Im bayerischen Endsee wurde Anfang Juni die erste „bk World“ eröffnet. Mit der „Ladeoase“ wollen die Gründer von bk World Gerold Wolfarth und Marc Arnold die Wartezeit während dem Elektroauto-Laden unterwegs angenehmer gestalten. Bei einem Ladestopp mitten in der Nacht sei die Idee zu dem Konzept geboren, erzählten sie bei der Eröffnung des ersten Standorts. „Das musste besser gehen – und einzigartig sollte es sein“, sagte Wolfarth.
Die erste bk World befindet sich direkt an einem von Teslas „Supercharger“-Ladestandorten mit 20 Schnellladesäulen in Endsee. Es handelt sich laut dem Anbieter um eine „Aufenthalts-Lounge“ für Fahrer von Elektroautos, in der die Wartezeit zur „Quality Time“ werde. „Das gesamte Konzept der bk World ist von Nutzerseite aus gedacht“, erklärte Arnold. „Also: Was benötige ich als Fahrerin oder Fahrer eines Elektroautos während meiner Ladepause wirklich?“
In der bk World stehen Sanitäranlagen zur Verfügung und ein Lounge-Bereich zum Verweilen. Die geringe Grundfläche werde dabei „extrem effizient“ genutzt, heißt es. Die Ausgabe der verschiedenen Produkte funktioniere vollkommen automatisiert. Die Speisen, die vor Ort erworben werden können, seien gesund, frisch und zuckerarm. Bei der Auswahl des Produktportfolios habe man bewusst auf die Zusammenarbeit mit Großkonzernen verzichtet und setze stattdessen auf Regionalität und Nachhaltigkeit. Es sei zudem ein gesundes Speiseportfolio in Planung. Bereits jetzt bietet die bk World kleine Büroecken für Geschäftsgespräche und einen Kinderbereich.
Die bk World besteht aus „Qubes“, modulartig miteinander kombinierbare und transportable Raumelemente. Wachse ein Ladepark, wachse die bk World, erläuterten die Designer. Anbau, Abbau oder ein Umsetzen der Qubes seien innerhalb kürzester Zeit möglich. Das sei besonders für Grundstücksbesitzer, aber auch für Ladeparkbetreibe interessant. Laufe ein Pachtvertrag aus, biete die bk World größtmögliche Flexibilität. Die kleinste Version mit Aufenthaltsbereich und Sanitär-Qube umfasse gut 50 Quadratmeter, nach oben seien keine Grenzen gesetzt.
Abrisse seien bei dem Konzept nicht nötig, die Materialverschwendung werde reduziert. Diese Anpassungsfähigkeit erleichtere Standortentscheidungen. „Mit der bk World sind die Betreiber von Ladeparks nicht mehr auf bestehende Infrastruktur angewiesen. Wir kommen einfach überall dorthin, wo ein Ladepark entsteht. Dazu benötigen wir nur einen Wasser-, Abwasser- und Stromanschluss und können unsere Lounges so praktisch an jeden beliebigen Standort setzen“, warb Wolfarth.
Man habe sich zudem die Stärkung des regionalen Handels auf die Fahne geschrieben. Im eigenen Onlineshop sei eine Plattform entstanden, auf der sich regionale Einzelhändler präsentieren können. Mit der Expansion der Standorte wachse das Portfolio an regionalen Spezialitäten immer weiter an. In Endsee finden Besucher des Ladeparks unter anderem fränkische Weine, Schokoladenerzeugnisse oder eine Auswahl an Speiseölen. „Die bk World ist für die meisten Händler ein Touchpoint mit einer neuen Zielgruppe, welche sie sonst nicht oder nur sehr schwer erreicht hätten. Denn wer direkt an der Autobahn hält, nimmt von den tollen Geschäften in angrenzenden Ortschaften keine Notiz. Die Sichtbarkeit, welche die Unternehmen nun über unsere Plattform erreichen können, ist enorm“, so Wolfarth.
