Seit August 2022 kommen mit einiger Verspätung die ersten Exemplare des Mini-Elektroautos Microlino zu Kunden im Heimatmarkt Schweiz. Die Produktion soll nun weiter hochgefahren werden und bald auch Fahrzeuge unter anderem in Deutschland ausgeliefert werden. Merlin Ouboter, Co-Gründer von Microlino, äußerte sich im Gespräch mit handelszeitung.ch zum aktuellen Stand des Projekts.
Die ersten 250 Fahrzeuge seien an Kunden übergeben worden, hauptsächlich in der Schweiz, berichtete Ouboter. Seit wenigen Tagen würden auch in Belgien die ersten Fahrzeuge ausgeliefert, „und wir starten in Kürze auch in Deutschland“. Schritt für Schritt sollen weitere Märkte in Europa folgen, dem aktuellen Fokus des Unternehmens.
Die überwiegende Mehrheit der Käufer ersetzten mit dem Microlino ihren Zweit- oder Drittwagen für den Stadtverkehr, sagte Ouboter. Viele verkauften ihr Fahrzeug mit einem Verbrennermotor, um es mit einem umweltfreundlichen Gefährt zu ersetzen. Im Vergleich zu einem durchschnittlichen Auto verbrauche der Microlino 60 Prozent weniger CO₂ im Betrieb und bei der Produktion des Fahrzeugs. Hauptursache sei die kleinere Batterie und das geringe Gewicht.
Die grösste Herausforderung sei aktuell „ganz klar die Ausweitung der Produktion“. Nachfrage nach dem Microlino gebe es genug, es müssten aber die Stückzahlen weiter hochgefahren werden. Im Moment produziere man zehn Fahrzeuge pro Tag und plane eine Erhöhung auf 20 bis 25 Einheiten im dritten Quartal dieses Jahres.
Insgesamt sollen dieses Jahr etwa 4500 Microlino hergestellt werden. 2024 sollen dann bereits 10.000 bis 12.000 Stück die Hallen in Italien verlassen. Die Schweizer Unternehmerfamilie Ouboter hat den Microlino mit dem Partner Cecomp in Turin entwickelt. Dort steht auch die Produktionsgesellschaft, an der Cecomp als Minderheitsaktionär beteiligt ist.
In vier bis fünf Jahren wird der Markt nach Ansicht von Merlin Ouboter so groß sein, dass 40.000 bis 50.000 Fahrzeuge pro Jahr möglich sein sollten. Microlino gehöre noch zu 100 Prozent der Familie. Es sei nicht ausgeschlossen, dass künftig Investoren dazukommen, um noch schneller wachsen zu können. Im Moment sei man aber „absolut zufrieden“.
Auf das bisherige Gesamtinvestment angesprochen, sagte Ouboter, dass das Projekt sehr effizient vorangetrieben worden sei. Ein ähnliches Fahrzeug im gleichen Segment von Renault, der Twizy, habe angeblich über 100 Millionen Franken (ca. 102 Mio. Euro) gekostet. „Da liegen wir weit darunter. Schon ein zweistelliger Millionenbetrag, aber eben ein niedriger.“ Das Geld fließe hauptsächlich in die Industrialisierung der Produktion. Das Projekt in eine effiziente Fertigung umzusetzen, bedeute ein signifikantes Investment und viel Arbeit. Die Gewinnschwelle wolle man in zwei Jahren erreichen.
Jeff Healey meint
Wer kauft so etwas für diesen Preis? Lumpige Sicherheit und wenig Platz bzw. Alltagstauglichkeit für viel zu viel Geld.
Können die Leute nicht rechnen? Oder haben die alle zu viel Geld übrig? Oder wird das Rechnen sein gelassen wegen dem Knuddel-Design? Ich verstehe die Leute einfach nicht. Und ich warte immer noch auf einen flexiblen E-Minivan mit guter Raumaufteilung und bis 20K, wahrscheinlich bis zum Sankt Nimmerleinstag. Geht es dem Menschen heute nur noch ums Aussehen, um den schönen Schein? Muss ich meinen Meriva A mit Autogas bis in alle Ewigkeit weiterfahren? Oder erbarmt sich irgendwann doch noch mal ein Hersteller und bringt was unprätentiöses und bezahlbares in „E“?!?
