Unternehmen bleiben bei der Umstellung ihrer Fahrzeugflotten auf Elektroantrieb trotz positiver Ansätze noch hinter ihren Möglichkeiten zurück. Das zeigt eine Umfrage unter den börsennotierten Unternehmen aus DAX-40 und M-DAX, die die Denkfabrik Agora Verkehrswende durchgeführt hat.
Unternehmen haben einen großen Einfluss auf den Automarkt, weil zwei Drittel aller neuen Pkw in Deutschland gewerblich zugelassen werden. Häufig gelangen diese Fahrzeuge bereits nach kurzer Zeit in den Gebrauchtwagenmarkt und werden dort erst für private Nutzerinnen und Nutzer erschwinglich.
Die 27 DAX-Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, verfügen über eine Gesamtflotte von mehr als 100.000 Pkw. Der Anteil elektrischer Antriebe liegt bei über 20 Prozent und damit deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt in Gewerbeflotten von 11 Prozent. Zwei Drittel davon sind Hybridfahrzeuge mit Ladestecker (Plug-in-Hybride, PHEV) und nur wenige Unternehmen geben Anreize, diese Fahrzeuge elektrisch zu fahren. Das verbleibende Drittel besteht aus Fahrzeugen mit reinem Batterieantrieb, nur in Ausnahmefällen gehören Wasserstoff-Brennstoffzellenantriebe dazu. Die Hälfte der befragten Unternehmen hat sich das Ziel gesetzt, spätestens bis im Jahr 2030 vollständig auf elektrische Antriebe umzustellen.
„Der Erfolg der Elektromobilität in Deutschland wird maßgeblich mitbestimmt vom Engagement von Unternehmen“, sagt Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende. „Der notwendige Markthochlauf bis 2030 wird kein Selbstläufer, denn von den EU-Flottengrenzwerten sind in den kommenden Jahren keine starken Impulse mehr zu erwarten; und die Bundesregierung tut sich schwer, die fiskalischen Rahmenbedingungen konsequent auf Elektromobilität auszurichten. Unternehmen können die Entwicklung aber selbst in die Hand nehmen, indem sie nur noch batterieelektrische Fahrzeuge beschaffen, verbindliche Ziele zur Vollelektrifizierung ihrer Flotten bis spätestens 2030 festlegen und PHEV möglichst elektrisch nutzen.“
In den einzelnen befragten Unternehmen ist der Anteil elektrischer Antriebe sehr unterschiedlich, die Größe der Flotte ist dabei kein entscheidender Faktor. Auch mit einer Flotte von 10.000 und mehr Fahrzeugen erreichen Unternehmen wie Daimler, SAP und BMW Werte von rund 30 Prozent. Der Anteil rein batterieelektrischer Fahrzeuge liegt allerdings selten über 10 Prozent. Nur bei den beiden Unternehmen mit den kleinsten Flotten, TeamViewer und Scout24, ist der Anteil reiner E-Autos deutlich höher.
Zum Stromtanken haben fast alle befragten Unternehmen an ihren Betriebsstandorten Ladepunkte installiert. Ende 2021 waren es insgesamt rund 36.700. 70 Prozent der Firmen haben auch Ladepunkte an den Wohnorten dem Beschäftigen mindestens mitfinanziert, aber die Zahl liegt hier insgesamt nur bei knapp 2000. Rund 95 Prozent aller Ladepunkte an den Betriebsstandorten haben eine normale Ladeleistung von weniger als 22 Kilowatt. Obwohl solche Normalladepunkte bei langen Standzeiten gut dafür genutzt werden könnten, zu besonders günstigen Zeiten zu laden oder bei Bedarf auch Strom zurück in das Netz einzuspeisen, werden diese Verfahren bisher kaum genutzt.
Hindernisse für die Umstellung auf elektrische Antriebe sehen die Unternehmen vor allem in der Ladedauer, der Reichweite und der eingeschränkten Verfügbarkeit öffentlicher Ladepunkte. Nur wenige hadern mit den Rahmenbedingungen wie der politischen Strategie oder der Unsicherheit über Kaufprämien.
FahrradSchieber meint
Im letzten Absatz fehlen noch wichtige Punkte, die mir ein Gesprächpartner vor einiger Zeit nannte:
Modellauswahl: Bisher sind vor allem Passat und Octavia (alle als Kombi) im Einsatz. BEV-Alternative? Skoda Enyaq? Passt nicht so richtig.
Lieferbarkeit: Naja, muss ich wohl nichts zu sagen…
Preis: Bei den Leasingraten, die mein Gesprächpartner mir für den Passat genannt hat, bin ich schon ein wenig neidisch geworden. Da lag ein z. B. Enyaq drüber.
Yoyo meint
Vielleicht liegt das daran, dass die Dienstwagenfahrer gerne mit 200 km/h über die Autobahn donnern wollen.
Dann ist der Akku ruckzuck leer und der Frust groß.
FahrradSchieber meint
Der Faktor „Reichweite“ steht im Text.