In Deutschland sollen nach dem Willen der Politik 2030 Millionen von Elektroautos auf den Straßen sein. Auch in andern Ländern wird die Umstellung von Verbrenner- auf E-Mobilität vorangetrieben. Dafür sind große Mengen an Batterien erforderlich, doch der Bedarf des dafür nötigen Lithiums wird laut einer Analyse im Jahr 2030 die Verfügbarkeit des Metalls deutlich übersteigen.
Die Bundesregierung hat für 2030 das Ziel von 15 Millionen Elektroautos ausgerufen. Europas größter Autohersteller Volkswagen will sein Angebot in den nächsten Jahren auf Elektroautos umstellen, auch andere Unternehmen planen den Umstieg auf Stromer. Eine Berechnung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) kam dem Handelsblatt zufolge jedoch zu dem Ergebnis, dass der wichtige Batterierohstoff Lithium mittelfristig ausgehen könnte.
„Selbst wenn alle aktuell geplanten und im Bau befindlichen Projekte im Zeitplan umgesetzt werden und wir von einem mittleren Nachfragewachstum ausgehen, werden wir nicht genug Lithium haben, um die weltweite Nachfrage 2030 zu decken“, sagte Studienautor Michael Schmidt von der BGR.
2020 seien weltweit 82.000 Tonnen Lithium produziert worden, erklärte Schmidt. In den nächsten acht Jahren wächst die Nachfrage Berechnungen der BGR-Experten zufolge je nach Szenario auf mindestens 316.000 beziehungsweise mehr als 550.000 Tonnen pro Jahr an. 90 Prozent des verarbeiteten Rohstoffs würden dann in Lithium-Ionen-Batterien für Elektroautos fließen. Laut der Analyse fehlen 2030 im schlechtesten Fall 300.000 Tonnen Lithium pro Jahr, im besten Fall immer noch 90.000 Tonnen.
Das von der EU-Kommission geplante Verbrenner-Aus ab 2035 dürfte die Nachfrage nach E-Autos und damit auch den Bedarf an Lithium-Ionen-Batterien noch weiter in die Höhe treiben. Das britische Beratungsgremium Advanced Propulsion Centre (APC) geht dem Handelsblatt zufolge davon aus, dass im Jahr 2030 nicht wie geplant 40 Millionen E-Autos weltweit, sondern möglicherweise nur 25 Millionen produziert werden könnten. „Es ist einfach nicht genug Lithium da, obgleich es geologisch gesehen keine knappe Ressource ist“, so Schmidt.
Obwohl es theoretisch genug Lithiumvorkommen gibt, stagniert der Abbau. Das liegt an langwierigen Genehmigungsverfahren und komplizierten Bedingungen. Es fehlt zudem an der Investitionsbereitschaft – auch, weil viele Geldgeber mit Investitionen in die umstrittene Bergbaubranche hadern. Die Lithium-Knappheit wirkt sich bereits deutlich auf den Rohstoffpreis aus. Laut dem Handelsblatt hat sich der Preis im Vergleich zu Januar 2021 versiebenfacht.
Matthias meint
Lithium-Mangel auf dem Planeten Erde? Das klingt nach „Fachkräftemangel“ in einem Land mit 83 Millionen Einwohnern.
Ganz einfach: wir müssen weniger und kleinere Lithium-Akkus sinnvoller nutzen anstatt immer mehr und größere herstellen zu wollen, die dann nur gelegentlich ein Fahrzeug bewegen oder nur in einem Gerät stecken, und die meiste Zeit nichts sinnvolles tun.
Bei E-Autos, die wie alle PKW 23h am Tag herumstehen, wird es auf eine kWh-Steuer hinauslaufen, unter 30 kWh steuerfrei, bis 60 kWh bezahlbar, darüber Luxus. Man kann auch mit 50 kWh auskommen wenn der Akku schnell auf 80% lädt und mit 0% einen zuverlässigen Ladepark anfahren kann. Und Auto-Akkus müssen bidirektional freigeschaltet werden damit sie als Stromspeicher genutzt werden können.
Das gilt auch für Akkus in Pedelecs und E-Rollern aller Arten und Größen, die 0,5 bis 2,7 kWh oder mehr haben und teils austauschbar sind. Mit 48V können die in Niedervoltspeichersystemen aushelfen.
