Der von dem ehemaligen BMW-Entwickler Paul Leibold konzipierte Elektro-Kleinwagen City One fällt vor allem durch sein eigenwilliges Äußeres mit Karosserieteilen im Rimowa-Look auf. Die technischen Daten sind im Vergleich mit aktuellen Serienfahrzeugen nicht wettbewerbsfähig, im Mittelpunkt steht aber das Gesamtkonzept. Dem Portal Edison erläuterte Leibolds, was er mit seinem Münchner Start-up ACM (Adaptive City Mobility) vorhat.
Er habe den City One für Länder entwickelt, in denen die Menschen nicht viel Geld zur Verfügung haben und die Infrastruktur rudimentär ist. „Wenn sich nicht jeder ein Auto leisten kann, dann muss man den Menschen zumindest einfachen Zugang zu einem Fahrzeug verschaffen“, so Leibold, der an BMWs Batterie-Kleinwagen i3 mitgearbeitet hat. Beim City One setzt er statt auf Premium auf ein günstiges Fahrzeug mit langer Haltbarkeit, optimaler Raumausnutzung, innovativem Antriebskonzept, reduzierten Betriebskosten und flexiblen Einsatzprofilen.
Der 3,60 Meter lange City One wiegt keine 1000 Kilogramm, bietet innen aber deutlich mehr Platz als vergleichbar große Kleinwagen der etablierten Hersteller. Mit umgelegter Rückbank wird er zum Kastenwagen, die Kopfstützen bilden dann ein stabiles Trenngitter und durch die breite Hecktür passt eine Euro-Palette. Bewegt wird der City One noch vom Antrieb eines ausgeschlachteten Renault Twizy, später soll er bis zu 110 km/h schnell werden. Die Fahrbatterie bietet gerade einmal 16 kWh Speicherkapazität, selbst mit dem anvisierten Verbrauch von 10 kWh/100 km sind damit keine großen Sprünge möglich. Dafür lässt sich das Akkupaket über Nacht an einer haushaltsüblichen Steckdose aufladen.
Für mehr Flexibilität finden unter dem Kofferraum des City One vier Wechsel-Akkus mit jeweils 2,5 kWh Kapazität Platz. Die etwa zehn Kilogramm wiegenden Speicher lassen sich zu Hause laden oder als Energiequelle für mobile Werkstatteinsätze nutzen. Zusammen mit der installierten Batterie ergibt sich im City One ein Aktionsradius von ingesamt 240 Kilometer. „Das sollte in jeder Stadt der Welt reichen, um mit einem Taxi über zwei Schichten pro Tag zu kommen“, ist Leibold überzeugt. Wer drei Schichten fahren wolle, könne vier weitere Wechsel-Akkus in einem speziellen Dachträger mitnehmen und an jedem Parkplatz tauschen.
Der City One soll 10.000 bis 15.000 Euro kosten. Auch das ist in manchen Ländern viel Geld für ein Fahrzeug. Damit sich der Kauf für die Betreiber möglichst schnell rechnet, hat Leibolds Adaptive City Mobil GmbH ein digitales Portal entwickelt, das eine hohe Auslastung jedes Autos gewährleisten soll. Damit sollen Flottendienstleister den City One stunden- oder kilometerweise als Taxi, Kuriertransporter, Leihwagen oder Sharing-Auto einsetzen können und so rund um die Uhr Geld verdienen. Der Wagen soll sich zudem mit Werbung über einen großen Bildschirm im Heckfenster refinanzieren, Anzeigen werden passend zum Ort und zur Tageszeit geschaltet.
Für sein Elektroauto hat Leibold eigenen Angaben nach bereits 300.000 Vorbestellungen erhalten. Der Zulieferer Magna hat sich bereit erklärt, die Serienentwicklung des City One zu übernehmen. Produziert werden soll später in Afrika und Asien. Damit der City One wie geplant im Jahr 2023 offiziell starten kann, braucht es laut seinem Erfinder noch „einen hohen dreistelligen Millionenbetrag“. Potenzielle Investoren könnte locken, dass laut Leibold überraschend viele Vorbestellungen auch aus den Industrienationen in Europa und Nordamerika kommen. Tatsächlich gibt es hier bislang keine modernen kleinen Elektroautos, die ohne Förderung für um die oder sogar unter 20.000 Euro zu haben sind. Selbst Volkswagen plant ein solches Modell erst für 2025.
