Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius hat beschlossen, das Unternehmen in diesem Jahrzehnt auf eine vollelektrische Zukunft vorzubereiten. Im Rahmen der Eröffnung der ersten Batteriefabrik den USA betonte er, die Transformation des Konzerns trotz anhaltender und neuer Herausforderungen weiter voranzutreiben.
Die Automobilbranche hat seit 2020 mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die weltweiten Lieferketten zu kämpfen. Nun kommt der Angriff Russlands auf die Ukraine hinzu, der die Verfügbarkeit von Bauteilen weiter einschränkt. Man werde die Ausgaben für künftige Elektrofahrzeuge nicht kürzen, auch wenn das Unternehmen mit dem Kostendruck in der Lieferkette zu kämpfen hat. „Wir schützen immer die Investitionen in zukünftige Technologie und zukünftige Produkte“, sagte Källenius der Nachrichtenagentur Reuters. „Das ist die Saat, die wir ernten werden.“
Im letzen Jahr hat sich Daimler Truck von Mercedes-Benz losgelöst, die Lkw- und Bus- sowie die Pkw-Sparte sind jetzt eigenständige Unternehmen. Källenius sieht keinen Grund, auch das Elektroauto- vom Verbrenner-Geschäft zu trennen. Einige Investoren haben etablierte Autohersteller dazu gedrängt, reine E-Auto-Sparten zu schaffen. „Es gibt nur ein Mercedes-Benz und dieses eine Unternehmen wird früher als viele denken ein rein elektrisches Unternehmen sein“, sagte Källenius.
Mercedes hat mittlerweile bei der Kernmarke sechs Elektroautos im Angebot, mit dem EQS SUV wird im April das nächste Modell vorgestellt. Ab diesem Jahr will der Premium-Anbieter in allen bedienten Segmenten batterieelektrische Fahrzeuge verkaufen. Von 2025 an sollen alle neuen Fahrzeugarchitekturen ausschließlich elektrisch sein und die Kunden für jedes Modell eine vollelektrische Alternative zur Auswahl haben. Mercedes geht davon aus, dass zur Mitte des Jahrzehnts 50 Prozent seiner Verkäufe auf vollelektrische und Plug-in-Hybridfahrzeuge entfallen werden, wobei reine Stromer den größten Teil ausmachen.
Für seine Elektroauto-Ziele plant Mercedes, gemeinsam mit Partnern weltweit acht Gigafabriken zur Produktion von Batteriezellen zu errichten, vier davon in Europa. Die Kapazitäten ergänzen das bereits geplante Netzwerk von neun Werken zur Produktion von Batteriesystemen. Kürzlich gaben die Schwaben zudem bekannt, 2023 mit ihrer ersten eigenen Batterie-Recyclingfabrik in Deutschland starten zu wollen.
alupo meint
Die Worte hören sich heute besser an als noch früher. Jetzt sollten aber auch Taten folgen.
Die Tatsache, dass er in 2025 immer noch Auspuffautos in großer Zahl (50%) bauen will ist aber sehr schade und wenig ambitioniert.
Und er wird sehr gut wissen, warum er in der reißerischen Überschrift und später im Text keine verbindliche Jahreszahl für 0% Auspuffautos genannt hat. Er möchte offensichtlich die Phantasie der Leser anstacheln, ohne sich selbst festlegen zu müssen. Leicht zu durchschauen finde ich.
Daher glauben auch nur leichtgläubige Menschen, dass bei Mercedes alles schnell gut wird, Mercedes Benz also vom Saulus zum Paulus werden würde.
Die weltweiten Absatzzahlen für Januar und Februar 2022 lassen jedenfalls noch nichts diesbezüglich erkennen. Und genau diese 2022-er Zahlen sind von Bedeutung, weniger die neuen Worte die wieder aufs Neue nun im Raum stehen.
Jetzt wäre es schön, wenn endlich Taten folgen würden. Das bedeutet wieder einmal abwarten und Tee trinken. Hoffentlich nicht auf Godot.
David meint
Der Källenius weiß, was er sagt. Das wird genau in einem Stab von PR Beratern und Anwälten abgewogen. Natürlich musste er bis vor kurzem noch die Verbrenner Fans beruhigen und kann jetzt langsam umschwenken. Da handelt es sich aber stets nur um unschädliche Interpretationen. Dafür sorgen Fachleute, die ihm jedes Wort in die Feder diktieren.
Trotzdem war nüchternen Finanzfachleuten nicht entgangen, dass vor Jahren bereits Milliarden in die Elektroauto-Zukunft investiert wurden. So musste man sich auf dem Markt für Zellen rechtzeitig sehr große Kontingente reservieren und EQS und EQE haben sich ja nicht von selber entwickelt. Sondern sind vor fünf Jahren, also vor Produktionsstart des Model 3, mit entsprechendem Budget gestartet worden. Das war eine insgesamt eine zweistellige Milliardensumme, und die wurde auch nicht versucht zu verstecken.
