Der Ausbau des Carsharing-Angebots mit Elektroautos wird laut dem Bundesverband Carsharing derzeit von der Ladeinfrastruktur in Deutschland gebremst. Der Anteil von Stromern in geteilten Flotten wächst zwar stetig, noch stellen die meisten Anbieter aber vor allem Verbrenner für die Kurzzeitmiete bereit.
Der Anteil der E-Autos in den deutschen Sharing-Flotten ist nach einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) je nach Anbieter sehr unterschiedlich. Ende Oktober hatten demnach rund 20 Prozent der 5650 Fahrzeuge des gemeinsamen Angebots von BMW und Daimler Share Now einen Elektroantrieb. Der Anbieter Cambio kommt eigenen Angaben zufolge auf sechs Prozent. Bei der Bahntochter Flinkster haben rund zehn Prozent der Autos einen alternativen Antrieb – davon ein Großteil mit E-Technik. In der Carsharing-Flotte von Sixt sind es den Angaben zufolge ein Drittel.
Den geringsten Anteil unter den angefragten Unternehmen hat Ford Carsharing mit 0,3 Prozent Fahrzeugen mit Elektro- oder Hybrid-Antrieb. Vorne liegt der noch junge Anbieter WeShare, der zum Volkswagen-Konzern gehört: Alle 2300 Fahrzeuge sind vollelektrisch. Noch gibt es das Angebot aber nur in Berlin und Hamburg. Das Unternehmen Miles ließ die Zahl der E-Autos in seiner Flotte auf Nachfrage der dpa offen.
Die Elektrifizierung liege im Trend, sagte Branchenexperte Stefan Bratzel der Nachrichtenagentur. Für Aufsehen sorgte zuletzt etwa der Autovermieter Hertz, der von Tesla bis Ende 2022 insgesamt 100.000 Elektroautos einflotten will. „Wenn ein so großer Player auf Elektrifizierung setzt, dann verleiht das dem Thema grundsätzlich Schwung“, so Bratzel.
Der Weg zur vollelektrischen Flotte ist nach Einschätzung von Bratzel steinig. „Lukrativer ist die Umstellung auf E-Autos nicht“, erklärte er. Pro Kilometer seien sie zwar im Vergleich zum Benziner günstiger, E-Fahrzeuge seien allerdings in der Anschaffung teurer und wegen der Chip-Krise derzeit ohnehin Mangelware. Dazu komme die Herausforderung des Aufladens. „Kurz vor Ende der Miete das Auto noch mal an die Steckdose anschließen, das können sich bestimmt nur die wenigsten Kunden vorstellen. Eine Möglichkeit wäre, eigene Ladesäulen zu schaffen“, sagte Bratzel.
Herausforderung Ladeinfrastruktur
Denkbar wäre auch, bei öffentlichen Ladesäulen mit zwei Stellplätzen einen Ladeplatz exklusiv für Carsharing-Fahrzeuge zu reservieren. Das fordern etwa die Umweltschutzorganisation BUND oder auch der Deutsche Städtetag. „Die Städte allein können aber nicht das E-Auto-Ladenetz aufbauen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages Helmut Dedy. Betrieb und Unterhaltung der Ladesäulen sollten die Anbieter mittelfristig selbstständig ohne öffentliche Zuschüsse stemmen.
Auf die Frage der dpa nach finanzieller Unterstützung für die Elektroauto-Ladesäulen reagierte der Bundesverband Carsharing zurückhaltend. Das Laden sei aber eine große Herausforderung, so ein Sprecher. „An normalen Ladesäulen im öffentlichen Raum dürfen die Fahrzeuge nur während des Ladevorgangs stehen.“ Das sei eine „praktisch unlösbare logistische Aufgabe“ für Anbieter und Kunden.
michelken meint
Also ich nutze meinen lokalen E-Carsharer sehr gerne. Habe selbst einen Ioniq mit etwa 230 km Reichweite. Für größere Strecken share ich dann einen ID3/ID4/Tesla oder IPace. Damit kann ich ganz gut meine übliche Verwandtschaftsbesuchsstrecke oder Geschäftsreisen im Umkreis von 300 km +/- erreichen. Und vergleichsweise schnell laden bzw. komfortabel reisen.
