Die neue, als Elektroauto konzipierte Generation von Porsches mittelgroßem SUV Macan sollte eigentlich 2022/2023 starten, verspätet sich wegen Softwareproblemen aber bis 2024. Die Basis für das Modell bildet die mit Audi entwickelte neue E-Auto-Architektur PPE (Premium Platform Electric). Zu dem Modell und seiner Technik veröffentlichte Porsche nun neue Bilder und ausführlichere Informationen.
„Die Plattform soll Porsche die Chance eröffnen, volumenstarke Modelle mit hohem technischen Anspruch wirtschaftlich rentabel auf den Markt zu bringen und damit einen weiteren, wichtigen Teil des Portfolios zu elektrifizieren“, heißt es in einer Mitteilung. Mit der PPE ließen sich die Vorteile einer reinen Elektro-Plattform in vielerlei Hinsicht nutzen, zum Beispiel bei Package und Raumangebot. Gleichzeitig biete die Architektur bei Radstand, Spurweite und Bodenfreiheit so viel Spielraum, dass unterschiedliche Modelle in verschiedenen Segmenten darauf realisiert werden können. Zugleich erlaube diese Flexibilität, „dass Porsche-Modelle weiterhin ihren starken, eigenständigen Charakter haben“.
Der neue elektrische Macan bietet laut Porsche mit seiner 800-Volt-Architektur, leistungsstarken Elektromotoren der neuesten Generation und einem modernen Batterie- und Lademanagement die für die Marke typische „E-Performance“. Die neue Generation solle das sportlichste Modell in seinem Segment werden. „Neben reproduzierbaren Best-in-Class-Fahrleistungswerten gehören eine langstreckentaugliche Reichweite und hochleistungsfähiges Schnellladen zu den Entwicklungszielen.“
Für ein „sportlich-dynamisches“ Fahrgefühl setzen die Entwickler in den Top-Versionen auf eine elektronisch geregelte Quersperre und den sogenannten Performance-Hinterwagen. Hinzu kommt eine leistungsstarke E-Maschine, die hinter der Hinterachse platziert ist. Sie ermögliche eine heckdominante Allrad-Applikation über ein breites Spektrum hinweg, so die Entwickler. Zudem fördere sie in Verbindung mit der dynamischen Momentenverteilung des Allradantriebs eine hohe Agilität beim Herausbeschleunigen aus Kurven.
Bis zu 450 kW/612 PS und über 1000 Nm
Die PPE erlaubt laut Porsche ein breites Modellangebot mit Heck- und Allradantrieb und verschiedenen Leistungsstufen. Die Systemleistung soll zunächst einmal bis zu rund 450 kW/612 PS betragen, das maximale Drehmoment über 1000 Nm. Wie bei seinem ersten Elektroauto Taycan setzt Porsche bei der nächsten Macan-Generation auf die 800-Volt-Technologie. Diese sorge für eine hohe Dauerleistung, reduziere die Ladedauer deutlich und verringere das Gewicht sowie den benötigten Bauraum der Hochvolt-Verkabelung.
Eine weitere Parallele zu der Sportlimousine stellten die von Porsche verwendeten Permanenterregten Synchron-Elektromaschinen (PSM) mit Hairpin-Wicklung dar. Dazu das Unternehmen: „Bei dieser Konstruktion ist der Rotor des Wechselstrommotors mit Permanentmagneten bestückt. Sie erzeugen ein ständiges Magnetfeld im Motor. Im Vergleich zu Asynchronmotoren (ASM) bieten PSM höhere Leistungs- und Drehmomentdichten, einen höheren Wirkungsgrad sowie eine bessere Reproduzierbarkeit der Leistungsabgabe.“
Beim E-Macan sollen ausschließlich PSM der neuesten Generation zum Einsatz kommen. Zur Maximierung der Leistungsdichte wurde die Wassermantelkühlung im Vergleich zum Taycan optimiert. Weitere Optimierungen bei den PSM betreffen den Angaben nach beispielsweise den sogenannten Doppel-V-Blechschnitt, also die Anordnung der Magnete innerhalb der Rotoren. Zur Optimierung des Wirkungsgrads kommt als Halbleitermaterial im Pulswechselrichter (PWR) an der Hinterachse Siliziumkarbid (SiC) statt Silizium zum Einsatz. Dies reduziere die Schaltverluste im PWR erheblich und mache höhere Schaltfrequenzen möglich, so Porsche.