Die bk World soll über ihre Lebensdauer hinweg klimapositiv sei. Möglich machen soll das das Zusammenspiel verschiedener baulicher Maßnahmen und Gegebenheiten. Die massiven Lounge-Elemente bestehen demnach aus Fichtenholz. Ergänzend kommt ein nachhaltiger Dämmstoff zum Einsatz. „Die Qubes sind auf sämtliche Wetterbedingungen ausgelegt. Von größtmöglicher Hitze in Südeuropa bis zu extremer Kälte im Norden – in der bk World erwartet alle Gäste das gleiche Klima“, so die Entwickler. Ein Großteil der elektrischen Verbraucher einer jeden bk World werde durch die eigene Photovoltaik-Anlage auf den Dächern der Qubes mit Energie versorgt.
Bei dem einen Standort in Endsee soll es nicht bleiben: Die bk World Holding GmbH plant die Eröffnung von europaweit 300 Standorten in den kommenden fünf Jahren. Dabei haben die Gründer nach eigener Aussage nicht nur das Supercharger-Netz von Tesla im Visier, sondern Ladeparks der größten Ladesäulenbetreiber und Energieanbieter.
Redlin, Stefan meint
Ich begrüße dieses Angebot ausdrücklich. Nutzung ist ja jedem selbst überlassen. Habe mich in der langen Zeit meines elektrischen Fahrens schon häufig darüber geärgert, dass man vorsätzlich die Ladestationen aller übelst platziert hat, damit man auch ja zu spüren bekommt, dass man etwas macht was keiner will. Zum Glück ändern sich so langsam die Zeiten und die aufgehende Sonne der Elektromobilität wird unübersehbar. Ein bischen rachsüchtig bin ich natürlich auch (bin auch nur Mensch) und freue mich auf die Zeiten wenn Verbrennerfahrer nach Zapfsäulen suchen müssen.
E-Tom meint
Nützlicher Aufenthalt beim Laden, ist aber nicht der erste dieser Art. In Eindhoven Strijp-S (altes Philips-Werksgelände) sind die Ladesäulen in ähnlichem Gebäude integriert. Schon im letzten Herbst dort gesehen im Versuchsstadium. Hoffentlich wird damit pfleglich umgegangen.
froehlicher meint
Im Wallis (Schweiz) nicht weit weg der A9 gibt es bereits schon seit einger Zeit ein solches Konzept. Tesla Ladestation 3994 Steg 2050 Food and Drinks
Tom meint
Und wie finanziert sich das ganze?
Kostet das Ding Eintritt?
Klo ähnlich Sanifair?
Gastronomie genauso überteuert wie auf Raststätten?
Powerwall Thorsten meint
Herzlichen Glückwunsch zu der bei Nacht geboren Idee einer solchen Oase.
Wer schon einmal auf einer Autobahnraststätte in maximaler Entfernung zu Service und WC bei einem Gewitterguß laden mußte, der weiß 2 Dinge sehr zu schätzen:
1.)
Stecker in 3 Sekunden in den Ladeanschuß und dann vergessen bis gewünschter SOC erreicht ist
2.)
Entweder gleich ein Dach ( wie bei Verbrennertankstellen) oder eine minimale Distanz zu einem solchen Dach und einer Tasse (guten!) Kaffee
Da dies bei den alten Tankstellen (wenn überhaupt) noch Jahre dauern wird – ist hier jede Innovation sehr willkommen.
In diesem Sinne also:
Die besten Wünsche und gutes Gelingen 🍀🍀🍀
Tom meint
Oder einfach die Säule vorher im Auto mit einer App freischalten. Und für den Rest gibt es den guten alten Regenschirm.
Passt aber warscheinlich bei einigen im Jahr 2022 nicht ganz zum Lifestyle…
Hans Wurst meint
Ich habe gelesen, dass Regentropfen ungefährlich für Menschen sind. Lediglich Blitze sollte man meiden. Haben wohl aber auch schon einige Überlebt.
Freddy K meint
Kommt auf die Menge der Regentropfen an.
Konfusius sagt:
Ein Tropfen macht dich nicht nass aber sehr viele können ein reißender Fluss werden.
Freddy K meint
Der Bedarf ist genauso gegeben wie für Verbrenner.
