Mit dem erwarteten Boom von Elektroautos und der weltweit steigenden Nachfrage nach anderen Elektronikgeräten nimmt auch der Bedarf an Batterien zu. Der Erweiterung der bestehenden Produktionskapazitäten steht dabei neben Engpässen bei den Rohstoffen zunehmend auch ein Mangel an kompetentem Personal im Weg.
Die drei führenden Akkufertiger Südkoreas LG, SK und Samsung vereinen ein Drittel des weltweiten Marktes für E-Fahrzeug-Batterien. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärten sie jetzt, dass sie alle mit einem Mangel an Forschungs- und Ingenieursfachleuten für Batterien zu kämpfen haben. Der Grund sei die stark steigende Nachfrage nach dieser Technologie.
„Obwohl wir ein solches Wachstum in der Branche erleben scheint es, dass wir mit einem Mangel an Talenten konfrontiert sind“, sagte ein Manager von LG. Dies wurde Reuters auch von den beiden großen südkoreanischen Konkurrenten bestätigt, SK beschrieb die Expansion des Sektors dabei als „exponentiell“. Wenn die globale Lücke an Fachleuten nicht geschlossen wird, könnte dies nach Ansicht einiger Branchenexperten das Tempo der Fortschritte bei Batterien verlangsamen.
Die bislang den Akku-Markt dominierenden Unternehmen aus Südkorea konkurrieren nicht nur mit anderen Anbietern der Region wie dem chinesischen Marktführer CATL und dem japanischen Tesla-Partner Panasonic, sondern auch mit schnell wachsenden Wettbewerbern aus den USA und Europa wie dem mit Volkswagen kooperierenden schwedischen Unternehmen Northvolt. Auch Hersteller wie der Stellantis-Konzern (u. a. Peugeot, Opel, Fiat, Chrysler), Mercedes-Benz, Ford oder General Motors bauen künftig eigene Akkus und benötigen Experten dafür.
Der Fachkräftemangel in Südkorea wird laut dem Bericht dadurch verschärft, dass einige Mitarbeiter zu ausländischen Konkurrenten abwandern, die eine bessere Bezahlung bieten, so Quellen aus der Branche. „Wir haben einige Leute bei Northvolt, die aus Südkorea stammen, einem Land, das offensichtlich sehr beeindruckend ist, wenn es um die Herstellung und Entwicklung von Batterien geht, und in dem mehrere angesehene Unternehmen in diesem Bereich tätig sind“, hatte zuvor ein Sprecher des Unternehmens gegenüber Reuters erklärt.
Trotz des Fachkräftemangels beflügelt die weltweite Nachfrage nach ihren Akkus die Expansionspläne der Batteriehersteller. LG geht laut Reuters davon aus, dass seine Produktionskapazität bis Ende dieses Jahres 155 Gigawattstunden (GWh) Batterien erreichen wird und plant, diese bis 2025 auf 430 GWh zu erhöhen. SK will seine jährliche Produktionskapazität bis 2025 um mehr als das Fünffache auf 220 GWh steigern und kündigte im September an, gemeinsam mit Ford Milliarden in den Bau von drei Batteriewerken in den USA zu investieren.
Tesla-Fan meint
Es gibt keinen Mangel an Fachkräften! – Es gibt einen Mangel an billigen Fachkräften.
DerMond meint
Wobei ein Mangel an Fachkräften bei neuen boomenden Gebieten als Normalfall anzusehen ist. Wo sollten passende Fachleute auch herkommen.
andi_nün meint
„“Wobei ein Mangel an Fachkräften bei neuen boomenden Gebieten als Normalfall anzusehen ist. Wo sollten passende Fachleute auch herkommen.““
Völlig richtig, aus dem Ei schlüpfen die nicht raus. Wenn man schaut, wie massiv noch in den 60er/70ern ausgebildet wurde, könnte da irgendwo das Problem liegen.
Tesla-Fan meint
Wer will sich heute noch in einem oft sehr Mathematik-lastigen MINT-Studiengang abquälen, wo ein BWL-Studium vielfach einfacher ist.
(und am Ende kommandieren die BWLer die Ingenieure rum…)
Effendie meint
:-) das ist leider bittere Realität.
Kasch meint
Boomt eine Branche, wird natürlich in der Aufbauphase mehr bezahlt, um erfolgreich abzuwerben. Wird sich aber wieder legen, wenn man sich dann doch eingestehen muss, in Europa mit Zellfertigung nicht konkurenzfähig zu sein.
150kW meint
Der Großteil der in Europa verbauen Zellen wird auch in Europa hergestellt. Warum soll das nicht Konkurrenz fähig sein?