Kleingeräte brauchen Tauschakku-Systeme, so wie bei Akkuschraubern üblich. Bei Werkzeugen haben sich bereits Akku-Allianzen gebildet, ich nutze viele Geräte mit wenigen Tausch-Akkus von zwei Firmen, einmal in 18V, einmal in 36V. Der Rest wie Taschenlampen muss auf einzelne 3,6V-Rundzellen ausgelgt werden, anstatt 1,5V-Wegwerf-Batterien.
Zudem warte ich darauf dass man mir Geld bietet für meine alten LiOn-Zellen aus Laptops und Videokameras seit den späten 1990ern. Warum sollte ich die verschenken? Alles wurde teurer.
Reiter meint
Und dann baut jemand zur Hälfte Natriumakkus oder Magnesiumakkus ein und ihre Steuer und Ausführungen waren völlig für die Katz….
THeRacer meint
… grundsätzlich sind das aber gute Ideen. …
NB meint
2030?
Bis dahin gibt es Natrium – Akkus. Damit dürfte das Lithiumproblem aus der Welt geschafft sein.
alupo meint
Doch nicht in den eAutos.
Vielleicht bzw. hoffentlich in den stationären Speichern wenn bis dahin die technischen Probleme mit der Na- Ionenakkus gelöst werden können, was toll wäre.
Noch ist die Qualität unterirdisch schlecht. Aber wer mit wenigen 100 Vollladezyklen auskommt und wenn ein sehr schwerer und großer Akku nicht stört, der kann schon einkaufen gehen. Made in China macht es möglich.
alupo meint
Ich muss mich korrigieren, die Zyklenfestigkeit hat zummindest CATL wohl im Griff.
Das Hochfahren wird aber noch sehr lange dauern, da die Supply chain fehlt (sagt auch CATL selbst).
Was bleiben wird ist die geringe volumetrische Speicherdichte. Die gravimetrische kommt fast an LiFePO4 heran.
Dagobert meint
Alles was mit Bergbau aus der Erde geholt werden muss ist ein endlicher Rohstoff und eine Umweltsauerei, manches mehr als anderes. Das ist, auch wenn die Effizienz viel schlechter ist, der eigentliche Charme von Wasserstoff-Technologie und E-Fuels.
Torsten meint
Ach, Wasserstoff und E-Fuels wachsen wohl an den Bäumen?
NB meint
Du weißt, dass E-Fuels Verbrenner und Wasserstoffautos(auch hier ist ein großer Akku eingebaut) auch sehr viel Rohstoffe brauchen?
Jürgen W. meint
Und Wasserstoff braucht keine Batterie??? Vielleicht erstmal schlau machen bevor man was schreibt.
MichaelEV meint
Ohne „Bergbau aus der Erde“ gibt es auch das restliche Fahrzeug nicht. Und ohne etwas aus der Erde zu holen, würden sich bestehende Fahrzeuge keinen cm von der Stelle bewegen. Wenn sie dieses Fass aufmachen wollen, dann bitte konsequent!
alupo meint
Für Lithium gibt es sehr viele Quellen die teilweise heute genutzt werfen.
Neben „unter der Erde“ gibt es lithiumhaltige Salzsehen. Lithium kommt in der Wüste von Nevada in den USA in rießigen Mengen an der Oberfläche vor (das wird wohl in ca. 5 Jahren erschlossen). Eine rießige Menge an Lithium gibt es im Meer. Die Konzentration ist zwar gering, aber sie beträgt ein Vielfaches im Vergleich zu CO2 in der Luft. Und letzteres will man sogar aus der Luft entfernen.
Im Übrigen wächst das Lithiumvorkommen auf der Erde tagtäglich.
Das Problem sind die Genehmigungen und deren Bürokratie. Am Geld für Investitionen bzw am Geldverdienen liegt es bei den aktuellen Preisen sicher nicht.
Randy meint
Ich hoffe für Spanien, der geplante Lithium Abbau und die daraus resultierende massive Umweltzerstörung ist endgültig gestoppt, dafür liebe ich das Land einfach zu sehr!
alupo meint
Och, bei mir in der Gegend wird Lithium für Batterien gewonnen, kein Problem.
Gerade erst ist Stellantis dort eingestiegen. Die haben wohl auch gemerkt was zukünftig eher knapp ist (nicht das Lithium selbst, sondern dessen Gewinnung und Verarbeitung).
