Der Entwicklungsdienstleister FEV und dessen Tochterunternehmen Share2Drive, eine Ausgründung der Fachhochschule Aachen, arbeiten seit mehreren Jahren an SVEN – einem kleinen Elektroauto speziell für Carsharing. Der niederrheinische Energieversorger NEW wollte das E-Mobil einsetzen und kooperierte mit FEV, verabschiedete sich später aber wieder von den Plänen. SVEN soll trotzdem auf die Straße kommen, wenn auch deutlich später als ursprünglich geplant.
SVEN steht für „Shared Vehicle Electric Native“, also ein von Grund auf für Carsharing entwickeltes Elektrofahrzeug. Mit nur 2,50 Meter Länge soll der Stromer in der Stadt schnell vorankommen und parken können. Solarzellen im Dach erlauben die Produktion von eigenem Strom, Sensorik wie Kamera und Radar könnte später automatisierte Fahrfunktionen ermöglichen. Im Innenraum werden robuste, leicht zu reinigende Materialien verwendet, künftig soll es zudem keimfreie Oberflächen geben.
Share2drive wollte mit SVEN im dritten Quartal dieses Jahres offiziell starten, das klappt jedoch nicht. FEV erklärte auf Anfrage des Portals Next Mobility, dass die Carsharing-Branche stark von der Corona-Pandemie betroffen sei. „Obwohl das Interesse von Investoren an SVEN unverändert groß ist, spürten wir die Corona-Auswirkungen natürlich auch bei den Verhandlungen und haben hier noch keinen Abschluss vollzogen.“ FEV erwartet, dass SVEN etwa zwei Jahre später kommen wird.
Die ehrgeizigen Pläne der NEW mit SVEN werden nicht mehr realisiert. Der Energieversorger hatte 2018 angekündigt, mithilfe des Carsharing-Modells von der Ladeinfrastruktur über den Strom und das Auto sowie die Sharing-Software und die Abrechnungstechnologie alle wesentlichen Bausteine „für komfortablen Fahrspaß“ zur Verfügung zu stellen. Man wolle kein Autobauer sein, sondern lediglich eine Lücke im Markt schließen. Als Zielgruppe nannte NEW unter anderem andere Stadtwerke oder Verkehrsbetriebe. „Wir hoffen, dass das Auto bald deutschlandweit an Bahnhöfen, Flughäfen und in Ballungszentren steht“, hieß es. Auch der Verkauf des Konzepts nach Asien war im Gespräch.
Das Vorhaben der NEW rief später Ärger hervor. Das Unternehmen soll sich ohne Ratsbeschluss und Anzeige bei der Bezirksregierung – und damit auf rechtswidrige Weise – an der SVEN-Entwicklung beteiligt haben. Der Versorgungsdienstleister musste sich daher von seinen Anteilen lösen, laut der Rheinischen Post müssen 1,7 Millionen Euro abgeschrieben werden. Auch die Beteiligung der NEW als großteils kommunales Unternehmen an Share2drive steht der Tageszeitung zufolge in der Kritik, da die Produktion des E-Mobils anders als die Fahrzeugentwicklung keinem öffentlichen Zweck diene.
Leser meint
Das Projekt hört sich für mich sehr interessant an, gerade in Bezug auf eine klimafreundliche und effiziente individuelle Mobilität. Allerdings wirkt das Auto in Real (im Video) neben den anderen Autos unerwartet groß und klobig. Ich hätte eher Ausmaße zwischen einem VW-UP und einem Smart erwartet. Der sich verbreiternde obere Teil der Karosse (in schwarz) wirkt gewöhnungsbedürftig.
Mike meint
Ist „in 2 Jahren“ die moderne Umschreibung für „nie“?
David meint
So scheint es zu sein. Es gibt da ein Münchener Start up, das ein Elektroauto mit Solarzellen bepflastert hat, und auch in zwei Jahren liefern will.