Alle Elektro-Macan tragen im Unterboden eine Lithium-Ionen-Batterie mit einer Gesamtkapazität von rund 100 kWh. Das Akkupaket besteht aus zwölf Modulen mit prismatischen Zellen. Das Mischungsverhältnis von Nickel, Kobalt und Mangan beträgt 8:1:1. Dank 800-Volt-Technik soll die erste PPE-Modellreihe von Porsche mit einer noch höheren Ladeleistung als den 270 kW des Taycan aufgeladen werden können. An entsprechend leistungsfähigen Schnellladestation soll sich der Ladestand der Batterie so in weniger als 25 Minuten von fünf auf 80 Prozent erhöhen lasen. Angaben zur Reichweite gibt es noch nicht.
Wenn die Säule mit 400-Volt-Technik arbeitet, wird beim Elektro-Macan erstmals das sogenannte Bank-Laden genutzt, indem vor dem eigentlichen Ladevorgang automatisch entsprechende Hochvolt-Schalter (Schütze) im Akku umgelegt werden. Dadurch wird die 800-Volt-Batterie praktisch in zwei Batterien mit je 400 Volt Nennspannung geteilt, die an einer 400-Volt-Ladesäule ohne zusätzlichen Hochvolt-Booster parallel geladen werden können. Beide Batteriehälften werden gegebenenfalls erst im Ladezustand angeglichen und dann gemeinsam geladen.
Für das Packaging der Elektronikkomponenten gibt Porsche eine Innovation an: Man habe die sogenannte Integrated Power Box zum Patent angemeldet, die neben der notwendigen Verkabelung und dem Gewicht auch die Kosten reduziert. Platzsparend vereine sie drei Bauteile: das AC-Bordladegerät, den Hochvolt-Heizer sowie den DC/DC-Wandler.
„Markentypische Fahrdynamik“
„Porsche bleibt Porsche. Das gilt bei den künftigen PPE-Modellen neben der Performance auch für ihren Anspruch an die Fahrdynamik“, versprechen die Zuffenhausener. Beim zukünftigen Kompakt-SUV verwendet Porsche je nach Modell einen sogenannten Performance-Hinterwagen. Der Elektromotor ist dabei besonders weit hinten positioniert. Das sorgt für eine leicht heckbetonte Gewichts-Balance im Verhältnis 48 zu 52 Prozent. In Verbindung mit der dynamischen Momentenverteilung des Allradantriebs sowie der Hinterachslenkung sollen die potenten E-Motoren an der Hinterachse die Agilität beim Herausbeschleunigen aus der Kurve sicherstellen.
Vorne wird der vollelektrische Macan eine komplett überarbeitete Doppelquerlenker-Achse mit aufgelösten Lenkerebenen tragen. Dazu Porsche: „Durch ihre Kinematik und Elastokinematik ermöglicht sie Verbesserungen in Ansprechverhalten, Lenkpräzision und Geradeauslauf. Die Mehrlenkerachse hinten ist über einen elastisch gelagerten Fahrschemel mit der Karosserie verbunden, während das hintere E-Antriebsaggregat über vier Punkte direkt am Aufbau befestigt ist – eine Besonderheit des Performance-Hinterwagens. Davon profitieren die Fahrdynamik mit präziser Radführung und hoher Quersteifigkeit sowie das NVH-Verhalten (NVH = Noise, Vibration, Harshness).“
Die Top-Versionen des elektrischen Macan werden serienmäßig über „Porsche Torque Vectoring Plus“ verfügen – eine elektronisch geregelte Quersperre an der Hinterachse. „Ihre Regelstrategie ist abhängig von der jeweiligen Fahrsituation und sorgt für mehr Traktion, Fahrstabilität und Querdynamik. Einlenkverhalten und Lenkpräzision werden durch fahrdynamische Bremseingriffe an der Hinterachse gezielt unterstützt“, erklären die Entwickler.
