Die Zahl der Ladepunkte für Elektrofahrzeuge in Deutschland ist laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im vergangenen Jahr um 35 Prozent gestiegen. Es liege damit eine Steigerungsrate über der vor, die notwendig sei, um mit der Einführung von batteriebetriebenen Fahrzeugen hierzulande Schritt zu halten.
Nach Berechnungen des BDEW übersteigt der Ausbau der von der öffentlichen Hand und von privaten Unternehmen zur Verfügung gestellten Ladeinfrastruktur den Bedarf, um der bisherigen Zunahme der E-Fahrzeuge gerecht zu werden, um 20 Prozent.
Von der neuen Gesamtzahl von 80.541 sei die Zahl der besonders schnellen Ladepunkte mit mehr als 150 Kilowatt Leistung im Vergleich zum Vorjahr um 83 Prozent auf 7037 gestiegen. Die Zahl der Schnellladepunkte, die Gleichstrom (DC) mit einer Leistung zwischen 22 und 149 kW liefern, sei um 15 Prozent auf 6216 Einheiten gewachsen. Die Zahl der mit Wechselstrom (AC) betriebenen Normalladepunkte mit 11 bis 22 kW für die private und halböffentliche Nutzung stieg der Auswertung zufolge um 34 Prozent auf 67.288 Einheiten.
Seit 2019 hat sich die Ladeleistung bei Fahrzeugen und Ladesäulen laut dem BDEW verdreifacht. Damit könnten pro Tag deutlich mehr Fahrzeuge an einer Ladesäule laden. „Dieser enorme technologische Leistungssprung führt dazu, dass das Ziel einer Million Ladepunkte technisch überholt ist“, so die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung Kerstin Andreae. „Heute ist nicht die Anzahl, sondern die installierte Ladeleistung relevant. Jedem ist klar: Wenn ich in meinem Portemonnaie nur die Münzen zähle, weiß ich auch nicht, ob ich mir davon ein Brötchen kaufen kann. So ähnlich ist es auch bei den Ladesäulen: Es kommt vor allem auf ihre Leistung an, und nicht nur auf ihre Anzahl.“
Der neue „Elektromobilitätsmonitor“ des Branchenverbands macht laut dem BDEW deutlich, dass die Förderprogramme des Bundes helfen können, sie seien aber keineswegs allein Treiber des Ladesäulenausbaus. Die meisten Unternehmen verzichteten sogar auf die Förderung, da sie mit zu viel Bürokratie verbunden sei. Der Ausbau laufe heute vor allem wettbewerbsgetrieben.
Sig meint
Steckdose an jeden 3. Parkplatz.
Netzdienlich mit Rundsteuersignal.
so würde es wohl Heinrich Hertz, Robert Bosch und Werner Siemens machen.
David meint
Hier sollte entlang der Autobahnen sicher noch was gemacht werden. Da sind an frequentierten Routen zu wenige Stalls und an wenig frequentierten Routen zu wenige Angebote. Ansonsten wird sich das bei Gewerbetreibenden regeln. Je nach Verweildauer werden Supermärkte, Fitnesscenter, Stadien, Hallen und Arenen sowie Parks passende HPC-Angebote bereitstellen. Das wird sich einschaukeln.
In den Städten muss man dafür sorgen, dass zentrale Parkplätze/Parkhäuser ausgestattet sind. Ansonsten muss der private Parkraum konsequent erschlossen werden. Da sind die Eigentümer von Mehrfamilienhäusern gefragt. Das ist bisher das düsterste Kapitel.
eBiker meint
Mehrfamilienhäuser in den Städten haben aber oft dass Problem, dass sie wenige bis gar keine eigenen Stellflächen haben.
MichaelEV meint
Und auch wenn sie das haben (ist bei neueren wohl eher die Regel als die Ausnahme) ist dieser Weg einfach total ineffizient.
Wie sollte dafür überhaupt die Umsetzung aussehen? Wird dann für jeden Interessenten einzeln die Lademöglichkeit installiert? Einmal für alle installieren und dann evtl. jahrelang ungenutzt herumstehen lassen ist wohl der Weg, der überhaupt nicht in Frage käme.
