Sogenannte Festkörper-Batterien mit festem statt flüssigem Elektrolyt werden voraussichtlich in fünf Jahren erstmals in Elektroautos eingesetzt. Damit rechnet Gian Carlo Tronzano, Leiter des Global Competence Center für Zellfertigung und Batterielösungen beim italienischen Automatisierungsspezialisten Comau.
„Ich denke, dass wir in rund fünf Jahren erste Anwendungen in Kleinserien und Supersportwagen sehen“, sagt Tronzano in der Zeitschrift Auto Motor und Sport. „Bis zu einer relevanten Großserienfertigung“ werde jedoch noch mehr Zeit vergehen. Comau mit Sitz in Turin ist eine Tochter des Autokonzerns Stellantis mit Marken wie Fiat, Chrysler, Citroën, Opel, Peugeot, Alfa Romeo, Lancia und Maserati.
Dass der technologische Fortschritt bei der heute gängigen Lithium-Ionen-Technologie die Einführung der Festkörper-Batterie ausbremst, glaubt Tronzano nicht. „Nach unserer Einschätzung verdoppelt sich der Energiegehalt durch die Feststofftechnik, gleichzeitig halbiert sich etwa die Ladezeit.“ Zudem ließen sich Feststoffbatterien „viel einfacher“ herstellen. „Es sind bei der Herstellung deutlich weniger und zudem kürzere sicherheitsrelevante Lade- und Entladevorgänge notwendig, da sich eben kein flüssiges Elektrolyt spontan entzünden kann.“
Dennoch werde die Entwicklung für den Automobilbereich noch dauern. „Aktuell gibt es kaum Erfahrungswerte hinsichtlich des Einsatzes im Automobilbereich. Aktuelle Anwendungen sind viel kleiner, beispielsweise im Bereich der Medizintechnik. Und die Anforderungen bei der Verwendung im Auto sind ungleich höher“, so Comau. Dass die Technik kommen wird im Automobilbereich, davon ist Tronzano überzeugt. „Natürlich gibt es schon sehr konkrete Planungen für sogenannte Giga-Factories.“
EVrules meint
Ich frage mich, wie es in er eMobility Welt so viel Abneigung gegenüber dem nächsten Technologiesprung, der die Adaption von BEV, die Kosten, die Fahrzeugleistung (Ladegeschwindigkeit, Massenreduktion, etc.) und die Umweltbilanz verbessert.
Ich finde es irritierend, wie manche sich zu Fachexperten mit fadenscheinigen Begründungen, sinngemäß: „Warum ists noch längst nicht geschehen!?“ aufschwingen, unwissend über die aktuellen Entwicklungsarbeiten und Herausforderungen der Industrialisierung.
Honda ist wohl nun ein weiterer Hersteller, neben Toyota, Renault-Nissan, VW, Mercedes und weiteren, die hier planen, den Zelltyp auch für kleinere Fahrzeuge zu nutzen (genau dort, wo eMobility gut ist). Tesla verlautbarte, dass die Produktion seiner vor zwei Jahren vorgestellten 4680-Zelle noch vor Herausforderungen steht und erst bei 50% zur Serienreife steht.
Der Zeitrahmen zur Serienreife von FKB bis 2030 deckt sich mit den Prognosen der übrigen Herstellern – daher kann man hier zumindest sagen, dass die Aussage, nicht nur aus einer Quelle stammt und damit durchaus Fundament zu haben scheint.
Mäx meint
Feststoffakkus sind für Batterien was Fusion für Stromerzeugung ist oder?
In 20 Jahren (Fusion) bzw. 5 Jahren (Feststoffakku) sind wir soweit…
Tesla-Fan meint
Schlangenöl.
Andi EE meint
„Nach unserer Einschätzung verdoppelt sich der Energiegehalt durch die Feststofftechnik, gleichzeitig halbiert sich etwa die Ladezeit.“ Zudem ließen sich Feststoffbatterien „viel einfacher“ herstellen.“
Wieso macht man es dann nicht?
„Und die Anforderungen bei der Verwendung im Auto sind ungleich höher“
Obwohl es einfacher herzustellen ist. Kleiner Widerspruch, ohh wie ich diese Artikel liebe.😄 Alles ist besser und einfacher und doch fange ich nicht damit an … will da jemand Geldgeber suchen, die für sein Anliegen ins Risiko gehen? 😉
Shullbit meint
Zumal Festkörperbatterien nach bisherigem Stand auch Lithiumchemien haben werden, was auf Jahre hohe Preise bedingt. Und der Preis ist der entscheidende Punkt. Deshalb glaube ich an Natriumzellen. Die niedrigere volumetrische Energiedichte ist generell kein Problem, sofern man das auto schon in der Designphase dafür ausgelegt hat. Die niedrigere gravimetrische Energiedichte führt zu Mehrgewicht, was theoretisch die Effizienz mindert. Durch Rekuperation ist dieser Effekt bei BEV aber weniger ausgeprägt als bei ICE. Und LFP-Zellen haben sich trotz dieser Nachteile bei der Energiedichte auch durchgesetzt, obwohl deren Preisvorteil gegenüber NCM kleiner ausfiel als der von Natriumzellen. Stand jetzt werden auch Natriumzellen schnelleres Laden ermöglichen.
