Sony hat Anfang des Jahres bei der US-Technikmesse CES einen neuen Elektroauto-Prototyp präsentiert. Das SUV Vision-S 02 wurde neben der bereits 2020 vorgestellten Batterie-Limousine Vision-S 01 gezeigt. Die Japaner gaben zudem die Gründung einer neuen Mobilitäts-Tochterfirma bekannt, um eine kommerzielle Markteinführung der Fahrzeuge zu prüfen. In einem nächsten Schritt sollen für die Weiterentwicklung zusätzliche Technologie-Partner hinzukommen.
Man werde wahrscheinlich neue Partner einbinden, um ein Mobilitätsgeschäft zu schmieden, das Autos „von Transportmaschinen in Unterhaltungsräume“ verwandelt, sagte ein Sony-Manager der Nachrichtenagentur Reuters. Seit der Enthüllung des Vision-S 01 hatte der Elektronikriese stets erklärt, kein konkretes eigenes Serienauto zu planen. Die neue Mobilitätssparte zeigt aber, dass es fortgeschrittene Überlegungen zu einem Einstieg in den Automobilbau gibt.
„Wir sehen das Risiko, Elektroautos zu ignorieren, als größer an als die Herausforderung, die sie darstellen“, so der Leiter von Sony Mobility Izumi Kawanishi in einem Interview mit Reuters. Die Transformation bei Pkw sei in gewisser Weise vergleichbar mit der Wandlung von Telefonen in Smartphones. CEO Kenichiro Yoshid hatte bei der Premiere des Vision-S 02 gesagt, dass Sony „als kreatives Unterhaltungsunternehmen“ gut positioniert sei, Mobilität neu zu definieren.
Dass sich die Automobilbranche Elektroautos zuwendet, hat die Tür für Neueinsteiger weiter geöffnet. Mit Strom betriebene Fahrzeuge sind deutlich einfacher zu realisieren als Verbrenner-Systeme, bei denen die etablierten Hersteller mit ihrem über Jahrzehnte angesammelten Know-how den Markt beherrschen. Als Elektronikkonzern Sony hat bereits reichlich Wissen im Bereich von Elektrogeräten, Computerchips und Energiespeichern, das gilt auch für die zukünftig ebenfalls immer wichtigeren Software-, Infotainment- und Schnittstellenfunktionen.
Die beiden elektrischen Vision-Prototypen hat Sony in einer Fabrik in Österreich bauen lassen, die dem Autozulieferer und -auftragsfertiger Magna gehört. Zu den weiteren bisherigen Partnern des in Europa angesiedelten Projekts gehören die deutschen Zulieferer Benteler, Bosch und ZF sowie das französische Autotechnologie-Unternehmen Valeo und das ungarische Start-up für autonome Fahrzeuge AImotive.
Egon Meier meint
„Man werde wahrscheinlich neue Partner einbinden, um ein Mobilitätsgeschäft zu schmieden“
Neue Partner? Man hat doch schon Conti und Bosch .. ?
Sony ist doch keine Bastelbude, die muss doch irgendwas alleine können?
Das dauert alles schon sooo lange bei denen und jetzt erst Partner suchen für irgendwas, was dann irgendwann in den 2030xx Jahren mal kommen sollte?
Ich dachte immer, die deutschen Konzerne hätten was verschlafen aber die Oberschnarcher sind offenkundig die japanischen Konzerne.
Mag sein, dass die irgendwann die Markt von hinten aufrollen können aber die Wahrscheinlichkeit ist gering. Bis dahin haben die OEM ihre Werke umgestellt und bringen BEV in Massen auf den Markt.
Mit der Playstation waren sie vorne und müssen trotzdem ihren Markt gegen XBox verteidigen. Jetzt kommen sie mindestens 15 Jahre zu spät.
Mindestens.
Und die Produktion von Fahrzeugen lässt sich nicht eben mal so skalieren die die von irgendwelchen Halbleiter-Kästchen.
Gibt es eigentlich irgendwelche japanischen Zulieferer, die schon irgendwas relevantes für BEV auf dem Markt haben? – ich meine außer Panasonic/Zellen?
Shino meint
Der S02 wäre bisher nach dem Hiphi X das erste BEV das mich ernsthaft interessieren würde.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
„Wir sehen das Risiko, Elektroautos zu ignorieren, als größer an als die Herausforderung, die sie darstellen“, so der Leiter von Sony Mobility.
Das ist eine bemerkenswerte Formulierung, die auch bei anderen potentiellen Marktteilnehmern (u.a. Apple) letzte Zweifel beseitigen könnte.
Wasco meint
Mir gefallen beide Konzepte. Einfach cool.
Sony ist auch eine coole Firma.
alupo meint
Sony Music hat früher, bis sie irgendwann damit aufgeflogen sind, auf ihren CDs Viren verbreitet. Und das war kein Versehen, sondern böse Absicht.
Gut, sie haben einmal die CD erfunden…
Ron meint
Bitte? Wie kommen Sie denn auf diese Theorie? Gibt es da irgendeine Quelle?
elbflorenz meint
Langsam, aber stetig, dämmert es immer mehr japanischen Managern: das BEV ist wirklich die alleinige Zukunft im PKW-Bereich.
Und es kommt Angst auf. Die Angst vor dem Gesichtsverlust. Was in Ostasien eine viel größere Rolle als bei uns spielt.
Die Schmach, dass die ehemaligen Kolonien und Protektorate (voran Südkorea und China) Japan technologisch abhängen, hat in Japan auch Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft und das Selbstverständnis der Japaner. Wird spannend.
Allstar meint
Japan hat sein Gesicht längst verloren, spätestens seit der Fukushima Katastrophe. Die junge Generation kann damit sowieso nichts mehr anfangen, die haben ganz andere Sorgen.
andi_nün meint
„“Die junge Generation kann damit sowieso nichts mehr anfangen, die haben ganz andere Sorgen.““
Nur werden die Chefetagen der jap. Autoindustrie nicht von der jungen Generation geprägt.
Andi EE meint
@elbflorenz
Ich glaube da hast du mit deiner Einschätzung recht. Es klingt zwar nach Vorurteilen, aber irgendwie kann man es sich gar nicht anders erklären, was in der japanischen Autoindustrie momentan abläuft.
Diese zögernde, ja geradezu paralysierte Haltung, ist für mich unverständlich. Dass das stark mit den grossen Konkurrenten China und Südkorea zu tun haben könnte, ist naheliegend. Ausgerechnet diese „Erzfeinde“ jetzt mit einer BEV-Kurskorrektur bestätigen zu müssen … Albtraum für Japans Automobil-CEOs. Interessant ist aber auch, dass mit Panasonic doch ein führender Batteriehersteller aus Japan stammt. Aber ja, China und Südkorea sind auch da auf der Überholspur.
alupo meint
Aber Panasonic war doch einmal der größte Zellhersteller?
Inzwischen hat er den Titel abgegeben und den Chineden und Südkoreanern den Vortritt gelassen.
Gerade Panason8c ist aber auch noch mit seinen Plasmafernsehern baden gegangen. Peinlich, schon damals siegten die Koreaner und die Chinesen (ich hatte mir vor Jahren einen koreanischen 4k Monitor von Samsung gekauft. Er war „made in China“. Und die damals absolut neue 4k Technologie, das eigentliche Panel, ist natürlich auch aus China). Was Apple kann, kann Samsung auch.