Die Höhe der Stromer-Kaufprämie „Umweltbonus“ wird reduziert, der Fördertopf begrenzt und teilelektrische Modelle nur noch dieses Jahr gefördert. Das hat das Wirtschaftsministerium Ende Juli offiziell bestätigt. Vom Verband der Automobilindustrie (VDA) gab es bereits kurz nach der Bekanntgabe der Pläne Kritik daran. Nun liegt eine längere Stellungnahme zu der künftigen Elektroauto-Förderung vor.
Bisher gibt es mit dem Umweltbonus bis zu 9000 Euro Zuschuss: Zwei Drittel zahlt der Staat nach Zulassung, die teilnehmenden Hersteller gewähren den Rest als Netto-Rabat direkt bei der Anschaffung. 2023 wird der Bundesanteil auf 4500 Euro sinken, 2024 dann auf 3000 Euro. Im September des kommenden Jahres wird die Förderung zudem auf Privatpersonen beschränkt. Der Fördertopf ist laut Berichten so bemessen, dass die Mittel schon 2023 auslaufen könnten – eigentlich sollte der Umweltbonus noch bis Ende 2025 angeboten werden.
„Diese Einigung ist für die Verbraucherinnen und Verbraucher mehr als enttäuschend. In Zeiten steigender Kosten und Belastungen ist die Entscheidung, die Förderung einseitig und umfassend zu kürzen, nicht nachvollziehbar. Die Verbraucherinnen und Verbraucher werden im Stich gelassen und der Hochlauf der E-Mobilität ausgebremst“, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. „Klimapolitische Investitionen zahlen sich langfristig immer aus, der Rotstift ist an dieser Stelle kontraproduktiv und nicht nachhaltig.“
Die Förderung langfristig abzubauen sei richtig, der Zeitpunkt jetzt aber der falsche: „Das Elektroauto wird schrittweise und durch den zunehmenden Umbau von Werken zum Massenprodukt. Dazu werden dann weitere Technologiesprünge und Skaleneffekte kommen, sodass die Kosten für ein Elektroauto sicher weiter sinken werden – sie werden dann sogar niedriger sein können als beim Verbrenner – damit können dann natürlich auch die Fördermaßnahmen entfallen“, so Müller.
Für den Moment gelte allerdings: „Gerade mit Blick auf die geplante Verschärfung der EU-Flottengrenzwerte hätte es ein kraftvolleres Signal im Markt gebraucht. Diese Entscheidung bremst die Transformation zur E-Mobilität aus. Die Chance, ein bisher erfolgreiches Modell fortzuführen, wurde bewusst verspielt“, erklärte Müller. Ebenso wenig nachvollziehbar sei es, dass die Prämie ab dem 01.09.2023 nur noch an private Autokäufer ausgezahlt wird. „Fakt ist: Ein Umstieg auf die E-Mobilität wird in allen Flotten gebraucht. Es sind gerade die Dienstwagen und andere gewerbliche genutzte Pkw, die anschließend zu günstigeren Preisen auf dem Gebrauchtwagenmarkt kommen und somit für eine insgesamt klimafreundlichere Flotte sorgen. Für die mittelständische Wirtschaft und Logistikunternehmen ist die neue Regelung eine schwere Belastung.“
Prämie laut VDA erfolgreich und notwendig
Die Statistiken belegen laut dem VDA den bisherigen Erfolg der Prämie: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres habe es gut 271.000 Anträge auf den Umweltbonus gegeben. Der gewerbliche Anteil bei den Anträgen habe bei mehr als 50 Prozent gelegen. Insbesondere hier spiele die Förderung also eine bedeutende Rolle und trage zur Elektrifizierung des Pkw-Bestands bei.
Die Zahlen belegten zudem, dass Plug-in-Hybride am Hochlauf der Elektromobilität einen bedeutenden Anteil haben: Im Juni dieses Jahres habe der Anteil von E-Pkw an den gesamten Neuzulassungen bei über 26 Prozent gelegen. Dabei machten die Teilzeit-Stromer 45 Prozent an den E-Pkw-Neuzulassungen aus. Müller: „Der Plug-in-Hybrid ist für viele Menschen der ideale Einstieg in die E-Mobilität, insbesondere in Regionen mit noch unzureichender Ladeinfrastruktur. Mit der Abschaffung der Prämie für Plug-in-Hybride lässt die Politik gerade die Menschen im Stich, die längere Wegstrecken zurücklegen müssen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen den Preis, für den hinter den Erwartungen liegenden Ausbau der Ladeinfrastruktur.“
Die neuen Förderregeln sehen neben einer Deckelung des Fördervolumens auch das Absenken der Förderschwelle im kommenden Jahr vor. Zudem soll die Auszahlung der Prämien weiterhin an das Datum der Zulassung des Fahrzeugs gebunden sein, nicht an das Datum der Bestellung. „Durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine sind Lieferketten sowie die Beschaffung notwendiger Rohstoffe weiterhin massiv gestört, sodass Verzögerungen bei der Auslieferung von E-Autos zunächst nicht auszuschließen sind. Dafür sollte nicht der Verbraucher bestraft werden“, sagte die VDA-Präsidentin.
