängerschutz uvm.
Und welches Verfahren sich bezüglich autonomes Fahren durchsetzt, werden wir sehen. Natürlich hat ein Lidar spezifische Eigenschaften, die eine Kamera nicht hat. Aber die Argumentation von Musk, dass der Mensch quasi auch nur mit einer Stereokamera fährt, ist nicht unplausibel. Ich kann das letztlich nicht beurteilen. Das die meisten in der Branche eher pro Lidar sind, muss nichts heißen. Die Fachwelt wusste auch, dass es niemals funktionieren kann, ein Elektroauto mit 6.831 Standard-Akkuzellen zu bauen. Die Fachwelt wusste auch, dass das bei SpaceX mit handelsüblichen Chips usw. niemals funktionieren kann. Gewiss ist, dass solche Systeme nur mit gigantischen Mengen an echten Problemen aus dem echten Verkehr optimiert werden können und das dazu niemand eine bessere Datenbasis hat als Tesla. Aber siehe oben: Ob Tesla damit heute das beste und/oder später das erste marktreife System hat, kann ich nicht beurteilen.
Der „Skandal“ bezüglich autonomen Fahren bei Tesla ist meines Erachtens nicht, dass sie auf ein rein kamerabasiertes System setzen, sondern dass sie seit Jahren für 5000-8000 Euro ein System verkaufen, das laut Ankündigungen vor 3 Jahren funktionieren sollte, aber tatsächlich immer noch nicht funktioniert.
Duesendaniel meint
„Das die meisten in der Branche eher pro Lidar sind, muss nichts heißen.“
Das ist wahr und dass Musk einen Sonderweg geht (den ich übrigens auch nicht unlogisch finde), ist natürlich auch eine Chance. Wenn es klappt, ist er den anderen wieder einmal voraus, vor allem kostenseitig.
Auf der anderen Seite soll die neue Technik aber auch besser werden als der Mensch, da kann Laser und Radar natürlich von Vorteil sein – vor allem nachts.
Franz Bauer meint
… gut sichtbare Anbauteile sollen ein Vorteil für andere Verkehrsteilnehmer verkauft werden.
So kann man auch umschreiben, dass es eine extrem teure Kleinserie im Entwicklungsstadium ist, wo man sich die Systemintegration gespart hat, da es erst für spätere Fahrzeuge angedacht ist.
It’s not a bug, it’s a feature!