Lamborghini verrät häppchenweise Informationen zu seinen Elektroauto-Plänen. Firmenchef Stephan Winkelmann hat bereits mitgeteilt, dass 2028 der erste Voll-Stromer starten soll. Davor steht die Hybridisierung der Supersportwagen Huracán und Aventador sowie des SUV Urus an. Nun bestätigte der CEO, dass es in diesem Jahrzehnt zwei E-Autos der italienischen Marke geben wird.
Mit Blick auf die immer strengeren Emissionsvorgaben in Europa und anderen Regionen sagte Winkelmann im Gespräch mit Autocar: „Der erste Schritt ist, bis 2030 zwei vollelektrische Autos auf den Markt zu bringen. Dadurch haben wir etwas Zeit, um zu entscheiden, ob wir bei den Verbrennungsmotoren bleiben können oder ob wir voll elektrisch fahren müssen.“
In der EU bahnen sich Vorgaben an, die ab 2035 faktisch ein Verbot für neue Verbrenner bedeuten würden. Unter anderem auf Betreiben der FDP in der deutschen Regierung könnten aber weiter Pkw mit „grünen“ synthetischen Kraftstoffen („E-Fuels“) zugelassen werden dürfen. Dann wäre es auch Lamborghini möglich, noch länger potente Benzin-Boliden zu bauen.
Mit zwei Elektroautos könne man sich länger Zeit lassen, die Strategie für die Zukunft für das gesamte Portfolio festzulegen, erklärte Winkelmann. Das erste vollelektrische Modell der Marke wird seinen Aussagen nach ein 2+2-Crossover, der laut Autocar Anleihen an der 2008 gezeigten Studie Estoque (Artikelbild) nehmen könnte. Das Elektroauto soll allerdings auch wegen dem Batteriepaket im Fahrzeugboden höher als der Sportlimousinen-Entwurf auf der Straße stehen.
Der Crossover könnte auch anders als der Estoque nur zwei Türen haben, heißt es weiter. Die technische Basis wird entweder die von den Konzernschwestern Audi und Porsche entwickelte Premium Platform Electric (PPE) oder die neue, zukünftig in der ganzen Volkswagen-Gruppe zum Einsatz kommende Scalable Systems Platform (SSP) stellen.
Das zweite Elektroauto neben der neuen vierten Crossover-Baureihe wird laut dem Firmenchef eine Batterie-Variante des Urus. Der Stromer soll kurz nach dem 2+2-Modell starten, davor erhält das SUV einen Plug-in-Hybridantrieb.
Winkelmann sagte, dass die Strategie, erst den 2+2 und dann den neuen Elektro-Urus auf den Markt zu bringen, darauf zurückzuführen sei, dass familienorientierte Kunden offener für den Elektroantrieb sind. Für Supersportler werde es länger dauern, ein stimmiges Konzept für hohe Fahrdynamik mit reinem E-Antrieb zu finden. Hier gebe es bisher noch keine überzeugenden Umsetzungen. Zunächst erhalten Huracán und Aventador daher ab nächstem Jahr einen Plug-in-Hybridantrieb.
Torsten meint
Zwei Elektroautos???
Das ist ganz schön wenig.
Zwei Elektroautomodelle hingegen wäre ok :-).
CaptainPicard meint
„Dadurch haben wir etwas Zeit, um zu entscheiden, ob wir bei den Verbrennungsmotoren bleiben können oder ob wir voll elektrisch fahren müssen.“
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Das Wort „müssen“ sagt eigentlich alles darüber aus wie diese Leute noch immer über Elektromobilität denken.
Lorenz Müller meint
Die Schweizer Uhrenindustrie verkauft nach wie vor viele handgemachte Analoguhren, obwohl Smartwatches in vielerlei Hinsicht überlegen sind. Nischenhersteller wie Lamborghini werden (zurecht) weiterhin auf den Verbrenner setzen, denn das ist genau das was die Zielgruppe will. Bei den wenigen Kilometern die so ein Supersportwagen im Jahr zurück legt rentiert es sich sowieso nicht eine Riesen Batterie zu verbauen.
EsGeht meint
@Lorenz Müller, rentieren tut sich aber auch kein hoch komplexer Motor mit eben ein solches Getriebe… Da wäre in Sachen rentieren ein BEV im Vorteil.
Gebe dir aber Recht, dass es für die Oldtimergarage immer noch Abnehmer geben wird. Rumfahren wird man damit wohl weniger, weil man sich als protziger reicher Umweltsünder – der bei jedem Antritt dennoch den kürzeren zieht – nicht wirklich wohl fühlen wird und es dem Image schädlich sein wird. Natürlich nicht schon morgen, aber sicherlich schon vor 2030. Disruption – auch der öffentlichen Meinung – verläuft nicht linear.
elbflorenz meint
Zwei BEV’s bis 2030. Mmhhh … warum dauert das alles so lange?
Lotus bringt bis 2025/26 drei Elektroboliden in ähnlichen Leistungs- und Preisklassen wie Lambo. Der erste startet gerade mit der – noch – Kleinserienproduktion.
Ich denke, Lamborghini verliert mit dieser Strategie massiv Kunden. Massiv ist natürlich bei den Stückzahlen relativ. Allerdings muss man bedenken: ein Lambo-Kunde bringt für VW den Umsatz von 8 Skodakunden.
David meint
Lotus ist nicht zu vergleichen. Hat nur 10% des Fahrzeugproduktion und im Umsatz 5% von Lamborghini. Da kann man von Serienproduktion kaum reden. Lamborghini hat zudem viele Neukunden, die Verbrennerfans sind. Da dauert die Transformation entsprechend länger.
elbflorenz meint
Das neue Werk in Wuhan ist für eine End-Kapazität von 100.000 p.a. ausgelegt. Dazu noch 5-10k aus UK.
Lotus wird mehr Autos verkaufen als Lamborghini und Ferrari zusammen … und alle im sechstelligen € Preisbereich. Wo auch gerne Mal eine 2 als erste Zahl steht …
David meint
Aktuell verkaufen sie 800 Autos im Monat weltweit für 72k Durchschnittspreis. Das ist die Realität von Lotus. Der Rest ist Phantasie.
Allstar meint
bis 2030 kann ja auch schon 2025/26 bedeuten. Lambo sieht wohl noch keinen Bedarf bei seiner typischen Kundschaft.
elbflorenz meint
Wohl kaum – wenn das erste im Jahr 2028 kommt …