Festkörperbatterien können den ökologischen Fußabdruck von Elektroauto-Batterien um fast 40 Prozent reduzieren und damit den Klimavorteil von E-Fahrzeugen gegenüber fossilen Verbrennern weiter ausbauen. Das geht aus einer im Auftrag der Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) erstellten Studie hervor.
Die Studie belegt laut T&E, dass eine Festkörperbatterie, die mehr Energie bei geringerem Materialeinsatz speichert, den ohnehin bereits sinkenden CO2-Fußabdruck einer Elektroauto-Batterie um weitere 24 Prozent verringern kann. In der Untersuchung wird eine Festkörperbatterie mit der derzeitigen Lithium-Ionen-Technologie verglichen. Bei der Feststofftechnologie werden feste keramische Materialien anstelle von flüssigen Elektrolyten für die Stromleitung verwendet, was die Batterien leichter, schneller aufladbar und letztendlich erschwinglicher machen soll. Batteriehersteller schätzen, dass Festkörperbatterien ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts in E-Autos verbaut werden.
Friederike Piper, Referentin für E-Mobilität bei T&E Deutschland: „E-Autos sind schon heute weitaus umweltfreundlicher als Verbrenner und künftig wird der ökologische Fußabdruck der verbauten Batterien sogar noch weiter sinken. Insbesondere Festkörperbatterien bedeuten einen enormen Fortschritt. Dank ihrer höheren Energiedichte werden für ihre Herstellung viel weniger Rohstoffe benötigt und damit auch deutlich weniger Emissionen ausgestoßen.“
Die neue Technologie kann die Klimabilanz von Batterien noch weiter verringern – und zwar um 39 Prozent im Vergleich zu den derzeitigen Lithiumbatterien –, wenn bei der Herstellung von Festkörperbatterien die am nachhaltigsten gewonnenen Rohstoffe verwendet werden, so das Ergebnis der Studie. Neue Abbaumethoden, einschließlich der Gewinnung von Lithium aus geothermischen Quellen, haben laut den Studienautoren deutlich geringere Auswirkungen auf das Klima als die bisher gängige Lithiumgewinnung aus Hartgestein, das in Australien abgebaut und in China veredelt wird.
Laut T&E kann Europa, wo Strom bereits kohlenstoffarm erzeugt wird, eine führende Rolle bei der Herstellung noch umweltfreundlicherer Batterien übernehmen. Allerdings seien dabei strenge Richtlinien erforderlich, um sicherzustellen, dass die Rohstoffe konsequent nachhaltig bezogen werden. Für die Herstellung von Festkörperbatterien seien bis zu 35 Prozent mehr Lithium als bei der derzeitigen Lithium-Ionen-Technologie erforderlich, dafür werde jedoch weit weniger Graphit und Kobalt benötigt.
T&E geht davon aus, dass die Vorschriften der vorgeschlagenen EU-Batterieverordnung, wonach Lithium auf nachhaltige Weise beschafft und recycelt werden soll, eine verantwortungsvolle Handlungsweise garantieren und die hinreichende Versorgung mit Festkörperbatterien sicherstellen werden. „Wir können die Klimabilanz von Festkörperbatterien noch weiter verringern, indem wir die Gewinnung und Verarbeitung der für die Herstellung benötigten Rohstoffe verbessern“, so Piper. „Entscheidend hierfür ist die EU-Batterieverordnung. Durch sie könnten wir sicherstellen, dass jede in Europa hergestellte oder verkaufte Batterie aus nachhaltigen Quellen stammt, einen geringen ökologischen Fußabdruck aufweist und am Ende ihrer Lebenszeit recycelt wird.“
Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments und die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten debattieren derzeit über die vorgeschlagene Batterieverordnung. T&E fordert die Gesetzgeber auf, dafür zu sorgen, dass die Verordnung Anreize für die Produktion von Batterien mit einem niedrigen CO2-Fußabdruck schafft und die Ziele für das Lithium-Recycling auf 70 Prozent im Jahr 2025 und 90 Prozent im Jahr 2030 angehoben werden – und somit über dem Vorschlag der EU-Kommission liegen. Außerdem müssten Unternehmen dazu verpflichtet werden, Menschenrechte zu achten und ihren ökologischen Sorgfaltspflichten in jedem Schritt der Batterieproduktion nachzukommen.
