Ford-Chef Jim Farley ist nicht zufrieden mit der wirtschaftlichen Leistung seines Unternehmens. Er will die Elektroauto-Offensive des Traditionsherstellers dazu nutzen, das Unternehmen effizienter und lukrativer aufzustellen. Dazu hat er Maßnahmen identifiziert, um bei Elektrofahrzeugen der nächsten Generation ab der Mitte des Jahrzehnts Margen von acht Prozent zu erreichen.
Den Gesamtkostennachteil gegenüber Wettbewerbern beziffert Farley mit bis zu acht Milliarden Dollar. Bis das ausgeglichen ist, wird es seiner Einschätzung nach mit den geplanten neuen Maßnahmen einige Jahre dauern.
Laut Finanzvorstand John Lawler kann Ford alleine in diesem Jahr bis zu 2,5 Milliarden Dollar durch ein besseres Management der Produktionspläne und einen Rückgang der Rohstoffpreise einsparen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Langfristig wolle der Konzern nach Angaben von Farley unter anderem die Lagerbestände der Händler reduzieren und verstärkt auf Onlinevertrieb setzen.
Ford habe die Designs seiner neuen Elektrofahrzeuge festgelegt und strebe an, die Kosten für Batteriezellen durch den Umstieg auf Lithium-Eisen-Phosphat-Chemie (LFP) auf weniger als 70 Dollar pro Kilowattstunde zu senken. Um die Rentabilität seiner E-Fahrzeuge der zweiten Generation zu steigern, wolle das Unternehmen zudem nach dem Vorbild von E-Auto-Branchenprimus Tesla auf große Unterbodengussteile umsteigen.
Weitere Vorteile sollen durch die Einführung effizienterer Batterie-Chemien und kleinere Batteriegrößen sowie aerodynamischere Fahrzeugdesigns erzielt werden. Letzteres sei auch ein Grund für den Einstieg von Ford in die Formel 1 im Jahr 2026, erklärte Farley. Wenn man ein Elektroauto aerodynamischer macht, könne man „Tausende von Dollar an Batteriekosten sparen“.
Ford kämpfe noch mit festgefahrenen Denkweisen in Design und Technik, so der CEO. Das sei einer der Gründe, warum er die separate Organisation Ford Model E gegründet hat, um die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb der zukünftigen Elektrofahrzeuge des Automobilherstellers voranzutreiben.
Ford hat kürzlich verkündet, in Europa in den kommenden drei Jahren rund 3800 Stellen abzubauen, vor allem im Bereich der Produktentwicklung. Als Grund gab das Unternehmen den Übergang zu rein elektrischen Antrieben und die damit verbundene reduzierte Fahrzeugkomplexität an.
South meint
Ist doch mal ein schönes Ziel. Im Verteidigungsbereich gabs auch mal die Devise einfach die Kosten und dann den Gewinn drauf. Passt. Im Ernst. Klar. Viele Autohersteller werden optimieren, ja müssen; ob das Geld aber als Gewinn oder gar ein Verlust verbleibt hängt nicht nur von den Kosten, sondern maßgeblich vom Wettbewerb und der Preissensitivität der Verbraucher ab. Kurzfristig verzeiht der Markt/die Kunden mal ein kleine Delle, aber langfristig gehts ans eingemachte … wer kennt heute noch Borgward…der schleichende Niedergang von Opel ….
Thomas_aus_Marl meint
Die Margensteigerung beruht zum einen auf den hohen Preisen der großen, exklusiv ausgestatteten Elektroautos bei gleichzeitigem Verzicht auf die Produktion kleinerer preisgünstiger Modelle, an denen nicht so viel zu verdienen ist.
Zum anderen beruht die höhere Marge auf dem geringeren Personalbedarf beim Bau von Elektroautos, der nicht nur zu weniger Lohnkosten, sondern auch zu immensen Einsparungen beim Anteil des Arbeitgebers an den Sozialabgaben führt.
Der aktuell angekündigte Abbau von 2300 Mitarbeitern bedeutet für den Staat, sprich für uns alle als Steuerzahler, dass wir für die wegbrechenden Zahlungen von Ford in die Rentenversicherung, die Kranken- und die Pflegeversicherung aufkommen müssen, um so dem Unternehmen seine supergute Marge zu finanzieren.
Ich sehe für diese Flucht eines Arbeitgebers aus seiner sozialen Verantwortung nur eine einzige mögliche Gegenmaßnahme.
Die Gewinne, besser gesagt die Übergewinne, die von Aktiengesellschaften wie Ford, auf Kosten der Allgemeinheit realisiert werden, müssen sozialversicherungspflichtig gemacht werden.
Sozialabgaben auf Dividendenzahlungen zu erheben, wäre ein gangbarer Weg, der sich angesichts einer solchen Firmenpolitik, die zu einer Verschärfung der Probleme für die Rentenkasse führen muss, geradezu aufdrängt.
Und das betrifft beileibe nicht nur Ford. Auch Audi hat unlängst sinkende Kosten in einer Größenordnung von 50 Prozent publik gemacht…
Kokopelli meint
Nette Ausführung. Aber bei einem Autobauer wie Ford, der aktuell eine Nettomarge von -1,91% aufweist und damit einen negativen Free Cash Flow in 2022 aufweist, von Übergewinn zu sprechen, ist mit Verlaub etwas seltsam. Da ist nichts mit Gewinn, sondern das geht an die Substanz.
Der Hersteller kann nicht einfach so weiter machen wie bisher und muss sich umstrukturieren. Ansonsten gehen die vielen anderen Arbeitsplätze die Ford stellt (allein in D sind es 19.000) auch verloren. Weltweit sind es 183.000 Mitarbeiter.
