Das Bundesverkehrsministerium hat kürzlich mitgeteilt, dass die von der Förderbank KfW ausgezahlte Subvention für private Elektroauto-Ladestationen („Wallboxen“) über 800.000 Haushalten zugutekommt. „Rund eine Million Ladepunkte entstehen bei den Menschen Zuhause und das in nicht mal einem Jahr“, so Verkehrsminister Andreas Scheuer. Die insgesamt zur Verfügung sehende Summe reicht allerdings rechnerisch nicht aus.
Der Ende 2020 mit 200 Millionen Euro eingerichtete Fördertopf für Wallboxen wurde aufgrund der großen Nachfrage bereits mehrmals aufgestockt. Die Fördersumme wuchs so auf zuletzt 800 Millionen Euro – doch das ist zu wenig. Denn legt man die Förderung von pauschal 900 Euro pro Ladepunkt und die vom Verkehrsminister genannten Anträge für eine Million Ladepunkte zugrunde, müsste der Staat eigentlich 900 Millionen Euro auszahlen. Theoretisch fehlen also bereits rund 100 Millionen Euro in der Kasse. Ob das tatsächlich der Fall ist, hängt laut der KfW davon ab, ob auch alle beantragten Fördermittel tatsächlich abgerufen werden.
Ein Sprecher der Förderbank sagte dem Portal Edison, dass man nun auf eine größere Anzahl von „No Shows“ hoffe – also Antragsteller, die die Auszahlung der Förderung letzen Endes nicht erhalten oder abrufen. Dafür könnte es mehrere Gründe geben – etwa verlorenes Interesse, abgelaufene Fristen oder nicht lieferbare Wallboxen. Manche Anträge werden laut der KfW auch nicht ausgezahlt, weil der Bezug von Ökostrom nicht nachgewiesen werden könne oder die angeschaffte Wallbox nicht auf der Liste der förderfähigen Geräte stehe.
Die KfW hat von Beginn an einkalkuliert, dass einige Anträge nicht abgeschlossen werden. Die Wallbox-Förderung kann daher auch weiter beantragt werden – wie lang noch, ist offen. „Ich kann kein Datum nennen, wann das Förderprogramm geschlossen wird. Aber das kann jetzt sehr schnell gehen“, erklärte der KfW-Sprecher.
Ob die Subvention privater Elektroauto-Ladepunkte abermals aufgestockt wird, muss die neue Bundesregierung entscheiden. Finanzminister Olaf Scholz führt als SPD-Kanzlerkandidat gerade Koalitionsgespräche mit den Grünen und der FDP. Im Dezember könnte er zum neuen Kanzler und Regierungschef gewählt werden, dafür gilt es aber noch einiges zu verhandeln. „Da hat er sicher jetzt anderes zu tun, als sich um die Finanzierung eines Förderprogramms für Wallboxen zu kümmern“, so der KfW-Sprecher.
Tom meint
Ich würde die Zahl der No-Shows deutlich höher schätzen. Kenne einige, die sich von der wiederholten Torschlusspanik haben dazu verleiten lassen, einfach mal ein oder zwei Anträge zu stellen. Man weiß ja nie… Bezweifle, dass all diese Projekte auch umgesetzt werden.
Und zu all denen die beanstanden, dass viele Verbrennerfahrer die Förderung nutzen:
Ja genau das ist beabsichtigt! E-Autofahrer haben per se eine höhere Bereitschaft sich eine Wallbox daheim aufzustellen, sofern möglich. Verbrennerfahrer würden dies niemals tun. Warum auch? Mit der Förderung triggert man nun aber den allgemeinen Geiz und um die 900, 1800, oder mehr Euro mitzunehmen muss man so ein Ding aufstellen. Da man in der Regel für das „Geschenk“ noch was drauflegen muss stellen viele erst später fest, sind dann aber eher geneigt „dass sich die Investition auch lohnen muss“. Sprich beim nächsten Autokauf rückt bei dem der die Wallbox schon daheim hat automatisch ein E-Auto in den Fokus. Und genau DAS ist die Absicht der Förderung.
Folgerichtig müssten E-Auto-Besitzer eigentlich ausgeschlossen werden, denn die müssten (und würden) auch ohne Förderung investieren.
