Im Einklang mit der Umstellung von Volkswagen auf Elektroautos arbeitet auch die Luxus-Tochter Bentley an ihrer Elektrifizierung. Die britische Traditionsmarke will ab 2030 nur noch Elektroautos anbieten. Schon ab 2025 soll jedes Jahr ein neuer Voll-Stromer auf den Markt gebracht werden. Mit der Welt am Sonntag sprach Firmenchef Adrian Hallmark über die Pläne.
„Wir planen, spätestens 2030 die Motorenproduktion zu beenden“, bekräftigte Hallmark. Der letzte Verbrenner des Unternehmens werde wahrscheinlich ein GT-Modell sein. Das sei der sportlichste Fahrzeugtyp, bei dem die Nachfrage nach einem klassischen Motor am längsten bestehen werde.
Er habe zwar „keine Ahnung“, ob die Kunden den Umstieg auf E-Antrieb mitmachen – die Einstellungen der Leute ändere sich aber, so der Bentley-Chef. In repräsentativen Umfragen mit eigenen Kunden und Leuten aus derselben Käuferschicht vor fünf Jahren hätten 40 Prozent angegeben, dass sie sich den Kauf eines Luxus-Elektroautos vorstellen können. Vor zwei Jahren sei die Zahl auf 49 Prozent gestiegen. Man sei zuversichtlich, dass sie heute über 60 Prozent liegen würde. Das macht der CEO auch am Wachstum in China fest, wo die Kunden mit durchschnittlich 36 Jahren deutlich jünger als in Europa, Millionäre und Fans von „Britishness“ seien.
Aktuell hat Bentley klassische Verbrennerantriebe sowie für zwei Modelle Plug-in-Hybridtechnik im Angebot. Das erste Elektroauto lässt noch auf sich warten. Reine Stromer hätten noch das Image, vor allem nützlich und nüchtern zu sein, sagte der Bentley-Chef. „So wie Tesla, wo alles clean und funktional ist und man nur zwischen wenigen Farben wählen kann.“ Dass es auch einen Markt für elektrische Luxusautos geben wird, steht für Hallmark fest. Wenn Bentley in Märkten Verkaufsvolumen verlieren werde, weil sich dort die Elektromobilität noch nicht voll durchgesetzt hat, dann werde man das in anderen Märkten überkompensieren.
„Der Wendepunkt ist erreicht“
Als größtes Hindernis für den Umstieg auf E-Autos sieht Hallmark wie viele die fehlende Ladeinfrastruktur. In fünf bis sieben Jahren wird das seiner Ansicht nach aber kein Problem mehr sein, denn der Wendepunkt sei erreicht. Wichtig sei ein hoher Anteil von Ökostrom im Netz, der für das Ausmaß der CO2-Einsparungen von E-Autos gegenüber Verbrennern entscheidend ist.
Bentleys Nachhaltigkeits-Pläne gehen über die Wandlung zum Elektroautobauer hinaus. Die Produktion ist Unternehmensangaben nach seit drei Jahren CO2-neutral, nun sollen auch Lieferkette, Betrieb der Fahrzeuge und Recycling kein CO2 mehr verursachen. „Die Kunden erwarten, dass das Produkt nachhaltig ist“, sagte Hallmark. Die Tage der traditionellen Antriebe seien damit gezählt.
Mit Blick auf das künftige Modellangebot erklärte der Bentley-Chef, dass die Baureihen mit den Namen Continental (Limousine), Flying Spur (Coupé & Cabrio) und Bentayga (SUV) aufgrund des Markenwerts wohl nicht verschwinden werden. „Wahrscheinlich behalten wir die Namen, aber die Fahrzeuge werden komplett neu entworfen.“
Das erste, für 2025 angekündigte vollelektrische Auto von Bentley wird laut früheren Aussagen Hallmarks enorm leistungsfähig: Es soll bis zu etwa 1400 PS (1030 kW) leisten und damit in etwa 1,5 Sekunden von 0 auf 60 mph (97 km/h) sprinten können. Die Beschleunigung solle aber nicht das Hauptverkaufsargument des Wagens sein, sondern die „mühelose Überholleistung durch ein enormes Drehmoment auf Abruf“. Gerüchten zufolge wird das neue Elektroauto entweder eine hochbeinige Limousine oder ein SUV. Als technische Basis dient die Architektur PPE (Premium Performance Electric), die von den Konzernschwestern Audi und Porsche entwickelt wird.
Anti-Brumm meint
Geh bitte.
Man zeige mir EINEN Bentley-Kunden, dem Nachhaltigkeit tatsächlich wichtig ist. Und ich rede nicht von heutigen Social Media Prostituierten mit fancy „environmental awareness“ Instagram Posts.
– Flugreisen minimiert / eliminiert -> hahaha!
– nachhaltig gebaute und versorgte Eigenheime- > hahaha!
– nachhaltiger Konsum -> hahaha!
– und, und, und
Ein elektrische Bentley macht den exzessiven Lebensstil dieser Gesellschaftsschicht um lediglich ein paar Promille besser.
David meint
Man wird ja nicht der bessere Mensch, weil man elektrisch fährt. Aber wenn das Dach vom Strandhaus aus Solarmodulen besteht, das Alpenchalet mit Erdwärme geheizt wird und der Bentley elektrisch fährt, ist das sinnvoll. Denn gerade die Menschen mit dem größten Umweltfußabdruck können am meisten einsparen und sie haben das Geld, entsprechende Investitionen vorzunehmen. Also, so what? Die Umwelt dankt es und es ist realitätsfern, diesen Menschen Konsumverzicht aufzuerlegen.
Tommi meint
Es gibt reiche Menschen, die an Nachhaltigkeit interessiert sind und auch gerne ihr Geld in nachhaltige Produkte investieren. Es ist ein wenig einfach gedacht dass alle reichen Menschen, die Bentley fahren grundsätzlich sich nicht um die Umwelt scheren.
David meint
Alles richtig was er sagt, wenn er über den Markt, die Struktur und die Kunden spricht. Ich weiß nur nicht, wie er die Beschleunigungszeit auf die Straße bekommen will. Dem setzt die Physik Grenzen. Im Grunde genommen muss er eine Verzahnung mit dem Untergrund herstellen und mit dem Gewicht deutlich runter. Beides scheint extrem schwierig, denn Straßenreifen haben Vorgaben zu erfüllen und beim Gewicht kann man kaum glauben, dass er den Rimac deutlich unterbieten kann.
Daniel S meint
Evtl. Ein Sechsachser? Der schnellste Lastwagen der Welt – sagte schon Enzo Ferrari über Bentley.