Kasch meint
Falsch, Akkupacks werden mehr und mehr in Europa zusammengeklopft. Einen europäischen Zellserienlieferanten dafür gibts noch keinen Einzigen. Und Akkupacks nahe der Autofirma zu fertigen wird auch nur gemacht, um kostspieligen / illegalen Transport von Gefahrengut zu reduzieren.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Hast du den Artikel gelesen oder nur die Überschrift? In dem Artikel geht es um koreanische Firmen und den Fachkräftemangel in Korea und global, im Bereich Forschung und Entwicklung. Wo die Akkus dann gefertigt werden ist eher zweitrangig. Gibt heute schon zahlreiche Firmen die hier nur noch entwickeln und anderswo herstellen lassen. Und die Anzahl der Koreaner die nach Europa gehen dürfte auch überschaubar sein. Im Artikel steht „verschärft“, also auch ohne Konkurrenz aus Europa vorhanden.
Kasch meint
Das war mal. Vereinzelte kluge, europäische Köpfe stehen inzwischen bei chinesischen Firmen unter Vertrag. Firmen die revolutionäre Produktionsanlagen eigenständig entwickeln und unsere staatlich geförderten kleinen Forschungszentren garantiert nicht nötig haben. LG, SK, CATL, BYD, etc. bauen vielleicht in Europa kleine Produktionsanlagen, wenn wir höfflich drumm bitten. Grünheidegeschichten sind dabei allerdings alles andere als förderlich.
EdgarW meint
Schickt all die noch einigermaßen jungen Thermodynamiker, die sich am Institut für Kolbenmaschinen die Technik von gestern draufgeschafft haben, noch einmal in die Uni und schult sie auf die tatsächliche Gegenwart und Zukunft um – et voilà! Fachkräftemangel behoben, Qualifikations-Sackgasse umschifft. Es sei denn, sie sind wirklich dermaßen inselbegabt, wird’s natürlich auch geben.
ID.alist meint
Du redest über Ingenieure als ob diese nur eine Comodity wären, so was wie Stahlblech. Die handvoll an Thermodynamiker werden noch ein paar Jahren gebraucht, und dann werden die auch in der Lage sein, das eigene wissen für was anderes zu benutzen.
Das Problem von den Koreanern ist schlechte Bezahlung(siehe Artikel), wer hätte das gedacht.
Andi EE meint
Welche Berufe werden in einer Batteriefertigung benötigt? Für mich sind das die typischen Sprüche „Fachkräftemangel“ aus Europa. Wieso man nicht mehr fertigen kann, hängt primär mit der fehlenden Automatisierung zusammen und nicht weil die Fertigungskraft kein Studium abgeschlossen hat.
In der Kausalkette stellen sich folgende Probleme:
– habe ich überhaupt das Knowhow für konkurrenzfähige Zellentwicklung?
– wenn nicht, bräuchte man Ingenieure die diese Denkarbeit (Vorarbeit) leisten können
– nächster Schritt ist die industrielle Fertigung, hier braucht es auch Ingenieure die die effizienteste Produktion planen können.
– ist das gewährleistet, müssen Gebäude und Produktionsanlagen schnellstmöglich gebaut und installiert werden.
– und erst am Ende dieser ganzen Kette braucht es die Leute. Die die Maschinen und Robotik bedienen und Logistik aufrecht erhalten, damit die Produktion auf Hochtouren laufen kann. Wozu es dazu Ingenieure brauchen sollte, ist mir ein Rätsel, das kann man alles in vergleichsweise kurzer Zeit lernen.
Ich fürchte das Ganze wird komplett unterschätzt, wieviel Anlaufzeit so eine Batterieproduktion in Planung und dem Aufbau der Automatisierung kostet. Hier hat man es mit blutigen Anfängern zu tun, die sich gegen die Profis aus Asien beweisen müssten. Die haben das alles schon erledigt und verbessern sich laufend von einem viel höheren Level.
Bei Tesla sind die ersten Punkte erledigt, man ist am Bau der Gebäude und Produktionsanlagen werden parallel jetzt fertiggestellt. Wenn die Hülle des Gebäudes geschlossen ist und der Bodenbrlag erstellt ist, kommen die Produktionsanlagen rein und dann kann’s losgehen. Der ganze Prozess dauert aber mindestens 2-3 Jahre, damit man überhaupt mit der Zellproduktion beginnen kann.
Dirk02 meint
Du hast den Artikel offensichtlich auch nicht gelesen oder zumindest nicht verstanden.