Abt e-Line startet zusammen mit Partnern die Serienentwicklung von Transportern mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Elektrotechnik. Der deutsche Umrüster begründet das mit einer hohen Nachfrage am Markt.
Man habe bei zwei großen Projekten in den vergangenen drei Jahren viel Erfahrung bei der Integration von Brennstoffzellenantrieben gesammelt, so Abt. Das Unternehmen aus Kempten im Allgäu war an der Umrüstung von zwei serienmäßigen E-Transportern als Demonstrator-Fahrzeuge beteiligt, die 2022 von Bosch auf der IAA Transportation gezeigt wurden.
Beim Aufbau der Demonstrator-Fahrzeuge auf Basis des VW e-Crafter und MAN eTGE hat Abt die Fahrzeugintegration des Brennstoffzellensystems, das Sicherheitskonzept des Gesamtfahrzeugs, den kompletten Fahrzeugaufbau sowie die Straßenzulassung übernommen. Ferner wurde ein 700-bar-Wasserstofftanksystem integriert. Dieses besteht je nach Kundenwunsch aus zwei bis sieben zylindrischen Drucktanks, die in den Unterboden integriert werden.
Im Ergebnis wurde durch das Antriebskonzept ein „Reichweitenplus von mehreren hundert Kilometern erzielt“, erklärt Abt. Das Nachtanken sei „jetzt sogar später nötig als bei vergleichbaren Diesel-Modellen“. Konkreter wird das Unternehmen bisher nicht. Auch die Partner nennt es nicht.
Flankierend will Abt e-Line am reinen Batterieantrieb festhalten. „Auch wenn die Zukunft der Mobilität aus Effizienzgründen überwiegend Batterie-elektrisch sein wird, bietet die Brennstoffzelle gerade im Transporterbereich ein enormes Potenzial für Nischenanwendungen“, heißt es in einer Mitteilung. Eine solche Nische sei die Expresslogistik, in der Tagesetappen von 800 Kilometern üblich seien – „wofür ohne Ladestopp Batteriegrößen von 300 kWh nötig wären“, so Abt.
Da selbst E-Autos im Premiumbereich selten über Batterien mit mehr als 100 kWh Speicherkapazität verfügten, sei das für Transporter unter anderem aus Kostengründen kaum darstellbar. „Wir sehen deshalb einen sinnvollen Einsatzbereich der Wasserstoff-Brennstoffzelle in der Langstreckenlogistik“, sagt Eric Plekkepoel, CEO der Abt e-Line GmbH.
Ralf Drabold meint
Als gelernter Hochdruckanlagenmechaniker habe ich im Hochdruckreaktorbau 15 Jahre mit Betriebsdrücken von 325 bis 6300 bar gearbeitet. Da gab es sehr große Sicherheitsstandards.
Ich würde mich über 700 bar Druckbehältern im Auto nicht wohlfühlen. Die Gefahr sind nicht die Druckbehälter sondern die dazugehörigen Rohrleitungen und Armaturen. Wenn bei einem Unfall solche Teile bersten „dann gute Nacht“. Auch das betanken dieser Anlagen ist nicht so einfach.
Michael S. meint
Nachdem die anderen Abt e-Modelle schon so gut liefen jetzt eben Wasserstoff… naja, zumindest ne schöne Fingerübung für die Ingenieure.
Thomas meint
Preisfrage:
Was ist billiger:
1) eine komplette H2-Infrastruktur für Nischenanwendungen aufbauen
2) schnelladefähige Fahrzeuge mit 200 kWh-Akkus bauen
:-)
Michael S. meint
Im Transporterbereich bis 3,5t macht es leider schon einen erheblichen Unterschied, ob der Akku 0,5 oder 1 t wiegt…
Draggy meint
Wie stellen die sich die Niesche vor? Gibt’s dann ein Volles Netzt bezahlt von wenigen Transportern? Ich glaube wenn pro Tankstelle nur 100 Transporter existieren wäre das etwas teuer.
Dazu, wenn da Mal einer richtig auffährt, dann gibt das eine Explosion, dass mehrere 100m Autobahn frei geräumt sind.
Was denken die was 700bar für einen Knall geben.
Snork der Dritte meint
Vorteil beim Auffahrunfall: Es gibt eine (freigeblasene) Rettungsgasse! Mir wäre auch bei der H2-Menge hinten dran nicht wohl….