Porsche Traction Management nutzt Vorteile des E-Antriebs
Das Porsche Traction Management (PTM) nutze die konzeptionellen Vorteile des vollelektrischen Antriebs, so Porsche weiter. Analog dem Taycan werde der vollelektrische Macan über ein Allrad-Konzept mit je einer Elektromaschine pro Achse verfügen. Die beiden E-Motoren ermöglichten eine schnelle und präzise Allradregelung und eine voll variable und – abhängig vom gewählten Fahrprogramm und von der jeweiligen Fahrsituation – bedarfsgerechte Momentenverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse.
Davon wiederum profitiere einerseits die Lenkfähigkeit und die Seitenführung der Vorderachse und anderseits die Traktion als Grundlage für das Porsche-typisch vorhersehbare Fahrverhalten bei hoher Agilität. Auch abseits befestigter Straßen profitiere der Macan von der optimierten Allradverteilung des elektronisch geregelten Allradantriebs. Zugleich ermögliche dieses Packaging erstmals auch beim Macan den Einbau einer Hinterachslenkung.
Die elektronische Dämpferregelung PASM (Porsche Active Suspension Management) ist beim vollelektrischen Macan mit der Luftfederung kombiniert, lässt sich aber auch bei der Stahlfederung ergänzen. Das System reagiert auf dem Zustand der Fahrbahn, aber auch auf Fahrgeschwindigkeit, Längs- und Querbeschleunigung, Gaspedalmodulation, Lenkverhalten und die Niveaulage des Fahrzeugs.
Neu im PASM des zukünftigen Macan werden die Zweiventil-Dämpfer sein. Sie bieten laut Porsche zum einen mehr Performance durch eine deutlich größere Spreizung des Dämpferkennfelds. Zum anderen lassen sich Zweiventil-Dämpfer unabhängig voneinander abstimmen, was den Komfort merklich erhöhen soll. „Durch diese Vielseitigkeit werden die Unterschiede zwischen den Fahrprogrammen noch besser erlebbar. So erhält jedes einzelne Fahrprogramm beim künftigen Macan eine eigene Niveaulage“, heißt es. Abhängig von der Geschwindigkeit kann die Karosserie in Verbindung mit der Luftfederung zudem abgesenkt werden, was über die dann verbesserte Aerodynamik der Reichweite zugutekommen soll.
Kokopelli meint
Das Konzept und die Technik klingt für mich wirklich vielversprechend. Wenn dann noch die Software vernünftig wird, dann könnte das ein wirklich gutes und interessantes Auto werden.
Tim Schnabel meint
Da hat ecomento ja schön das Werbeheftchen abgedruckt.
(Nix gegen den Porsche) wenn ich Prospekte lesen will dann geh ich direkt auf Porsche .de
Rüdiger Maiwald meint
state of the art
Klaus Schürmann meint
„State of …“ für welche Kundschaft ? Mit welcher Stückzahl wird dieses phantastische Technikmonster die Elektromobilität voran bringen ?
Rüdiger Maiwald meint
Für die Macan Kunden und solche die es werden wollen. Es werden immerhin 80.000 Macan pro Jahr verkauft.
Caber meint
Overengineering
Mäx meint
Wieso?
ambiboss meint
Eigentlich gerade das Gegenteil von Over-Engineering, gut gedachtes Integrieren von Funktionen in wenigeren Geräten. Das geht und macht auch Mega Sinn um die Kosten und di Gleichteilstrategie im Griff zu kriegen, bzw. zu halten. Mich würde es nicht wundern, wenn der Nachfolger vom MEB auch viel von der Architektur übernehmen wird.
THeRacer meint
… klingt alles chic. Kann er denn als modernes BEV auch V2LHG … ???
hghildeb meint
Innerhalb des VW-Konzerns ist ja V2H via DC als Thema gesetzt und ich würde behaupten, das wird auch hier nicht an der Fahrzeughardware scheitern. Eher an so Dingen wie fehlender Wallboxhardware, fehlenden Regulierungsvorgaben und fehlendem Einverständnis der Stromnetzbetreiber.
THeRacer meint
… dann wäre es ja easy, wenn er denn als „Stadt- u. Kulturlandschaftsgeländewagen“ wenigstens V2L mit der Extraoption V2x drauf hätte. Für mich ein entscheidendes Kaufkriterium. Ohne das kein neues Auto mehr.