Freddy K meint
Mercedes machts richtig. E-Modelle sukzessive auf den Markt bringen ohne grosses Gedöns. Effizient und luxuriös sind sie obendrein. Sehr gut.
MAik Müller meint
Technisch stand das alles schon vor 10 Jahren fest.
Das H2 Unfug ist steht seit 2000 fest. H2 ist nur für das Marketing verwendend worden um noch möglichst lange Verbrenner zu verkaufen.
Ab 2025-227 werden die meisten sich keinen Gedanken mehr um die alte Verbrennertechnik machen.
Freddy K meint
Ja, das denke ich auch. Manche werden sich in den nächsten Jahren wundern. Es kommen immer mehr und immer bessete E-Autos.
Vorausgesetzt der irrrrre Buhdin fliegt raus..
Shullbit meint
Ich finde ja auch alles richtig, was Källenius zuletzt sagte. Aber zu einem Urteil über Källenius gehört immer auch, das er vor 1,5 Jahren noch eine neue Geschäftstrategie für Mercedes verkündet hat, die offiziell vorsah, auch 2030 noch die Mehrheit der Autos mit Verbrennungsmotor zu verkaufen. Das war eine epische strategische Fehlleistung. Die große Mehrheit der Kommentatoren hier bei ecomento hatte zu dem Zeitpunkt längst erkannt, dass der Markt viel schneller Richtung BEV kippen wird und man 2030 keine Verbrenner mehr abgesetzt bekommt. Insofern bleiben bei mir immer erhebliche Zweifel, ob Källenius ein guter Mercedes-CEO ist.
Technologisch hat Mercedes zuletzt aber Dinge gezeigt, die wirklich gut sind und Hoffnung machen. Und anders als BMW-Totengräber Zipse, der bei BMW nicht selbst Batteriezellen fertigen sondern stattdessen auch 2035 noch Verbrenner verkaufen will, investiert Källenius auch massiv in die Batteriefertigung.
MAik Müller meint
@Shullbit der Källenius weiß das auch schon lange. Die Investments in Eautos wurden doch schon 2015 getätigt.
Wichtig sind aber die möglichst hohe Verkaufszahlen vom Verbrenner um die Eautoproduktion zu bezahlen.
Dem einfachen Kunden wird trotz schon lange laufender Umstellung auf Eautos alle mögliche erzählt :)
Shullbit meint
Das ist kompletter Nonsens. Das war nichts, was man einfachen Kunden erzählt hat, sondern die neue Geschäftsstrategie, die man offiziell den Aktionären vorgestellt hat und die man im Investor-Relations-Bereich der Website offiziell veröffentlicht hat. Wenn man den Eigentümern des Unternehmens wissentlich Lügen präsentiert, ist man übrigens sehr, sehr schnell vor Gericht.
Das Mercedes-Verkäufer je nach Interessenlage zum Kauf eines Verbrenners raten, ist zwar parallel auch der Fall, hat aber nichts mit der Mercedes-Geschäftsstrategie zu tun.
Da Mercedes nie vor hatte, Elektroautos zu boykottieren und so oder so ein paar Elektroautos bauen wollte, gab es natürlich auch 2015 (und davor) schon einige Investitionen in BEV. Der strategische Schwenk, nicht noch bis 2035 oder 2040 auf Verbrenner zu setzen, kam erst vor einem Jahr.
MAik Müller meint
@Shullbit das kann nicht sein das es den EQS und EQE usw. schon zu kaufen gibt :) Die Entwicklungen dafür wurden vor Jahren gestartet UND vorallem das Geld bereit gestellt.
Peter meint
Wer anderen epische Fehlleistungen vorhält, sollte genauer unterscheiden. Es gibt einen Unterschied zwischen „neu eingeführten Fahrzeugarchitekturen“ und „aktuell im Verkauf befindlichen Modellen“. Die Modell die verkauft werden, wurden vor ein paar Jahren eingeführt. Wenn man Modellpflegen nicht als „neue Fahrzeugarchitektur“ ansieht (was z.B. ein Facelift nunmal nicht ist), dann bleiben diese „Architekturen“ 10 Jahre im Markt.
Also schließen sich a) das mehrheitliche Verkaufen von (bereits mehrere Jahre in Produktion befindlichen) Verbrennern (zur Erinnerung: Mehrheit = alles ab 50,01%) und b) die ausschließliche Einführung von elektrischen Plattformen gar nicht aus.