Der zum Energiekonzern EnBW gehörende Verteilnetzbetreiber Netze BW prüft im Rahmen von Feldtests Lösungen für die effiziente und reibungslose Integration privater Elektroauto-Ladeinfrastruktur. Seit Oktober findet ein weiteres Pilotprojekt im schwäbischen Wangen statt. Dort stellt die Netze BW für die kommenden sechs Monate Haushalten aus einer Straße je ein Elektroauto kostenfrei zur Verfügung. Beim sogenannten NETZlabor „Intelligentes Heimladen“ steht die Frage im Mittelpunkt, wie sich die E-Mobilität auf das örtliche Stromnetz auswirkt.
„Unsere Aufgabe ist es, möglichen Engpässen in der Stromversorgung entgegenzuwirken. Dazu erproben wir verschiedene Strategien im Bereich des privaten Ladens. Netzdienliches Lademanagement ist hierbei das Schlüsselwort“, erklärt Sven Zahorka von der Netze BW. Dafür werden intelligente Messsysteme – digitale Stromzähler – genutzt und durch zusätzliche Steuerboxen ergänzt. „Mit diesen beiden Komponenten können wir Ladevorgänge beeinflussen. Das ermöglicht es uns, eine größere Anzahl E-Fahrzeuge in unser bestehendes Stromnetz zu integrieren – bei gleichbleibender Versorgungssicherheit“, erklärt Zahorka.
Die in Wangen gemachten Erfahrungen sollen helfen, eine einheitliche Steuerung des Ladens zu entwickeln. Die E-Mobilität stelle neue Herausforderungen an die Stromnetze, führt Projektleiter Zahorka aus. Dazu gebe es zwar Berechnungen und Prognosen, darauf allein wolle sich die Netze BW aber nicht verlassen. „Wir möchten live im realen Netzbetrieb beobachten und testen.“ Besonders interessant seien dabei vor allem auch die Erfahrungen der Projektteilnehmer und deren subjektives Empfinden. Wie beispielsweise ein Absenken der Ladeleistung mit der damit verbundenen längeren Ladedauer wahrgenommen wird.
Mit der Maria-Knöpfler-Straße im Wangen habe man gezielt ein typisches Wohngebiet mit Eigenheimen ausgesucht, die alle an einem Stromkreis angeschlossen sind, erläutert die Netze BW. Dahinter stehe die Annahme, dass die Elektromobilität in solchen Gebieten am schnellsten Fuß fassen wird – und dort infolgedessen auch zuerst „Belastungs-Hotspots“ im Stromnetz entstehen können. Zudem haben viele Häuser dort eine Photovoltaikanlage, einige nutzen Strom zum Heizen. „Damit können wir vor Ort das Zusammenspiel von Stromeinspeisung aus erneuerbarer Energie, Stromnetz und Verbrauchern sehr gut untersuchen“, so Zahorka.
Im Einsatz sind in Wangen verschiedene Elektroautos mit unterschiedlicher Reichweite und Ladeleistung. Per Losverfahren wurden den Projektteilnehmern drei BMW i3, drei VW e-Golf und zwei Tesla Model 3 zugeteilt. Neben den Fahrzeugen stellt der Netzbetreiber jedem Haushalt kostenlos eine Ladestation mit einer Leistung von bis zu 11 Kilowatt zur Verfügung.
Wangen ist der vierte von insgesamt fünf Projektstandorten in Baden-Württemberg im Rahmen des NETZlabors „Intelligentes Heimladen“. In den vorherigen Standorten wurden erste Erfahrungen zum Ladeverhalten der Projektteilnehmer gewonnen und die Wirksamkeit eines intelligenten Messsystems mit Steuerbox analysiert. Das Projekt in Wangen stellt laut der Netze BW den nächsten Schritt in der Entwicklung in Richtung zukünftiger Steuerung von Ladeeinrichtungen dar.
Michael meint
Voraussetzung ist eine Änderung der bestehenden Besteuerung und Abgabenlast. Strom zur Speicherung kostet 30 cent, davon sind 80 Prozent Steuern und Abgaben. Die Börsenpreise schlagen hier null durch. Erst wenn Strom zum Speichern zum Börsenpreis von -10 bis + 50 Cent bezogen werden kann, lohnen sich netzdienliches speichern und Aufladen des Pufferspeichers bei -10 cent und einspeisen aus der eigenen Batterie bei 50 Cent. Da ist natürlich Online Messung und Abrechung nötig und das sollten die Netzversorger mal testen.
Ich hoffe schwer das die neue Regierung so was in der Art zum Laufen bringt.
Bruno meint
Wichtiger wäre es V2G voranzutreiben und PV-Strom in Autos einzuspeisen und bei Bedarf wieder rauszuholen. Das wird das Netz sehr stabiliserien, ist jetzt aber für Netzbetreiber nicht so attraktiv.
Frank meint
Intelligentes Lademanagement ist sicher bedeutsam. Noch wichtiger dürften aber Bemühungen zur Dezentralisierung der Stromerzeugung sein. Gerade im Bereich Photovoltaik muss es gewaltige Fortschritte geben. Elektroautoakkus liefern einen großen Teil der Speicherkapazität, um die täglichen Schwankungen ausgleichen zu können. Auch Kraft-Wärme-Kopplung sollte viel stärker genutzt werden und Micronetze sollten sich selbst verwalten und Steuern. Das Problem vermeintlich überlasteter Netze könnte sich so sehr bald in Luft auflösen. Die alten Stromgiganten haben aber vermutlich wenig Interesse an solchen Entwicklungen.
Daniel S meint
Intelligentes Lademanagement wird überbewertet. Da geht man davon aus, dass man zuhause schnell laden können muss. Deist aber nicht so. Meist ist das Fahrzeug am Abend noch immer fast voll geladen – man fährt ja selten sehr weit. Da genügt eine Nacht bei 1-2kW Nachladen völlig. Für den seltenen Fall, dass das nicht reicht, sind einige wenige Schnelladesäulen in der Umgebung, z.B. beim Einkaufen, völlig ausreichend und zumutbar.
Aber das kann man nur wissen, wenn man selber BEV fährt.
Stefan meint
https://www.badische-zeitung.de/ringsheim-als-modellregion-fuer-die-elektromobile-zukunft
Ringsheim als Modellregion für die elektromobile Zukunft
Yogi meint
Hat jeder Energieversorger als Feigenblatt im letzten Jahrzehnt gemacht. Die Hochglanzbroschüren kamen stets zum gleichen Ergebnis.