Snork
Jakob Sperling meint
Verstehe ich. Nicht alle haben es so mit der Physik und solchen Sachen.
alupo meint
Stimmt, das hast Du schon des öfteren bewiesen.
Man muß schon immer einen großen Bogen um die Naturwissenschaften machen um ein Wasserstofffanboy im Automobilbereich zu sein.
Nichts gegen Wasserstoff, ich habe Jahrzehnte in diesem Bereich gearbeitet und kenne wirklich jedes industrielle H2-Herstellungsverfahren bzw. habe Anlagen jeder Art besichtigt (fast, es fehlt mir die einmalige CO2-Schleuder in Südafrika, die H2 aus Kohle produziert).
Aber klar, für Stickstoffdünger oder Margarine ist Wasserstoff wirklich unersetzlich.
Jakob Sperling meint
@ Alupo
Das ganze Leben dauernd um Wasserstoff, und Sie leben immer noch. Erstaunlich.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
„Dazu, wenn da Mal einer richtig auffährt, dann gibt das eine Explosion, dass mehrere 100m Autobahn frei geräumt sind.“
Wie soll das bitte funktionieren? Kann du das technisch erläutern? Ein voller Wasserstofftank unter Überdruck kann nicht explodieren, dass ist technisch unmöglich. Zum Explodieren brauch es Sauerstoff. Die Tanks müssen Crashtests durchlaufen, dass bei einem Unfall eben nach Möglichkeit kein Schaden mit Leckage auftritt, denn nur ausgetretener Wasserstoff gemischt mit Luft/Sauerstoff kann explodieren.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Edit: Kann es sein, du meinst das Bersten des Tanks? Das kann dir theoretisch bei jedem Kompressor passieren. Die Druckbehälter müssen so gebaut sein, dass sie solchen Belastungen standhalten. Restrisiken bleiben immer, genauso wie das theoretische Abfackeln des Akkus unter deinem Hintern, beim E-Auto.
Ich würde mir beim Wasserstofftank da mehr Gedanken über den Aufwand und Kosten der notwendigen, wiederkehrenden Prüfungen machen.
Draggy meint
Das Problem bei 700 bar ist nicht das man selbst darauf sitzt, ich denke Mal die Ingenieure bekommen das hin, dass die Tanks erst zertrümmert werden, wenn die Insassen schon lange tot sind. das Problem ist das Umfeld, wenn 700bar losgehen würde das etwas mehr machen als „nur“ 10 oder 20 bar in einem Kompressor.
Michael S. meint
Für 700 bar brauchst du ordentlich dickes Material, auch an den Ventilen. Bei den im Vergleich dazu geringen Crashlasten juckt das die Tanks vermutlich nicht mal…
Wir sollten hier als E-Fahrer nicht die selben Quatsch-Argumente bringen wie die Verbrenner gegenüber Elektros…
alupo meint
Jedes Gas das unter 700 bar Druck gelagert ist explodiert wenn es unkontrolliert frei wird. Das klappt auch mit Stickstoff. Oder warum glaubst Du, dass die regelmäßigen Drucküberprüfungen von Behältern oder Rohrleitungen nicht mit Gasen durchgeführt werden sondern mit Flüssigkeiten. Das hat seinen Grund. Flüssigkeiten lassen sich im Gegensatz zu Gasen nicht komprimieren. Und somit können sie, ebenfalls im Gegensatz zu Gasen, nicht explodieren. Für eine Explosion braucht es nicht zwingend eine Zündquelle. Ein hoher Druck im Behälter reicht völlig. Und glaube mir, 700 bar sind wahrlich ein extrem hoher Druck.
Da willst Du wirklich nicht in der Nähe sein. Und schon gar nicht auf der Rückbank darauf sitzen. Zumindest wenn Du mal Physik- und Chemieunterricht der 11 Klasse gehabt hast.
Stefan meint
Derzeit gibt es Modelle und Bedarf an Wasserstoff bei: Langstrecken-Transportern, Langstrecken-LKW, Langstrecken-Fernbusse, Müllfahrzeuge, …
Ob in Zukunft Wasserstoff eine Nische bleibt oder schrumpft, wird sich noch zeigen.