Durch die zusätzliche Deckelung der Förderung und den unklaren Vergabezeitpunkt wisse kein Interessent mehr, ob er letztlich wirklich die Förderung bekommen wird, so Müller abschließend. „Die Anschaffung eines E-Autos droht zum Glücksspiel für die Verbraucherinnen und Verbraucher zu werden. Statt die Menschen zum Umstieg auf die E-Mobilität zu motivieren, verunsichern die neuen Förderregelungen und schrecken gar vom Kauf ab. Bei einer so hohen Investition brauchen die Menschen maximale Planungssicherheit und keine Willkür. So wird der Weg in die klimaneutrale Mobilität politisch ausgebremst.“
Rick meint
Wie passend, als Bild einen Drecks-SUV zu nehmen.
DieHille meint
Die Menschen haben jetzt lange genug Zeit gehabt um sich für ein E-Auto zu entscheiden und hätten dann auch die 9000€ Umweltbonus bekommen können. E-Auto ist immer günstiger im Verbrauch als jeder Benziner oder Diesel – also was soll das Geheule jetzt?
Walt meint
Ich frage mich schon lange, wo es in Zeiten von Energiesparen und Umweltschutz so vieler E-Autos jenseits von 200 PS bedarf. Für alle E-Autos über 200PS würde ich die Förderung sofort streichen. Dann gehört noch eine Drosselung bei der Beschleunigung verbaut, damit das Einsparungspotenzial gesteigert wird.
In diesem Bereich lügt man sich so viel an.
Bernd meint
Wenn man einmal richtig beschleunigt hat geht der Akku eh in die Knie und man darf die nächsten Kilometer erst einmal schleichen.
K-D Marr meint
Das ist eine gute Entscheidung, wenn wir diese Industrie weiterbetreiben wollen!
Ansonsten geht es der Autoindustrie wie der PV-Industrie vor einigen Jahren, die Konkurrenz aus China macht Kasse und alles platt, mit unseren Steuergeldern….
Jimbo meint
@Redaktion: Ich will auch eine „Kauprämie“! (Erster Satz). Bezahlt werden fürs Essen wäre doch top!
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis – korrigiert!
VG | ecomento.de
Merin meint
Die VDA ist der grösste Heuchlerverein. Redet von den Verbrauchern und meint sich selbst. Tatsache ist, und das kann man locker beweisen wenn man Preisvergleiche mit dem Ausland anstellt, dass die Prämie praktisch zu 100% in die Taschen der Hersteller wandert. Ohne Prämie wären die E-Autos deutlich günstiger.
David meint
Die Förderung braucht man definitiv nicht mehr. Die Bücher sind voll, die Lieferlisten sind lang, der Chipmangel und die Lieferengpässe bei Zulieferteilen sind virulent. Wenn man ein Gefälle zu Verbrennern aufbauen will, kann man entweder Strafsteuern erwägen oder mehr Städte dazu bringen, demnächst für Verbrenner dichtzumachen. Berlin ab 2030.
Djebasch meint
Es würde schon eines reichen Verbrenner Verbot Weltweit ab 2035…
Mike meint
Der Zeitpunkt ist genau richtig. Jetzt zeigt sich, wer in den letzten Jahren seine Hausaufgaben gemacht und in Zukunftstechnologie investiert hat. Wer jetzt ohne Förderung seine E-Autos nicht verkaufen kann, hat offenbar etwas falsch gemacht.
David meint
Unsinn. Alle sind ausverkauft. Auch die, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben wie Polestar oder Tesla.
Ben meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
alupo meint
Ich bin diese Woche einige deutsche BEVs Probe gefahren. Die haben alle ihre Hausaufgaben nicht gemacht, und das obwohl sie alle über 75.000 € kosten. So wird das nichts…