Bei der Automarke Lynk & Co des chinesischen Fahrzeugkonzerns Geely und dessen Tochter Volvo stehen Auto-Abos im Mittelpunkt. In Deutschland wird derzeit das SUV 01 mit Hybrid- oder Plug-in-Hybridantrieb angeboten. Hierzulande sollen nur elektrifizierte Modelle vertrieben werden, das erste rein elektrische Modell lässt noch mindestens zwei Jahre auf sich warten.
„Wir haben die Technologie im Konzern, doch in Deutschland und Europa sehen wir noch keine ausreichende Lade-Infrastruktur“, sagte Lynk-&-Co-Chef Allain Visser im Gespräch mit dem Auto-Medienportal. Deshalb biete Lynk & Co vorerst nur den 01 als Hybrid und Plug-in-Hybrid an. Die Elektro-Reichweite von letzterem liege bei 70 Kilometer, sodass man im Alltag überwiegend elektrisch unterwegs sein könne. Das nächste Auto in der Palette, das „vielleicht in zwei Jahren geplant“ sei, werde ein batterieelektrisches Modell – aber nur, wenn sich die Ladeinfrastruktur in Europa bis dahin deutlich verbessere. „Die europäischen Regierungen sind da aus unserer Sicht ziemlich langsam“, so Visser.
Dass Lynk & Co seine Autos lieber vermieten als verkaufen will, begründete der Firmenchef damit, dass es beim Start des Anbieters bereits viele Automobilhersteller gegeben habe, die alle sehr gute Modelle produzierten und dass die Welt nicht noch eine neue Marke brauche. „Deshalb haben wir uns entschieden, ein innovatives Mobilitätsangebot an den Start zu bringen. Das haben wir entwickelt, und jetzt verkaufen wir Mobilität auf Zeit wie eine Art Netflix oder Airbnb der Automobilindustrie gegen eine monatliche Gebühr.“
Der 01 könne zwar auch gekauft werden, 95 Prozent der Interessenten seien aber „Mitglieder“ geworden und nutzen die Abo-Möglichkeit. Seine Kunden bezeichnet das Unternehmen alle als Mitglieder, unabhängig davon, wie sie sich eines der Fahrzeuge anschaffen. Bisher habe man mit dem Abo-Modell in den sieben bedienten europäischen Ländern 29.000 Fahrzeuge an Mitglieder verteilt, die dafür 500 Euro im Monat bezahlen. In Deutschland seien es aktuell rund 4000. Die Kunden könnten das Auto nach einem Monat oder einem anderen Zeitraum zurückgeben. Das Ziel für dieses Jahr lag eigentlich bei 9000 Fahrzeugen, der Erfolg habe das Unternehmen am Ende sehr positiv überrascht.
Eine Mitgliedschaft für das Fahren mit dem 01 kann zum einen in einem der „Clubs“ von Lynk & Co erworben werden, in Europa gibt es zurzeit aber nur sechs davon. 97 Prozent der Mitgliedschaften kämen daher über das Internet, berichtete Visser. Zur Wahl stehen Kauf oder Mitgliedschaft und Fahrzeuglackierungen in Schwarz oder Blau. Die Ausstattung ist stets vollständig. Man habe festgestellt, dass dies den Kunden vollkommen ausreicht, erklärte der Lynk-&-Co-Chef. Die einzige Option, die man künftig anbieten werde, sei eine Anhängerkupplung. Der Service läuft über die Volvo-Händler.
Carsharing noch nicht etabliert
Ein Teil des Geschäftsmodells ist auch Carsharing, mit dem viele andere Autohersteller bisher nicht sonderlich erfolgreich sind. „Aktuell können wir noch nicht beweisen, dass unsere Lösung funktioniert. Dafür ist es noch zu früh. Aber ich glaube, dass die Mehrheit unserer Mitglieder dazu bereit ist, weil sie die monatlichen Kosten senken können, wenn sie das Auto innerhalb der Gemeinschaft teilen“, sagte Visier. „Wir sehen weltweit eine wachsende Zahl von Menschen, für die der Besitz an Bedeutung verliert.“
Beim Carsharing von Lynk & Co bestimmen die Mitglieder den Preis selbst. Der Interessent meldet sich über die App des Unternehmens und fragt, ob er den 01 für eine bestimmte Zeit übernehmen kann. Die Bezahlung erfolgt dann per Kreditkarte. Der Interessent erhält einen Code, mit dem er das Auto öffnen und starten kann. Bei Beschädigungen wird über die Versicherung abgerechnet. Die Entscheidung, wer das Auto übernimmt, liegt beim Mitglied. Wenn mehrere Menschen beschließen, ein Auto zu teilen, dann werden alle Mitglieder bei Lynk & Co. Einer übernimmt das Auto im Abo, das er dann mit seinen Freunden oder Familienmitgliedern regelmäßig teilt.
Auch Flottenkunden sind für Lynk & Co ein wichtiges Segment. „Weil sich so für die Kunden die Zahl der Dienstfahrzeuge und damit auch die Kosten verringern lassen“, erklärte Visser. Schon jetzt seien rund 27 Prozent der 29.000 Mitglieder Geschäftskunden – bei Lynk & Co glaube man, dass das Potenzial in diesem Bereich sehr groß ist.
Zu den Zukunftsplänen der Marke sagte der Chef, dass das Konzept zunächst auf sieben Märkten in Europa ausgerollt werden soll, um es dort erfolgreich zu etablieren. Im zweiten Schritt wolle man das in den nächsten fünf Jahren in mehr europäischen Ländern umsetzen. Für die USA gebe es „Ambitionen“, aber noch keine konkreten Pläne. „Möglicherweise kommt ein zweites Auto als vollelektrisches Modell, und dann müssen wir sehen, ob wir zwei Modelle brauchen. Ich sehe uns aber in der Zukunft mit maximal zwei Modellen auf dem Markt“, sagte Visser.
Um was für eine Art Fahrzeug es sich bei dem reinen Stromer handeln wird, bleibt abzuwarten. 2020 hatte Lynk & Co einen Ausblick auf einen batteriebetriebenen Shooting Brake gegeben. Das Fahrzeug wurde dann aber in diesem Jahr als seriennahes Modell der neuen Elektroauto-Marke Zeekr des Geely-Konzerns präsentiert.