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Der Microlino wird es jedenfalls Never ever für mich, dafür ist mir mein sauer verdientes Geld einfach zu schade. Für wenige Tausender mehr könnte irgendwann mal der XBus ein Kandidat sein. Der hat zwar auch nix mit Sicherheit, bietet aber wenigstens Platz. Immerhin etwas. Time will tell.
Lorenz Müller meint
15000€, wo soll das bitte teuer sein? Keine Wartungskosten, so gut wie keine Spritkosten, somit ideal als Zweitwagen. Warum soll man mehr Geld für ein größeres Auto ausgeben wenn man das einfach nicht braucht.
Jeff Healey meint
Just heute bei ecomento erschienen:
„Microlino in Deutschland für 22.690 Euro bestellbar“
Wie kommen Sie auf 15.000,-€?
Michael meint
Freuen wir uns einfach über dieses Spielzeug, aber für die Elektromlbilität bringt es genauso viel wie irgendwelche Hypercars die in minimalen Stückzahlen gebaut werden. Für einen Ersatz für die vielen Kleinstwagen müssen wir vermutlich doch warten bis die Chinesen uns die Wuling Mini EVs schicken.
MAik Müller meint
@Michael SCHÖN zu hören das auch sie verstanden haben das die Masse auf Eautos noch Jahre WARTEN muss.
Moritz meint
Sehe ich anders. Wir ersetzen wahrscheinlich ein Fiat 500c damit. Der Microlino kostet etwa das gleiche in der Anschaffung, viel weniger im Unterhalt und die Parkplatzsuche erledigt sich damit weitestgehend. Mehr will ich nicht und mehr Auto brauche ich privat selten. Der Vorteil bei der Parkplatzsuche wiegt die Nachteile mit fehlender Klima etc. für mich mehrfach auf. Zumal: Wer braucht eine Klima in einem Fahrzeug mit Faltdach?
Für alle Strecken die darüber hinaus gehen habe ich noch einen elektrischen Dienstwagen. Ich stehe schon mit denen in Kontakt für eine Probefahrt.
OpaTesla meint
Ich hatte meinen 2018 konfiguriert und reserviert. 12.900€ mit hübscher Farbe und großer Batterie. Nachdem der Microlino jetzt 10.000€ mehr kostet, ist das Konzept komplett uninteressant geworden. Mit 15K€ wäre ich noch mitgegangen, mehr ist nicht drin. Wäre auch bei uns ein Zweitautoersatz für alle Fahrten in der Stadt gewesen.
David meint
Der Wuling ist lange da. Er heißt hier nur anders. Es gilt allerdings für ihn die goldene Regel aller kolportierten Sensationsgrundpreise in China: Chinapreis x2 plus 10.000€. Dann hast du das Auto in gescheit, gebrauchsfertig und zugelassen in Deutschland. Das heißt noch lange nicht, dass man damit auch Freude hat. Daher ist der Ansturm überschaubar.
Jeff Healey meint
Quelle bitte! Der Wuling Mini EV ist nach meinem Kenntnisstand nirgends in Europa zu kaufen. Ich war sehr interessiert an dem bisher einzigen europäisierten Derivat des Wuling Mini EV, dem Nikrob Freze aus Litauen. Leider scheint es neben Schwierigkeiten mit der Einfuhr der in China vorproduzierten Teile, Querelen innerhalb des Managements von Nikrob gegeben zu haben, und meines Wissens ist bisher nicht ein einziges Exemplar nach Westeuropa gekommen. Es gibt meines Wissens keinen einzigen Händler hier in Europa, der das Fahrzeug vertreibt, obwohl es der Nikrob Freze sogar in die Bafa-Liste der förderfähigen E-Fahrzeuge geschafft hat. Nikrob bot das Wägelchen übrigens zwischen 13.000,-€ und 17.000,-€ an, wenn ich es noch annähernd richtig in Erinnerung habe.