Shullbit meint
Die unendliche Verheißung. Seit 15 Jahren werden Festkörperakkus als DIE Akkutechnologie gepriesen. Branchengigant Toyota hat um 2010 angekündigt, die ab 2020 in Serie zu produzieren. Toyota ist wie alle anderen auch bislang daran gescheitert. Überall das Gleiche. Man meistert ca. 90% des Entwicklungsweges. Man ist dann optistisch, man macht Ankündigungen … und bekommt dann die restlichen 10% nicht gelöst. Erste Firmen steigen aus der Entwicklung von Festkörperakkus schon wieder aus.
Spannender wäre gewesen, wenn die auch Natriumzellen untersucht hätten. Natrium ist einfachst und billigst zu gewinnen.
Bevor wieder die ganz Schlauen kommen: Ja Mercedes bietet schon Busse mit Festkörperakkus an. Diese Festkörperzellen sind nicht schnellladefähig und müssen im Betrieb bei 70-80°C gehalten werden: Schrott.
alupo meint
Die Feststoffbatterien die Daimler kürzlich marketingmäßig aufwändig präsentiert hat sind eine ziemlich alte und bereits seitvlängerer Zeit überholte Technologie. Das würde heute niemand so bauen, erst recht nicht in einem Serienauto.
Das erinnert mich an das von Daimler auf 60 km und nur auf Autibahnen beschränkte Level 3 Fahren. Auch absolut praxisfremd wenn dann alle 40 Tonner mit real 88 km/h auf der Überholspur am Mercedes vorbeizischen. Echt lustig.
Alkibiades meint
Die Beschränkung kommt vom Gesetzgeber und nicht von Daimler. Es wurde beschlossen den gesetzlichen Rahmen auf 130 km/h zu erweitern und Daimler hat schon angekündigt, dass es für das Auto kein Problem ist und sie das auch unterstützen. *seufz*
MYP_2023 meint
60km/h auf Autobahnen mag sinnfrei sein… aber fahr mal in der Rush-Hour in der Schweiz rum, morgens oder abends, da könntest oft die ganze Strecke oder weite Teile vom Weg in Lv3 fahren. Leider Tatsache
Mäx meint
Viele verstehen einfach den Unterschied zwischen Lvl2 und Lvl3 nicht.
Der Mercedes kann Lvl2 und ist zusätzlich noch Lvl3 zertifiziert!
Also das ganz normale mit Spurhalten und Abstandtempomat bis 220km/h (oder so) kann er auch. Inklusive Bremsen für Kurven und Geschwindigkeitsbegrenzungen etc. mit den gleichen Limitierungen wie die anderen auch (Überwachung durch den Fahrer und volle Haftung für den Fahrer).
brainDotExe meint
Natrium-Zellen haben aber eine noch geringere Energiedichte als aktuelle Lithium Zellen.
Feststoffakkus sind schon der richtige Weg. Nur so kommen wir wieder auf zu Verbrennern vergleichbare Masse.
MAik Müller meint
Bringt doch endlich mal Fahrzeuge mit Festoffakkus.
alupo meint
Kommt vermutlich/hoffentlich in 2030 in den Autos, die einen 6-stelligen Preis haben werden.
Vorher kommt aber das Trockenbeschichtungsverfahren bei „normalen LiIonenakkus“, einfach weil es Kosten sowie Energie einspart und dabei auch noch umweltfreundlicher ist als die heute noch übliche auf Chemikalien basierende Nassbeschichtung. Ein US Hersteller baut seine selbst hergestellten Zellen bereits nach diesem Verfahren in seine Autos ein. Zur Zeit allerdings nur in die Hochleistungsvariante des MY.
EVrules meint
Das ist falsch, dass es bei hochpreisigen PKWs eingesetzt werden soll.
Verfolgt man die Pressemeldungen seitens Toyotas, Renaults, Nissan, werden diese Zellen nach Aussagen der Hersteller, sogar für eine Kostenreduktion sorgen.