Ich will weder im EAuto ne halbe Stunde sitzen und mir irgendwas reinwuergen noch in nem Spritler während ner Pause im Auto hocken….
Wer das gerne macht kann es ja so handhaben. Aber deswegen sind diese „Oasen“ für jene die das nicht vorhaben ideal und gut so. Nicht jeder will rasen und sich stressen. Das schöne ist doch das man diese Leistungen nutzen kann und nicht muss.
Anti-Brumm meint
WC und Getränke/Snackautomat, fertig.
Für „Quality Time“ in Privatsphäre habe ich meine eigenen 4 Wände: das Auto.
Alles andere treibt nur den Preis in die Höhe.
Teilweise entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
DerOssi meint
Bei „Ladeoasen“ hab ich schon gar nicht mehr weiter gelesen…
Das muss einfach zukünftig schneller gehen, das Laden… darauf sollte sich alles konzentrieren… dann brauchst auch keine „Oasen“… völlig sinnlos und am Leben vorbei gedacht…
Duesendaniel meint
Soso. Dann sind die ganzen gut gehenden Tankstellen-Shops mit sauberen Toilettenanlagen wohl auch “am Leben vorbei gedacht‘?
MichaelEV meint
Kurios, dass man über Jahrzehnte sowas sinnloses wie Raststätten gebaut hat. Braucht doch keiner. Der gemeine Autofahrer (ohne *in) will doch nur in die Flasche ur…. und die 1000km durchbrettern.
Swissli meint
Irgendwie kommen mir solche Projekte (wie auch Audi) als zu spät vor. Sozusagen die DVD zwischen VHS Videokasette und Online Streaming.
Fakt ist: die Reichweite steigt weiter (weniger Ladestopps), ebenso die Ladegeschwindigkeit (kürzere Aufenthaltsdauer).
Zudem werden die Top Standorte der Fossiltankstellen früher oder später auf Ladestationen umgestellt werden. Wirklich nachhaltig ist, wenn man bereits verbaute Flächen für Ladestationen nutzt, und nicht Neubauten auf der grünen Wiese erstellt.
MichaelEV meint
Auch ihre Fossiltankstellen bestehen seltsamerweise in der Regel nicht nur aus Zapfsäulen, sondern bieten eigentlich immer weiteren Service und Produkte an, im zunehmenden Ausmaß (weil sie nur damit ihr Geld verdienen). Was ist jetzt das Problem daran, dass es bei Ladeinfrastruktur auch passiert. Der Bedarf ist da, auch wenn man zukünftig vielleicht nur 5-10 Minuten lädt, besonders für lange Strecken.
Eine Fossiltankstelle wird für mich übrigens niemals ein Top Standort sein, solange da noch stinkende Zapfsäulen herumstehen.
Swissli meint
Dann sind wir uns also einig 🙂 Die Service Infrastruktur (Getränke, Essen, Einkauf, WC) besteht bereits und muss nicht neu gebaut werden. Man muss die Ladesäulen zu dieser bestehenden Infrastruktur (Tankstellen, Raststätten, Restaurantketten, Einkaufspunkte usw.) bringen. Das wird auch passieren. In 10 Jahren wirds z.B. an Fossiltankstellen wo es heute keine oder wenige Ladesäulen gibt, mehr Lade- als Benzinzapfsäulen haben. Alternative: Tankstelle verschwindet komplett.
Diese Ladeoasen machen nur dort Sinn, wo die Ladeinfrastruktur (teilweise notgedrungen) abseits vom Schuss gebaut werden musste. Das ist aber immer weniger der Fall. Tesla hat diesbezüglich noch ein paar „Altlasten“. EnBw u.a. bauen heute dort wo die Service Infrastruktur vorhanden ist.
Aber m.M. verliert diese Service Infrastruktur sowieso an Bedeutung weil künftig weniger und kürzer (schneller) unterwegs geladen wird.
MichaelEV meint
Bei Restaurantketten, Einkaufspunkte usw. sind wir uns einig. Bei dem Rest nicht.