Fra p. meint
Es ist nicht so einfach! Hatte mit einem der söhne gesprochen und es wurde ganz klarr gesagt das sie probleme hatten partner zu finden. Da die stückzahlen unter 10k pro jahr lagen waren sie zu klein für viele automotiv lieferanten.
Man darf ihnen auch gratulieren sie haben trotz denn problemen mit bestimmten partnern wurde das fahrzeug auf den markt gebracht. Sie haben 100% das risiko getragen und als dank verurteilt man sie.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Wenn du mit deinem Geld an die Börse gehst, gehst du auch ein Risiko, es zu verlieren, ein. Meinst du, da kommt einer vorbei und sagt danke, dass du für dich dieses Risiko eingegangen bist?
EdgarW meint
Immer diese Vereinfachungen. An der Börse kannst Du dein Investment auf verschiedene Papiere oder Fonds streuen, was das Risiko eines Totalausfalls gegen Null tendieren lässt. Hier hingegen handelt es sich um ein großes Einzelinvestment mit 100% Risiko. Zzgl wahrscheinlich alles andere als geringem Arbeitsaufwand / -Zeit.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Dann mal ohne Vereinfachung: Und wer soll nach eurer Meinung jetzt „danke“ sagen?
ShullBit meint
Es gäbe Nachfrage für Millionen solcher Fahrzeuge, wenn so ein Teil denn 8000 Euro kostet. Aber Microlino ruft aktuell effektiv Preise ab 22.000 Euro auf (siehe Konfigurator). Die kleine Batterie in dem Teil kostet 1500 Euro und der Rest des Mini-Wägelchen drumherum soll 20.000 Euro kosten? Ohne Klimaanlage. Ohne ABS. Ohne Airbags. Ohne ESP. Ohne Radio/Lautsprecher. Ohne App-Anbindung. Ohne alles. Das ist völlig absurd.
Microlino ist keine Lösung für irgendwas, sondern nur ein Spielzeug für reiche Yuppies, die unbedingt dieses gnubellige Retro-Design wollen.
Anti-Brumm meint
Sehe ich auch so, allerdings darf man die Entwicklungskosten für so ein Ding auch nicht außer Acht lassen. Und die gilt es erstmal wieder herein zu holen.
Wenn das dann ordentlich skaliert, müssen die Preise (stark) runter.
Moritz meint
Für ein Kleinserienhersteller finde ich den Preis auch völlig okay! Würden die zehnmal so viel bauen würde das sicher die Hälfte kosten.
EdgarW meint
@Moritz absolut richtig, man geht von 20% Kostenreduktion bei Produktions-Verdoppelung aus, schon eine Ver-Achtfachung würde also 51% der Kosten bedeuten.
Mike meint
+1
Wobei mir ein Seat Minimo/Renault Twizzy mit seitlichen Türen lieber wäre.
elektromat meint
dann kauf dir doch einen. Was hält dich davon ab?
Swissli meint
Also im Schweiz Konfigurator geht’s preislich beim Urban ab Fr. 14’990.- los.
Klar, ist immer noch relativ viel. Andererseits gibts Leute die für ein E-Bike auch 10’000+ bezahlen.
Mittelfristig muss der Preis des Microlino schon runter. Problem in D: ein Dacia Spring wird grosszügig gefördert, ein Microlino geht leer aus.
Hans Meier meint
Die Idee der Förderung ist auch nicht die Umwelt sondern die Refinanzierung der „Forschungskosten“ der Unternehmen im Zusammenhang mit EV’s durch den Steuerzahler in der Hoffnung, später mehr Steuergelder „verdienen“ zu können.
Zum Glück bei uns kein Thema @Swissli :)
Stefan meint
Die Entwicklungskosten für ein vollwertiges Fahrzeug ähnlich zu Dacia Spring gehen aber auch in die hunderte Mio. EUR – siehe Sono
Matze meint
„ Es gäbe Nachfrage für Millionen solcher Fahrzeuge, wenn so ein Teil denn 8000 Euro kostet.“
Ich denke die Isetta/Käfer/Mini wurden irgendwann eingestellt, weil es keine millionenfache Nachfrage mehr danach gab.
Ich vermute für Fans ist das was.