Und für alle schon die Vorbereitung treffen, die Verkabelung bis zu den Stellplätzen legen ist auch schwierig. Wer will als Mieter dafür schon in den nächsten Jahren die Kosten tragen ohne einen Nutzen davon zu haben.
Und wie lange würde die ganze Maßnahme dauern, was kann der Vermieter als Mietausfall einrechnen und wie lange dürfen sich die Mieter ohne Stellplatz herumplagen? Und die Elektriker kann man anderweitig momentan sicher viel besser gebrauchen.
Kann nachvollziehen, dass die Eigentümer diese Büchse nicht öffnen wollen. Vor allem kann man kaum voraussehen, wie sich die Wettbewerbssituation entwickeln wird. Wenn der Supermarkt nebenan das Produkt viel den halben Preis anbietet, war alles für die Katz.
M. meint
Wenn es wohnortnahe Lademöglichkeiten gäbe, wäre das sicher eine Entlastung.
Bei mir wäre es das nicht, da sind allenfalls die Stadtwerke mit 2x 22kW noch in vertretbarer Reichweite. Der nächste Laden ist gute 15 Minuten Fußweg entfernt. Wenn man eh einkaufen muss, gar kein Problem, aber dort zum Laden stehen lassen und wieder nach Hause, dann später wieder hin – das kann man mal machen, keine Frage. Aber als Routinelösung taugt das nicht. Damit überzeugst du niemanden davon, ein BEV zu kaufen. Zumal es ja bewiesen ist, dass „maximal viel Energie in kürzest möglicher Zeit in die Zelle zu pressen“ durchaus mal gemacht werden kann, aber nicht als Standardmodell, wenn man die Batterie so lange wie möglich nutzen will.
MichaelEV meint
Wir brauchen jetzt keine Lösung für 100%, es wird bisher nur einem kleinen Teil des Bestands ein BEV angeboten, nur für diesen Teil muss die Lösung passen.
Wer Zuhause laden kann, hat sowieso die Lösung. Wer HPCs am Supermarkt oder anderen regelmäßig frequentierten Orten (wo auch immer man sich in der Freizeit aufhält, z.B. Fitnessstudio etc.) hat, hat die Lösung. Dafür muss man auch nicht nach Hause laufen, weil man sich an diesen Orten sowieso lang genug aufhält.
Wenn man sich in Zukunft von dem Gedanken „am Limit laden“ verabschiedet, ist die Belastung nicht mehr so groß. Ich wette 20% Abstand vom Limit bewirken bereits Wunder.
Wie würden sie als Vermieter der Stellplätze denn sowas umsetzen? Aufs Ganzen und alles mit Lademöglichkeiten umrüsten? Wie bekommen sie ihre Kosten kompensiert, was müssten die Mieter dafür zahlen? Ist das in Zukunft sicher konkurrenzfähig im Vergleich mit anderen Angeboten?
Helmut Randoll meint
Wichtig wäre auch, dass die installierte Ladeleistung von den Fahrzeugen genutzt werden kann. Überall gibt es öffentliche 22kW AC-Ladestationen, aber die allermeisten Autos nutzen lediglich 11kW, also nur die Hälfte. D.h. die Autoindustrie selbst verantwortet, dass nur die Hälfte der verfügbaren Ladeleistung genutzt wird. Es wird Zeit, dass sie 22kW OBC verbaut.
MichaelEV meint
Ein 22 kW Charger kostet wohl auch mehr. Bei Audi hatte ich gerade einen Aufpreis von 1600 € gefunden.
Frage: Wie viele Kunden würden freiwillig zu dieser Option greifen, wenn es diese geben würde, insbesondere bei günstigeren Fahrzeugen? Ich wette kaum jemand. Zuhause oder in der Arbeit braucht es solche Ladeleistungen nicht. Und an öffentlicher Ladeinfrastruktur spielt immer mehr DC die Musik.
Statt mehr AC-Leistung wird es langfristig in die andere Richtung gehen, vielleicht irgendwann wieder nur 1-Phasig bzw. irgendwann ist der AC-Charger vollkommen weg.