Carsharer ist eine Tochter der Energie Calw und bietet in BaWü auch viele Ladesäulen, an denen dann das geliehene Auto umsonst geladen werden kann. Insgesamt kommt mich dann die Reise oft deutlich günstiger, als mit meinem Ioniq.
Herbs meint
„ Ladeinfrastruktur bremst Elektroauto-Carsharing“
Hypothese: Elektroauto-Carsharing ist aus dem gleichen Grund eine Nischenlösung, wie normales Carsharing.
Seit Jahrzehnten der kommende heiße Megatrend, aber ich warte immer noch auf den Durchbruch.
MichaelEV meint
Also in HH sehe ich Unmengen an Carsharing-Fahrzeugen. Schon seit mehreren Jahren und jetzt ist ja noch eine stattliche Anzahl an ID.3 dazu gekommen. Woran soll der Durchbruch denn genau zu erkennen sein?
Herbs meint
Flächendeckende Nutzung und daraus resultierend weniger private PKW wäre doch eine Idee?
MichaelEV meint
In der Fläche wird es das erst mit autonomen Fahren geben, sollte logisch sein. Sobald das Auto einmal in einer Gegend mit wenig Kunden steht, muss es sich von dort selber zum nächsten Kunden bewegen können, sonst ist das Fahrzeug für den Betreiber kalt gestellt. Ob es in der Stadt ein Durchbruch ist, hat damit aber absolut nichts zu tun.
Corona hat dem Thema natürlich mächtig geschadet. Woher wollen sie sie aber Zahlen haben, dass es nicht weniger private PKWs sind?
Wer seinen Hauptteil per öPNV oder Fahrrad/zu Fuß bewerkstelligt und für die Ausnahme eine Lösung angeboten bekommt, wird in der Stadt das eigene Auto liebend gerne meiden.
Und möchte man die Daumenschrauben anziehen, um die privaten Fahrzeuge aus der Stadt zu drängen, muss es VORHER die substituierenden Lösungen geben.
NiLa meint
Tja, bisher ist es aber so, dass Carsharing nicht für weniger PKW, sondern für mehr sorgt.
Ihr Vorschlag lautet also, noch mehr Carsharing anzubieten, in der Hoffnung, dass sich das dann ändert? OK, kann man ja mal versuchen.
Herbs meint
Micha,
Ich dachte bei autonomen Fahren kommen Robotaxis? Jetzt doch Carsharing?
Ich blicke da nicht mehr durch.
Ist auch egal – wie geschrieben, Carsharing wird seit Jahrzehnten gehyped. Zumindest aus meiner Froschpetspektive ist da wenig vom Versprechen angekommen. Eventuell braucht es einfach nochmal 20 Jahre, bis ich es bemerke.
Corona als Grund halte ich jetzt aber für etwas weit hergeholt. Oder haben viele Leute in Hamburg 2019 geplant das eigene Auto abzuschaffen, weil Carsharing ihnen eine adäquate Alternative bietet.
MichaelEV meint
Sind autonome Taxis nicht auch eine Form von Carsharing; was macht es für einen Unterschied, wer fährt? Autonome Taxis sind halt das nächste Level, womit auch alle Nachteile vom aktuellen Carsharing obsolet sind.
Ich denke mal, sie wohnen nicht in der Stadt und/oder nutzen kein ÖPNV. Viele ÖPNV-Nutzer sind doch die letzten 1,5 Jahre weitgehend dem ÖPNV fern geblieben, aus gesundem Menschenverstand. Natürlich hat Corona eine sehr starke Auswirkung auf das Thema. Der Verkehr und die Parksituation in Hamburg war noch nie so verheerend wie momentan.
Und jede Bewertung von Carsharing unter Einfluss von Corona ist einfach total am Thema vorbei!
Stefan meint
So sehr ich das ecar sharing in Salzburg geschätzt und genutzt habe, das Prinzip wird nur eine – teilweise ärgerliche (siehe Hamburg Vorposter – Randerscheinung bleiben, folglich auch kein lohnenswertes Geschäft. Dem Europäer ist das besitzen des Stehzeugs heilig und Statussymbol, da wirds noch 3 Generationen brauchen (Minimum)
Blackmen meint
Solange Carsharing-Anbieter keine Kosten für dauerhafte eigene Stellplätze und deren Ladeinfrastruktur tragen wollen und im öffentlichen Raum bzw. an öffentlichen Ladesäulen auf fremde Kosten parken wollen, solange wird das nicht funktionieren.