Viel Spaß mit Raststätten. Der Betreiber lässt sich den Platz teuer bezahlen. Gleichzeitig ist die Auslastung der absolute Horror (häufig wenig Auslastung, selten erhebliche Spitzen, Fahrtrichtungen werden asymmetrisch ausgelastet, Auslastung lässt sich nicht „auffüllen“). Die Differenz beim Tanken zwischen Raststätte und Nicht-Raststätte wird beim Laden signifikant gravierender ausfallen. Wer 2 bis 3x soviel bezahlen will, soll das tun. Die Masse wird es nicht!
Tankstellen sind gerade da positioniert, wo sich in der Regel keiner freiwillig aufhalten will. Wenn Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten, Restaurants etc. Ladeinfrastruktur bieten soll wer sich denn noch eine Tankstelle mit egal wie vielen stinkenden Zapfsäulen antun und dafür noch aktive Wartezeit in Kauf nehmen (auch wenn es nur 5-10 Minuten sind)? Viele Tankstellen werden zwangsläufig verschwinden.
Gunarr meint
Die bereits vorhandenen Raststätten können natürlich auch von Elektrouautofahrer genutzt werden. Aber die werden nicht reichen. Elektroautos müssen öfter laden und brauchen dafür mehr Zeit, selbst wenn die Ladetechnik sich so weiter entwickelt, wie es die Industrie verspricht.
Natürlich will niemand haufenweise teure Raststätten bauen, wie wir sie gewohnt sind. Denn nur weil die Reisenden öfter und länger warten müssen, werden sie nicht unbedingt mehr konsumieren. Wir können froh sein, wenn wir einen Container mit Snackautomat und Dixiklo bekommen.
Freddy K meint
Wieso sollte der Service an Bedeutung verlieren. Nur weil manche durchrasen wollen heisst das nicht das es allgemeingültig so ist. Wieso gibt’s denn die Servicestruktur? Wenn es nach deiner Logik ginge wäre diese nie entstanden.
Ich weiß nicht ob du dich noch an die 70er erinnerst. Tanke ohne alles. Jeder hatte sein Zeug dabei wenn nan weiter unterwegs war. Aber da viele dies nicht mehr so wollten entstanden die heutigen Raststätte mit ihrem Angebot. Und das ist auch gut so und wird so bleiben und sich verbessern. Und jene die durchrasen wollen können dies auch weiterhin tun. Wenns soviel Spass macht.
Tommi meint
Das klingt so, als müsse man stundenlang an der Ladesäule ausharren. Der typische Ladestop ist aber kürzer als eine halbe Stunde. Da braucht man keine „Quality-Time“ sondern einfach nur eine Toilette und vielleicht ein Bäcker oder so was. Zur Not einfach ein Kaffeeautomat.
BEV meint
aber selbst das fehlt schon bei vielen Standorten bzw. man kann nur auf umliegende Infrastruktur hoffen
Shullbit meint
Das ach so innovative Konzept, was bk World da in blumigen Marketing-Wortbrei ausbreitet, nennt sich Raststätte und ist seit vielen Jahrzehnten bekannt: Toiletten, Kaffee, Speisen, Getränke, Süßigkeiten, Spielplatz, WLAN. Man hat primär bei Fernreisen Bedarf daran. Der Bedarf daran wird durch den Wechsel zur Elektromobilität nicht großartig steigen.
Sicher haben Elektroautos bei Autobahn-Geschwindigkeiten deutlich weniger Reichweite als Verbrenner und müssen öfters laden als Verbrenner nachtanken. Aber die meisten Menschen machen auf längeren Strecken auch mit dem Verbrenner alle 2-3 Stunden eine Pause, weil sie mal auf Toilette müssen, einen Kaffee trinken wollen, Hunger haben etc. Statt das Auto dann nur zu parken, stöpseln sie es zukünftig eben an eine Ladestation. Am sonstigen Verhalten/Bedarf ändert sich wenig. Menschen brauchen nicht plötzlich mehr Kaffee, Essen oder Toiletten nur weil sie ein Elektroauto statt eines Verbrenners fahren.