Yoshi84 meint
Ich behaupte, dass von den gestellten Anträgen bisher nur ein Bruchteil (unter 10%) in die tatsächliche Realisierung einer physikalisch existierenden und angeschlossenen wb überführt wurde. Schätze am ende sind mehr als 50% „no shows“. LG
MacGyver meint
Warum sollte das so sein? Diejenigen die gleich zu Anfang ihren Antrag gestellt hatten haben eine 3 monatige Verlängerung zur Umsetzung bekommen um anfänglich auftretende lange Lieferzeiten auszugleichen. Auch die Elektriker kennen mittlerweile die Abläufe und wissen, dass der wunderbare Geldsegen nicht unendlich anhalten wird.
Wann hat Dir das letzte Mal jemand 900, 1800 oder gar 2700 Euro geschenkt? Die Gelegenheit lassen sich nur ganz schlichte Gemüter durch die Lappen gehen. Dafür muss man nicht mal besonders ideologisch e-verblendet sein. Für jede halbwegs denkfähige Person die von der Förderung profitieren kann ist das ein echter nobrainer.
Yoshi84 meint
1. Viele Bauherren/damen stellen nach dem Besuch des Elektrikers fest, dass 900€ oft nur einen kleinen Zuschuss zum tatsächlichen Investitionsbedarf darstellen
2. Handwerker/Elektriker sind regional total ausgebucht und/oder empfinden die Installation einer wb als eher lästig (wenig Marge, hohes Risiko, wenig Erfahrung) und nehmen – wenn sie den Auftrag denn akzeptieren – einen üppigen Aufschlag auf eine eigentlich sinple Dienstleistung.
3. Viele wb kurzfristig nicht lieferbar, Bauvorhaben verzögert sich.
4. Schreckensgespenst „Spitzenglättung“
5. wann kommt bidirektionales Laden? Es geht also um die „Angst“ vorschnell alsbald veraltete Technik zu installieren.
6. neue Bundesregierung könnte ein noch attraktiveres Förderprogramm auflegen
LG
Herbs meint
Bei VW bekommt man in 8 Wochen für 689€ eine geförderte Box geliefert.
Klar, wenn der Elektrikern mit dem Bagger kommen muss, kostet das Geld, aber ansonsten: was kostet ein Elektrikern für 3-4 Stunden plus Kabel und Schalter im Sicherungskasten?
MacGyver meint
An alle die jetzt sagen, dass es bestimmt viele gibt die noch gar kein BEV haben, sich jetzt aber eine oder mehrere Wallboxen fördern lassen.
Ja, so ist das!!! Es geht darum das Henne – Ei Problem zu lösen und Deutschland weit erst mal die notwendige Infrastruktur zum Betrieb von BEV zu schaffen. In spätestens 10 Jahren wird es Standard sein, dass ein Pkw-Stellplatz, z.B. einer Mietwohnung, eine Möglichkeit zum Laden bieten wird.
Das sich die Elektromobilität vielleicht doch nicht durchsetzt glauben vielleicht immer noch einige. Da kann man aber nichts machen.
Peter meint
Grundsätzlich stimme ich Dir zu, nur das mit den 10 Jahren könnte knapp werden.
Denn gerade in dicht besiedelten Stadtteilen ist auch die Frage der Netzkapazitäten zu klären. Klar gibt es „Gleichzeitigkeitsfaktoren“ (GZF – nicht alle Laden immer), aber wenn mehrere Wohnanlagen mit Tiefgaragen und hoher Anzahl von Wohnungen (jeweils >30 pro Wohnanlage) z.B. in einer Straße alle an einem „ZubringerTrafo“ hängen, kann es trotz GZF am Trafo schon mal enger werden. Auch der Weg vom Trafo zur Tiefgarage ist selbst bei Neubauten nicht immer so ausreichend dimensioniert, dass man die Tiefgarage (trotz GZF) noch komplett mit Wallboxen austatten könnte. Das sind zugegebenermaßen Extrembeispiele, die nicht flächendeckend auftreten. Aber dennoch müssen auch diese Probleme in absehbarer Zeit gelöst werden, wenn man möglichst nahe an die 100% kommen will, das erfordert dann Planung und bauliche Umsetzung durch den Versorger/Netzbetreiber. Die haben aber auch genug mit klageanfälligen Nord-Süd-Trassen zu tun, und Netzwerk-Planer (Fachkräfte) sind (nicht nur) in D ein sehr knappes Gut.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Also wenn heute ein Neubau nicht zumindest ausreichend (kostengünstige) Leerrohre für die Nachrüstung von entspr. Strom- / Glasfaserkabeln hat, dann ist einfach der Bauplaner /Bauleiter ungeeignet. Der Wert einer Immobilie wird heute bereits, aber erst Recht in der Zukunft, maßgeblich über die Anbindungsmöglichkeit an eine moderne Infrastruktur bestimmt. Wer sich nicht darum kümmert, ist selbst dran schuld.