Smarty 2020 meint
3,60 Meter lang, mehr braucht es für ein Massenauto nicht, das 99% aller Fahrten abdeckt. Sieht aus wie ein Fiat Panda. Dürfte auch gerne eine Wiederbelebung der 1. Mecedes A Klasse sein.
Mich wundert (oder besser: ÄRGERT es extrem, dass unsere etablierten Hersteller hier noch nichts anbieten. Meine Befürchtung: neben der Elektromobilität wird auch das Kleinwagensegment verschlafen. Ruhe sanft, deutsche Automobilindustrie!! Wir waren die ersten mit Otto- und Diesemitoren auf der Welt, jetzt werden wir die letzten bleiben und aussterben. Schade….
Ernesto 2 meint
Gefällt mir! Muss nicht größer und weiter sein, auch nicht hier auf dem hügeligen Land in BW. Dürfte für 95% aller Anwendungen ausreichen. Wenn ich in 4 Jahren Rentner bin reicht das locker aus. Tolle Idee und endlich was , das nicht immer größer, breiter, schwerer in den Vordergrund stellt. Mit PV-Modulen auch im entlegensten Winkel wieder aufzuladen ganz ohne Öl und Benzin. Das wird den Lobbyisten der Ölwirtschaft aber gar nicht gefallen…
Peter meint
Schöne Option für Arbeitspendler mit schlechter ÖPNV-Anbindung. Da kann der Stinker stehen bleiben und nach ein paar Jahren hat sich das Ding amortisiert.
Mike meint
Blöd nur, dass Mamme mit dem fetten SUV nie in so eine „Kiste“ einsteigen würde. Die ist doch völlig unsicher und hat gar keinen Style. Da kann man doch gar nicht seinen sozialen Status der Umwelt präsentieren. !!!1!
Hans Meier meint
Vermutlich würde die Person sowieso nicht reinpassen hihi, das Auto ist für Leute mit klarem Verstand und nicht für Leute mit grossen Ä*****. :) (Bin mal wieder gemein, ich weiss)
Finde die Kiste super! Wäre genau mein Ding als Alltagsauto, wenn die RW im Alltag nicht mehr reicht, Akkumodule draufklatschen und weiterfahren. Dazu Kompakt und trotzdem variablen Platz im Innern, besteht den IKEA-Test. Im Innern Fokus auf das Wesentliche, ist ja ein Auto, kein Wohnwagen. Das Beispiel zeigt mal wieder, die Industrie könnte schon wenn sie wollte oder besser gesagt, gesetzlich „gewollt werden würde müsste“. Auch aus Umweltsicht wäre das Auto gut, da modular aufgebaut, drum „ewig“ haltbar. Die modularen Akkumodule könnte man in 20 Jahren dann auch von „Hand“ machen mit dem Batteriezeugs was dann halt so rumliegt oder Batterieresteverwertung auf Zellenniveau, Vorteil von Low-Tech, könnte jede Garage zusammenbauen, man bringt die Zellen, der Rest macht der Modulprofi, ins Auto einbauen, fertig. Würde weltweit funktionieren, egal ob Afrika, Südamerika, Europa, Asien… nur für die Germany AB, 160 Vollgas ist die Kiste natürlich nichts, behaupte aber, würde auch niemanden interessieren gäbe es die Germany AB nicht, die Germany AB ist hautpsächlich „Klientelpflege“.
Michael meint
Die ganzen Billigautos für Afrika müssen mit 10-20 Jahre alten Golfs und Mercedes konkurieren, die gibt es für ein paar Hundert Euro und haben einen ungleich höheren Gebrauchswert.
Randy meint
Ist auch komplett weltfremd zu denken dass in Afrika solche Autos gekauft werden.
McGybrush meint
Ich glaub nicht dran. Wenn erschwinglich der USP ist den die Welt braucht dann müssten viel mehr Dachia rumfahren. Denn das ist nen super Auto für‘s Geld. Aber nur billig scheint es noch nie gewesen zu sein.