Tim Leiser meint
Also manchmal würde ich mir das bei meinem Tesla schon wünschen. Gerade auf Wanderparkplätzen im Urlaub kann man gemütlich 2 Stunden laufen ohne Strafgebühren zu zahlen und hat dennoch über 200 km nachgelassen. Aber im Prinzip gebe ich dir recht. Zu Hause lade ich meistens Mit drei bis 6 KW über die PV. Wenn ich am nächsten Morgen längere reisevorhabe, dann lade ich über Nacht so langsam wie möglich. Meistens sind es um die drei KW.
Tim Leiser meint
*nachgeladen
MichaelEV meint
Wünschen kann man sich vieles. Bei der Umsetzung löst sich dann vieles davon in Luft auf. Wie häufig hätten sie einen Benefit durch die 22 kW und was steht unterm Strich, wenn sie diese Anzahl durch den Aufpreis des 22 kW Chargers teilen? Ich wette ein grauenhaftes Ergebnis…
MichaelEV meint
Und wenn es genug Nachfrage geben würde, könnte man auch DC-Lademöglichkeiten auf den Wanderparkplätzen aufstellen. Dann hätten sie nach 2 Stunden auch ein komplett volles Auto.
Aber so ein Szenario hat sicher eine so zyklische Nachfrage, dass sich Ladeinfrastruktur per se dort nicht lohnen wird.
Tim Leiser meint
Alles gut! Ich gebe Ihnen ja auch im Prinzip recht. Aber definitiv gibt es einen Use Case. Mein Kumpel zum Beispiel wohnt in der Innenstadt in einer Wohnung. Er geht aber regelmäßig joggen. Für ihn wäre es dann perfekt bei der Gelegenheit das Auto zu laden. Meistens sind diese Station ja auch billiger.
Tim Leiser meint
Und der hohe Aufpreis kommt sicherlich auch dadurch zu Stande, weil der Benefit für viele Leute groß ist. Ich bin mir relativ sicher, dass die Kosten für den Hersteller weit unter 1600 € liegen.
MichaelEV meint
Warum sollte so eine Station denn billig sein? Die Orte sind meistens eher nicht erschlossen (das muss also erst kostenintensiv nachgeholt werden), haben eine sehr zyklische Nachfrage, stehen damit auch sehr häufig leer. Im Endeffekt müssten sie teuer sein, was aber wiederum keiner zahlen würde, weil es das kaum einem wert ist.
Keine Ahnung, was die Hardware tatsächlich kostet. Zum Selbstkostenpreis wird das aber sowieso keiner hergeben.
Bei VW hab ich als Ersatzteilpreis für den 11kW Charger ca. 1500€ gefunden.
Auch hier wird man sich irgendwann die Frage stellen, ob sich der AC Charger wirklich rechtfertigt. Ca. 1500€ für eine Komponente, die immer mehr, die DC-Lader im Alltag nutzen, kaum nutzen, die zum Gewicht beiträgt und damit nach und nach obsolet wird.
Tim Leiser meint
Es geht ja im ursprünglichen Beitrag darum, dass die bisherigen Stationen das können. Ich kann mir schon vorstellen, dass die DC-Stationen langfristig verschwinden. Aber das wird dann passieren (und auch sinnvoll sein) wenn die Masse der Autos wirklich schnell laden kann, damit man eben während des Einkaufs genug Reichweite bis zum nächsten Einkauf bekommt. Ich bleibe dabei. 22kw sind zum jetzigen Zeitpunkt ein Zugewinn. Mir persönlich wäre es keine 500,-€ wert, sondern ein nice to have. Aber ich denke, es gibt genug Fälle, da macht es Sinn. Würde die Option niemand wollen, wäre sie auch nicht konfigurierbar.
Tim Leiser meint
*ac Stationen langfristig verschwinden
MichaelEV meint
Da sind eher die 22 kW Ladepunkte Fehl am Platz. Es kann ja doch nicht Ziel sein, dass die Fahrzeuge sich nach der Ladeinfrastruktur ausrichten, sondern die Ladeinfrastruktur muss sich nach den Fahrzeugen richten. Behauptet ja keiner, dass es keine Fahrzeuge < 350 kW DC Ladeleistung geben dürfe, nur weil es solche HPCs gibt.
Auf jeden Fall können wir froh sein, dass die Hersteller keine 22 kW in die Serie packen, egal ob es 500 oder 1600 € zusätzlich kostet. Und so groß kann der Wunsch danach nicht sein, weil in den meisten Fahrzeugen lassen sich ja gerade keine 22 kW konfigurieren.