Ja, da kann man schon mal als Anbieter „heulen“…
MichaelEV meint
Sehen sie sich mal in deutschen Städten um, die sind vollgestopft mit privaten Fahrzeugen auf öffentlichen Parkflächen. Warum sollte ein geteiltes Fahrzeug da nicht parken dürfen und das private nicht geteilte schon? Anders herum wäre die Lösung!
Fritzchen meint
Es handelt sich dabei doch gar nicht um geteilte Autos. Es sind Autos zur Miete.
Wenn 3 Nachbarn ein Auto besitzen statt 3, das wäre Carsharing.
MichaelEV meint
Blödsinn. So ein unflexibles direktes Sharing hätte auch niemals die Chance zu funktionieren. Es ist ein Sharing, ein flexibles und funktionierendes in dicht bevölkerten Gegenden.
Gunarr meint
Macht es doch wie bei den Tretrollern. Jeden Abend schwärmen die Juicer aus, sammeln die leeren E-Autos ein und laden sie bei sich zuhause auf.
ID.alist meint
Oder dieser fahren selbständig und ohne Insassen zu einem Zentrallager, wo die geladen werden, und am nächsten Morgen schwärmen diese wieder in die Stadt, auch autonom.
Aber das dauert noch ein paar Jahre.
NiLa meint
Also jede Menge unnützer Leerfahrten. Wohl kaum eine tragfähige Lösung. Zumal der Bedarf je nach Uhrzeit schwankt = noch mehr Leerfahrten oder die Dinger stehen nach wie vor in der Stadt herum.
Das ganze Konzept ist schlicht Unsinn. Was es braucht ist ein funktionierender ÖPNV (der durch Carsharing übrigens eher verdrängt wird als private PKW) und ausreichend P&R-Plätze rund um die Stadtzentren.
David meint
Genau dann werden solche Konzepte interessanter. Man kann ja mit KI einen sich ständig optimierenden Zustand herstellen, wo Leerfahrten, Standzeiten und Buchungserlöse im besten Verhältnis stehen. Ladeslots kann man in das Konzept einbauen, nur sehe ich Sauberkeit und Pflege als Problempunkt an, besonders unter Berücksichtigung der Hygiene, die in Zukunft ihre Wichtigkeit behalten wird.
McGybrush meint
Also in HH stehen die ID3 ohne angeschlossen zu sein oft vor den Säulen.
Sprich. Die Autos brauche gar nicht so viel Strom wie sie Säulen zuparken. Carsharing bremst eher die nutzbare Ladeinfrastruktur.
Würde mir gesonderte Parkplächen für solche Autos wünschen die NICHR gleichzeitig ein Ladeplatz sind.
ID.alist meint
Leider sind einige Car-sharing Kunden der Meinung, dass Ladeplätze auch Parkplätze für BEVs sind.
Bin einmal in Hamburg gewesen und einige Ladesäulen waren belegt von Car-sharing Autos die nicht mal angeschlossen waren. :-(
Dagobert meint
Das gibt ja nun ein Bußgeld und bei Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer, also es will jemand laden und kann nicht, kann das Ordnungsamt auch durchaus abschleppen lassen.
Pinasco meint
Bußgeld ja, aber abgeschleppt werden in Hamburg keine BEVs und auch keine PHEVs von Ladeplätzen, wenn sie nicht angeschlossen sind.
MichaelEV meint
Ähnliche Probleme gibt es doch auch mit privaten Fahrzeugen. Blöd, aber das Hauptproblem ist eher auch die Ladeinfrastruktur. Würde man z.B. statt einem 22kW-Lader 6 leistungsgeteilte Ladepunkte errichten, wären solche und andere Probleme (z.B. PHEVs Falschparker) sofort Geschichte.
Pinasco meint
Oh ja, das ist gerade wie eine Pest in Hamburg!