Wer definiert eigentlich Gewinn und „Übergewinn“? Im übrigen, ist Gewinn in einem Unternehmen mit Sitz in Deutschland übrigens bereits großzügig versteuert worden und trägt damit massiv zur Staatsfinanzierung bei.
Kokopelli meint
Schöne Ausführung… Aber bei einem Hersteller wie Ford von einer superguten Marge zu sorechen ist etwas seltsam, denn diese liegt bei -1,91 % und damit hat das Unternehmen auch einen negativen Cashflow in 2022.
Das Unternehmen hat eine Verantwortung für 181.000 Mitarbeiter und kann nicht einfach so weiter machen wie bisher. Die Margen waren auch in den letzten Jahren mehr als dürftig und er muss sich umstrukturieren.
Übrigens wird der Gewinn von Unternehmen mit dem Sitz in Deutschlang sehr üppig besteuert und trägt massiv zur Staatsfinanzierung bei.
Wer definiert eigentlich den Gewinn den ein Unternehmen erzielen darf und den „Übergewinn“? Der Sozialist?
alupo meint
Ich glaube, er hat einfach die Begriffe „Gewinne“ und „Verluste‘ verwechselt.
Sei bitte nicht so streng mit ihm, das kann schon mal vorkommen ;-).
Dennoch ist Deine Richtigstellung sehr wichtig, danke dafür. Ansonsten gibt es sicher Leute die das geglaubt hätten.
Cadrick Bauer meint
„Wenn man ein Elektroauto aerodynamischer macht, könne man „Tausende von Dollar an Batteriekosten sparen“.“
Oha.
Also da muss man erstmal drauf kommen.
E-Aficionado meint
Ist FORD.
Da sind derlei Erkenntnisse keine Selbstverständlichkeit.
Mike meint
Einfach mal Fahrzeuge entwickeln, wo der Nutzen für den Kunden im Vordergrund steht (z.B. Langlebigkeit, lebenslange Softwareupdates, günstige Reparierbarkeit, …). Dann erhöht sich auch die Marge automatisch, weil Kunden bereit sind, mehr Geld dafür auszugeben.
Ben meint
Und da greift wieder der Grundsatz, was lang hält bringt kein Geld, wenn man nen Golf mit ner Lebensdauer von 1Mio. km baut und quasi nix für Wartung/Ersatzteile bezahlt werden keine Autos mehr in Masse produziert und somit teuer.
Powerwall Thorsten meint
Jim Farley ist der einzige CEO der großen OEMs, der öffentlich zugibt, dass Tesla der Branchen-Primus ist.
Bei einer Befragung von Ford haben wohl 92 % der Befragten die Meinung vertreten, dass Ford nicht so schnell „cost competitive”mit Tesla sein wird – und Jim Farley hat gesagt, dass er sich diesen 92 % auch anschließen würde.
Den CEOs der anderen OEMs ist das natürlich auch bewusst, aber sie verstecken sich lieber hinter Aussagen, wie jüngst Hyundai oder Stellantis:
„das man mit den Preisen nicht nach unten kann, um die Kundeninteressen zu schützen“
Das ist ganz bestimmt der wahre Grund ;-)
Andi EE meint
„Jim Farley ist der einzige CEO der großen OEMs, der öffentlich zugibt, dass Tesla der Branchen-Primus ist.“
Diess hat es ja auch zugegeben … und ist jetzt nicht mehr CEO von VW. Du siehst Ehrlichkeit zahlt sich aus. 😉
Ich weiss nicht ob das so klug ist, die Käufer von OEM-Marken wollen das nicht hören, das siehst du ja hier im Forum. Ich glaub, das kann tatsächlich dem Verkauf schaden. Das „aufgeholt“ Image muss man ruterbeten, egal ob das stimmt oder nicht. Schlussendlich muss er Werbung in eigener Sache machen.
Ford ist in den USA auch unter Druck durch populäre Video-Kanäle wie der von Munro. Die nehmen ja alle Teile dieser Autos auseinander und vergleichen 1:1 die Konstruktionen (vs Tesla). Und das war nicht immer schön für Ford. Deshalb fällt das Lügen auch etwas schwerer als hier in Europa. Hier ist die Presse noch so eindeutig pro arrivierte Hersteller. Ich hab auch das Gefühl, dass in Europa die Produktion, Marge und Aktien (Teil der Altersvorsorge) halt kein Thema ist.
LOL meint
Ich will Gehalt steigern und Arbeitszeit reduzieren …
Futureman meint
Da müssen andere Hersteller ihre Preise aber noch ganz schön senken, um auch auf nur 8% Marge zu kommen.
Schwierige Zeiten für Ford
DerMond meint
Hoffentlich vergisst Ford nicht die Preise zu senken falls sie auf mehr als 8% kommen sollten.
LOL meint
keine angst, so schnell wird es nicht gelingen auf 8% zu kommen ;-)
LOL meint
ach du die sind alle so schlau, hab mir letztens auch sagen lassen, dass die Marge am Ende nicht so hoch sein wird bei DEM anderen Hersteller, da die ja nicht wissen wie man Autos baut, also richtige Autos, du weis schon …
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
„Langfristig wolle der Konzern nach Angaben von Farley unter anderem die Lagerbestände der Händler reduzieren und verstärkt auf Onlinevertrieb setzen.“
„Um die Rentabilität seiner E-Fahrzeuge der zweiten Generation zu steigern, wolle das Unternehmen zudem nach dem Vorbild von E-Auto-Branchenprimus Tesla auf große Unterbodengussteile umsteigen.“
Oje, wenn das der David liest, da fängt sein Tag ganz mies an; und dann noch die nordwärts gedrehten Börsenwerte von Tesla …
Ben meint
Entfernt. Bitte verfassen Sie konstruktive Kommentare. Danke, die Redaktion.