Peter meint
Es geht bei Bauträgerprojekten nicht um „geeignet“. Es geht um billig, billig, billig. Es wird gepfuscht und geschludert. Von Hilfskräften und Angelernten aus aller Herren Länder. Den Planer/Architekten interessiert das gar nicht, der ist schon wieder im nächsten Projekt. Bauboom meets Fachkräftemangel im Handwerk.
Und als einzelner Abnehmer in einem Bauträgerprojekt hat man genau gar nix zu sagen, außer bei der Auswahl der Fliesen im Bad. Alles andere ist akademisches Möchtegern-Wunschdenken. Alternativen gibt es nicht, weil es kein Bauland für Eigenheime gibt. Friss oder stirb.
Peter meint
Mal abgesehen davon, das nichts, was ich geschrieben habe, mit „Leerrohren“ zu tun hat. Es geht um die Infrastrukturanbindung ins Viertel, in die Straße ins Gebäude.
MacGyver meint
Gefördert werden ausschließlich sogenannte „smarte“ Wallboxen. Grundsätzlich ist bei diesen also die Möglichkeit Möglichkeit einer intelligent gesteuerten Ladung gegeben. So ist es heute schon möglich ausschließlich netzdienlich zu laden und sich diesen Service entsprechend vergüten zu lassen. Das Schreckens-Szenario das alle auf einmal laden wollen, wird genau deshalb nicht eintreffen. Smarte Ladetarife werden zum Standard bei preisbewussten Nutzern werden. Klar wird es auch immer den Typus impulsiver Ad hoc-Lader geben. So wie es auch immer noch Leute gibt, die ihren Alkohol lieber spontan in der Kneipe um die Ecke oder an der Tankstelle holen. Recht bald wohl eher nicht mehr an der Tankstelle sonder bei der 24h Shopping-Station mit angeschlossener Waschanlage und Reifendruckprüfstation.
Flo meint
Ich kenne viele, die eine Box beantragt haben obwohl sie gar kein Auto dazu haben. Der Deutsche nimmt eben gerne Geldgeschenke mit.
150kW meint
Das Ziel war ja auch nicht nur die zu versorgen die schon ein E-Auto haben.
Kasch meint
Wird noch viel Geld nötig sein, bis Jeder mit Anschlussmöglichkeit so ein Teil in der Garage ungenutzt verrotten lassen kann. Entweder, weil er überhaupt nicht an ein BEV denkt, ihm der Strom für seinen unwirtschaftlichen PlugIn dann doch zu teuer wird, oder AC nicht mehr Relevanz als ein Reservekanister für einen Verbrenner haben wird. Vielleicht haben BEVs gar bald DC als Standard und der AC-Wandler füs schnarchladen wird ein aufpreispflichtiges Extra ?
Kasch meint
PS: im Winter kann mich nicht mal eine öffentliche, kostenlose AC-Säule locken. Werd mich hüten, eiskalte Zellen unnötig zu stressen. Entgegen landläufiger Meinung ist zügiges heizen des Akkus an DC, und gleichzeitiges laden, zwischen 30 und 80% SoC, bei rund 1C, wöchentlich statt täglich, akkuschonender, sofern dein Hersteller nicht zu hohe Ladeströme freischaltet, weil er schneller als seine Konkurrenten laden muss, der Kunde steht ja drauf. Der PlugIn-Fahrer hats da einfacher, der gibts seinen NMC-Zellen so, oder so und hat die Karre ja hoffentlich nur geleast :-)
Stdwanze meint
Eilmeldund, kasch heisst Wirklichkeit Dahn.
wiesmaim meint
Man müsste nicht auf noshows hoffen, wenn man eine einfache STORNO Möglichkeit programmiert hätte. Vielleicht kann man telefonisch oder per Fax absagen.