Es muss auch praktisch sein. Den Alltag zu 100% abdecken und dann kommt dann auch noch die Tatsache hinzu das viele auch für Ihren Nachbarn was kaufen. Oder Ihren Lifestyle.
Anders gesagt. Das Ding sieht hässlich aus und deckt nicht die Praxis vieler Menschen ab. Preis hin oder her.
NiLa meint
Schaut man sich den TÜV-Report an, sollten nicht mehr Dacias einfahren.
Mike meint
Weil die Käufer/Fahrer auch am Service sparen?
Prüfknecht meint
Ich arbeite für den blauen Verein mit den drei Buchstaben in KFZ-Bereich.
Dacias sind an sich gute Fahrzeuge, aber die Kunden sind gänzlich anders in der Mentalität. Der Daciafahrer kommt selber zur Hauptuntersuchung, lässt sich erst die Mängel aufzeigen und repariert nur das nötigste.
Der Mercedesfahrer bringt sein Fahrzeug ins Autohaus, lässt den Service durchführen, sämtliche Mängel werden präventiv erledigt und der Prüfbericht ist makellos.
Ich fahre privat einen Dacia Sandero. Die Kupplung ist serienmäßig mies, aber für den Preis bekommt man unglaublich viel Auto.
Gunarr meint
Ich glaube, die Afrikaner regen sich nicht gleich so auf, wenn man mal ein Stromkabel aus dem Fenster hängt. Somit könnte man sich die teure Wechselakkutechnik sparen. Aber für deutsche Innenstädte wäre das ein tolles Konzept.
Priusfahrer meint
Das Design des Citroen Ami find ich besser und vor allem handlicher in der Stadt.
Dafür sind die herausnehmbaren Wechsel-Akkus beim City One eine gute Option, genau
so wie die Geräumigkeit. Aber wer braucht in einem Kleinwagen den Stauraum für eine
Europalette? Ausreichend Platz für 4 Personen würde reichen.
Tesla-Fan meint
Wechselakkus eine gute Option? Also ich weiss nicht.
4 x 10kg im Altbau in den 4 Stock schleppen und morgens wieder runter… muss man mögen.
Für ein E-Bike ist das eine gute Option, aber auf ein Auto hochskaliert eher nicht.
Mike meint
Hast schon recht. Die Leute, die zum Fitnesscenter fahren, sind eher nicht das Zielpublikum eines Billigfahrzeuges.
Shullbit meint
Nur viel zu teuer, um ein Auto für Leute ohne Geld zu sein. Der Wuling MiniEV ist das meistverkaufte E-Auto in China. Den gibt es da ab 4.000 EUR. Nun sind regulatorische Anforderungen hierzulande höher, aber es muss doch möglich sein, hier so etwas für 6000-8000 EUR auf den Markt zu bringen. Und wenn das hier niemand auf die Reihe bekommt, werden es früher oder später chinesische Firmen hier anbieten. Mit großem Erfolg.
David meint
Das Auto für Leute ohne Geld wird das CarSharing Fahrzeug beziehungsweise später das autonome Mehrpersonentransportsystem sein.
Das eigene Auto, das statistisch 5 % der Zeit mit 25 % seiner Kapazität benutzt wird, hat eine entsprechend ungünstige Preis/Leistungsbilanz, die gerade bei kleinen Einkommen ein Problem ist. Das Problem sollte nicht mehr durch Subventionen von Elektroautoförderung bis Pendlerpauschale gelöst werden. Wir brauchen eine Verkehrswende und keine Billigautos.
ID.alist meint
Die Privatisierung der öffentliche Verkehrsmitteln hat immer suuuper funktioniert.
Shullbit meint
Carsharing funktioniert in der Fläche nicht. Ich stimme zu, dass autonomes fahren MaaS ermöglicht und das die Mobilität massiv verändern wird. In vielen Haushalten wird der Zweitwagen entfallen und in Stadtzentren auch teilweise der Erstwagen. Aber bei MaaS wird man dann defintiv auch nicht auf Fahrzeuge wie den City One setzen. 1-1,5 Stunden fahren und dann 6 Stunden laden, funktioniert für MaaS nicht.