BEV meint
Solche Überschriften könnten am Stammtisch falsch verstanden werden.
Haben die Experten auch das Recycling mit eingerechnet und mögliche Optionen zu anderen Batterierohstoffen? Und es bezieht sich nicht nur auf Autos sondern den generellen Bedarf, z.B. auch für stationäre Speicher?
Envision meint
Auf 5 Jahre ist zumindest noch keine Änderung sichtbar, solid State z.B. Quantumscape hätte noch höheren Lithium Bedarf.
Lithiumfreie Techniken wie PolyJule oder Natriumzellen haben leider den Volumenachteil und sind absehbar eher was für stationäre Lösungen.
Durch die ständig größer werdende Wasserknappheit im „golden Lithium Trinagle“ Chile/Bolivien/Argentinien könnte sich Problem sogar noch verschärfen.
Immer mehr Vaporisierungsbecken in einer Wüstenlandschaft mit ständig sinkenden Grundwasserspiegel ist da quasi tickende Zeitbombe und aktuell sind das die einzigen Volumentreiber neben Australien – die Goldilock Szenarien für Förderung aus Rheingraben sehe ich auch nicht in der Kürze mit dem Volumen eintreten.
Billiger werden die E-Autos damit vermutlich erstmal nicht…
BEV meint
Das stimmt wohl, bis 2030 ist auch nicht mehr lange.
Wenn für stationäre Speicher kein Lithium mehr benötigt würde, dann könnte man die Situation wenigstens hier noch etwas entspannen. Und auf dem Gebiet werden wir hoffentlich auch noch weitere Lösungen sehen.
Und alles spricht wieder dafür, dass wir effizientere E-Autos brauchen, die gar nicht so viel Energie speichern müssen um ausreichend große Reichweiten zu erzielen.
BeatthePete meint
„Effiziente“ EAutos wird es so schnell nicht geben, da man die Form anpassen muss und die Fahrleistungen.
Ausserdem hat das Auto einen zu grossen Einsatzbereich, der dann nur gegensätzlich Optimierbar ist. ( lowspeed Stadt, highspeed Autobahn).
Wer kauft schon eine teure Verschlechterung?
Wenn man was bewegen will, dann geht das nur über das Umweltthema, a la :
„Klar kannst Du deinen Verbrenner weiterfahren, aber dann setzen wir Dich incl Familie mitten im Atlantik ins Wasser. Alternativ nimmst Du dann die 17-Köpfige Familie aus der Afrikanischen Sahelzone auf.“
Solange man diese Erkenntnis nicht realisiert, wird man munter weiter im Dunstkreis „Hersteller X ist besser als Y“ und Stammtischpalaver verfangen.
BEV meint
„Effiziente“ EAutos, das ist relativ. Ich meine damit wir sollten keine 3t SUVs bauen, die dann mehr als 100kWh brauchen um überhaupt ihren Einsatzzweck gerecht zu werden. Das geht auch anders, heute schon.
libertador meint
Bei Natriumakkus ist im Moment einiges in Bewegung, insbesondere CATL ist an der Front aktiv und hat für nächstes Jahr die Produktion von Natrium-Akkus angekündigt, die mit aktuellen LFPs ebenbürtig sind.
Das ist zwar nicht Spitzenleistung, aber LFP aktuell für das Tesla Model 3 SR+. Das könnte dann auch in PKW interessant werden.
TM3 meint
wenn dem so ist, dann wäre das sehr interessant
die LFP Zellen im Model 3 sind sehr sehr gut
wenn die Kapazität / Reichweite noch etwas gesteigert werden könnte, dann gibt’s kaum noch einen Grund was anderes zu verbauen, zumindest im Model 3
klar das Gewicht könnte etwas weniger sein, der Platzbedarf ebenfalls und die Ladeleistung könnte etwas höher sein, aber mit letzterem bin ich schon zufrieden, vor allem im Vergleich zu den LG 2170, die laden auch nicht gerade schnell.
Kasch meint
Ist gar noch interessanter: derzeit wird eifrigst an Hybridakkus mit Natrium- und Lithiumionenzellen im Mix experimentiert, um Vorzüge beider Welten zu nutzen und Nachteile zu verringern. Unabhängig vom BEV, dürften Natriumionen ein Segen für Bedarfdeckung von stationären Speichern werden, und wer weiß, was noch alles herstellbar wird.