"dass die DC-Stationen langfristig verschwinden"
Da hab ich schon ne Sekunden einen Schock bekommen;-)
M. meint
Bei BMW i7 ist es Serie, beim iX weiß ich es gerade nicht. Aber das sind ja auch riesige Batterien, in Autos, die insgesamt eine höhere Tageslaufleistung haben könnten.
Der Otto Normalfahrer mit seinen 50 km am Tag lädt die dann entweder in 1 Std. oder 30 Minuten nach – weiß nicht, bei wie vielen das Relevanz hätte.
Mir würden 11 kW vollkommen reichen, und in der Firma auch 3,7 kW. Da könnte ich über ~ 2- 3 Arbeitstage die Batterie komplett laden. Mehr bräuchte ich dort nicht.
(Hab ich aber nicht)
McGybrush meint
Stehen die 20% zu viel auch an der richtigen Stelle? Ist ja schön das ich Problemlos in den Urlaub Reisen kann aber mein Alltag zur Miete keinem Verbrennerfahrer schönreden kann wenn die Ladesäulen ganz woanders stehen als in der nähe meiner Wohnung.
Ich kann 3 Städte in meiner Heimat aufzählen wo ich kein eAuto kaufen würde wenn ich da wohnen würde. Bzw nicht zufällig neben den 2 einzigen Ladesäulen in der Innen Stadt.
Es muss in Wohngegenden noch einiges gemacht werden. Langstrecke funktioniert super. Aber das brauch ich nur 4x pro Jahr. Dann bleiben noch 49 Wochen Alltag.
Stefan meint
Die wenig benutzten / 20% zu viel werden wohl eher auf dem Land stehen – in kleineren Orten.
MichaelEV meint
Ich würde den Spieß einmal umdrehen: Nicht die, die ein BEV wollen, müssen eine Lademöglichkeit vor die Tür gestellt bekommen. Es entstehen viele HPCs an Supermärkten und anderen relevanten Orten, die eine hohe Reichweite haben. Und zeitgleich gibt es weiterhin ein stark eingeschränktes Angebot.
Lösung: Die, die ein BEV wollen und deren Alltag durch die bestehende Infrastruktur abgedeckt ist, kaufen sich ein BEV. Und alle anderen warten noch etwas. Aktuell passiert besonders viel in der Fläche, so dass viele auch nicht lange warten werden.
M. meint
Bei unserem Aldi gibt’s zwei 22 kW Lader.
Letzt hing ein Model 3 dran und hat gemütlich mit 11 kW genuckelt. Lt. Display seit 1:45 Std.
Da niemand mit 3 Einkaufswagen im Laden war, war er vermutlich nicht zum Einkaufen dort. ;-)
(Preis war übrigens 31 ct., von wegen ‚Strom kostet bald einen Euro‘)
MichaelEV meint
Solche Probleme wird man mit AC immer haben. Wenn jemand die eine Lademöglichkeit im Wohngebiet den ganzen Tag nutzt, um voll zu laden, ist daran nichts verwerflich, aber alle anderen schauen in der Zwischenzeit aber in die Röhre.
Aldi installiert ja jetzt meistens Alpitronics, da kommt wesentlich mehr Nutzen zu Stande.
Sig meint
was wäre die Lösung?
7 x 3kW Steckdosen.
eBiker meint
Gibts keine HPCs bei dir an nem Supermarkt?
Also bei uns hier sind da letztes Jahr einige aufgebaut worden.
Dann brauchts keinen Schnarchlader neben der Haustüre (wo men eventuell sogar umparken muss).
Ach welche 3 Städte sind denn das?
M. meint
Also, bei uns sind noch keine HPC installiert, von denen ich wüsste, aber ich guck die Tage nochmal nach.
Ich ziehe trotzdem die Wallbox in der Garage vor. Wenn mir es eine Reise durch die Stadt erspart und die Wartezeit beim Laden, parke ich dann auch gerne um. ;-)
eBiker meint
Ich frage mich was die da Auswerten.
Wenn ich bei GE die Schuko abziehe komme ich auf knapp 90K Ladepunkte.
Auch sind da keine privaten Ladepunkte drin – naja …