Spätestens die 2. Generation an Natriumzellen dürften für 80% der Fahrzeuge ausreichend sein. NMC und Solid State sind dann vor allem etwas für Hochleistungsfahrzeuge.
brainDotExe meint
Es geht ja bei Feststoffzellen hauptsächlich um sportlich ausgelegte Fahrzeuge. Also die genannten 20%.
Niemand erwartet die im Massenmarkt.
EVrules meint
Nein, das ist schlicht falsch. Mindestens bekannt wären: Renault-Nissan, Toyota, Honda, VW, Mercedes, die FKBs in Planung haben – gerade die ersten drei (mindestens), werden diese auch im Standard-Segment nutzen.
FahrradSchieber meint
„Wieso macht man es dann nicht?“
Dem Text ist ja zu entnehmen, dass es sich um eine Annahme bezogen auf 5 Jahre in der Großserie handelt.
Könnte man das heute schon, würde man es wohl machen.
„Obwohl es einfacher herzustellen ist. Kleiner Widerspruch“
Die Produkt-Anforderungen bei der Verwendung haben nicht zwingend mit der Fertigung zu tun (Anzahl an Arbeitschritten, Komplexität etc.).
„Alles ist besser und einfacher und doch fange ich nicht damit an“
Wo steht, dass Comau sich aktuell nicht mit Feststoffakkus beschäftigt?
Andi EE meint
@Fahrradschieber
Ich kann doch nicht sagen, es ist einfach herzustellen, wenn es nicht funktioniert. Also so was Albernes. Mein Fusionsreaktor ist übrigrns auch einfach herzustellen, … leider funktioniert er noch nicht, aber das ist ja ein Detail.
libertador meint
Naja, wenn man die grundlegende Fertigung kennt, aber noch an bestimmten Materialien forscht, dann kann es durchaus sein, dass man es weiß.
Grundsätzlich halte ich das für möglich, dass es einfacher wird, weil man kein flüssiges Elektroyt braucht.
Andi EE meint
@libertador
„Naja, wenn man die grundlegende Fertigung kennt, aber noch an bestimmten Materialien forscht, dann kann es durchaus sein, dass man es weiß.“
Du weisst nur, dass es so wie du es beabsichtigst es zu bauen, einfach zu produzieren ist. Aber wenn es jetzt nicht funktioniert, wieso soll es unter deinen Annahmen in 5 Jahren funktionieren? Das kann man in der Entwicklung nie sagen. Es sei denn du stehst kurz vor dem Durchbruch, aber dann wäre die Aussage mit den 5 Jahren ein Witz. Wie man es dreht, es macht keinen Sinn.
FahrradSchieber meint
Ein anderes Beispiel wäre das große Aludruckguss-Heckteil bei Tesla:
Als man das geplant/entwickelt hat, hat es natürlich noch nicht funktioniert.
Man konnte aber schon abschätzen, das es die Produktion deutlich vereinfachen würde.
Trotzdem war der Weg dahin nicht „einfach“ im Sinne von „man kann einfach loslegen“.
FahrradSchieber meint
„Man konnte aber schon abschätzen, das es die Produktion“
Ich spendiere mir noch ein „s“ ;-)
Andi EE meint
@FahrradSchieber
Druckgussteil waren in der Industrie schon weit verbreitet, das im Gegensatz zur Festkörperbatterie. Was bei Tesla speziell ist, ist die Grösse der Druckgussteile. Die Maschinen sind einfach ein x-faches grösser und die Legierung so speziell, dass das Verfahren eben erst jetzt mit viel grösseren Teilen funktioniert hat.
Hätte man jetzt die Legierung so verändern müssen, dass die Metalle immer teurer geworden wären, hätte es sich am Schluss vielleicht auch nicht gerechnet. Diese Preisansagen sind doch schräg, wer kann denn jetzt schon ermessen, welche Materialien für den Festkörperakku dann wirklich praktikabel sind? Wenn ich in 5 Jahren das Resultat erwarte, dann kann ich doch jetzt nicht sicher aussagen, dass es günstiger wird.
Wenn ich keine gefüllte Kriegskasse habe, kann ich nichts entwickeln. Die Geldgeber investieren ohne gute News, nicht weiter in hochdefizitäre Segmente. Gerade jetzt in dem Umfeld, wo das Geld nicht mehr locker sitzt.
LOL meint
Das ja super, kann der durchschnittliche AMS Leser beruhigt weiterhin Stinker fahren.
FahrradSchieber meint
Lt. Statista lag der Anteil an BEVs in 2021 bei 0,6% vom Gesamtbestand.
Es wird also fast jeder „Durchschnittler“ einen „Stinker“ fahren.
Also jeder durchschnittliche AMS-Leser, FAZ- oder taz-Leser, Fleisch- oder Salat-Esser, Lehrer, Arzt oder Bauarbeiter, Frau, Mann etc…
Ob „beruhigt“ oder nicht ;-)
LOL meint
jeder durchschnittliche Fahrradbesitzer fährt damit und schiebt es nur wenn es sein muss